[101] -- Part 3

Mal wieder ist unser Garten festlich geschmückt und voll mit all unseren Freunden, der Familie und den ganzen Kindern.
Seit zwei Wochen sind Riley und ich zu Hause und konnten uns so ein wenig auf den Alltag einstellen. Denn jetzt bestimmt dieses kleine Wesen, wie dieser aussieht.
Letzte Woche haben Johnny und Jessica eine kleine Party für ihren jüngsten Sohn Isaac geschmissen, der genau eine Woche nach Rileys Geburt ein Jahr alt geworden ist.
Das war der Tag, an dem auch endlich Johnny sehen konnte, was wir mit seiner Hilfe hervorgebracht haben. Sofort hat er sich verliebt und es entstand ein regelrechter Kampf zwischen ihm und Jessica, weil beide das kleine Mädchen im Arm behalten und nicht wieder hergeben wollten. Für ihn die erste Tochter, für sie das Mädchen, das sie selbst gerne hätte.

Heute findet eine Baby-Party für Jolene statt - natürlich entgegen Jolenes Willen, die kein großer Fan von Partys ist, bei denen sie im Mittelpunkt steht.
Aber nach der Baby-Party für mich und Riley braucht auch sie eine.
Diese wird aber andere Ausmaße haben, wenn ich sehe, was hier alles an alkoholischen Getränken steht. Wodka, Whiskey, Kräuterschnäpse, Liköre und Bier. Letzteres wird hier heute ausschließlich in Nuckelflaschen serviert, was unglaublich witzig aussieht - vor allem bei den Männern, die aber auch richtig Spaß daran haben, ihr Bier auf diese Weise zu ... nuckeln.
Auch die Kinder lachen, weil sie ihre Säfte aus ebensolchen Flaschen trinken und das Babysein kichernd imitieren.

Die Wette um das Geschlecht unseres Babys lösen wir heute ebenfalls auf, beziehungsweise teilen den Jackpot unter den Gewinnern auf.
Naddy hat dazu das Glas mitgebracht, in dem sie die Wetteinsätze gesammelt hat. Insgesamt befinden sich 1.400 Dollar darin.
Zehn unserer Freunde haben auf einen Jungen gewettet. Morgan, Jolene, Johnny und ich auf ein Mädchen, weshalb der Gesamtbetrag zwischen uns vier aufgeteilt wird.
Breit grinsend nimmt Johnny seine 350 Dollar entgegen und wedelt damit freudig über seinem Kopf, um seinen Triumph zu demonstrieren.
Jessica reißt ihm die Scheine aus der Hand und steckt sie ein.
»Strafgeld, weil du mir kein Mädchen gemacht hast!«, begründet sie naserümpfend.
Wir alle lachen über die Schnute, die Johnny daraufhin zieht.

Als ich mich wieder auf meinen Platz setze, nachdem ich unseren Gewinn weggepackt habe, äußere ich seufzend, wie glücklich es mich macht, mich wieder normal bewegen und bequem sitzen zu können.
Zwar hat sich mein Bauch noch nicht gänzlich zurückgebildet, aber ich habe wieder deutlich mehr Platz, um mich bewegen zu können.
Naddy beneidet mich bereits jetzt schon, weil ihr Bauch nach Samanthas Geburt noch lange ein 'hässlicher Hautlappen' gewesen ist - so, wie sie es selbst bezeichnet.
Das löst dann eine Diskussion unter allen Frauen aus, die ein Kind zur Welt brachten. Also allen anwesenden.
Jessica, die gut neun Monate brauchte, bis sie wieder rank und schlank war. Naddy, die seitdem eine kurvigere Hüfte behalten hat. Winnie, die ihren Hüftspeck nicht mehr los wird. Danielle, die nach jeder ihrer drei Schwangerschaften zu viele Kilos behalten hat.
Morgan und Jolene dürfen zunächst nicht am Gespräch teilnehmen, weil sie die einzigen sind, die nach der Geburt wieder den Körper zurückbekamen, den sie vor der Geburt gehabt haben.
Wobei das bei Jolene nachvollziehbar war, da sie ohnehin einen sehr trainierten Körper hat und es ihr deshalb nicht so schwer fiel.
Morgan gesteht aber, während ihrer Schwangerschaft gar keinen so großen Bauch gehabt zu haben, weshalb sich da nicht viel zurückbilden musste. Bis zur Entbindung hätte sie ausgesehen, als wäre sie erst im 5. Monat.
Ich hoffe ja, ich habe es so gut, wie Jolene und Morgan, und finde zu meiner alten Statur zurück. Maximal würde ich mich mit Winnies Endstand zufrieden geben. Wieder ein flacher bauch, und nur ein Speckröllchen.
Von diesem Thema lassen sich auch die Männer mitziehen. Jonas zeigt seinen Bauch, den er durch die Schwangerschaft von Naddy davon getragen hat. Johnny stimmt direkt mit ein, der mittlerweile auch eine ansehnliche Kugel vor sich her schiebt.
Dennis hingegen hebt kommentarlos sein T-Shirt und entblößt seinen trainierten Sixpack-Bauch. Davon wiederum lassen sich Brandon und Cormack mitreißen, die ebenfalls ihre trainierten Bäuche zeigen.
Und dann bricht auch schon eine testosteron-getränkte Diskussion über Männlichkeit los.

