Die großen Dinger?
„Josie?" rief Rick die Straße entlang und ich blieb stehen.
„Was gibt es?" fragend drehte ich mich zu ihm um und wartete geduldig, bis er mich eingeholt hat.
„Aaron fährt morgen wieder raus. Er will die weiter entfernten Baumärkte und Supermärkte aufsuchen. Könntest du ihn begleiten?" erkundigte er sich.
„Natürlich. Er sollte nicht alleine unterwegs sein" erwiderte ich. Er war so voller Wut, Hass und Trauer seit Eric gestorben war, dass ich ihn wirklich nicht gerne alleine losziehen lasse. Zu groß war meine Angst, dass ihm auch etwas passierte, weil er unvorsichtig wurde.
„Danke. Und... da du zugestimmt hast, fährt Daryl auch mit" erklärte er weiter. Es war vielen aufgefallen, dass irgendwas bei Daryl und mir nicht stimmt. Wobei, kann man das so sagen? Zumindest war aufgefallen, dass er mich im Grunde ignorierte und trotzdem wie ein Luchs auf mich aufpasste. Unwillkürlich musste ich schmunzeln und nickte ihm, als Zeichen meiner Zustimmung, zu. „Ezekiel kommt nachher mit Benjamin und Daniel. Sie bringen Medikamente für die Krankenstation mit. Übernimmst du die Abnahme dafür?" fragte er mich.
„Kann ich machen. Dann kann ich gleich die Liste mit den Sachen, die knapp werden, erneuern" erwiderte ich. Nachdem wir noch ein paar Kleinigkeiten geklärt haben, ging ich nach Hause. Ich hatte bis eben Wache und hatte nun Hunger.
„Hunger" rief ich gleich als erstes, als ich reinging und ging grinsend schnurstracks in die Küche. Augenblicklich verstummten alle und sahen mich, sichtlich überrascht, an. Misstrauisch beäugte ich sie.
„Was ist los?" erkundigte ich mich und machte mir eine Dose mit Ravioli auf. Kalt essend setzte ich mich auf die Arbeitsfläche.
„Nichts, nichts" redeten nun alle durcheinander und taten so, als ob sie etwas ganz Wichtiges zu tun hätten. Grübelnd zog ich eine Augenbraue hoch. Hier war doch irgendwas im Busch? Hatte ich was verpasst oder versäumt? Angestrengt überlegte ich, doch ich kam beim Besten Willen nicht darauf, was es sein könnte.
„Carl, mein großer?" rief ich ihn, als er gerade die Küche verlassen wollte.
„Sorry, habe ähm was vor" und schon war er verschwunden. Bis auf Samu folgten ihm alle und entschuldigten sich mit irgendwelchen Aussagen, dass sie zu tun hätten. Ich legte den Kopf schief und sah Samu an.
„Was geht hier vor?" erkundigte ich mich neugierig.
„Keine Ahnung, was du meinst" grinste er unschuldig und zuckte mir den Achseln.
„Ich bekomme es schon noch raus" erwiderte ich grinsend und räumte die leere Dose weg. „Bin wieder draußen. Das Königreich bringt gleich eine Lieferung an Medikamenten und morgen bin ich mit Aaron und Daryl auf Tour" erklärte ich ihm.
„Mit Daryl? Redet er wieder mit dir?"
„Nein..." erwiderte ich leise seufzend und ließ mich von Samu in den Arm nehmen.
„Das wird sicher wieder. Niemand kann dir doch lange wiederstehen" versuchte er mich aufzumuntern und gab mir einen Kuss auf mein Haar. Nickend drückte ich ihn einmal dankbar und ging wieder raus. Zündete mir eine von diesen ungesunden Glimmstängeln an und lief Richtung Tor. Da sah ich schon, wie zwei Autos vom Königreich hereingefahren kamen und einparkten. Das Tor wurde wieder geschlossen und sie stiegen aus. Ich erkannte Ezekiel, Benjamin, Daniel und Richard. Die Namen der anderen waren mir noch nicht ganz so geläufig. Erfreut lief ich auf sie zu und begrüßte sie. Ich mochte sie.
