[Dreiunddreißig] - Vorfreude
Nach dem Essen verschwinden Jolene und Christian direkt wieder in der Garage, um den Motor des Pontiacs weiter auseinander zu bauen, während meine Mutter und ich das Haus durchforsten.
Als wir den Ring aber auch an den unmöglichsten Stellen nicht finden, gehe ich zu meiner Frau nach draußen, um dort nach dem Stand zu fragen, aber auch sie sind bisher nicht fündig geworden. Ich durchsuche diese Räumlichkeit nochmal, kann aber auch nichts finden. Weder auf der Werkbank, noch in den Schubläden, dem Werkzeugkasten, oder auf dem Boden und unter den anderen Autos.
Resigniert gebe ich auf, während Jolene einfach zu verbissen ist und nicht ruhen kann, ehe sie den Ring wieder gefunden hat.
Christian hat zwischenzeitlich sogar das Abflussrohr im Badezimmer auseinander genommen, um zu gucken, ob der Ring vielleicht in den Abguss gefallen ist - aber selbst dort blieb er erfolglos.
Erschöpft bitte ich Jolene, die Nacht nicht durchzumachen und bald ins Bett zu kommen. Dann verlasse ich die Garage und gehe ins Haus zurück, wo ich direkt unser Schlafzimmer ansteuere.
Mitten in der Nacht werde ich wach, weil Jolene zu mir ins Bett gekrabbelt kommt. Müde frage ich sie, ob sie fündig geworden ist.
Immer noch verneint sie unzufrieden und berichtet, den Motor nun komplett zerlegt zu haben und ihn morgen wieder zusammenzubauen.
»Der Ring wird noch auftauchen«, gebe ich zuversichtlich von mir und schmiege mich an sie, als sie neben mir liegt. »Der liegt bestimmt irgendwo ganz offensichtlich rum und beißt uns bald, aber wir sind zu sehr auf die verrücktesten Stellen fokussiert, dass wir ihn gar nicht bemerken.«
»Wahrscheinlich«, brummt Jolene unzufrieden.
»Hey«, verlange ich ihre Aufmerksamkeit, als ich merke, dass sich ihre Anspannung nicht löst, weil sie zu wütend auf sich selbst ist. Ich beuge mich über sie und lege meine Lippen auf ihre - in der Hoffnung, sie damit von ihrer Wut ablenken zu können. Um auf Nummer sicher zu gehen, wandere ich mit meiner Hand über ihren Körper und versuche, sie auf diese Weise an mein Versprechen vom späten Nachmittag zu erinnern.
Mein Vorhaben gelingt mir offensichtlich, denn plötzlich dreht sie mich auf den Rücken und ist nun über mir. Ihr Kuss ist voller Leidenschaft und wild, meine Hände fixiert sie über meinem Kopf im Kissen. Nur langsam lässt sie locker und wandert mit einer Hand an meinem Arm nach unten, über meine Seite bis zu meinem Oberschenkel.
Ihre Berührung sorgt sofort für ein Feuer in mir. Meine Versuche, ihre Lippen wieder zu meinen zu bewegen scheitert, denn sie dreht ihren Kopf weg und verbeißt sich spielerisch in meinem Hals, küsst dann meine Schulter, mein Schlüsselbein und wandert weiter zu meiner Brust.
Plötzlich durchzieht mich ein sonderbarer Schmerz, weshalb ich sie von mir stoße und unwillkürlich zische.
Jolene stoppt sofort, schaltet die kleine Tischlampe an und sieht mir irritiert entgegen. Ihr Blick wandert zu meinen Brüsten, die sie nun vorsichtig mit ihren Fingerspitzen berührt.
»Tut das weh?«, fragt sie und sieht mich wieder an.
»Ja«, gebe ich verwundert von mir und taste mich nun selbst ab.
»Sie sind gewachsen«, stellt sie fest und legt ihre Hand über meine Brust, als könnte sie es daran ausmachen.
»Quatsch«, streite ich ab und schiebe ihre Hand von mir. »Sie sind wie immer.«
»Huh«, stößt Jolene aus, beginnt dann aber frech zu grinsen und beugt sich wieder zu mir, um mich liebevoll zu küssen. »Ich werde dir morgen einen Test kaufen.«
Geschockt schiebe ich sie wieder von mir und sehe sie entsprechend an. »Meinst du??«
Mit glücklich funkelnden Augen grinst sie mir entgegen. »Sind wohl doch keine prämenstruellen Symptome.« Um das zu untermauern, fährt sie mit ihrer Hand zu meinem Bauch und streichelt diesen nun. Erneut beugt sie sich zu mir, um mich zu küssen. »Das erklärt dann auch, wieso du wegen dem verschwundenen Ring nicht ausgeflippt bist«, fügt sie amüsiert hinzu.
