VIER
„Es wird nicht mehr lange dauern, seine Zunge ist schon in ihrem hübschen Mund, Freak!" höre ich meinen Mörder in meinem Kopf schnarren.
„Gut. Dann lass uns loslegen. Meine Frau ist den ganzen Tag nicht zum Ausmisten gekommen, das wird sie wohl jetzt machen. Du hast eine Stunde Zeit. Warte bitte, bis sie im Stall ist."
Es ist der perfekte Zeitpunkt für meinen Abschied. Annemarie war vorhin so glücklich gewesen, wie schon lange nicht mehr. Und ich schätze, der Hummerjunge wird sie mehr als gut trösten können. Wahrscheinlich kann er das besser, als ich es damals konnte. Der Typ kichert.
„Du warst ein Loser im Bett? Naja, ich hab auch nie kapiert, was die Weiber anmacht."
„Ich schon. Aber Anne...ach, vergiss es. Wo ist meine Frau jetzt?"
„Sie zieht sich um. Hm, da würde ich gerne mal Mäuschen spielen..."
„Unterstehe dich! Und warte, bis sie wirklich aus dem Haus ist. Sie...ist manchmal ein wenig vergesslich."
„Du bist dir sicher, dass ich dir den Gar ausmachen soll?"
„Ja! Und ich kann mich darauf verlassen, dass du ihr nichts tust?"
„Du hast mein Wort."
Mein Kopf schmerzt. Doch ich weiß, dass es bald ein Ende haben wird, und das macht es erträglich.
„Sie geht zum Stall. Ich komme jetzt zu dir." höre ich die Stimme des Mannes, der ganz Jupiter in Angst und Schrecken versetzt. Er ist in mir. Es ist kaum zu ertragen.
„Warte noch fünf Minuten. Bitte." flehe ich.
Ich spüre, wie mein Puls rast und ich kriege kaum noch Luft. Vielleicht muss er mich gar nicht umbringen... Plötzlich rieche ich etwas Moderiges. Uh. Es riecht...wie ich, nachdem die Kameraden meinen vereiterten Körper durch halb Deutschland geschleppt und mich im Lazarett abgeliefert hatten. Ja, eindeutig faulendes Fleisch. Offene Wunden. Mir wird übel.
„Sorry. Hatte heute keine Zeit zum Baden." lacht der Andere und ein Schauer läuft über meinen Nacken. „Weißt du was? Eigentlich bade ich nie!"
Igitt. Was bist du für ein Ekelpaket!
„Hm, ich habe leider keine so aufopfernde Ehefrau, die mich täglich hingebungsvoll wäscht. Schade eigentlich."
Ich ignoriere seinen Spruch und denke:
"Wieso redest du jetzt nicht laut? Ich kann hören..."
„Leider fehlt mir das nötige Werkzeug dazu. Deshalb bin ich so gerne in deiner Nähe, du bist der Einzige, mit dem ich mich unterhalten kann."
Er klingt fast traurig. Ich denke:
„Tut mir leid, dass ich unsere Freundschaft wieder zerstören muss... Aber du bist ein Mörder, und selbst wenn ich nicht sterben wollen würde, wäre ich ungern weiter in deiner Nähe."
„Das ist..."
Ein Geräusch unterbricht den Anderen. Ich höre, dass Annemie leise aufschreit. Nein! Ich habe es gewußt! Verdammt, ich habe die Maske nicht auf. Warum ist mir das nicht gleich aufgefallen? Natürlich kommt sie jetzt, um mir die Klingel an zu bauen! Ein lautes Poltern, Annemie schreit.
„NEIN!" brülle ich im Kopf. „Lass sie in Ruhe!"
Jemand rennt die Treppen hoch. Über mir höre ich Schritte, Annemarie's leichtere, und dann ein schweres Stampfen, welches ihr folgt. Etwas fällt zu Boden.
Er wird sie töten und ich bin schuld! Hätte ich dem Jungen nur gesagt, dass er hier bleiben und auf sie aufpassen soll! Aber dann wäre er vielleicht auch dran...Nein, ich hätte mich niemals mit dem Teufel einlassen dürfen!
Wieder poltert es laut über mir. Eine Träne rinnt über meine Wange, als ich Annemarie schreien höre. Sie klingt völlig verängstigt. Lieber Gott, bitte, lass sie nicht leiden! Nein, so hätte es nie kommen dürfen! Langsam schwinden meine Sinne, ich sehe einen roten Sonnenuntergang in weiter Ferne leuchten.
Dann höre ich einen Schuss.
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