28

Vor ein paar Wochen hätte ich alles unternommen um von Jax wegzukommen. Ich hätte mir am liebsten Ruby genommen und wäre so schnell so weit gerannt wie ich nur konnte. Wirklich alles hätte ich unternommen. Doch jetzt sieht alles ganz anders aus.
Jetzt bin ich wieder an die kalte Heizung gekettet und muss erstmal damit klar kommen, einen Menschen getötet zu haben. Und egal wie sehr mich das erschreckt, aber ich hab weitaus schlimmere Sorgen. Meine kleine Tochter wird von einem gnadenlosen Psychopathen festgehalten und versteckt. Ich kann an nichts anderes denken als an Ruby.

Harry betrat das Zimmer und unterbrach meine Gedanken.

Es ist ein Tag vergangen seitdem ich Mia erschossen hab. Gestern wurde ich kurz danach Ohnmächtig. Heute morgen bin ich in Harrys Bett aufgewacht. Ich hätte mich am liebsten übergeben, denn er lag neben mir.
Nachdem ich dann den letzten Abend komplett realisiert hatte, bin ich wieder in einen Heulkrampf verfallen. Das passiert mir in letzter Zeit viel zu oft. Doch in solchen Momenten hab ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle. Er macht was er will. Harry ist leider davon wach geworden und hat mich aus dem Bett getreten. Kurz darauf hat er mich dann hier wieder angekettet und hat sich wieder verpisst.

"So mein kleiner Babycake. Nun sehen wir zu, dass du deine verdiente Strafe bekommst."
"Ich musste gestern eine Frau töten. Was willst du denn noch von mir?"
"Dass du mich mit dem nötigen Respekt ansprichst du kleine Hure. Selbst dafür bist du nämlich zu dumm."

Harry bückte sich und machte die Handschellen los. Ich verkroch mich so weit es ging in die Ecke neben dem Schrank und versuchte Harrys Griff zu entkommen. Doch er erfasste mich mit Leichtigkeit und zog mich aus meiner sicheren Ecke. Ich hatte drei Tage nichts mehr gegessen, dementsprechend schwach stand ich auch vor ihm. Ich musste mich an seinem Schrank festhalten, weil ich sonst einfach so umgekippt wäre. Dies zauberte Harry natürlich ein Lächeln auf die Lippen.

"Wie geht es Ruby?" Sofort bekam ich eine heftige Ohrfeige.
"Sprich mich mit Respekt an. Ich dachte wirklich, dass du wenigstens ein bisschen intelligent bist."
"Es tut mir leid Sir. Ich möchte nur wissen wie es meiner Tochter geht."
"Was du möchtest ist mir eigentlich so ziemlich egal. Du hast mich zu respektieren. Genau das hast du in den und letzten Tagen nicht gemacht! Du hast die wenigstens meiner Regeln befolgt. So etwas dulde ich nicht." Er schlug mich erneut ins Gesicht. Diesmal mit so einer Wucht, dass ich zu Boden fiel. Das schoss mir sofort Tränen ins Auge. Meine gesamte linke Wange pochte unaufhörlich.

"Sir ich-"

Harry juckte es nicht was ich zu sagen hatte. Ein Tritt in den Bauch folgte sofort. Er kickte mich einmal quer durch den Raum. Röchelnd versuchte ich mich aufzurichten.

"Bleib liegen Puppe." Er lief auf mich zu und packte sich meinen Haarschopf. Mit purer Gewalt hämmerte er meinen Kopf auf den Boden. Ich war kurz davor ohnmächtig zu werden. Ich sah nur noch verschwommen.

"Hör bitte auf. Ich seh kaum noch was."
Harry fing an zu lachen.
"Baby ich glaube du hast den Punkt noch nicht verstanden. Mir ist es scheiß egal wie es dir geht. Du bist nur hier für meine Befriedigung."
"Was hab ich dir getan, womit du das rechtfertigst?"
Wieder folgte ein heftiger Schlag ins Gesicht. Ich bekam meine Augen kaum noch auf. Es tat viel zu sehr weh. "Ich rechtfertige schon mal gar nichts vor respektlosen, kleinen Schlampen. Mach das was ich sage und vielleicht hab ich dann Gnade mit deiner Tochter."
"Ja Sir." Kraftlos nickte ich und blieb einfach am Boden liegen.

