Liebe mich, lass mich Teil 1

Sherlock war mit seiner Geduld am Ende. Er hatte schon viel zu lange gewartet und nie das getan oder gesagt, was für jeden, der ihn und John zusammen sah, offensichtlich war. Wirklich jeden, egal wer. Lestrade wusste es, denn er kannte Sherlock lange genug. Mrs. Hudson wusste es gleich am ersten Tag. Offenbar besaß auch sie eine gewisse Gabe der Deduktion, auch wenn Sherlock das ungern zugab. Moriarty wusste es. Mit einem ähnlichen Verstand ausgestattet wie er selbst, brauchte "Jim" kaum länger als ein Augenzwinkern, um zu checken, dass Sherlock auf Männer stand. Allerdings nicht auf durchgeknallte, komplett gestörte Psychopathen. Die Frau Frau wusste es, Irene. Er stand auf den stoischen Typen, der durchhalten würde, auch in ausweglosen Situationen. Er stand auf den verlässlichen Typen, der, egal, wie sehr man ihn auch vor den Kopf stieß, trotzdem zu einem halten würde. Er stand auf den verletzlichen, sensiblen Typen, eben weil er der krasse Gegensatz zu ihm selbst zu sein schien. Zum Teufel auch, ja, er stand auf Typen wie John Watson. Auch im Strickpullover. 

Problem? Ja, John. John mit seinem Beharren darauf, dass er nicht schwul sei. Sherlock musste innerlich grinsen bei dem Gedanken daran. Es war typisch für John. Seine Beobachtungen waren oft absolut treffend, nur kam er nie zu der letzten Schlussfolgerung, wenn man alle Fakten zusammennahm und deutete. Die Tatsache, dass er immer wieder eine Freundin hatte, ja sogar seine Heirat mit Mary, schlossen nicht aus, dass er auch auf Männer stand. Das Konzept der Bisexualität müsste ihm als Arzt (!) nun wirklich bekannt sein, doch wie immer sah er nur hin und begriff nicht. 

Sherlock hatte das längst begriffen. Wenn man alle unmöglichen Wahrscheinlichkeiten ausschloss, dann war das, auch wenn es aufgrund von Johns Aussagen angeblich nicht zutraf, letzten Endes die Wahrheit. Johns regelrechtes Erstarren, wenn Sherlock seinen natürlichen Sicherheitsabstand betrat, der verlängerte Blickkontakt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, das befeuchten seiner Lippen in Sherlocks Gegenwart, es gab so viele Anzeichen... kurz: Sherlock war sich sicher. Und er war entschlossen, John mit der Wahrheit zu konfrontieren. Die Wahrheit war immer die beste Wahl (Nun ja, nicht immer: nach seiner Rückkehr aus Serbien hatte es ihm eine blutige Lippe und Nase beschert, aber fast immer).

Heute war ein guter Tag. Mrs Hudson war mit der Kleinen im Park, was die Sache um Einiges erleichterte. Sherlock hatte gewiss keine Lust auf die vielsagenden Blicke der Haushäl-... Vermieterin, von wegen, sie hätte es ja gleich gesagt. Er hatte das dunkelviolette Hemd angezogen, von dem er wusste, dass es eine gewisse Wirkung hatte und die Vorstellung, dass John es ihm eines Tages vom Leib reißen könnte, war genau genommen der Grund, warum er es überhaupt gekauft hatte. Was genau passieren würde, wenn er erstmal ohne Hemd war, darüber hatte er verschiedene Fantasien, aber keine konkrete Vorstellung. Normalerweise- so der Tipp von Lestrade- würde man sich auf seinen Instinkt verlassen und auf Reaktionen und Zeichen oder sogar Äußerungen der Partnerin bzw. des Partners eingehen. Letzteres bescherte Sherlock ein heiß-kaltes Kribbeln im Bauch. Es war also auch eine Art Deduktion erforderlich! 

Allein die Vorstellung, was John womöglich sagen könnte. Fass mich an, lass mich dich spüren, mach das nochmal, ja, genau so...  er konnte es kaum noch erwarten. Als er endlich Johns Schritte auf der Treppe hörte, sprangen alle seine Sinne gleichzeitig in Alarmbereitschaft. Jetzt sollte es endlich klappen. Kein Zögern mehr, keine Ausreden, von wegen Sherlock sei ein Mädchenname, keine falschen Kompromisse. Jetzt oder am Ende wirklich nie. 

