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Ich merkte wie jemand meinen Kopf kraulte. Es war beruhigend aber auch irgendwie angsteinflößend. Es kann doch nicht gesund sein so oft ohnmächtig zu werden. So allmählich konnte ich auch wieder was hören. Meine Sinne kehrten zurück.

Langsam richtete ich mich auf. Jax, Kai und dieser Tom saßen am Wohnzimmertisch und aßen jeweils ihre Pizza. Es roch echt lecker und mein Magen knurrte auch schon ordentlich.

"Jungs, guckt mal wer wach geworden ist." Jax legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich zu sich. Da ich mich noch ziemlich mitgenommen und verschlafen fühlte, fiel ich wegen der schnellen Bewegung fast vom Sofa.

Ich stand vorsichtig vom Sofa auf und versuchte erstmal halt zu finden. Mir war echt übel und richtig gehen konnte ich irgendwie auch nicht. Als ich einen weiteren Schritt nach vorne machen wollte, kippte ich um und landete direkt auf Tom. Der war ziemlich überrascht von meinem Schwächeanfall und ließ sein Pizzastück fallen.

"Tom ich wusste es immer, die Ladys fallen dir zu Füßen."
"Nicht ganz wie mir scheint." Alle lachten nur ich nicht. Ich wurde rot und kletterte von ihm runter.
"Nun Mr. Keen was gedenkst du nun zu tun, nachdem dich mein Püppchen gnadenlos angefallen hat."
"Jax... Das war doch nicht so gemeint." Beschämt saß ich auf dem Boden und wusste nicht, was ich machen sollte.

Schnell stand ich auf und rannte nach oben. Naja rennen konnte man das nicht nennen. Ich war froh, dass ich nicht gegen die nächstgelegene Wand gelaufen bin in meinen Zustand. Ich suchte mir irgendein Zimmer und setzte mich in die hinterste Ecke.

So langsam realisierte ich, dass mein Leben mal wieder komplett den Bach runter geht. Ich war wieder auf Anfang. Drei Jahre Kampf für Nichts und wieder Nichts. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als meine Mutter, die rein kommt und sagt dass das alles nur ein schlimmer Traum war.

Auf einmal öffnete sich die Zimmertür und sah wie Jax reinkam.

"Geh doch einfach weg. Bitte, ich flehe dich an!"
"Schatz du musst einfach anfangen es zu akzeptieren. Es wird viel einfacher aber das weißt du ganz genau."
"Nein ich akzeptiere gar nichts! Ich möchte einfach nur nach Hause!" Schrie ich und zog meine Knie zur Brust. Ich fühlte mich viel zu eingeengt. Jax nahm mir die Luft zum atmen.

Ich fühlte mich erdrückt von ihm. Mein Puls stieg an und ich hyperventilierte so stark, dass ich kaum noch was mitbekam. Mein Körper sendete mir Signale die überdeutlich waren. Ich war dermaßen überfordert.

"Püppchen beruhig dich!" Schrie Jax mich an und griff nach meinen Schultern. Er schüttelte mich kräftig durch. Doch ich war in einem Schockzustand. Meine Atmung stieg weiter an. Ich konnte es nicht stoppen.

"Tom beweg deinen Arsch hier her!"

Irgendwann merkte ich einfach nur wie sich eine große Hand auf meinen Mund lege und einen kleinen Hohlraum schaffte. Es kam immer noch genug Luft durch nur nicht zu viel. Meine Atmung wurde abgeschwächt und ich beruhigte mich.

Ich guckte in blaue Augen. Die Hand wurde von meinem Mund genommen und ich richtete mich einigermaßen auf, denn ich lag zwischenzeitlich auf dem Boden.

Niemand sagte was. Tom, Jax und ich sagten nicht ein einziges Wort bis der blauäugige das Zimmer verließ. Ich merkte wie Jax mich musterte und etwas sagen wollte, doch ich starrte einfach nur an die leere Wand.

"Ich hab gleich einen Geschäftstermin. Du kannst meinetwegen mitkommen. Solange du dich benimmst." Ich überlegte kurz aber nahm das Angebot sofort an. Es war eine Chance rauszukommen und am Ende ergibt sich vielleicht sogar eine Fluchtmöglichkeit. Außerdem wäre es leichtsinnig mich ohne Jax im gleichen Haus wie Kai aufzuhalten. Ich nutze einfach jede Chance.