Ich wende meinen Blick davon ab und sehe Jolene an, die in diesem Moment ihren Kopf dreht und mich ebenfalls ansieht.
Auf ihrer Brust liegt Riley, die tief und fest schläft. Unentwegt streichelt Jolene ihr mit dem Daumen sanft über den Rücken und scheint sie so in diesem Schlaf zu halten.

Meine Gedanken kehren zu dem Tag zurück, an dem Riley und ich das Krankenhaus endlich verlassen durften.
War aber auch Zeit, denn mir fiel nicht nur langsam die Decke auf den Kopf, ich fand auch nie richtig Ruhe, weil einfach viel zu viel Bewegung herrschte. Entweder war der Arzt da, oder sämtliche Schwestern, die einem sagten, was man wie zu tun hat; ständig irgendwelche Untersuchungen. Mein Schlafrhythmus wurde nicht nur durch Riley zerstört, sondern auch von den Schwestern, die immer dann in mein Zimmer kamen, wenn ich selbst endlich Schlaf fand.
Ich habe mich so unsagbar auf die Zeit zu Hause gefreut, wo ich nur von Jolene und Chester umgeben bin und endlich zur Ruhe kommen kann, weil insbesondere Jolene Rücksicht auf mich nehmen und mich unterstützen wird, so gut sie kann. Dafür hat sie sich sogar extra drei Wochen Urlaub genommen. Ein Seltenheitswert.

Als wir die Einfahrt unseres Hauses befuhren, habe ich erstmal die Augen aufgerissen.
Es war übertrieben festlich geschmückt.
Zu den drei riesigen Bannern, die schon drei Wochen zuvor dort aufgehängt wurden, war noch einiges dazugekommen.
Einer dieser Banner ist blau, auf dem 'Es ist ein Junge!' steht, der zweite ist rosa, mit dem Schriftzug 'Es ist ein Mädchen!'. Und der dritte hängt halb über beide, auf dem ein 'Es ist ein Baby!' steht.
Das Wort 'Junge' auf dem ersten Banner wurde kurz nach der Geburt durchgestrichen, als das Geheimnis um das Geschlecht gelüftet wurde.
Diese Banner sind noch Rückstände der Babyparty, die wir vor der Geburt gefeiert haben, bei dem sowohl Riley, als auch ich reichlich beschenkt wurden.
Neu hinzugekommen aber waren die Trauben aus je mindestens zwanzig Ballons, die an die Stützbalken unserer Veranda befestigt sind. In Rosa.

Auf dem Rasenstück in der Mitte unserer Einfahrt stolzierte ein Storch aus Holz, im Schnabel einen Beutel mit Baby. Darauf der Name von Riley, darunter ihre Geburtszeit, die Größe und das Gewicht.
Am Geländer der Veranda hing eine Schnur und an dieser zig Strampler und kleine Bodys aufgereiht.
Aber auch aneinander genähte Bettlaken hingen am Haus, woran sich wohl all unsere Kinder verausgabt und ein 'Willkommen zu Hause Riley und Mom' geschrieben stand - in Kinderschrift. Zudem bunte Handabdrücke, Bienen, eine Sonne, Vögel ... ein Dinosaurier. Einfach alles, was Kinder schön finden und gerne malen.

