Kapitel 1 - Mein größtes Geheimnis
"Der Mörder war die Ehefrau. Sie war so von Liebeskummer zerfressen, dass sie ihren Mann umgebracht hat." Mit diesen Worten verließ Sherlock wütend den Tatort. Lestrade hatte ihn reingelegt. Es war keine 7, es war eine 4. Langweilig.
"Sherlock, warte auf mich!", rief eine Stimme hinter ihm. Er blieb stehen, bis John schnaufend neben ihm ankam. "Lauf nicht immer ohne mich weg", sagte er.
"Entschuldigung. Der Fall war so langweilig", sagte Sherlock einfach.
"Ach ja?"
"Offenkundig. Natürlich war es die Ehefrau. Hast du nicht die Farbe ihrer Fingernägeln-"
"Nein, habe ich nicht", sagte John leicht genervt. "Lass uns einfach nach Hause gehen, ja?" Es war nicht das erste Mal, dass John von Sherlocks Arroganz so genervt war.
Sherlock nickte einverstanden, dann winkte er ein Taxi herbei. "Baker Street, bitte", sagte er zu dem Taxifahrer, dann hielt er John die Tür auf. Der sah ihn nur überrascht an.
"Willst du nicht einsteigen?", fragte John.
"Ich halte dir die Tür auf, du Idiot", sagte er seufzend.
"Oh. Danke. Entschuldigung", sagte John und stieg ein. Sherlock folgte ihm mit einem leichten Grinsen und schloss die Tür. Das Taxi setzt sich in Fahrt und in wenigen Minuten waren sie bereits an der Baker Street angekommen. Sherlock bezahlte, was John noch mehr verwunderte.
"Was mache ich denn falsch?", fragte Sherlock verwirrt.
"Was meinst du?"
"Ich versuche, nett zu dir zu sein und du siehst mich dabei an, als wäre ich komplett bescheuert. Was mache ich falsch?" John sah ihn erschrocken an.
"Nein! Du machst nichts falsch. Es ist nur ungewohnt, das ist alles. Warum versuchst du denn, nett zu mir zu sein? Oh, warte. Ich weiß es schon. Du hast etwas angestellt, oder?", fragte er neugierig. Es gab selten einen Grund dafür, dass Sherlock freiwillig nett zu John war. Das beste Beispiel war, als Sherlock John einen Kaffee gemacht hatte. John hatte es ernsthaft als nette Geste gesehen, doch Sherlock wollte nur ausprobieren, ob Drogen in dem Zucker waren. John hätte ihn töten können.
"Nein!", protestierte Sherlock sofort entgeistert.
"Lass mich raten: Ein Experiment ist schiefgegangen, oder? Werde ich, wenn ich in das Wohnzimmer betrete, eine verseuchte Küche vorfinden?", scherzte John. Sherlocks Laune verschlechterte sich langsam.
"Nein, die Küche ist ganz normal. Und zu deiner Information: Meine Experimente gehen niemals schief." Mit den Worten betrat er sie Wohnung, zog sich den Mantel aus und hängte ihn an den Haken. Dann nahm er John die Jacke ab und hängte sie an den Haken daneben.
Er hängt meine Jacke auf!
"Okay, du hast auf jeden Fall etwas angestellt. Was?"
"Ich habe nichts angestellt", rief Sherlock laut. "Was ist so falsch daran, dass ich nett zu dir sein will? Einfach so?"
"Weil das nicht deine Art ist", konterte John. "Du denkst normalerweise nur an dich selbst. Wieso plötzlich an mich?" Sherlock warf ihm einen leicht verletzten Blick zu.
"Jaja. Der gefühlslose, egoistische Sherlock Holmes "mit einem Herz aus Stein". Wie dumm von mir, irgendetwas an dieser Meinung ändern zu wollen", sagte er bitter.
Johns Mischung aus Verwirrung und Ärger war wie weggeblasen. Überrascht und mit einer Spur schlechtem Gewissen sah er Sherlock in die Augen. Sherlock hatte gerade einen Satz aus seinem Blog zitiert. Er seufzte und wollte etwas sagen, als Sherlock an ihm vorbeirauschte und die Treppe hochrannte. John folgte ihm schnell. Als er das Wohnzimmer betrat, lag Sherlock auf dem Sofa, die Hände zusammengefaltet und am Mund gelegt, die Augen geschlossen.
"Sherlock", begann John, während er den Consulting-Detectiv beobachtete. "Das, was du da gerade gesagt hast, so sehe ich dich nicht."
"Aha." John senkte den Kopf.
"Ich meine es ernst, Sherlock." Sherlock schlug die Augen auf und setzte sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf.
"Dann erkläre mir mal bitte, wieso du dann so etwas schreibst", forderte er.
"Ich schreibe solche Sachen, um die Leser anzulocken, es heißt aber nicht, dass ich so über dich denke", sagte John. Sherlock lachte auf.