"Dann zieh das hier über und wir fahren dann sofort los."

Mein Entführer warf mir ein T-Shirt und eine Jeans zu. Ballerinas hatte Jax mir auch hingestellt und stand nun wartend in der Tür. "Bist du so weit?"

Ich nickte stumm. Vorsichtig ging ich zu ihm und verspürte plötzlich einen kleinen Stich in den Oberarm. Jax hatte mir mit einer Spritze irgendwas in den Oberarm gespritzt, ich ahnte schreckliches.

"Tut mir leid für das Betäubungsmittel aber ich kann kein Risiko eingehen." Natürlich merkte ich das Betäubungsmittel relativ schnell und merkte wie mich meinen Sinne verließen. Schnell fing Jax mich auf als ich zusammenklappte. "Ich hasse dich." waren meine letzten Worte bevor ich für kurze Zeit die Augen zu machte.

Als ich die Augen wieder öffnete lag ich auf dem Boden und musste kurz meine Orientierung wieder finden.

"Baby komm her. Wir wissen, dass du wach bist."

Ich guckte mich erneut um. Ich war in einem Büro. Schnell entdeckte ich Jax. Er saß auf einem Stuhl vor einem riesigen Schreibtisch. Davor saß ein weiterer Mann. Er müsste bestimmt so alt wie Harold sein. Dunkle Haare und dunkle Augen. Das dunkle Braun ließ ihn gefährlich aussehen.

"Komm endlich her!" Zischte Jax währenddessen ich noch den älteren Mann musterte.
Ich war noch nicht ganz auf der Höhe. Die letzten Tage wurde ich öfter ohnmächtig oder betäubt, als mir lieb war. Ich musste mich immer noch sammeln.

Jax stand wütend auf und riss mich zu Boden. "Mach gefälligst was ich sage du dumme Hure!" Er packte mein Handgelenk und zog mich mit sich. Ich durfte mich neben den Stuhl setzten und schön gehorsam sein. Der Mann vor uns lachte laut als Jax sich wieder hinsetzte.

"Kontrolle ist aber was anderes." Witzelte er und stand auf um mich hinter dem großen Schreibtisch zu sehen.
"Jaja, ich arbeite da ran. Jetzt lass uns weiter übers Geschäft reden." Der Typ setzte sich wieder hin und beide redeten weiter.

Ich hatte Angst. Mir war nicht ganz bewusst warum, aber ich verspürte irgendwie Angst. Würde er mich verkaufen oder wieder weiter geben? Jax Geschäftstermine endeten für mich eigentlich nie gut.
Ich guckte zu Jax hoch und er guckte für einen kurzen Moment zu mir runter. Dann redete er weiter.
Kurz darauf gab er mir seine Hand die ich dankend annahm. Es beruhigte mich, in so einem Moment seine Hand zu halten.

Fuck.

Was ist denn nur los mit mir? Wieso mach ich das? Ich brauch seine Hand nicht um mich sicher zu fühlen! Ich muss einfach nur mutig bleiben und nicht meinen Verstand aufgeben. Ich bin doch kein kleines Kind mehr das vor allem angst hat!

Ich zog meine Hand weg und entfernte mich von dem Stuhl. Ich brachte etwas Abstand zwischen ihm und mir. Natürlich wusste ich, dass ihm das gar nicht gefällt. Seine Kontrolle war weg und wenn er jetzt aufstehen und mich anschreien würde, dann kommt das nicht sonderlich kontrolliert rüber. Er musste also Ruhe bewahren und sich nichts anmerken lassen. So mit hatte ich ihn unter Kontrolle. Was mich tatsächlich auch beruhigte.

"Wie wärs wenn wir uns jetzt deine Frauen ansehen Parker?"
Ich guckte perplex zu dem älteren Kerl, der aufstand und in die Hände klatschte. Er grinste mich an und ging hinter seinem Schreibtisch hervor. Er war mir sehr unsympathisch.

Ich musste aufstehen und Jax wieder an die Hand nehmen. Ob ich wollte oder nicht war ihm natürlich egal.