Harry griff unter meine Arme und zog um zu sich hoch. Wenn er mich nicht festhalten würde, dann würde ich in zwei Sekunden wieder am Boden liegen. Meine Kraftreserven waren ausgelaugt. Ich war schon auf das schlimmste eingestellt. Er hob mich etwas hoch und legte mich dann auf das weiche Bett ab. War es jetzt endlich zuende? Durfte ich mich ausruhen und vielleicht sogar etwas schlafen?

Nein.

Harry beugte sich über mich. Er fing an mein Dekolleté zu küssen. Am liebsten würde ich mich wehren oder sonstiges der gleichen tun. Doch ich konnte es nicht.

Mein Verderben legte seine Hand auf meinen Intimbereich. Gänsehaut breitete sich auf meinen ganzen Körper aus. "Sir, bitte nicht. Bitte Sir, nimm deine Hand da weg." Wimmerte ich leise.
"Sei still. Ich will nichts mehr von dir hören!"
"Nein bitte Sir. Ich möchte das nicht."

Ich bekam eine Faust direkt ins Gesicht. Irgendwann war es so weit, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Harry konnte nun anstellen was er wollte. Ich war nicht mehr in der Lage ihn aufzuhalten.

Harry fing an meine Halsbeuge zu küssen. Das erinnerte mich irgendwie an Jax. Vielleicht wird der Sex mit Harry nicht ganz so schlimm, wenn ich mir einfach Jax vorstelle. An ihn war ich mittlerweile gewohnt.

Plötzlich klingelte Harrys Telefon.
Natürlich ging er ran. Nichts ist Harry wichtiger als das Einhalten von Regeln und sein Handy. Sein Handy ist sein Leben.
"Saúl? Was ist los?"
Was will Saúl von Harry? Er hatte ihm doch in den Bauch geschossen. Was kann Saúl nur von Harry wollen?

Doch ich verstand nichts. Harry legte wieder auf. Er wirkte irgendwie angespannt. Fast schon nervös.

"Kannst du laufen?" Ich sonderte nur einen abfälligen Ton ab. Natürlich konnte ich nicht laufen. Für wen hält er mich eigentlich? Denkt Harry, er kann zehn Minuten auf mich eindreschen und danach bin ich fit wie eh und je? Also das tut mir aber jetzt wirklich leid, aber dem ist nicht so.

Harry steckte sein Handy in die Hosentasche und packte mich kraftvoll. Schnell schnappte er sich seine Pistole von der Kommode und ging mit mir die Treppen nach unten. Der Braunhaarige legte mich einfach so über die Schulter als wäre ich Nichts und ging dann mit mir vor die Haustür.

Ich merkte, dass wir uns mitten im Wald befanden. Also irgendwie haben die Styles-Männer einen Faible für Häuser mitten in Wäldern. Böse Erinnerungen wurden in mir hervorgerufen.
Neben dem Haus war ein kleiner Pfad. Aber da ich sowieso alles verschwommen sah, hätte das auch ein Fahrradweg sein können. Ich hab keine Ahnung mehr. Meine Wahrnehmung war wirklich eingeschränkt.

Auf einmal ertönte ein Schuss.
Fuck.
Wo kam der denn her? Harrys Pistole war die ganze Zeit in seiner Hand. Er hatte definitiv nicht geschossen.

Harry fing an zu rennen. Ich krallte mich automatisch an seinem Hemd fest, damit ich nicht auf dem Boden landete.

"Harry du kleiner Hurensohn! Wo steckst du?"
Ich traute meinen Ohren kaum. Das war Jax! Das musste Jax sein. Er schrie wie ein Verrückter durch den Wald.
Mein Herz schlug viel zu wild. Ich war so aufgeregt.

"Jax wir sind hier!" Schrie ich so laut ich konnte.
"Josie?!" Ich konnte Jax zwar nicht sehen aber hören.
"Jax!" Schrie ich zurück.

Ich fing an wild zu zappeln. Jax war uns so nah. Ich wollte umbedingt zu ihm. Harry sollte mich endlich runter lassen.

"Jax! Wir sind hier!"

Ein erneuter Schuss fiel. Daraufhin stürzte Harry zu Boden. Jax hatte getroffen. Er hatte Harry wirklich getroffen. Ich stürzte natürlich mit ihm. Schmerzverzerrt hielt Harry sich die Wade.