Die gesamte Dekoration schmückt die Vorderseite unseres Hauses immer noch. Wir durften sie bisher noch nicht beseitigen, weil die Baby-Partys ja noch nicht abgeschlossen sind.
Aber ab morgen ist es dann endlich vorbei und ich bin froh, wenn unser Haus nicht mehr so Rosa leuchtet und sich deshalb von der gesamten Nachbarschaft abhebt.

Solange die Kinder noch wach und agil sind, werden Spiele gespielt, an denen sie sich beteiligen können. Wobei manche Spiele neben einem Spaßfaktor auch einen hohen Ekelfaktor haben und es scheinbar auch gar kein Ende nimmt.
Naddy hat vermutlich einfach das gesamte Internet durchsucht und jedes Spiel genommen, das sie finden konnte.
Zum Beispiel liegen da Windeln auf einem Tisch, in denen sich geschmolzene Schokolade befindet. Wir müssen daran riechen und erraten, welcher Schokoriegel hierfür geopfert wurde. Obwohl es nur Schokolade ist, sieht es einfach nur widerlich aus.
Ehrlich gesagt wundert es mich, dass dazwischen keine Windel mit richtigen Ausscheidungen liegt. Ich hätte es Naddy zugetraut.
Bei einem anderen Spiel geht es darum, einer Babypuppe in Rekordzeit eine Windel anzuziehen. Hierbei geht es besonders bei den Männern sehr lustig zu und manchmal bin ich froh, dass sie nur einer Puppe die Windeln anziehen müssen.

Zwischendurch sondere ich mich von der fröhlichen Gruppe ab, weil Riley Hunger vermeldet.
Naddy folgt mir und fragt mich überrascht, wieso ich das tue, weil dies nichts ist, bei dem ich mich in unserer Truppe unwohl fühlen müsste.
»Hier drinnen ist es ruhiger«, erkläre ich ihr lächelnd und lege Riley an. »Außerdem mache ich das, um Jolene keine Unannehmlichkeiten zu bereiten.«
Naddy sieht mich irritiert an. »Unannehmlichkeiten für Jolene? Mag sie es etwa nicht, wenn du das in ihrem Beisein machst?«, fragt sie und sieht mich ungläubig an.
Ich lache und schüttle den Kopf. »Im Gegenteil«, gestehe ich. »Sie findet das sehr sexy. Und deshalb will ich es ihr im Beisein aller ersparen.«
Naddy mustert mich, sieht kurz zu Riley hinab, dann wieder mir in die Augen. »Will ich wissen, was passiert, wenn sie dir dabei zusieht?«, gibt sie skeptisch von sich, beginnt dann aber breit zu grinsen. »Ja, will ich«, beantwortet sie ihre Frage selbst. »Also schieß los.«
Überrascht sehe ich sie an und schüttle den Kopf erneut. »Das werde ich dir nicht erzählen.«
»Das ist fast schon Antwort genug«, sagt sie und ihr Grinsen wird breiter. »Aber du kennst mich. Ich will alles wissen, als ...«
»Wärst du dabei gewesen«, beende ich ihren Satz und verdrehe die Augen.
»Genau.«
Abwartend sieht sie mich an, weil ich ihr immer noch keine Antwort gebe. Naddy ist aber beharrlich und ich weiß, sie gibt nicht kleinbei, bis ich es ihr erzähle.
Dabei gibt es da gar nichts groß zu erzählen. Wenn Jolene beim Stillen zuzieht, wächst in ihr einfach das Bedürfnis nach körperlicher Nähe zu mir. Für Sex bin ich noch gar nicht zu haben, weder gegenseitig noch einseitig. Aber das fordert Jolene auch gar nicht. Ihr geht es auch nicht darum, mit mir zu schlafen, sondern nur um ein bisschen Zeit für uns mit viel Zuneigung.
Naddy wägt zunächst ab, ob ich ihr die Wahrheit sage, oder etwas verschwiegen habe. Dann aber grinst sie wieder, legt einen Arm um mich und drückt mich an sich.
»Das ist so süß«, kommentiert sie meine Erzählung. »Ich mache nochmal eine Ausnahme und überreiche ihr einen Lorbeerkranz«, fügt sie glucksend hinzu.