Wir gingen durch einen großen Flur und dann durch ein paar Türen und dann nach draußen.
Wir liefen einen kurzen weg bis zu einer Halle. Es war nichts besonderes. Vielleicht so groß wie eine Turnhalle.
Die Türen öffneten sich und dann sah ich etwas, was mich fast übergeben ließ.

Frauen über Frauen eingesperrt in kleine Käfige. Aus jeder Ecke kamen Laute die mich fast mitheulen ließen. Ich war entsetzt und am Boden zerstört wir gingen an ein paar Käfigen vorbei. Die beiden Männer begutachteten alles ganz genau. Einfach nur räudig.

Plötzlich packte mich eine Frau am Arm und zog mich zu sich runter.

"Hilf mir bitte. Ich muss hier raus!" Wimmer sie verzweifelt. "Finger weg du Hure!" Jax hatte eine Pistole in der Hand und schoss einmal in die Luft. Ich zuckte zusammen und die Frau erschrak sich so sehr, dass sie mich los ließ.

Das war meine Chance. Die Frau hatte mich losgelassen und Jax hatte meine Hand noch nicht erreicht.

Blitzschnell stand ich auf und rannte los. Die Frauen und Mädchen fingen an zu jubeln. Sie feuerten mich an. Ich fing an zu weinen. Das alles hier war zu viel. Ich würde am liebsten zusammenbrechen und nie wieder aufstehen. Doch im Moment renne ich zum Ausgang und versuche zu überleben.

Ich öffnete die Tür und rannte in die Freiheit. Adrenalin pumpte sich immer mehr durch meine Adern. Ich verspürte einen erneuten Kraftstoß.
Jax brüllte hinter mir und versuchte mich zu erwischen.

Ich wusste er war schneller. Aber mein Verlangen nach Freiheit war stärker als schon vorher aufzugeben.

Plötzlich wurde mir etwas gegen die Beine geworfen. Ich erschrak einfach nur und kam aus dem Gleichgewicht. Ich fiel auf das Asphalt und riss mir alles auf. Meine Handinnenflächen waren am bluten. Die kleinen Steinchen machten den Schmerz nicht gerade erträglicher.

Jax setzte sich keuchtend auf mich. Heulend schlug ich mit meinen Fäusten auf die Straße. Es war grausam. Ich musste dennoch den Schmerz und die Enttäuschung aus mir rauslassen. Beim Aufschlagen aufs Asphalt schrie ich einfach nur. Bis Jax dann meine Handgelenke nahm und sie festhielt.

Erst jetzt realisierte ich, dass Jax mir die Pistole gegen die Beine geworfen hatte. Was wäre passiert wenn ich sie vor ihm erreicht hätte? Er ist ein gewaltiges Risiko eingegangen.

"Also wenn du dich heute auch noch von irgendwem ficken lässt, weiß noch nicht ob du den Tag noch überlebst. Du hast dir für einen Tag etwas zu viel erlaubt. Findest du nicht auch Püppchen?"
Ich ging nicht auf seine Frage ein. Ich heulte einfach nur.
Ich hab schon wieder versagt. Wann hört das endlich auf, dass er immer gewinnt?

"Ich würde an deiner Stelle aufpassen was ich heute noch so sage oder anstelle. Haben wir uns verstanden Baby?" Wieder antwortete nicht.

Jax fing an mir Ohrfeigen zu verpassen. "Ob wir uns verstanden haben?!" Schrie er. Ich heulte nur noch mehr.
"Ja h-haben wir!" stotterte ich schreiend. Es war fürchterlich. Ein Gefühlschaos der aller feinsten Art.

Jax stand auf und wollte die Waffe aufheben. Ich stand auf und wollte wieder rennen. Ich erreichte gerade mal das Gras neben der kleinen Straße bis Jax mich wieder zu Boden riss.

"Verdammte Scheiße, was ist nur los mit dir!?" Schrie er. Ich lag vor ihm auf dem Boden und er guckte einfach nur auch mich runter, kurz davor mir einen Kugel zu verpassen!
Ich konnte nicht mal mehr einen klaren Satz rausbringen.

Er schrie mich die ganze Zeit wie ein Verrückter an. Ich konnte auch keinen taffen Spruch oder eine wütende Bemerkung raushauen. Ich wollte einfach nur noch ins Bett und für immer schlafen.

Einfach nur in meine Traumwelt versinken.

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