Kapitel 36 - Hochzeit Nr. 2
Als John sich von Sherlock gelöst hatte, atmete Sherlock einmal tief auf. Es war kaum zu fassen, was gerade geschehen war. Ja, er hatte Mollys Verrat schon vorher erschließen können, doch jetzt fühlte es sich noch viel realer an. Molly Hooper. Seine Laborpartnerin! Wenn es so weiterging, zuerst sein Nachbar, dann eine Freundin des Geliebten, dann sie, wem würden sie denn noch trauen können?
Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken darüber zu machen. Jetzt müssten sie erst die noch an Ort und Stelle gebliebenen Gäste unterhalten, die das Spektakel mit großen Augen betrachtet hatten.
"Also", begann Sherlock. "Ich wollte heute nicht nur jemanden verhaften lassen, ich wollte auch einen neuen Termin für die Hochzeit ankündigen. Da sie ja aus vorher angegebenen Gründen nicht stattfinden konnte, müssen wir eine neue feiern. Ich habe lange nachgedacht. John, was hälst du von dem fünften November?"
John überlegte offenbar kurz, dann nickte er einverstanden. "Ein guter Termin", sagte er. "Wie sieht es bei euch aus?" Mrs Hudson nickte sofort eifrig.
"Ich habe sowieso nichts besseres zu tun", kicherte sie. John warf der alten Vermieterin einen liebevollen Blick zu, dann wandte er sich an Mike.
"Ich wüsste ebenfalls nichts, was dagegen sprechen würde. Wenn, dann würde ich es verschieben", sagte er. Sherlock grinste und wandte sich an seinen Bruder.
Mycroft musterte ihn lange. Sherlock stellte sich vor ihn und sah ihm in die Augen. "Mycroft?", fragte er leise. "Würdest du an meiner Hochzeit als mein Best Man anwesend sein? Für mich?" Mycroft nickte langsam.
"Natürlich, Sherlock", sagte er. Sherlock reichte ihm die Hand. Mycroft ergriff sie und wollte sie schütteln, als Sherlock Mycroft an der Hand zu sich zog und ihn umarmte. Mycroft erstarrte sofort. "Was tust du da?", flüsterte er. Als Sherlock nicht antwortete, erwiderte Mycroft die Umarmung etwas steif.
Sherlock löste sich von seinem Bruder und sah ihn kurz an. Als er Mycrofts verstörten Blick sah, schüttelte er den Kopf. "Schön, ich werde sowas nie wieder machen", sagte er. "Trotzdem schön, dich auch dabei zu haben." Er warf John einen flüchtigen Blick zu, der ihn sowohl amüsiert als auch liebevoll musterte. Sherlock verdrehte die Augen, dann lächelte er in die Runde.
"Danke, dass ihr alle so kurzfristig kommen konntet", sagte John und erhob sich. "Ich denke, es ist langsam spät geworden." Mike nickte und stand auf.
"Ich muss noch eine Stunde für die Schüler morgen vorbereiten", sagte er. John nickte ihm zu. "Ich freue mich für euch beide sehr."
"Danke", sagte John. Mike hob einmal kurz die Hand, winkte, und verließ die Wohnung. Mycroft hob seinen Schirm an und tippte kurz mit dem Schirmende auf den Boden.
"Ich sollte dann auch einmal gehen", sagte er. "Ich bin mir sicher, es wartet ein gewisser Detectiv Inspektor auf mich." Sherlock nickte ihm zu. "Außerdem muss ich mich an meine Best Man Rede ransetzen. Einen schönen Abend noch."
"Auf Wiedersehen, Mycroft", sagte John freundlich. Mycroft stolzierte aus dem Wohnzimmer. Mrs Hudson lächelte beide an.
"Meine Baker Street Jungs", sagte sie mit einem breiten Grinsen. "Es ist gut, dass ihr einen neuen Termin habt. Auch wenn der erst in zwei Monaten stattfindet." Sherlock sah nickte, während John sich neben ihn stellte und seine Hand ergriff.
