[Zweiundvierzig] - Nur noch Feinschliff
Als wir das Haus meiner Eltern erreichen, erkennen wir direkt Dennis und Johnny, die nur in kurzen Hosen bekleidet, die Auffahrt von Unkraut und Dreck befreien und die wildgewachsende Hecke zurecht geschnitten haben.
Ihre nackten und tätowierten Oberkörper lassen mich leise raunen, während Jolene deren Anblick mit einem kecken Pfeifen kommentiert.
Dennis kommt mit einem breiten Grinsen auf mich zu und breitet seine Arme aus.
»Lass das!«, warne ich ihn mit erhobenem Finger, aber er ignoriert es und umarmt mich fest. Sein verschwitzter Körper drückt sich an meinen und ich spüre den Schweiß nun auch an meiner Haut. Immerhin habe ich noch immer das dünne, lockere Shirt an und sonst nichts drunter.
Angeekelt zupfe ich an meinem Oberteil und betrachte die Flecken darauf.
»Du bist echt widerlich«, jammere ich, während er nur laut lacht und mir durchs Haar wuschelt.
Aus Trotz verweigere ich, irgendwas zu tragen und gehe direkt ins Haus hinein, geradewegs ins Badezimmer, um mein Shirt irgendwie zu trocknen.
Johnny und Dennis kümmern sich derweil um den Rasenmäher, den sie gemeinschaftlich vom Pick-Up holen, während Jolene und ihre Mutter die Körbe ins Haus tragen.
Brummend versuche ich, mein Shirt mit Hilfe von Klopapier wieder trocken zu rubbeln, scheitere dabei allerdings. Darum ziehe ich es bis kurz unter meine Brust und binde es zu einem Knoten. Hilft zwar nicht gänzlich, aber ich spüre es weniger.
»Willst du wirklich so hier raumlaufen?«, fragt mich Jolene amüsiert, als ich aus dem Badezimmer komme.
»Ich würde es am liebsten ganz ausziehen, aber ich habe nichts drunter«, argumentiere ich.
»Mir soll's recht sein«, raunt sie und streichelt meinen nackten Bauch. »Allerdings könnte es zu einigen Unfällen bei den Männern kommen, wenn du so sexy hier rumläufst.«
»Sexy??«, frage ich verwirrt. »Wo bin ich denn sexy?« Bedeutend deute ich an mir herab. Die Haare immer noch ungekämmt zu einem Zopf gebunden, die lockere Hose und ein nun verschwitztes T-Shirt.
»Sexy«, raunt sie erneut und zieht mich in ihre Arme, um mich zu küssen. »Badezimmer?« Mit lüstern funkelnden Augen sieht sie mich an. Ihre Hand gleitet über meine Taille und sucht sich einen Weg unter mein Shirt.
»Lass das!«, befehle ich nun auch ihr, distanziere mich und haue ihr empört auf die Hand. »Wir sind zum Arbeiten hier und nicht um ...« Ich vollende den Satz mit einer Geste.
Jolene aber lacht nur, stiehlt sich einen Kuss von mir und verlässt den kleinen Flur, in dem wir stehen und geht wieder nach draußen, wo sie die kindliche Diskussion zwischen Johnny und Dennis unterbindet, weil beide mit dem Rasenmäher durch den Garten fahren wollen.
Sie erobert das Gefährt selbst und erlaubt Chester, mit ihr zu fahren.
Ich selbst nehme einen tiefen Atemzug, ehe ich zu meinem Bruder in sein zukünftiges Zimmer gehe und ihm beim Streichen helfe.
Von ihm erhalte ich ein amüsiertes und auch freches Schmunzeln. Da wir quasi vor seiner Zimmertür gestanden haben, hat er Jolenes Versuch natürlich mitbekommen.
Es wird auch nicht besser, als ich eine Pause einlege und nach draußen zu den anderen gehe. Jolene kommt in dem Moment mit dem Auffangbehälter zurück, den sie zuvor auf dem Hänger von Jonas entleert hat. Ihre Haut glänzt und der Schweiß perlt auf ihrer Stirn. Deshalb umgreift sie den Bund ihres Oberteils, um sich mit dem Saum die Stirn zu trocknen. Dabei entblößt sie ihren flachen Bauch, dessen Muskeln durch das Spiel aus Licht und Schatten deutlich zu sehen sind. Nach wie vor frage ich mich, wie sie diesen Körper nur so beibehalten kann, obwohl sie keinen Sport treibt? Neidvoll bleibt mein Blick darauf liegen, bis der Ansatz ihrer weiblichen Rundungen ebenfalls zu sehen ist und meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Dieser Anblick lässt mich erstarren und schwer schlucken, erst recht als sie das mitbekommt und mir ein freches Schmunzeln schenkt und mit ihren Augenbrauen zuckt.
