[Neunundzwanzig] - Wach ist was für Anfänger
Dieser Montagmorgen zerreißt meinen gewohnten Rhythmus. Dadurch, dass Christian und meine Mutter da sind und ebenfalls schon rumwuseln, und sich Christian zusätzlich für seinen ersten Probearbeitstag fertig macht, ist deutlich mehr Leben ins unserem Haus.
Heute übernimmt Jolene die Taxifahrt für Chester zur Schule, um mir Arbeit abzunehmen und ich so weniger Stress habe.
»Andrea!«, begrüßt Naddy meine Mutter freudig und beugt sich zu ihr, um sie fest in den Arm zu nehmen. »Lang' nicht mehr gesehen.«
»Und trotzdem wiedererkannt«, scherzt meine Mutter.
»Ich sehe dieses Gesicht jeden Tag, da wäre es äußerst peinlich, dich nicht wiederzuerkennen«, weiß Naddy zu kontern und deutet zwischen mir und meiner Mutter hin und her, um auf unsere Ähnlichkeit hinzuweisen. »Cait hat mir gesagt, dass du uns bei der Planung helfen willst«, strahlt sie vor Freude und bedankt sich herzlich für dieses Angebot.
Gemeinsam streifen wir durch die neuen Räume und weihen meine Mutter in unsere bisherige Planung ein. Zeigen ihr, was wir bisher haben, und welche Ideen uns vorschweben.
Meiner Mutter gefällt das Gebäude unglaublich gut und behauptet einen richtigen Inspirationsschub zu bekommen.
Als wir ihr freien Lauf lassen, legt sie auch direkt schon los. Zunächst erzählt sie uns, welche Vorstellungen sie hat und fragt uns nach unserer Meinung.
Um uns das ganze noch visuell zu geben, fährt sie in den zukünftigen Aufenthaltsraum, weil dort Tische und Stühle stehen, packt ihren Laptop aus und gibt Daten von unserem Grundriss in ihre Raumgestaltungs-Software ein, die darauf ein 3-D Projekt erstellt, in dem sie sämtliche Gestaltungen vornehmen kann.
Böden, Wände, Türen, Fenster und Möbel.
Voller faszination sehen wir ihr dabei zu, wie sie am Laptop mithilfe dieser Software unsere Büroräume gestaltet und ihre Idee für uns sichtbar macht.
Daraus entwickelt sich ein regelrechtes Brainstorming, weil sowohl Naddy als auch ich Ideen einbringen, die meine Mutter mit der Software direkt umsetzt.
Weiter erklärt sie uns, dass wir dieses Projekt am Ende an den Malerbetrieb geben können, und dieser somit eine bessere Beschreibung für den Auftrag erhält.
Durch diese Software explodieren die Fantasien von Naddy und mir, weshalb meine Mutter teilweise kaum noch hinterher kommt und letzten Endes fünf Projekte gespeichert hat, um jede Idee festhalten zu können.
Tatsächlich brauchen wir fast den ganzen Tag dafür, weshalb uns irgendwann die Köpfe qualmen und wir uns dazu entschließen, für heute Schluss zu machen.
Entsprechend gerädert falle ich einfach auf die Couch, als wir zuhause ankommen.
Ich höre meine Mutter kichern, während sie mit ihrem Gefährt an den Esstisch rollt, und dort ihren Laptop platziert, um noch ein wenig an der Planung weiterzubasteln.
Offensichtlich hat selbst sie noch genügend Energie und Motivation; im Gegensatz zu mir.
»Holt Jolene euren Jungen von der Schule ab, oder fährt er mit dem Bus?«, höre ich sie fragen.
»Jolene«, schaffe ich es lediglich zu murmeln, bevor ich in den Schlaf versinke.
Als ich etwas später wieder erwache, spüre ich, wie mir sanft der Kopf gekrault wird und dass ich nicht alleine auf der Couch liege. Der Körper, an den ich mich geschmiegt habe ist mir nicht fremd, weshalb ich meine Augen öffne und aufsehe. Sofort lächeln mir wunderschöne, grüne Augen entgegen.