"Aber diese Molly erlaubt sich auch etwas. Sie beide einfach so an diesen schrecklichen Menschen zu verraten!", rief sie laut. John nickte.
"Da haben Sie Recht", sagte er. Sherlock lehnte sich kurz zu ihm herüber und küsste ihn sanft auf die Wange. Sofort grinste John wieder. Mrs Hudson tat es ebenfalls.
"Na schön, das ist jetzt fürs erste nicht wichtig. Ich bin nur froh, dass Sie beide noch am Leben sind und dass sie diesen Unmenschen los sind", sagte sie und stand auf. "Dann lasse ich Sie beide jetzt einmal allein. Macht euch noch einen schönen Abend!"
Mit den Worten ging sie selig lächelnd aus dem Zimmer. Sherlock schaute ihr nach, dann seufzte er. John sah ihn besorgt an.
"Alles in Ordnung?", fragte er. Sherlock nickte einfach und schloss John in seine Arme. John erwiderte die Umarmung sofort, wenn auch vorsichtig.
"Ich liebe dich, John", flüsterte er. John löste die Umarmung und küsste Sherlock sanft. Sherlock erwiderte sofort und ließ seine Hand durch die blonden Haare des Militärarztes fahren.
"Mein Liebling", flüsterte John in Sherlocks Ohr. Sherlock lächelte. Ihn würde es niemals nerven oder gar langweilen, dass er von John so genannt wurde. Mit diesem Wort war es klar, dass er John gehörte, und nur John, niemandem sonst. Deswegen verwendete er selbst dieses Wort genauso gerne. Liebling war ein viel besseres Wort als Mausi oder so ein kitschiges Etwas. Das passte nicht zu ihnen.
Sherlock legte sein Kinn auf Johns Schulter und schloss die Augen. Er wäre ohne diesen Mann noch immer das drogenabhängige Wrack von vor mehreren Jahren. Ohne diesen Mann wäre er niemals Freundschaft begegnet, und Liebe erst recht nicht. Ohne diesen Mann wäre er hilflos in einer Welt voller Fällen und der Arbeit geblieben, ohne den kleinsten Hauch an Zuneigung. Sherlock wüsste nicht, was er tun sollte, wenn John eines Tages aufwachen und ihn nicht mehr lieben würde. Was würde dann nur passieren?
Er spürte, dass Johns Hände sanft über seinen Rücken fuhren und er öffnete leicht seine Augen. "Sherlock?", fragte John vorsichtig. Sherlock löste sich eher widerwillig aus der Umarmung und sah in die Augen seines Freundes.
"Ja?", flüsterte er. John starrte ihn so sehnsüchtig an, dass ihm fast die Knie schwach wurden.
"Ich liebe dich ebenfalls", flüsterte er. Sherlock lächelte ihm zu. John legte seine Hand an Sherlocks Wange und strich mit dem Daumen darüber. Sherlock würde es niemals laut zugeben, doch er liebte es, wenn John das tat. Es war das wundervolle Gefühl der Heimat, was er für einen Monat so unglaublich vermisst hatte.
John strahlte ihn an. Dann wurde das Lächeln plötzlich immer kleiner. "Was ist los?", fragte Sherlock mit einem Stirnrunzeln.
"Ich kann nicht glauben, dass Molly das wirklich getan hat", sagte John mit gesenktem Kopf. Sherlock nickte. Es war seltsam, doch auch schrecklich. "Ich meine, wie konnte sie nur? Was hat sie sich dabei gedacht? Sie hätte Schuld an deinem Tod sein können!" Sherlock legte seine Hände in die Johns. Johns Hände waren warm.
"Ich weiß, sie ist sehr naiv. Aber ich wurde gerettet. Von einem sehr, sehr gutaussehendem Doktor, mit dem Namen 'John Hamish Watson'. Und bald sogar 'John Hamish Watson - Holmes'", flüsterte er. John lächelte und gab Sherlock einen Kuss. Plötzlich erstarrte Sherlock.