Benjamin, mit seinen 18 Jahren, war ein freundlicher, neugieriger und eifriger junger Mann. Er war sehr wissbegierig und hat jedes Buch im Königreich schon mindestens zweimal gelesen. Hoch erfreut hat er das Angebot, die Bücher aus Alexandria lesen zu dürfen, angenommen. Er hat noch einen jüngeren Bruder namens Henry, er ist 11 Jahre alt. Die ersten Monate tat sich Benjamin im Nahkampf gegen die Beißer sehr schwer, doch seit Morgan ihn in Aikido unterrichtet, ist er ziemlich gut geworden. Es macht ihm sichtlich Spaß und er trainiert fleißig. Seine nicht ganz schulterlangen, hellbraunen Haare klemmte er sich meist hinters Ohr.
Daniel, ich schätze ihn auf Anfang 30, ist, genau wie Richard und Benjamin, Soldat im Königreich. Er ist sehr freundlich und hilfsbereit. Außerdem hat er eine sehr sympathische Ausstrahlung. Ein ausgezeichneter Kämpfer ist er ebenfalls und stets zuverlässig. Am markantesten bei ihm sind wohl seine kurzen, roten Haare, die einem sofort ins Auge fallen, gleich neben seinem aufgeschlossenen Lächeln.
Richard, ich schätze ihn auf Mitte 40, gehörte mit zu Ezekiel seinen engsten Vertrauten. Ich habe mal gehört, dass er verheiratet war und eine kleine Tochter namens Katy hatte, doch beide haben es nicht geschafft. Seitdem gehört seine Loyalität Ezekiel und dem Königreich. Beschützte beides mit seinem Leben.
„Es ist schön, dich wieder zu sehen" lächelte mich Daniel an.
„Die Freude ist ganz meinerseits" grinsend machte ich einen eleganten Knicks, woraufhin er leise lachte. Ich erklärte Benjamin, wo er mehr Bücher zum Lesen fand, dann brachten Daniel und ich die Medikamente auf die Krankenstation. Ezekiel und Richard blieben bei Rick und sprachen mit ihm.
„Kommst du bald mal wieder zu uns ins Königreich?" erkundigte sich Daniel, während er mir half, die Bestandsliste zu aktualisieren und sah mich dabei so lieb an.
„Wie könnte ich denn da nein sagen?" erwiderte ich schief grinsend.
„Na, ich hoffe doch, gar nicht" grinste er mich an, „Kannst du reiten? Dann könnten wir mal zusammen ausreiten" bot er mir an.
„Du meinst, auf einem Pferd? Diese großen Dinger, die mich locker überragen?" fragte ich überflüssigerweise nach, was ihn lachen ließ.
„Ganz genau. Hast du Angst vor Pferden?" fragte er mich einfühlsam.
„Pfff. Quatsch. Ich doch nicht..." erwiderte ich verlegen grinsend und wusste genau, dass er mir das kein bisschen abkaufte.
„Du brauchst keine Angst haben. Pferde sind wundervolle, einfühlsame Tiere. Und ich werde die ganze Zeit an deiner Seite sein. Versprochen" lächelte er mich aufmunternd an.
„Ich werde es mir überlegen" erwiderte ich und wollte dies wirklich tun. Ich kontrollierte noch einmal ganz in Ruhe die Liste und legte alles sorgfältig weg. „Wir sind hier fertig. Magst du auch eine Limonade haben?". Nickend folgte er mir ins Haus, wo es erstaunlich ruhig war. Niemand war zu sehen oder zu hören, dabei war hier sonst immer jemand. Und leise war es für gewöhnlich auch selten. Wo sie wohl alle steckten? Wobei mich ja vielmehr interessierte, was sie ausheckten. Vielleicht sollte ich später Carl Mal genauer auf den Zahn fühlen.
„Scheinen alle ausgeflogen zu sein" grinste er schief und folgte mir in die Küche.
„Schaut ganz so aus. Irgendwas geht hier vor. Ich habe nur noch nicht herausgefunden, was es ist" erwiderte ich grinsend und reichte ihm ein Glas Limonade.
„Hm, das heißt dann wohl, wir haben Sturmfrei" grinste er weiter und trank einen Schluck. Ich merkte sehr wohl, dass er mit mir flirtete. Und ich muss gestehen, es gefiel mir. Er gefiel mir.
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