"Ach, das beruhigt mich. Oh. Warte. "Das ist nicht deine Art. Du denkst normalerweise immer nur an dich selbst. Wieso plötzlich an mich?"", ahmte er John nach. "Hast du das nicht gerade gesagt? Oder hat mein Eogismus das wieder nur falsch verstanden?" Etwas ertappt starrte John auf den Boden.
"Das war nicht so-"
"Doch war es. Ist es immer. Menschen sagen nie, was sie meinen, es sei denn, es geht um Wut. Ist aber sowieso nicht wichtig."
"Was?"
"Mach einfach so weiter, tue, was du jetzt immer tust. Schreibe einfach deinen Blog, von dem du nichts ernst meinst, obwohl, eigentlich doch." John ging auf Sherlock zu.
"Schau, Sherlock, es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Danke, dass du heute so nett zu mir bist." Sherlock seufzte.
"Das will ich doch nicht! Ich will nicht, dass du mir dankst, weil ich dich darauf aufmerksam mache, ich will, dass du mich magst. Von dir aus." John sah Sherlock überrascht an.
"Sherlock, ich mag dich doch. Du bist mein bester Freund und Partner." Sherlock sah ihn an.
"Noch vor ein paar Monaten war das anders. Es war immer so wichtig, dass ich auf jeden Fall weder ein Freund oder dein Date war. Und dabei..." Sherlock schüttelte den Kopf. "Ist egal."
"Was meinst du?"
"Nichts, vergiss es", winkte Sherlock ab. "Ist nicht wichtig." John warf ihm einen verwunderten Blick zu.
"Sag mir ruhig, was dich-"
"Nein", sagte Sherlock, etwas lauter als er es gedacht hatte.
John musterte ihn bedenklich. Sherlock hatte etwas in seinen Augen, was er noch nie gesehen hatte. Trauer! Sherlock war traurig.
"Sherlock, was bedrückt dich?"
"Lass mich in Ruhe, ja?", sagte Sherlock knapp und mit geschlossenen Augen.
"Nein, Sherlock, dir geht es nicht gut und ich will wissen, was los ist. Sag es mir doch einfach."
"Das kann ich nicht", antwortete Sherlock, noch immer, ohne ihn anzusehen.
"Warum nicht?", fragte John verständnislos.
"Es geht einfach nicht." John wollte nicht nachlassen. Er ging ein Stück nach vorne und legte seine Hand auf Sherlocks Schulter. Sherlock zuckte erschrocken zurück und starrte John an. John sah zurück, die seltsame Reaktion betrachtend.
"Ah, ich verstehe. Ich soll also mit dir befreundet sein, aber ich soll dich nicht anfassen", sagte er mit einem gespielten Nicken.
Sherlock seufzte. "John, bitte krieg das nicht in den falschen Hals. Das war nicht so gemeint, ich-"
"Nein, ist in Ordnung. Ich werde dich einfach in Ruhe lassen." John spürte Enttäuschung. Wieso war er enttäuscht? Weil er Sherlock nicht anfassen durfte? Das war doch lächerlich. Dennoch blieb dieses traurige Gefühl in ihm. Traurig, wütend und verständnislos, alles Sherlocks Verhalten gegenüber.
"John, bitte sei doch jetzt nicht so. Das war keine Absicht, ich habe mich nur etwas erschreckt, das ist Alles."
"Erschreckt?", fragte John, halb genervt, halb überrascht.
"Mir geht es in letzter Zeit nicht so gut", sagte Sherlock matt. John starrte ihn überrascht an, während er sein Verhalten von vorher bereute. Natürlich. Sherlock war wohl krank. Und er brauchte einen Freund. Deshalb hatte er so dringend wissen wollen, ob John ihn als Freund sah. John verfluchte in seinem Innern seine Grob- und Dummheit.
"Bist du vielleicht krank?", fragte John vorsichtig. Sherlock schüttelte zuerst den Kopf, dann nickte er plötzlich.
"Ja und nein. Ich spüre Schmerzen, aber keine, die man mit medizinischer Versorgung heilen könnte."
"Hast du... Liebeskummer?", fragte John. Sherlock sah ihn lange an.
"Vielleicht", flüsterte er. John lächelte.
"Sherlock, das hat jeder Mal in seinem Leben. Du musst einfach nur zu ihr hingehen und sagen, dass du sie liebst."
"Sie?", fragte Sherlock verwirrt.
"Ach komm schon, Sherlock. Wir wissen beide, dass du in Molly verliebt bist", sagte John grinsend. Sherlock starrte ihn an.
"Molly? Warum sollte ich in Molly verliebt sein? Ich habe doch wirklich alles getan, damit sie versteht, dass ich nicht mit ihr zusammen sein kann", sagte Sherlock. John sah in dessen Augen einen Blick, den Sherlock normalerweise immer aufsetzte, wenn laut ihm die richtige Lösung vor seiner Nase war und er sie übersah.