»Jolene«, seufze ich und schiebe sie nun gänzlich von mir. Eindringlich sehe ich ihr in die Augen und schüttle langsam den Kopf. »Bitte mach' mir keine Hoffnungen.«
Jolene aber bleibt von meiner Reaktion unbeeindruckt und lächelt aufmunternd. »Sei nicht so skeptisch und mach' den Test«, fordert sie von mir und sieht mir intensiv in die Augen, während sie mir sanft die Wange streichelt. »Ich bin mir sehr sicher.« Sanft streicht sie erneut mit ihren Fingerspitzen über meine Brust, darauf bedacht, mir nicht weh zu tun. »Deine gewachsenen Brüste und deren Empfindlichkeit ...«, zählt sie auf und klingt dabei etwas verträumt, »und dann deine Reaktion, als Chester den Ketchup auf seinen Pommes verteilt hat.«
Jetzt, wo es Jolene erwähnt, wird es auch mir bewusst. Dieser Geruch stieg mir sehr unangenehm in die Nase, weshalb ich das Abendessen kaum genießen konnte; zu sehr war ich damit beschäftigt, meinen rebellierenden Magen in Zaum zu halten.
»Wenn der Test positiv ist«, beginnt Jolene und reißt mich aus meiner Erinnerung, die dafür gesorgt hat, wieder diese Übelkeit zu empfinden, »hast du absolute Schonzeit. Kein Stress, keine negativen Vorkommnisse.« Jetzt sieht sie mir wieder eindringlich in die Augen. »Und auch du löst dich von deinen schlechten Gedanken. Erfreue dich einfach daran, mit Johnny richtig gelegen zu haben.«
»Mit Johnny?«, frage ich verdutzt.
»Trefferquote«, beantwortet sie schmunzelnd.
Dadurch muss ich dann lachen und ziehe Jolene wieder zu mir, um sie zu küssen. Diesmal aber ist sie darauf bedacht, meinen Oberkörper nicht zu sehr zu berühren und dreht uns so, dass ich bequem und schmerzfrei liegen kann.
Von hinten schmiegt sie sich an mich und hört nicht auf, meinen Bauch zu streicheln, während ihre Lippen unentwegt meinen Nacken mit sanften Küssen liebkosen.
Meine Hand wandert unwillkürlich zu meinem Bauch und legt sich dort auf ihre.
Mit dieser Zuneigung und ihrer sehr überzeugenden Vermutung, katapultiert sie meine Gedanken und Gefühle in andere Sphären. Mein Herz beginnt zu rasen.
Nicht vor Angst, sondern vor Freude. Obwohl ich sämtliche Zweifel in mir spüre, werden sie von ihrer Überzeugung zum Schweigen gebracht.
Jolene ist sich so sicher, dass ich das Gefühl habe, dafür nicht mal einen Test zu benötigen. Es ist, als könnte ich förmlich spüren, wie sich mein Körper jetzt gerade auf eine Schwangerschaft einstellt; als könnte ich das Leben spüren, das in mir wächst; als würde mein Herz nicht mehr alleine schlagen.
Diese Gefühle sind schön und erdrückend zugleich, weshalb die Emotionen ein wenig mit mir durchgehen.
Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, nur um einen Wimpernschlag später vor Freude herumzuspringen.
Um aus dieser Achterbahnfahrt zu entkommen, drehe ich mich zu Jolene um und presse mich fest an sie. Dabei ist mir egal, ob mir die Brüste schmerzen; ich will sie spüren, von ihr gehalten und beruhigt werden - denn nur sie, ihre Worte und Berührungen können das.
»Babe«, höre ich ihre sanfte Stimme, spüre ihre Fingerspitzen, die durch mein Haar streifen und ihre Lippen auf meiner Stirn. »Ich bin bei dir. Vom Anfang bis zum Ende.«
Ich weiß, sie will mich nur beruhigen, aber ihre Worte reißen ein Loch in meine Dämme, die nun unerschütterlich einbrechen.
Ich bin mir ganz sicher, dass ich bei meiner ersten Schwangerschaft nicht so war. In dieser war ich durchgehend glücklich. Nichts konnte mich aus der Ruhe oder der Fassung bringen. Die Lebensgeister in mir waren so aktiv, wie nie zuvor. Gerüche haben mich nicht angeekelt, sondern einen wirklich skurrilen Hunger in mir geweckt. Meine sonst beständigen Emotionen waren wie erloschen.