»Na, Dornröschen?«, begrüßt mich Jolene schmunzelnd.
Mehr als ein Raunen schaffe ich nicht. Während ich mich aufrichte, reibe ich mir die Benommenheit aus den Augen, um mich etwas orientieren zu können.
Die Dämmerung hat bereits begonnen, weshalb ich direkt einen Blick auf die Uhr werfe.
»Möchtest du einen Tee?«, fragt sie fürsorglich und sieht mich abwartend an.
Ich bin viel zu überrascht, weil es bereits viertel vor Acht am Abend ist und ich augenscheinlich also gut vier Stunden geschlafen habe.
Mein Blick wandert nun durch den Raum. Meine Mutter sitzt immer noch mit dem Laptop am Esstisch - oder wieder - und spielt mit dem Gestaltungsprogramm herum; Chester sitzt auf ihrem Schoß und 'hilft' ihr voller Euphorie dabei.
Erst jetzt sehe ich wieder zu Jolene und beantworte ihre Frage mit einem Nicken. Sofort steht sie auf und schaltet den Wasserkocher an, holt eine Tasse aus dem Schrank und hängt einen Teebeutel hinein.
Ich selbst setze mich nun richtig auf und wickle die Decke um mich herum, die Jolene wohl irgendwann über mich gelegt hat, als sie sich zu mir auf die Couch gebettet hat, um mir Nähe zu schenken.
Sie kommt zu mir zurück und sieht mich musternd an, während sie sich neben mich setzt. Prüfend legt sie ihre Hand auf meine Stirn, dann auf meine Wangen. »Wie geht es dir?«, fragt sie sorgenvoll.
»Außer, dass ich extrem müde bin, geht es mir gut«, versichere ich ihr.
Etwas ungläubig und skeptisch ist ihr Blick, akzeptiert meine Antwort aber und erhebt sich wieder, um mir meinen Tee zu machen.
»Ruh' dich einfach aus«, spricht sie sanft, als sie mir die Tasse hinstellt und mir einen sanften Kuss auf die Stirn gibt. »Ich kümmere mich um das Essen.«
Ich nicke und begebe mich in die bequemere, halbliegende Position und schalte den Fernseher an. Timber nutzt meine Position direkt aus und macht es sich schnurrend auf meinem Bauch bequem, weshalb ich ihr beiläufig die Streicheleinheiten schenke, die sie von mir fordert.
Wirklich Beachtung schenke ich dem TV nicht und beobachte meine Mutter und Chester dabei, wie sie fröhlich sämtliche Räumlichkeiten gestalten.
Dann erschrecke ich mich, als Christian plötzlich dazu stößt. Frisch geduscht aus dem Badezimmer kommend, grüßt er mich fröhlich und setzt sich zu seiner Frau an den Tisch. Als hätte er darauf gewartet, bis ich wach bin, beginnt er von seinem ersten Probetag am Flughafen zu erzählen.
***
Mitten in der Nacht reißt es mich aus dem Schlaf. Ruckartig erhebe ich mich, schalte das Nachtlicht an und ziehe die Decke von unseren Körpern.
Jolene sieht mir mit geweiteten Augen fragend und irritiert entgegen, während ich mit meiner Hand über ihren Bauch streiche.
»Oh, Gott sei Dank!«, stoße ich erleichtert aus, lasse mich wieder ins Bett zurückfallen und ziehe dabei die Decke wieder über uns.
»Was war das denn jetzt?«, will Jolene perplex wissen.
»Nur ein Traum«, murmle ich und schalte das Licht wieder aus, aber Jolene schaltet es direkt wieder an und beugt sich leicht über mich, um mir auffordernd in die Augen sehen zu können. »Babe?«
Kurz schließe ich meine Augen und erwidere ihren Blick dann.
»Hab' geträumt, du wärst schwanger«, gestehe und ernte eine hochgezogene Augenbraue von ihr. »Im übrigen steht dir ein Babybauch ebenfalls sehr gut und macht dich Sexy«, füge ich schmunzelnd hinzu.