Als dann Morgan das Haus betritt, springt Naddy plötzlich auf, stellt sich vor sie, um ihren Gang zu stoppen und fragt sie, wo sie hinwill.
Sowohl Morgan, als auch ich, sehen sie verwundert an.
»Mir einen Cocktail machen?!«, antwortet Morgan zögerlich, hebt bedeutungsvoll ihr leeres Glas nach oben und sieht dann zu mir.
Naddy drückt ihre Hand auf Morgans Wange und dreht ihren Kopf wieder weg, damit sie mich nicht ansehen kann.
»Deine Augen bleiben bei mir«, tadelt Naddy.
Nach kurzer Verwirrung formt sich ein frecher Ausdruck in Morgans Gesicht, die sich ein wenig zu Naddy beugt.
»Wieso? Hast du es dir doch anders überlegt?«, haucht sie verführerisch meiner besten Freundin entgegen, und lässt ihre Fingerspitzen sanft über deren Hals gleiten.
»Nein!«, gibt Naddy empört von sich und drückt Morgans Hand von sich.
»Schade«, bedauert Morgan. »Und wieso darf ich Cait dann nicht ansehen, sondern nur dich?«
»Weil du quasi ein Zwilling deiner Cousine bist«, begründet Naddy und schiebt Morgan zügig an mir vorbei zur Küche, damit diese keine Chance hat, ihren Blick auf mich zu werfen. »Glaub' mir, ich tue dir damit nur einen Gefallen.«
Morgan schenkt ihr eine hochgezogene Augenbraue, bevor sie dann doch verbotenerweise zu mir sieht, dafür aber direkt wieder gerügt wird.

Dann aber kann Naddy nicht länger den Wachhund spielen, weil ihre Anwesenheit im Garten verlangt wird.
Morgan nutzt sofort die Gunst der Stunde und setzt sich neben mich.
Mit ihrem typisch frechen Grinsen sieht sie mich an und streicht sanft über den kleinen Kopf meiner Tochter. Anschließend lässt sie ihre Fingerspitze über meine Brust nach oben, zum Hals, bis zu meinem Kinn gleiten, während sie mir direkt in die Augen sieht.
»Sexy«, spricht sie leise und zuckt mit ihren Augenbrauen. »Wenn du meine Frau wärst, würden wir jetzt hier nicht mehr sitzen, sondern liegen.«
»Und genau darum hat dir Naddy verboten, mich anzusehen«, erkläre ich ihr lachend und lehne mich gegen sie, während sie ihren Arm um mich legt.
Mein Kopf liegt auf ihrer Schulter und ihre Lippen in meinem Haar, während sie mit ihrer freien Hand wieder Rileys Köpfchen streichelt.
So bleiben wir sitzen, bis Riley gesättigt ist und wir wieder nach draußen zu den anderen gehen; nicht aber ohne eine entsprechende Bemerkung von Naddy zu erhalten, der das natürlich nicht verborgen geblieben ist.

Als dann alle Kinder in sämtlichen Zimmer verteilt schlafen, werden die Spiele für die Erwachsenen gestartet.
Bei einem davon spielt besonders Jolene die Hauptrolle. Die Idee stammt von meiner Mutter, die dieses Spiel aus Deutschland kennt.
Babypinkeln
nennt sie das.
Dabei muss der frischgebackene Papa eine Anzahl an Schnäpsen in kurzer Zeit in sich kippen. Die Anzahl der Schnäpse bestimmt dabei die Anzahl der Buchstaben, die der Name des Babys beinhaltet. Vor- und Nachname.
Natürlich ist Jolene kein Papa, aber ihr gehört die Rolle der Person, die das gemeinsame Kind nicht ausgetragen hat und kommt damit für dieses Spiel dem Papa sehr nahe.
Aber auch Johnny erklärt sich - als biologischer Vater - sofort dafür bereit, das Spiel zu spielen.
Jolene hingegen zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, als meine Mutter die Regeln erklärt. Dann sieht sie Milly an.
»Dieses Spiel hätte damals schon Tradition sein sollen. Hätte mir vermutlich diesen langen Namen erspart, den ihr mir verpasst habt«, sagt sie mit zynischem Unterton.