Jetzt scheint es das komplette Gegenteil zu sein, so dass sogar Jolene ein wenig überfordert ist - auch wenn sie versucht, es sich nicht anmerken zu lassen und trotzdem der Ruhepol für mich ist; aber ich merke, wie vorsichtig ihre Berührungen sind.
Vielleicht hat es aber auch mit den Umständen zu tun? Immerhin wussten wir damals, wann ich befruchtet wurde und konnten nach zwei endlos wirkenden Wochen endlich einen Test machen. Glücklich darüber, dass unser dritter Versuch endlich funktioniert hat. Gewiss schwebten wir einfach so sehr auf Wolke sieben, dass wir all die Anzeichen gar nicht bemerkt haben.
Aber dieses Mal wussten wir nichts. Wir haben es an drei aufeinanderfolgenden Tagen versucht, ohne jegliche Ahnung, an welchem Tag die Befruchtung stattfinden wird oder ob sie überhaupt stattgefunden hat.
Die Gefühle, aber auch der Akt waren ganz andere.
Dieses Mal wurde das Kind nicht nur aus Liebe gezeugt, sondern auch während der Liebe. Es ist so viel bedeutsamer, so viel natürlicher - die Gefühle sind so viel größer.
Jeder ist sich so sicher, dass es dieses Mal funktioniert. Morgan, Naddy, Winnie, Jessica und Johnny. Sie alle sind sich sicher, dass dieser Versuch gelingt, weil Jolene es macht. Sogar Jolene selbst ist davon überzeugt.
Bei so vielen guten Gefühlen hat Zweifel keinerlei Platz mehr. Schon gar nicht, wenn diese Gefühle von Menschen kommen, die selbst alle in den Genuss der Schwangerschaft und Geburt gekommen sind. Sie haben einen Riecher für sowas, sie erkennen die Tatsachen, bevor man es selbst tut.
Ich habe so viele Schwangerschaften miterlebt: Naddy mit Samantha, Winnie mit Ellie, und Jessica mit Liam und Isaac. Ich erkannte immer die Anzeichen und Veränderungen.
Vermutlich ist es anders, wenn man selbst in diesen schönen Umständen ist; die Hormone nehmen das Gehirn ein, wie die Wikinger ein Kloster, dabei vernebeln sie einem die Wahrnehmung, als solle man den fiesen Hinterhalt nicht bemerken.
Genau diese Vernebelung wische ich nun beiseite, um mein Bewusstsein von den Gedanken zu befreien, die aufgeregt durch meinen Kopf schießen.
Die letzten Tränen schluchze ich unter und sehe Jolene in die Augen.
Ihr schönes und tiefes Grün funkelt vor Sorge und Freude zugleich, während sie mit ihrem Daumen den salzigen Streifen über meine Wangen wegwischt.
»Ich liebe dich«, schaffe ich es dann mit leiser krächzender Stimme zu sagen und umgreife ihr Gesicht nun auch mit meinen Händen, um sie noch näher zu ziehen; bis sich unsere Nasenspitzen berühren. »Ich liebe dich so sehr - alle Worte der Welt reichen nicht aus, dir zu sagen, wie sehr.«
»Du brauchst nicht mal ein einziges Wort«, antwortet sie leise, aber lächelnd. »Dein Blick reicht aus.« Ihr Daumen streift über meine Lippen, um auch dort das Tränensalz zu beseitigen. »Ich liebe dich auch, Mrs. Caitlyn Reid«, erwidert sie dann meine Worte und legt ihre Lippen auf meine; vereint diese für einen so innigen Kuss, als würde sie mir damit all ihre Gefühle einflößen wollen. Dieser Kuss lässt mich fühlen, wie sehr sie mich liebt; wie wichtig ich für sie bin und wie glücklich ich sie mache.
Inständig hoffe ich, dass auch ich ihr diese Gefühle übermitteln kann.
Und als hätte sie meinen unsicheren Gedanken gehört, gleitet ihre Hand wieder zu meinem Bauch hinab und streichelt diesen sanft, aber bedeutsam.
Oh, mit Sicherheit mache ich sie glücklich. So glücklich, wie sie mich macht.
***************
Ihr lieben,
ich muss mich euch kurz mitteilen.
Da öffnet man nichtsahnend YouTube und bekommt folgendes Video vorgeschlagen:
Also Leute, wer von euch war das??? xD
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top