John rief, dass er da sei und das Rascheln von Einkaufstüten verriet, warum er später kam als sonst nach der Praxis und warum er direkt in die Küche zum Kühlschrank ging. Sherlock musste unwillkürlich grinsen. Es war ihm egal, ob er John in seinem Zimmer, vor dem Kamin oder eben in der Küche überraschen würde. Er hatte ohnehin die Angewohnheit, unvermittelt von hinten an jemanden heranzutreten und sich nahezu lautlos wie eine Katze zu bewegen. Also stand er eben geduldig direkt hinter John, der vornübergebeugt im Kühlschrank hantierte. Er murmelte den einen oder anderen Fluch, wegen der Dinge, die Sherlock dort regelmäßig und oft auch zu lange lagerte. Sherlock grinste noch mehr.  

Dann bemerkte er, dass sich die Härchen in Johns Nacken in der Kühle, die vom Kühlschrank kam, aufrichteten, was in eindeutigem Kontrast zu der Wärme stand, die jetzt in Sherlock aufstieg. Er wollte keine Sekunde länger warten und ohne zu zögern, beugte er sich vor und pustete John genau dorthin. Der fuhr sofort herum und tat beinahe einen Satz zurück, als er Sherlock erblickte. "Jeeeesus, Sherlock! Was tust du, ist das eines deiner Experimente?" Sherlock blinzelte einmal. "Nein", sagte er dann mit rauer Stimme, wegen der es nur allzu offensichtlich war, dass er gerade Sex initiieren wollte. Aber John war manchmal eben John und langsamer im Begreifen mancher Dinge. "Was...", begann John, doch dann schien er zu verstehen. Sicher wäre Sherlocks Erregung in seinen Augen zu erkennen. John war Arzt, er kannte sich aus... 

Sherlock beschloss, weiter zu gehen. Er stand dichter vor John, als je zuvor und musste mit einem Arm um ihn herum greifen, um die Kühlschranktür zu schließen. Auf diese Weise bot er gleichzeitig dem kleineren Mann den besten Blick auf seinen weißen Hals und den Ausschnitt des Hemdes, dass er wie immer mit zwei geöffneten Knöpfen trug (nur zwei, noch). Der plötzlich eingesogene Atemzug Johns, den er deutlich auf seine Haut spürte, bestätigte die Theorie von Sherlocks Anziehungskraft in Bezug auf John. Kaum war die Tür zu, lehnte Sherlock sich noch weiter vor, sodass nur sein aufgestützter Arm noch verhinderte, dass er John mit seinem Körper an die Tür drückte. So in die Enge getrieben, müsste selbst der stoischste aller Männer reagieren.

 "Was... tust du?", brachte er stückweise heraus, "Sherlock?... Du bist... nicht... hungrig?" Im Normalfall, wäre das witzig gewesen, aber Sherlock war nicht nach Witzen. "Doch", raunte er, bereits deutlich aufgereizt mit tiefer Stimme, "nach dir." Jetzt, wo das heraus war, suchte er den Blickkontakt mit John. Die erste Verwirrung in Johns tiefblauen Augen wich einer aufsteigenden Erregung. Auch jetzt, könnte John noch so tun, als würde er das alles für ein Experiment oder einen dummen Scherz halten, aber nein. Kein Lachen und keine Abscheu. Erregung. "Zieh das aus, liebe mich", ordnete Sherlock an und begann, Johns Jacke mit der freien Hand über dessen Schulter abzustreifen. John zögerte kurz, dann half er mit und kaum, dass die Jacke zu Boden fiel, begann Sherlock auch an seinem Hemd zu ziehen. Er nahm jetzt beide Hände, zog es aus Johns Hose und begann, einen Knopf nach dem anderen von unten mit der rechten Hand zu öffnen, während seine linke sich über Johns Körper nach oben vorarbeitete. 

