36

Meine Nacht war schrecklich. Ich durfte zwar bei Ruby und mir im Zimmer schlafen, aber trotzdem ging es mir nicht gut. Ich hatte einen Albtraum nach dem anderen. Ständig wachte ich schweißgebadet auf. Es war der Horror.

Jetzt gerade saß ich mit Ruby am Küchentisch und aß mit ihr zu Mittag.
Jax betrat die Küche und lehnte sich am Kühlschrank an. "Es ist ja selbstverständlich dass du heute Abend mitkommst, oder muss ich das noch irgendwie extra sagen?"
"Nö ich komm ganz sicher nicht mit. Kai hat Geburtstag, das ist nicht meine Angelegenheit. Du als sein Bruder kannst da gerne hingehen, aber lass mich da raus."
"Ich will aber dass du mitkommst." Motzte Jax.
"Ich will ein freies Leben, juckt dich auch nicht. Also kannst du mich mal kreuzweise." Ich steckte Ruby einen Löffel mit zerkleinerten Spagetti in den Mund und fing wieder an ihn zu ignorieren. Jax sagte irgendwas aber ich hörte nicht mal ansatzweise zu.

"Sag mal hörst du mir überhaupt zu?"
"Ne, nicht wirklich." antwortete ich monoton.
Jax ging fast durch die Decke, das merkte ich sofort. Schön wenn ich ihn auch mal provozieren kann.
"Sei froh, dass ich dich nicht als Stripperin angagiere."
"Mh ist klar, würde ich auch nur einen Kerl falsch anfassen würdest du steil gehen. Du bist viel zu eifersüchtig dafür."
"Ich ficke jede die ich will. Dafür brauche ich nicht umbedingt dich."
"Schön das beruht dann auf Gegenseitigkeit." Antwortete ich patzig
"Träum weiter. Sobald dich auch nur ein Mann berührt fängst du ja gleich an zu heulen."

"Meine Fresse, geht die Scheiße wieder von vorne los?" Tom betrat genervt von unserer Streiterei die Küche.
"Wisst ihr, ich wollte mir einfach nur ein Toast machen und hab schon gar kein bock mehr. Ich fühl' mich wie eine alleinerziehende Mutter die ihre Kinder nicht unter Kontrolle hat. Ruby ist von euch Dreien noch die Erwachsenste."
"Wie sprichst du eigentlich mit mir?"
"Ja du hast es echt nicht anderes verdient. Lass Josie doch einfach mal einen Nachmittag in Ruhe."
"Nur weil sie beleidigt ist, dass ich ihre Gefühle verletzt habe? Ich kann nichts dafür, dass sie mich liebt."

Ich nahm Rubys Spagetti-Teller und bewarf Jax damit. Die ganzen Nudeln landeten auf seinem Hemd. Ruby lachte während ich am liebsten auf ihn losgehen würde.
"Ich liebe dich nicht!" Zischte ich sauer.
"Doch, ich habs sogar auf Video!" Entgegnete Jax mir. Er wischte die Nudeln ab und wollte auf mich los gehen. Tom hielt ihn auf und guckte uns an. "Bitte, komm einfach runter Jax. Du hast noch tausend andere Klamotten in deinem Schrank."

"Tom halt einfach die Klappe. Und du Püppchen mach dich bitte so langsam fertig, wir sind zu achtzehn Uhr eingeladen."
"Nein ich komm nicht mit."
"Doch kommst du, die Diskussion ist jetzt beendet. Außer du willst, dass Harry Ruby einen kleinen Besuch abstattet."
Ich zeigte ihm den Stinkefinger.
"Sobald ich die Chance bekomme steche ich dich ab."
"Hattest du gestern und genutzt hast du sie nicht wirklich. Also lüg dir selbst nichts vor."
"Ich komm ganz sicher nicht mit auf die blöde Party!" Motzte ich genervt.

Jax legte einfach so seine Arme um meinen Bauch und hob mich hoch.

"Tom pass mal bitte kurz auf Ruby auf. Josie und ich gehen jetzt duschen."
Als ich das hörte fing ich noch mehr an zu zappeln. "Ich geh sicher nicht mit dir duschen! Lass mich los Jax!"
Unbeirrt trug er mich nach oben ins Babezimmer und setzte mich auf der Badewanne ab. Schnell schloss er die Tür hinter sich ab.

Ich schnappte mir eine Shampooflasche die auf dem Badewannenrand stand und bewarf Jax damit. Sie traf ihn am Rücken.

"Du kannst doch nicht ständig Sachen nach mir werfen wenn du beleidigt bist Püppchen."
"Ich bin nicht dein Püppchen!"
"Und wie du das bist."