»Und das hat dich so aus dem Schlaf geschreckt??«, fragt sie verwundert.
»Nein«, schüttle ich den Kopf. »Aber du hast einen Hund aus dem Tierheim mitgebracht, weil du so viel Mitleid mit ihm hattest.«
»Was war das für ein Hund?«, fragt sie amüsiert dazwischen.
»So ein Pony ... wie nennt man die?«
»Dogge?«
»Genau.«
»Und dieses Pony hat dich so erschreckt, dass du aufgewacht bist?«, hakt sie - immer noch amüsiert - nach.
»Nein«, schüttle ich erneut den Kopf. »Aber du hast nur noch gejammert, was für ein armes Wesen dieser Hund ist und hast dich ausschließlich nur noch um dieses Tier gekümmert. Chester und ich waren total nebensächlich und selbst BNS war dir egal. Alles drehte sich nur noch um diesen Hund - den du im übrigen Mimi getauft hast. Außerdem hast du verzweifelt versucht in diesem kurzen Fell eine Schleife am Kopf anzubringen.«
Jolene lacht laut los.
»Chester und ich fanden das gar nicht witzig«, bremse ich sie direkt. »Du hast alle um uns herum damit wahnsinnig gemacht. Und dann haben wir uns gestritten, weil du nicht verstehen konntest, dass wir kein Verständnis dafür haben. Deshalb bin ich aufgeschreckt.«
Jolene lacht wieder und beugt sich über mich. »Ich liebe dich abgöttisch«, schmunzelt sie mir entgegen und küsst mich dann. »Aber keine Garantie, dass ich nicht irgendwann mit einem Hund aus dem Tierheim nach Hause komme.«
»Soll mir recht sein, solange du nicht alles drum herum vergisst und nur noch wie eine alte, einsame Dame das Tier lautstark bemitleidest und bemutterst ... und solange du ihn nicht Mimi nennst«
Abermals beugt sie sich zu mir und küsst mich. Diesmal etwas länger und intensiver.
Während wir uns küssen, dreht sie sich auf den Rücken und zieht mich mit sich, so dass ich mich besser an sie schmiegen kann.
Erst jetzt schaltet sie das Licht wieder aus und streichelt mir sanft den Rücken auf und ab.
»Ich hätte im Übrigen auch nichts dagegen, dich mit Babybauch zu sehen«, murmle ich dann leise und drehe meinen Kopf, um sie vorsichtig anzusehen. Ehrlich gesagt weiß ich nämlich gar nicht, wie sie überhaupt zu diesem Gedanken steht, da dies nie zur Rede stand. Viel zu sehr waren wir darauf fokussiert, mich schwanger zu bekommen.
»Du hast Fotos gesehen«, sagt sie schlicht.
»Ja, von deinem Bauch. Nur deinem Bauch.«
»Du planst also auch schon ein drittes Kind, ja?«, fragt sie frech.
»Auch??«, ich erhebe mich und sehe sie irritiert an - wobei ich sie nur schemenhaft sehen kann. »Wir haben noch nicht mal ein zweites, da hast du schon ein drittes im Sinn?«
»Das überrascht dich?«, lacht sie kurz. »Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, mich auch über ein drittes zu freuen.«
Innerlich brumme ich und schmiege mich wieder an sie. »Lass uns erstmal Nummer zwei bekommen«, murmle ich dann. Eher brauchen wir ohnehin nicht von einem dritten Kind reden.
Zum Einverständnis legt sie ihre Lippen in mein Haar und lässt sie dort auch, bis ich dann wieder eingeschlafen bin.
*************
Ja, ist denn schon Mittwoch??
Nää. Aber vermutlich werde ich morgen aus beruflichen Gründen nicht dazu kommen, ein Kapitel hochzuladen - und bis Freitag will ich euch nicht warten lassen, desshalb bekommt ihr heute schon eins :-)
Bo. <3
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