"Was ist?", fragte John überrascht. Sherlock schluckte.
"John, ich habe eine wichtige Frage an dich", sagte er. John sah ihn erwartungsvoll an. "Mit einer zweiten Hochzeit kommt kein zweiter Junggesellen - Abschied, oder?" John starrte ihn an, dann begann er, zu lachen.
"Ich denke, ihn einmal zu feiern, genügt vollkommen", sagte er. Sherlock atmete erleichtert auf.
"Glück gehabt", sagte er. "Und danke. Ich will nicht nochmal herumschreien müssen, dass ich mit dir schlafen will oder so etwas. Sonst-" Weiter kam er nicht, denn John drückte wieder seine Lippen gegen die Sherlocks. Küsse. Ja. Küsse waren auch gut.
"Wir...sollten ins Bett gehen", murmelte John, während er ihn verträumt ansah. Sherlock sah ihm in die Augen, doch ohne zu antworten fuhr er damit fort, John zu küssen. Dieser versuchte offenbar ein kleines Stöhnen zu unterdrücken, was ihm jedoch nicht gelang. "Sherlock...", flüsterte er. Sherlock starrte ihn lange an.
"Liebling", flüsterte er. John lächelte, dann drückte er ihn sachte an die Wand und küsste ihn weiter. John konnte wirklich gut küssen. Am besten. Schön, vielleicht hatte er noch nie jemand anderen auf die Lippen geküsst, aber das sorgte doch streng genommen nur für ein hundertprozentiges Ergebnis, oder? John küsste zu 100% besser als jeder andere.
Johns Hände fuhren zärtlich an Sherlocks Hüfte entlang und krochen vorsichtig unter sein Hemd. Sherlock spürte, dass seine Wangen rot wurden, doch er dachte gar nicht erst daran, das, was gerade geschah, abzubrechen. Er erwiderte bloß die Bewegungen und drückte sich dicht an Johns Körper.
Plötzlich hörten Johns Bewegungen auf. Sherlock öffnete fast enttäuscht die Augen, als er sah, dass John ihm einen fragenden Blick zuwarf. "Sherlock... du weißt, was gerade geschieht? Oder... was gleich vielleicht passiert?", fragte er langsam. Sherlock nickte.
"Ich weiß es sehr genau, John", sagte er. John starrte ihn lange an.
"Und... willst du es?", fragte er. "Wenn du warten willst, dann kann ich das volkommen-" Sherlock brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen.
"John, wenn ich es nicht wollen würde, dann würde ich es nicht tun", sagte er. John starrte ihn nicht gerade überzeugt an.
"Du bist erst vor kurzem wieder in England und ich weiß, du bist noch... du weißt schon", sagte er. "Außerdem bist du verwundet. Willst du wirklich, dass das jetzt passiert?" Sherlock nickte.
"Wenn du es ebenfalls willst, natürlich", sagte er. John lächelte und küsste ihn weiter, während sie langsam und ohne sich voneinander zu lösen aus dem Wohnzimmer auf das Schlafzimmer zubewegten. Sherlock strich Johns Hemd mit flinken Bewegungen von dessen Körper.
John war wunderschön. Etwas klein, vielleicht, doch er war wunderschön. Auch, wenn er oft Pullover trug, die es verheimlichten, er war ein muskulöser und sehr gutaussehender Mann. Sherlocks Wangen mussten jetzt mindestens einen purpurnen Farbton angenommen haben. John war einfach...wow.
Kaum eine Minute später waren sie beide mit nicht mehr als ihren Boxer Shorts bekleidet und hatten es auf eine merkwürdige Weise geschafft, sich trotzdem immer weiter Küsse geben zu können. Jetzt lagen sie auf dem Bett und sahen sich kurz an.