Sherlock wusste, dass John trainiert war (Ex- Soldat, natürlich trainierte er), aber es jetzt zu spüren, wie seine Muskeln sich unter Sherlocks Hand anfühlten, war besser als darüber nur zu fantasieren. John war warm und kräftig und er begann ebenfalls damit, sich an Sherlocks Hemd zu schaffen zu machen. Wie erwartet, machte er sich nicht die Mühe mit den Knöpfen, er riss einfach daran und Sherlock lachte kurz auf, als er hörte, wie sie über den Küchenboden davonrollten. Mrs. Hudson würde sie finden und wissen was... egal! John schien kurz zu überlegen, ob es ihm leid tun sollte, doch dem kam Sherlock jetzt entgegen, indem er ihm seine Hände ins Haar legte und ihn für einen Kuss zu sich zog. 

Sherlock presste seine Lippen auf die des anderen und kaum war dies geschehen, schien John endlich zu verstehen, was da vor sich ging. Er schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Seine Lippen öffneten sich und der heiße Atem von beiden mischte sich plötzlich und Sherlocks Zunge kam zum Einsatz. Erst noch zaghaft, erkundend, dann immer fordernder und leidenschaftlicher und wieder und immer wieder. Er spürte, wie ihn das mehr erregte, als alles andere, was ihm spontan einfiel.  Ein Dreifachmord, eine Wasserleiche an Weihnachten, eine Verfolgungsjagd über den Dächern Londons... 

Er drängte sich so dicht und fest an John, wie es nur ging und da schob John seine Beine auseinander, um eins von Sherlock dazwischen zu lassen. So kamen sie sich noch näher und ihre inzwischen deutlichen Erektionen rieben sich aneinander. "Oh", flüsterte John irgendwie, während sie weiter küssten. Sherlock spürte, wie heiße und kalte Schauer über seine Schultern liefen und endlich begann John, seine Hände zu gebrauchen. Er schlang seine Arme um den größeren Mann und begann, ihm über den Rücken zu streichen, bis er mit den Händen am Hosenbund ankam und sie dort hineingleiten ließ. Johns Hände an seinem festen Po ließen Sherlock genießerisch aufseufzen und er wollte mehr davon. 

Um es zu kriegen, begann er, von Johns Mund abzulassen und an seinem Hals entlang zu küssen. Seine Zunge spielte mit der Narbe an Johns Schulter und John legte sein Gesicht in Sherlocks wilde Locken, sodass er seinen Atem heiß und erregt spüren konnte. Johns Hände kamen jetzt um Sherlocks Mitte herum und zerrten und zogen vorn an seiner Hose. John war bereits zu unkoordiniert, um wirklich Erfolg zu haben, da gluckste Sherlock lachend, was mehr wie ein tiefes Brummen und fast wie ein Knurren klang  und schlug vor, das selbst zu übernehmen.

Dafür musste er kurz von John ablassen, dann griff er ohne zu zögern an Johns Hosenbund und öffnete den Verschluss und tat das gleiche bei sich. "Lass mich", schlug er vor und dann schob er Johns Hosen einfach hinunter. Der Anblick von John in vollkommen erregtem Zustand war fast schon genug, um Sherlock zum Höhepunkt zu bringen, aber er wollte es unbedingt länger genießen. Sein Mind- Palace ging jetzt das gesamte chemische Periodensystem durch, was ihm mehr Zeit verschaffte, um selbst die Hosen herunterzulassen.  Fluor, Chlor, Brom, Jod, Astat ...John schien nicht weniger überwältigt, als er Sherlock so sah, wie möglicherweise doch ein höheres Wesen ihn erschaffen hatte. Seine sonst so blasse Schneewittchen-Haut war vor Lust gerötet, seine Gliedmaßen waren lang und ebenmäßig, wie die einer griechischen Statue, seine Muskeln an Oberkörper und Lenden klar definiert und seine Erektion nicht weniger beeindruckend. 

John schnappte unwillkürlich nach Luft und stöhnte auf, als Sherlock sich so, jetzt völlig entblößt, an Johns eigenen nackten Körper drängte und rieb. "Wie...wo...wann...", stammelte er, bevor Sherlocks volle Lippen, die seinen wieder umschlossen und sie wieder mit küssen begannen. Es war auch völlig egal, wie oder wo oder wann Sherlock gelernt hatte, wie, wo oder wann man einen Mann anfassen musste, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Es war dabei zu geschehen.  Sherlock Holmes, Consulting Detektiv, eine Wucht beim Küssen und das war nur der Anfang. "Lass mich und tu, was ich tue", raunte Sherlock nun und blickte John versichernd mit seinen aquamarin- farbenen Augen an. Dann nahm er Johns rechte Hand, leckte ihm über die Handfläche und führte sie zwischen sich und ihn an sein Glied. 