Ich schüttelte mit dem Kopf und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Ich werde keinen einzigen Schritt in die Dusche setzen. Schon gar nicht wenn du dabei bist. Das kannst du dir gleich wieder abschminken."
"Das sehen wir ja dann."

Jax zog sich sein Hemd aus und die Jeans gleich mit. Verständlich weil überall noch Spagetti-Reste klebten.

"Zieh deine Sachen aus oder ich reiße sie dir vom Körper."
Wieder zeigte ich ihm den Stinkefinger. Jax sollte einfach merken, dass er mit mir keinen Spaß mehr hat. Vielleicht lässt er mich dann ja endlich frei. Ich spiele ihm jetzt nicht mehr das süße, kleine Mädchen von Nebenan.

Nach meiner trotzigen Aktion ging Jax auf mich zu und packte sich meinen Halsausschnitt vom T-Shirt. Er zerriss es mühelos. Das Shirt fiel mir locker vom Körper. Schnell bedeckte ich meine Brust. Ich wurde rot. Jax hat meinen nackten Körper bestimmt schon hundert mal gesehen, aber trotzdem ist es mir unangenehm. Vielleicht nicht so sehr wie zu Anfang, aber dennoch genug damit meine Wangen erröteten.

"Kannst du deine Hose selbst ausziehen oder muss ich das auch noch für dich erledigen?"
Ich schaute wortlos zu ihm hoch.
"Kann ich nicht alleine Duschen?" Fragte ich verlegen.
Ich hasse mich dafür. Wieso kann ich ihm in solchen Situationen nicht auch einfach den Mittelfinger zeigen? Aber ich kann beim besten Willen nicht meine Hände von meiner Oberweite nehmen. Dazu war ich im Moment zu verkrampft.

"Da ist sie ja wieder. Mein süßes, schüchternes Püppchen. Ich hab dich wirklich vermisst."
"Gewöhn dich nicht daran." Antwortete ich kleinlaut.

"Also zieh ich dir deine Hose aus?" Jax wollte sich gerade bücken als ich verzweifelt aufschrie.
"Warte! Ich mach das." Mein Entführer wartete gespannt.
"Dreh dich bitte um." Piepste ich leise. So viel Hass breitete sich in meinem Körper aus. Ich wusste gar nicht, dass man sich selbst so sehr hassen kann.
Ich schäme mich für mich selber.

"Aber natürlich doch mein Schatz." Jax drehte sich um. Schnell schlüpfte ich aus der Jogginghose und rannte zügig unter die Dusche. Ich zog die Tür zu und machte das Wasser an. Es war natürlich eiskalt. Aber es temperierte sich schnell.

Die Duschtür wurde geöffnet und Jax betrat die kleine Dusche. Ouh man.

"Dreh dich um Baby, ich seife dich ein."
"Weißt du Jax, ich bin alt genug. Das kann ich prima alleine. Ich brauche deine Hilfe nicht."
"Du wirst immer meine Hilfe brauchen Püppchen." Jax grinste und starrte ungeniert auf meine Brüste. Schnell drehte ich mich um, damit er mich waschen konnte. Es war mir wirklich dermaßen unangenehm, aber bevor ich gleich noch unbeholfen auf den Knien lande, spiel ich lieber mit. Alles ist mit lieber als das.

Das alles dauerte etwas. Keiner sagte ein Wort. Das warme Wasser prasselte auf unsere Körper. Ich dachte die ganze Zeit nach. Ständig hatte ich vor Augen wie Jax die Treppe in Harrys Keller runter kam. Dieser Moment veränderte alles. Jax hat mir immer gesagt, dass er mich vor Harry beschützen wird. Ich hab ihm zwar nicht viel abgekauft, aber das war wirklich etwas wobei ich ihm vertraut habe. Wie kann man so dämlich und gutgläubig sein? Was hab ich mir überhaupt gedacht? Es ist Jax Parker, er hat mich schon so oft enttäuscht. Abgesehen von den Vergewaltigungen, Misshandlungen und Lügen. Wie kann man so scheiße dämlich sein wie ich?

"Willst du auch mal wieder raus kommen oder willst du weiter grübeln Baby?" Gedankenverloren guckte ich zu Jax der schon längst ein Handtuch um den Hüften hatte. Wie ich es hasse so in meinen Gedanken abzudriften! Das tut mir wirklich nicht gut.

Jax reichte mir ein Handtuch.

"Ich gebe dir gleich deine Klamotten. Und weil du so brav warst, darfst du dich sogar hier umziehen. Ich warte dann in meinem Zimmer auf dich."

"Mhh." Entgegnete ich nur leise. Jax erwartete wohl hoffentlich kein Danke oder so.

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