Ihre Lippen bewegen sich und formen sich zu dem fragenden Wort 'Bad?', dann leckt sie sich lasziv über diese und scheint meine Antwort damit beeinflussen zu wollen.
Innerlich raune ich, verdrehe dennoch sichtbar meine Augen und drehe ihr den Rücken zu.
Das hindert sie aber nicht daran, sich mit ihrem verschwitzten Körper von hinten an mich zu drücken und ihre ebenfalls feuchten Lippen auf meinen Hals zu platzieren.
Ich umgreife ihre Hände, die sie auf meinen Bauch gelegt hat, mit meinen und winde mich aus ihrer Umklammerung.
»Was habt ihr heute alle? Bin ich ein Handtuch, oder was?«, gebe ich empört von mir und schenke ihr einen strafenden Blick.
Jolene aber lacht nur. »Du hast schon ganz andere Körperflüssigkeiten von mir an dir gehabt.« Erneut stiehlt sie sich einen Kuss von mir und macht mit ihrer Arbeit weiter.
Ich kneife meine Augen zusammen und versuche, die Worte zu verdrängen, die sie gerade gesagt hat.
Aufgrund mangelnder Stühle, sitze ich während und nach dem Essen auf der frisch gemähten Wiese im Schneidersitz, Chester schläfrig in meinem Schoß, fest an mich gekuschelt. Jolene sitzt dicht neben mir, ein Bein angewinkelt, auf dessen Knie sie lässig ihren Arm liegen hat.
So ziemlich alle notwendigen Arbeiten sind abgeschlossen und wir alle Stolz darauf, so viel geschafft zu haben.
Die Wände in Wohn- und den Schlafzimmern sind gestrichen und müssen jetzt trocknen. Der gesamte Außenbereich - vorne, wie hinten - ist wieder ordentlich und sieht gepflegt aus.
Milly hat ihren Reinheitsfimmel voll und ganz ausleben können und das gesamte Haus geputzt - Fenster, Türen, Badezimmer und Böden.
Und jetzt sitzen wir hier alle beisammen und lassen den anstrengenden Tag ausklingen.
Obwohl ich neben Chester am wenigsten gemacht habe - zum einen, weil ich nicht alles durfte, zum anderen, weil mir zu schnell die Energie ausging - fühle ich mich, als hätte ich kräftig mit angepackt. Entsprechend lehne ich mich gegen Jolene und lege meinen Kopf auf ihre Schulter; muss mich selbst davon abhalten, einfach einzuschlafen. Vor allem, wenn sie mir liebevoll ins Haar küsst und zwischendurch ins Ohr summt.
»Du musst duschen«, lasse ich sie wissen.
»Wir müssen beide duschen«, antwortet sie mit einem anzüglichen Ton in ihrer Stimme.
»Ich bin zu müde für Sex, Jolene.« Mit einem entschuldigenden Blick sehe sie an.
Ein seltsames Lächeln formt sich auf ihren Lippen, die sie an mein Ohr führt. »Deine Haut an meiner ... deine Lippen auf meinen ...«
Ihre flüsternde, raunende Stimme sorgt mit diesen Worten für ein heftiges Kribbeln in mir und schafft es beinahe, die Lust in mir aufkommen zu lassen. Aber ich nehme einen tiefen Atemzug und beschwichtige mich selbst, denn sonst müssen wir wirklich noch ins Badezimmer ausweichen.
Jolenes Grinsen ist schelmisch, denn sie weiß ganz genau, was sie da eben getan hat.
Tadelnd sehe ich sie an und drücke sie ein wenig von mir. »Lass' das.«
Zusätzlich deute ich auf das schlafende Kind in meinen Armen, das ich keineswegs für ein kurzes Stelldichein abgeben werde.
Jolene nimmt es aber mit Humor und lacht wieder nur.
Die fröhliche Gesellschaft löst sich mit Einbruch der Dämmerung auf. Wobei sich nur die drei Männer verabschieden und nochmals versprechen, auch beim Einzug zu helfen, sobald der Container mit den Möbeln da ist.
Gemeinsam mit meinen Eltern und Milly fahren wir zu uns nach Hause. Im Gegensatz zu mir scheinen sie alle noch wach genug zu sein und diese Runde noch nicht beenden zu wollen.