John erschauerte, als er bemerkte, wie es fest und pulsierend zugleich war. Dann hielt Sherlock John seine eigene Hand hin. John leckte dran, dann tat Sherlock, was er John gezeigt hatte und begann damit, Johns Schaft auf und ab zu fahren und seine Spitze zu stimulieren. John schnappte vollkommen ergeben nach Luft und warf den Kopf in den Nacken. In dem Moment war Sherlocks Mund an seinem Ohr. "Mach einfach mit", flüsterte er, leckte sein Ohr und begann wieder mit halb saugenden, halb knabbernden Küssen am Hals. Die freie Hand nutzte er, um sich hinter John abzustützen. Er würde den Halt brauchen, solange er ihn noch kontrollieren konnte. John verstand und legte auch einen Arm um Sherlocks Schulter und zog ihn an seine Brust, während seine Hand an Sherlocks Erektion auf und ab glitt. Und plötzlich realisierte er das Ausmaß dessen, was sie da taten. Sherlock war keine Maschine, er war aus Fleisch und Blut, sehr heißem Blut, wie sich gerade herausstellte und was er selbst für Kameradschaft oder Freundschaft gehalten hatte, würde nicht mehr dasselbe sein. Er und Sherlock waren voller Leidenschaft füreinander und ließen gerade all ihrer verleugneten oder verdrängten Lust freie Bahn. 

Sherlock hatte wieder ein Bein zwischen Johns Schenkel geschoben und drängte sich an ihn, presste ihn an die Kühlschranktür. Im Innern des Schranks klirrte es von den Erschütterungen,  als sie so etwas wie einen gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten. Sherlock schien unaufhaltsam und war drauf und dran, John durch die Tür zu schieben, da nahm John plötzlich die Hand von seiner Schulter und hob Sherlocks Gesicht nach oben, um ihn auf den Mund zu küssen. Der Moment, wo Sherlock in Johns Augen sah, war überwältigend. Er kam jetzt, in seiner Hand mit solcher Kraft, dass John überrascht aufstöhnte. Es klang wie Sherlocks Name und da realisierte Sherlock, dass John auch kam. Er spürte die Hitze an seiner Hand und an seinem Bauch und auch sonst überall. Sein Körper, der eben noch gespannt war wie ein Bogen, entspannte sich nun plötzlich, wie nach Abschuss eines Pfeils. Er keuchte. John keuchte. Sie lachten. Dann schauten sie sich an. Der Blick sagte so viel wie "setzten wir uns lieber auf den Boden, bevor wir zusammenbrechen" und so taten sie das.

 Am Boden lehnte sich Sherlock hinten an den Kühlschrank, dann zog er John fest in seine Arme und küsste ihn wieder, aber diesmal nicht so wild, sondern eher zärtlich. Sprechen konnten sie noch nicht, aber sie begannen, sich noch ein wenig zu streicheln. Sherlocks Brust war ganz warm und sein Herz schlug noch immer wie wild, als John mit der Hand darüber fuhr. Er legte ein Ohr an und konnte es schlagen hören. Sherlock ließ seine Hände sachte über Johns Rücken gleiten und legte sein Gesicht in sein Haar. John roch fantastisch. Nach Shampoo, Wolle, John und Sex. "Wie geht's dir?", flüsterte Sherlock dann fragend. Es war das Erste, was ihm einfiel. "Mmmmmm, sehr gut", murmelte John. "Sehr gut", antwortete Sherlock. Irgendwann müssten sie aufstehen und das Chaos in der Küche verschwinden lassen. Aber noch nicht sofort.



>>>>>> So:)

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Wenn ja, dann gebt mir doch ein Sternchen oder einen Kommentar. Ich bin gern für Kritik offen. Das gute Stück hier wird offenbar zumindest angeklickt, aber keine/r sagt was dazu;) Lest ihr nicht zu Ende? Schade...

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