"Das hast du vielleicht getan, damit sie in Sicherheit ist. Vor Moriarty." Bei der Erwähnung des Namens warf Sherlock ihm einen plötzlich aufgeschreckten Blick zu.
"Ach ja? Nur, weil ich will, dass sie nicht wegen mir umgebracht wird, heißt das nicht, dass ich sie liebe", antwortete er gereizt.
"Gut, in wen bist du dann verliebt?"
"Vergiss es einfach, ja?"
"Nein. Ich will es wissen. Ist es die Frau? Diese Irene Adler?", fragte John. Plötzlich wurden seine Gedanken wieder dunkel. Die Frau. Wie er sie hasste. Sie hatte Sherlock um den Finger gewickelt, nur damit sie ihn dann kaltblütig abservieren konnte. Sherlock war an den Tagen so traurig gewesen, so lustlos. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein. Irene Adler war tot! Das hatte ihm Mycroft erzählt. Und Sherlock wusste es noch nicht einmal!
Sherlock seufzte. "Es ist natürlich nicht die Frau. Sie ist klug und hübsch, doch sie ist eine Domina. Nicht gerade für mich geeignet, oder?"
Johns Blick blieb weiter auf Sherlock. Seine Augen wollten ihm irgendetwas sagen, doch was war es?
"Schön, dann vielleicht-", begann John, wurde jedoch sofort von einem wütenden Sherlock unterbrochen.
"Vergiss es einfach. Du würdest die Antwort noch nicht einmal sehen, wenn ich dir einen Spiegel vor deinen Kopf halten würde. Natürlich liebe ich die beiden nicht, ich habe niemals auch nur eine romantische Beziehung mit denen in Erwägung gezogen. Und ich fange ganz bestimmt nicht damit an. Also gehe am besten mit deinem fragenden Blick in dein Zimmer und schreibe an deinem Blog, so wie du es immer tust, denn wenn ich dir sagen würde, dass ich dich lieben würde, wäre deine Reaktion nur ein spottendes Lachen-" Sherlock erstarrte in seiner Bewegung, in diesem Fall eine erklärende typische Handbewegung, die er immer benutzte, wenn er seine Deduktionen erklärte. Er sah John erschrocken an. John starrte zurück. Alles in ihm drehte sich. Hatte Sherlock ihm gerade wirklich ein Liebesgeständnis abgeliefert? An und über John?
Aber das war doch absolut unmöglich. Oder?
"Ähm, John, vergiss bitte einfach das letzte, was ich gesagt habe, ja? Bitte. Es war..." Sherlock betrachtete ihn ängstlich. "Bitte John, ich... es tut mir leid..." John kriegte kein Wort mehr heraus. Sein Kopf brummte beinahe von dem, was hier passierte. Sherlock. Liebte. Ihn?! Das Schlimmste war, dass sogar ein kleiner Teil von John sagte, dass das großartig war. Aber John war doch nicht schwul! Oder?
Er wollte etwas erwidern, da sprang Sherlock plötzlich auf.
"John, bitte gehe nicht weg, ja? Du musst mir...nein..." Sherlock drehte sich ängstlich im Kreis, er versuchte, irgendetwas zu sagen, aber ihm fiel nichts ein, was ihm helfen konnte. Also sah er einfach nur John traurig an.
"John, ich... ich gehe weg, wenn du willst. Für immer... ich wollte dir das nicht antun...", wimmerte Sherlock. John starrte ihn weiter ungläubig an, ohne ein Wort herausbringen zu können. Eine Weile sahen sie sich einfach weiter an. Dann wurde es Sherlock zu viel und er ging auf John zu.
"Auf Wiedersehen, John Watson", sagte er leise und griff einmal nach Johns Hand. John sah ihn einfach weiter an, ohne sich zu bewegen. Sherlock hob Johns Hand etwas an, dann senkte er seinen Kopf und küsste sie sanft. John betrachtete ihn mit aufgerissenen Augen. Dann ließ Sherlock seine Hand los.
"Ich liebe dich, John. Es tut mir leid." Dann rannte Sherlock die Treppe hinunter, griff nach seinem Schal und seinem Mantel und verließ die Wohnung.
Was hatte er nur getan? Er hatte auch einfach seinen Mund nicht halten können, oder? Den Preis dafür musste er zahlen. In diesem Fall war es, John niemals wiederzusehen. Doch wenn es ihn schützen würde, dann würde er das Risiko eingehen. Für John.
~
Wilkommen zu meiner neuen Fanfiction! Sie wird nicht so lange sein wie meine andere, glaube ich.
Ja, ich weiß, das Kapitel ähnelt sehr einem Kapitel von "Consulting Detective lieben Ärzte" (Schleichwerbung ;) ), aber der Inhalt wird seeeehr anders sein. Also bleibt dran. 😊
Danke fürs Lesen! Bis zum nächsten Kapitel!
Eure Wiiprinzess ❤
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