Jolene trägt den schlafenden Chester nach oben in sein Zimmer, während ich meinen Eltern und Milly auf unsere Terrasse begleite.
Zur Feier des Tages entscheiden sich Milly und Andrea dazu, eine Flasche Wein zu köpfen, während Christian und Philipp das Bier bevorzugen.
Auch ich verneine den Wein und erhalte einen musternden Blick meiner Schwiegermutter.
»Ich habe noch nie Wein getrunken«, antworte ich ihr, weil sie empört scheint und gerade so tut als wäre dies mein Lieblingsgetränk.
»Bier schmeckt sowieso besser«, kommentiert Christian grinsend und stößt seine Flasche prostend gegen Philipps.
Milly verzieht das Gesicht und bedeutet mir naserümpfend, dann eben mit Bier anzustoßen.
»Ich trinke auch kein Bier«, lehne ich ab.
Milly sieht mich deshalb etwas skeptisch an. »Ich habe dich oft genug Alkohol trinken sehen.« Musternd wandert ihr Blick über mich.
»Whisky«, antworte ich schmunzelnd, bevor sie aus den falschen Gründen die richtigen Schlüsse zieht. Denn ich möchte wirklich auf eine überfürsorgliche Schwiegermutter verzichten, die viel eher Stress sät anstatt ihn von mir fernzuhalten.
Immer noch schmunzelnd hebe ich mein Glas mit Apfelsaft nach oben, um endlich das Anstoßen zu beginnen - wohl hoffend, auch ganz schnell das Thema wechseln zu können.
Zu meinem Glück ist es dann auch wirklich so. Meine Mutter und Milly sinnieren über die Zukunft als Familie. Thanksgiving, Weihnachten und Geburtstage.
Christian und mein Bruder hingegen planen ihr neues Leben in Amerika.
Ich selbst folge dem einen oder anderen Thema nur beiläufig und versuche, nicht einfach einzuschlafen.
»Ich müsste dann auch mal deine Frau zu Rate ziehen«, reißt mich Christian aus meinem müden Zustand. »Wir brauchen ein Auto und sie kann mir beim Kauf bestimmt helfen«, erklärt er mir.
Anstatt ihm zu antworten, zücke ich mein Handy, um auf die Uhr zu sehen.
Wir sitzen bereits seit einer Stunde bei uns im Garten, aber Jolene ist bisher nicht wiedergekommen, nachdem sie Chester ins Bett gebracht hat.
Deshalb stehe ich auf und gehe ins Haus hinein, um nachzusehen, wo sie geblieben ist.
In der oberen Etage steigt mir ein schwacher Duft nach Dusche in die Nase, weshalb ich sie im Badezimmer vermute und die Tür zu unserem Schlafzimmer öffne.
Irritiert bleibe ich im Türrahmen stehen, als ich sie dann aber im Bett vorfinde.
Fröhlich lächelt sie mir entgegen und klopft auf den Platz neben sich, um mich zu sich einzuladen.
»Wir haben noch Gäste da unten.« Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich tadelnd an.
»Sind nur unsere Eltern und die wohnen hier«, antwortet sie und gestikuliert mich mit ihrem Zeigefinger zu sich.
»Deine Mutter wohnt nicht hier«, antworte und nähere mich ihr.
»Das hält sie nicht davon ab, sich zu verhalten, als wäre es ihr Haus.«
Bevor ich mich aber zu ihr lege, ziehe ich mich aus, um ebenfalls erstmal zu duschen.
»Wieso bist du nicht wiedergekommen?«
»Das hatte ich vor.« Sie setzt sich richtig aufrecht und beobachtet mich beim Ausziehen. Ihre Augen funkeln auffällig und ich kann sehen, wie sie versucht das Zucken ihrer Mundwinkel zu unterdrücken. »Aber dann stand das Bett im Weg und ich bin einfach reingestolpert.« Ihr Blick ist dabei so treuherzig, dass ich lachen muss.
»Du hättest mir Bescheid sagen können. Ich wäre mit dir duschen gegangen.« Ich schmunzle sie an, während ich die Klamotten aufhebe und in den Wäschekorb schmeiße.
Ruckartig erhebt sich Jolene aus dem Bett und kommt auf mich zu. »Wir können immer noch zusammen duschen.«
»Du hast schon geduscht.« Bedeutend sehe an ihr auf und ab.
»Und?« Grinsend beugt sie sich zu mir und sieht mir intensiv in die Augen.
Lachend verdrehe ich die Augen, greife nach ihrer Hand und ziehe sie ins Badezimmer hinter her.
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