Obwohl Jolene diesem Spiel skeptisch gegenübersteht, lässt sie sich darauf ein, um kein Spielverderber zu sein. Rileys voller Name beinhaltet neun Buchstaben, also muss Jolene neun Schnäpse trinken. Und zwar so schnell wie möglich.
Morgan ist von diesem Spiel so begeistert, dass sie ebenfalls mitmachen will.
Zuerst aber ist dies nur Jolene erlaubt, die das aber ziemlich einfach in knapp sieben Sekunden erledigt.
Danach aber wird sie dazu verdonnert, diese Runde zu wiederholen. Diesmal machen Morgan und Johnny mit.
Für mich ist es das erste Mal, meiner Frau bei einem Trinkspiel zuzusehen, denn üblicherweise trinkt Jolene gemächlich. Jetzt aber muss sie Gas geben und ich habe keine Ahnung, wie viel Alkohol in so wenig Zeit auf sie wirken wird. Ich habe sie noch nie richtig betrunken erlebt.
Aber sie spielt mit und ist schnell.
Nach jeder Runde verzieht sie das Gesicht und nimmt ein Schluck ihres Biers direkt hinterher.
Fertig ist sie aber noch lange nicht, denn jetzt wollen auch die anderen mitmachen und so kommt es zu einer weiteren Runde, in der Jolene nochmal neun Schnäpse in sich kippen muss.
Im Anschluss lässt sie sich in den Stuhl zurückfallen, als wäre sie erschöpft.
Musternd sehe ich sie an, um herauszufinden, ob es bereits Wirkung bei ihr zeigt.
Da sie mich aber mit ihrem bekannten, amüsierten Lächeln ansieht, ist dem wohl nicht so.

Dieses Spiel wird zum Highlight des Abends. Aufgeheizt von der Stimmung, artet das ganze in ein richtiges Gelage aus.
Es bleibt nicht nur bei Jolene, Morgan und Johnny. Auch Naddy, Dennis, Jessica, Danielle, Philipp und Cormack spielen jetzt mit.
Der Reihe nach wird ein Name getrunken und mit jeder Runde erkenne ich, wie immer mehr ihre Sinne vernebeln.
Als es dann darum geht, Morgans Namen zu trinken, wird es eine Herausforderung für alle, da dieser aus 22 Buchstaben besteht.
»Schafft ihr das noch?«, frage ich besorgt, wenn ich hochrechne, wie viele Schnäpse vorher schon gebechert wurden. Achtzig waren es bestimmt schon; pro Nase.
Noch sind alle zuversichtlich und motiviert. Ab etwa dem zehnten Buchstaben von Morgan merkt man aber doch den Kampf, den sie alle führen - aber sie schaffen es.
Erschöpft stöhnend lassen sich alle in ihre Stühle zurück- oder die Köpfe auf den Tisch fallen und atmen tief durch.
»Ein Glück sind wir schon an der frischen Luft, sonst dürfte ich jetzt nicht vor die Tür gehen«, scherzt Naddy und hat schon ordentlich Schieflage in ihrer Stimme.

Ein Name in der Runde fehlt ihnen aber noch.
Jolenes. Die absolute Krönung und vermutlich der Endboss für alle.
Deshalb weigert sich Jolene sofort, ihren Namen auch noch zu trinken, denn dieser beinhaltet immerhin 30 Buchstaben.
Morgan kann sie letztlich aber dazu überreden, in dem sie an deren Stolz kratzt.
Meine Freunde müssen ja aus allem eine Wette machen, und da Jolenes Ehrgeiz durch eine solche ausgelöst wird, kann sie natürlich nicht länger nein sagen.
So geschieht es dann: Wer Jolenes Namen zuerst schafft, gewinnt.
Dabei vergessen sie völlig auch einen Gewinn auszumachen. Aber die Nüchternen unter uns vergessen das nicht und wetten ebenfalls.
Wobei da die häufigste Antwort ein »Keiner von denen schafft es« ist.
Ich kann mir schon vorstellen, dass es Jolene und Morgan, von ihrem Ehrgeiz angetrieben, schaffen können; wenn auch mit Ach und Krach und in einem spannenden Kopf an Kopf Rennen.
Aber auch Naddy sollte nicht unterschätzt werden. Die Frau kann trinken - und zwar nicht zu wenig.
Weil ich es also überhaupt nicht einschätzen kann, meiner Frau aber treu bin und sie liebe, setze ich natürlich auf sie - denn nicht mitmachen ist mir auch nicht erlaubt.

Und dann geht es auch schon los.
Sorgenvoll betrachte ich, wie sie sich alle die ersten vier Schnäpse zügig in die Kehle kippen, danach aber schwächeln, und schon werden die ersten langsamer.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Nummer vom Notruf bereithalten soll?