"Sicher?", fragte John noch ein letztes Mal. Sherlock sah ihn an. Seine Welt. Sein Alles. Er wusste, es müsste nicht sein. Er wusste, John akzeptierte ihn auch ohne das Alles. Doch er wollte es. Ja, er war noch Jungfrau. Doch für alles gab es ein erstes Mal. Und er wollte sich, wenn, dann für John hingeben. John, seine Liebe, sein Verlobter, seine Menschlichkeit, sein Retter. Sherlock sah ihn an. Und nickte.
"Sehr sicher", flüsterte er.
~
Eine halbe Stunde später lösten sie sich voneinander, schwer atmend und verschwitzt. John drehte sich auf seine Seite des Bettes und atmete tief ein und aus. Als er wieder Luft bekommen hatte, setzte er sich auf und drehte sich wieder zu Sherlock um. Dieser atmete um einiges schwerer als er.
"Sherlock?", fragte John besorgt. Sherlock schloss kurz die Augen. "Geht es dir gut?" Er nickte. John betrachtete ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"John", flüsterte Sherlock. John musterte ihn vorsichtig.
"Ja?", fragte er. Sherlock öffnete seine Augen und lächelte ihm zu.
"Das war...Wahnsinn", sagte er. John sah ihn an und nickte. "Ich habe mir niemals vorgestellt, es wäre so... unglaublich fantastisch." John lächelte und gab ihm einen Kuss. Es war gut gewesen. Gut war gar kein Ausdruck. Es war großartig gewesen. Toll. Unbeschreiblich. Und das Wichtigste, es war mit Sherlock gewesen.
"Ich liebe dich so sehr", flüsterte John beruhigend. Sherlock rückte ein Stück und kuschelte sich an John, welcher sich zurück auf das Bett fallen ließ. "Du bist so unglaublich."
"Kein Vergleich zu dir, mein John", murmelte Sherlock in Johns Schulter. John grinste und küsste sanft Sherlocks Wange. Wie verloren er ohne ihn wäre. Wie er jemals ohne ihn hatte leben können.
Er griff nach der Decke und deckte Sherlock und sich selbst damit zu. Dann drehte er sich zu seinem Geliebten um, dessen Augen bereits geschlossen waren, küsste ihn auf die Stirn und schlief kurze Zeit später ein.
~
"Guten Morgen, John", flüsterte eine Stimme in sein Ohr. John öffnete die Augen und erschrak ein wenig, als er sofort in die strahlenden grün - blauen Augen des Detectivs blickte. Doch die Überraschung wich schnell der Liebe und John strahlte ihn an. Nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte, richtete er sich auf und gähnte einmal. Dann stellte er fest, dass Sherlock bereits vollständig angezogen war.
"Guten Morgen, Sherlock", sagte er. "Wieso bist du schon-"
"Wir haben endlich wieder einen neuen Fall!", sagte Sherlock aufgeregt. John zog seine Augenbrauen nach oben.
"Einen Fall? Von Lestrade? So früh?", fragte er überrascht. Sherlock schüttelte den Kopf.
"Der Fall ist tatsächlich ein Auftrag Mycrofts", sagte er. "Eine Terrorwarnung." John nickte müde. "Also. Kommst du mit?"
"Natürlich", sagte er und stand auf. "Lass mich mich nur schnell anziehen, in Ordnung?" Sherlock zuckte mit den Schultern.
"Also ich genieße den Ausblick", sagte er mit einem Grinsen. John rollte mit den Augen und lächelte.
~
Hi! Ich weiß, das Kapitel war leider etwas spät. Aber hier ist es!
Ich habe es schon vorher gesagt und jetzt sage ich es auch: ich schreibe keinen Smut. Ich bin eine pure Fluff - Schreiberin, Smut ist nicht wirklich mein Ding. Für die, die jetzt enttäuscht sind, ist hier ein Kaninchen:
🐰
Das war's auch wieder. Einen schönen Tag noch! Bis zum nächsten Kapitel.
Wiiprinzess ♡
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