"Josie nimm ihm die Waffe weg." Schrie Jax.
Wie vorhin schon erwähnt, war alles verschwommen. Ich sah also kaum was.
Deswegen stürzte ich mich einfach auf den verwundeten Harry und versuchte alles um ihm die Waffe abzunehmen.
Doch ein kurzer Griff an meinen Hals reichte und Harry hatte mich in Schach gehalten.
Ich weinte. Mein verwundetes Gesicht schmerzte durch die salzige Flüssigkeit.
"Das scheint ja jetzt noch richtig amüsant zu werden. Nicht war Süße?" Flüsterte Harry mir selbstsicher zu.
Wenn ich gekonnt hätte, würde ich mich befreien. Doch das saß, mit einer Pistole an den Kopf gerichtet, einfach nicht drin. Harry drückte mir das kalte Metall direkt gegen die Schläfe.

"Das wagst du nicht Styles!" Ich hörte wie Jax immer näher kam. So langsam klärte sich mein Blickfeld wieder. Ich konnte Jax mehrere Meter vor mir erkennen.

"Weißt du mein Lieber, es ist eine verzwickte Lage für dich."
Ich merkte, dass Jax es nicht ganz verstand.
"Egal was gleich passieren wird, ich gehe aufjedenfall als Gewinner hervor." Ein sicheres Lachen folgte darauf.
"Rede nicht so einen Dreck Harry. Ich habe dich angeschossen, es ist vorbei. Rück endlich meine Hure raus."
"Du brauchst mir nichts vorspielen Jax. Ich bin kein Idiot. Sie ist dein wertvollster Besitz. Töte ich sie, bist du am Ende. Ich kann sie auch frei lassen. In jedem Fall gewinne ich."

"Was meinst du damit verdammte Scheiße?" Jax war sichtlich angespannt.

"Willst du es ihm sagen mein kleines Küken?" Eigentlich nicht. Aber ich glaube meine Antwort interessierte ihn nicht. Seine Pistole war Grund genug, seine Wünsche auszuführen.

"Er hat Ruby. Er hat sie irgendwo weggesperrt. Nur er weiß wo sie ist. Wenn du ihn tötest finden wir sie nie wieder."

Jax guckte mich entsetzt an. Er glaubte das alles genau so wenig wie ich. Ich wollte es einfach nicht glauben. Meine Tränen tropfen auf Harrys Handrücken.

"Merkst du es jetzt? Sobald du deinen größten Schatz retten willst, verlierst du ihren größten Schatz. Erschießt du mich, kannst du das gleichsetzen mit dem Tot eurer Tochter. Wie du siehst ist die Situation aussichtslos für dich."

Harry streichelte mir sanft über die Schulter.

"Natürlich kann man da irgendwie eine Einigung finden."

Der Lockenkopf berührte mit seiner Zunge ganz Vorsicht meine Wange.

"Dafür wirst du büßen!" Jax ging ein paar Schritte nach vorne.
"Ein Schritt weiter und ich puste ihr den Schädel weg!" Harry machte keine Späße. Er meinte es tot ernst.

Dann ertönte ein Schuss. Harry schrie auf. Jax verpasste ihm einen Schuss in die Schulter und mir fast einen Herzinfarkt. Harry ging zu Boden und verlor ganz kurz seinen Griff zu mir. Schnell reagierte ich und nahm ihm die Pistole weg. Im selben Moment kroch sich auf allen Vieren ein paar Meter von ihm weg. Zitternd richtete ich die Waffe auf ihn.

Doch Harry hatte viel mehr mit sich selbst zu tun. Ein Schuss in die Schulter und eine angeschossene Wade verkraftet der menschliche Körper einfach nicht so schnell.

Kurz danach spürte ich zwei Arme um meinen Körper. Jax umarmte mich. Erleichtert ließ ich mich fallen. Mein Körper war am Ende. Es fühlte sich dennoch gut an wieder einen vertrauten Menschen um mich zu haben. Jax ist kein guter Mensch und ich habe oft Angst vor ihm. Aber jeder ist besser als Harry.

Ich merkte auch Jax Erleichterung. Es fühlte sich so an, als ob eine große Last von ihm abgefallen wäre.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top