Interessanterweise sind es die Frauen, die dieses Spiel am längsten aushalten. Cormack, Dennis, Johnny und Philipp haben nach acht Buchstaben ihr Pensum erreicht.
Dennis erhebt sich und kündigt mit lallender Zunge an, sich abzukühlen und springt dann so, wie er ist, in den Pool.
Die anderen drei befürworten seine Idee, springen hinterher und liefern sich jetzt eine Wasserschlacht.
Nach dem zehnten Schnaps steigt dann auch Danielle aus, die ebenfalls in den Pool springen will, dann aber spontan ins Haus rennt. Ins Badezimmer, um genau zu sein.
Meine Mutter folgt ihr sicherheitshalber.
Winnie, nicht nur fürsorglich sondern auch Medizinerin, wacht mit Argusaugen über das Gelage.
In der Hälfte von der Runde steigt dann auch Jessica aus und erwähnt hörbar, wenn sie noch einen einzigen Tropfen trinkt, sie Danielle im Bad Gesellschaft leisten wird.
Übrig bleiben Naddy, Jolene und Morgan. Die wohl trinkfestesten unter uns. Ich bin ja schon ein bisschen stolz auf mich, weil ich sie richtig eingeschätzt habe.
Wobei Naddy auch schon ordentlich kämpfen muss und nach dem 18. Glas ebenfalls das Handtuch wirft.
Das Tempo von Jolene und Morgan kann aber auch schon nicht mehr als Tempo bezeichnet werden.
Während Jolene schon Probleme hat, den Schnaps zu schlucken, liegt Morgans Kopf völlig fertig auf ihren Armen auf dem Tisch.
Schließlich und zu aller Überraschung ist es Jolene, die nach dem 21. Gläschen ankündigt, aufzugeben und dann nix mehr zu trinken.
Morgan hingegen tut so, als wäre sie gerade erst warm geworden.
Natürlich ist dem nicht so, aber wir lassen sie in ihrem Glauben.
»Haben wir heute Nacht noch Sex?«, fragt sie plötzlich an Amber gerichtet. Der Knoten in ihrer Zunge ist deutlich hörbar und ihre Frage klingt deshalb nicht ganz so anregend, wie es wohl nüchtern gewesen wäre.
»Nein«, antwortet Amber, die Morgan mittlerweile hilft, und ein paar der der restlichen 9 Gläschen trinkt, ohne dass diese das überhaupt mitbekommt, damit sie schneller fertig wird.
»Na, dann«, gibt Morgan motiviert von sich und greift nach dem 28. Glas. Wobei sie schon sehr angestrengt zählt, wie viele sie noch vor sich hat.
Amber tätschelt Morgans Oberschenkel und prophezeit ihr morgen den Kater ihres Lebens, was Morgan wiederum zuversichtlich abweist.
Letztlich haben nur diejenigen die Wette gewonnen, die auf niemanden gesetzt haben. Denn Morgan schafft trotz Ambers Hilfe nicht mal das 30. Glas und bleibt mit ihrem Kopf einfach auf der Tischplatte liegen.

Nach ein bisschen Ausnüchterungszeit ist die Feier dann vorbei. Jene, die wenig bis nichts getrunken haben, spielen Taxi für jene, die nicht mehr in der Lage dazu sind, zu fahren.
Morgan und Amber, die ja jetzt nur zwei Häuser weiter wohnen, können laufen; mehr oder weniger - Amber mehr, Morgan weniger.
Danielle ist nach ihrem Besuch im Badezimmer nur bis zur Couch im Wohnzimmer gekommen und hat sich dort einfach niedergelassen, wo wir sie auch einfach liegen lassen.

»Ich hasse meine Cousine«, raunt Jolene, als auch sie es geschafft hat, unsere Wendeltreppe nach oben ins Schlafzimmer unter Anstrengung zu meistern. Ich bin sicherheitshalber hinter ihr gelaufen und habe sie gestützt, damit sie keinen unfreiwilligen Absturz hinlegt. »Erinnere mich morgen daran, ihr für diese Idee den Arsch aufzureißen.«
Auch ihre Aussprache ist noch ein wenig wellig, aber schon deutlich besser als vor einer halben Stunde noch. Ihr hat es offensichtlich geholfen, noch gefühlt drei Liter Wasser zu trinken.
»Tust du nicht«, widerspreche ich ihr schmunzelnd und öffne ihre Hose, um ihr beim Ausziehen zu helfen.
»Doch, tue ich«, entgegnet sie, umgreift meine Hände mit ihren und sieht mir direkt in die Augen. Ihr Ausdruck ist frech und feurig zugleich. »Wir hatten noch nie betrunken Sex«, flüstert sie, während sie ihre Lippen zart auf meine legt.
»Ich bin nicht betrunken.«
»Aber ich«, antwortet sie und intensiviert diesen Kuss. Ihre Lippen schmecken noch immer ein wenig nach dem süßen Schnaps, den sie vorhin getrunken hat.
Trotz dessen schafft sie es mit der Art, wie sie mich küsst und berührt, mich in ihren Bann zu ziehen. Mein Oberteil landet auf dem Boden, ihres folgt meinem. Und während sie mit ihren Lippen meinen nackten Oberkörper nach unten wandert, streift sie mir die Hose von den Beinen.
Sinnlich kommt sie küssend wieder nach oben, bis sie mir erneut in die Augen sieht, gefolgt von einem Kuss, der eine gewisse Art von Lust in mir entfacht.

Aber es soll nicht sein, denn gerade, als wir uns gemeinsam ins Bett niederlassen, meldet sich Riley zu Wort. Jolene aber lässt sich davon zunächst nicht beirren und auch ich warte erst ab, ob sie wirklich Hunger hat, oder einfach nur wach ist und vor sich hingluckst.
Letztlich müssen wir unsere Leidenschaft dann doch stoppen, weil sich Rileys Stimme immer stärker hebt, bis sie schließlich richtig schreit.
Leise raunend erhebe ich mich wieder und hebe das kleine Mädchen aus ihrer Wiege, die direkt neben dem Bett auf meiner Seite steht.
Dennoch bin ich froh darüber, dass sie jetzt nach Hunger schreit und nicht, wenn ich gerade eingeschlafen bin.
Mit ihr an meiner Brust setze ich mich ins Bett, mit dem Rücken an die Kopflehne gelehnt.

Jolene robbt näher und beobachtet ganz gespannt unsere kleine Tochter, während ihre Hand sanft über meine nackten Schenkel gleitet.
»Weißt du, wen ich nicht hasse?«, flüstert sie und sieht mich dann an. »Dich.« Ihre Lippen formen sich zu einem liebevollen Lächeln. »Dich und Chester und Riley.« Sie hebt ihre Hand und legt sie auf meine Wange. »Euch drei liebe ich. Abgöttisch«, fährt sie fort und kommt mir immer näher. »Vor allem dich, denn durch dich gibt es überhaupt ein uns.« Sie verringert den Abstand unserer Lippen, bis sie sich für einen Kuss erneut vereinen.
»Ich liebe euch drei auch«, antworte ich. »Besonders dich, denn ohne dich, hätte ich weder Chester noch Riley in meinem Leben.«
Jolene grinst voller Stolz und richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf Riley, der sie sanft über das kleine Köpfchen streicht.


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Ihr lieben und - meiner Meinung nach - weltbesten Leser hier auf Wattpad,

jetzt ist es auch schon mit Band 3 vorbei. Am 14. Februar 2021 habe ich das erste Kapitel gepostet. Heute haben wir schon den 23.06.2022. Über ein Jahr!

Treue Leser sind geblieben, viele neue dazugekommen!
Vielen Dank an euch, weil ihr daraus so viel mehr gemacht habt, als ich es mir je selbst vorgestellt hatte und hätte :)

Aber noch müsst ihr nicht gänzlich Abschied nehmen. Ich habe da nämlich noch einen langen Epilog für euch, der nochmal einen Einblick in das Leben von Jolene, Cait und ihren Freunden zeigt. Und zwar 6 Jahre später.

Eigentlich sollte dieser Epilog ein runder und endgültiger Abschluss sein. Aber durch Unterhaltungen mit einigen Lesern sind dann doch noch ein paar Ideen aufgekommen.
Daher die Frage an euch:
Wollt ihr noch eine 4. Runde? Oder meint ihr, drei Bände reichen, und es sollte jetzt ein Ende finden?
Lasst mir eure ungeschönte Meinung zukommen ;)
Hier, oder privat, wie ihr mögt.

Ansonsten, bis die Tage zum Epilog.

Eure Bo. <3

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