Nächsten...Liebe?
Annemarie spürte, dass Jeff irgendwie komisch war. Sie konnte nicht sagen, woran sie das feststellte, denn er sprach ja nicht und hatte keine Mimik mehr. Es war reine Intuition. Natürlich konnte es sein, dass er langsam verrückt wurde. Vielleicht war er auch schon längst verrückt, wer wußte das schon, niemand konnte in seinen Schädel schauen! Gegen halb eins ging sie zu Bett. Sie war todmüde, der Tag war wirklich aufregend gewesen! Und sobald sie ihre Augen geschlossen hatte, tauchte das wunderschöne Gesicht des Zirkusjungen vor ihr auf. Ihre Hand glitt in ihre Unterhose.
„Was tust du da?" schalt ihre innere Mutter Oberin. „Leg deine Hände sofort wieder über die Decke und falte sie zum Gebet!" Annemarie seufzte.
Dann tat sie, was ihr Innerstes von ihr verlangte. Sie betete für Jeff. Für Jimmy und seine Freunde. Und sie dankte Gott, dass er ihr Jimmy geschickt hatte. Irgendwann war sie eingeschlafen.
Am nächsten Morgen wurde sie durch lautes Hühnergegacker geweckt. Doch die Hühner klangen nicht panisch wie am Vorabend, als Meep sie erschreckt hatte, sondern aufgeregt. Als wenn jemand sie füttern würde! Annemarie sprang auf und lief zum Fenster. Es war Jimmy, der zu so früher Stunde ihre Hühner beglückte! Sie beobachtete, wie Jimmy Eier aus dem Hühnerstall sammelte und sie in einen Korb legte. Dann ging er auf die Haustür zu. Annemarie erschrak. Sie trug nur ihr langes Nachthemd, war ungewaschen und ungekämmt! Schnell warf sie sich ihren Morgenmantel über, fuhr sich mit den Fingern durch's Haar und lief die Treppen hinunter. Doch als sie die Haustür öffnete, stand da nur der Korb. Im Kuhstall rumpelte es. Sie ging hinüber und sah, dass ihr fleißiger Freund nun dabei war, die alte Frieda zu melken. Die Kuh gab ein unzufriedenes Brummen von sich, machte einen Schritt zurück und warf Jimmy mitsamt Schemel um. Anne lachte.
Jimmy rappelte sich auf und drehte sich verärgert zu ihr um. Doch kaum fiel sein Blick auf Annemarie, strahlte er über das ganze Gesicht.
„Guten Morgen, Schlafmütze." begrüßte er sie.
„Guten Morgen. Ich dachte immer, ihr Zirkusleute schlaft den ganzen Tag?" schmunzelte sie.
„Hm, ich schlafe tatsächlich gerne aus. Aber hier gibt es eben viel zu tun..." lächelte er.
Sie erschrak.
„Ich...kann dir aber kein Geld dafür geben."
Jimmy schüttelte den Kopf und murmelte:
„Ich will kein Geld."
„Was dann? Hilfst du mir nur aus Nächstenliebe? Das ist schwer zu glauben..."
„Weißt du, ich..." Er kam langsam auf sie zu und raunte: „...hätte gerne jeden Tag einen Willkommenskuss von dir."
Der hübsche Junge stand nun ganz nah und Anne begann, vor Erregung zu zittern. Sie zog ihren Mantel fester zusammen und versuchte, ihren Atem zu beruhigen. Langsam fing sie sich wieder und nickte. Stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Jimmy einen zarten Kuss auf die Wange.
Er lachte leise.
„Gut, das ist ein Anfang. Nun geh und zieh' dich an, ich mache uns Frühstück."
Annemarie versteifte sich und entgegnete empört:
„Jimmy Darling, auch, wenn mein Mann meint, dass du jetzt der Herr im Haus sein sollst, erlaube ich dir noch lange nicht, mich herum zu kommandieren! Ich entscheide selbst, wann ich mich umziehe."
Jimmy lachte wieder.
„Gut, dann bleib so. Ich dachte nur...dass...naja, es dir vielleicht unangenehm ist."
Das war es Annemarie tatsächlich. Sie wurde rot. Jimmy lächelte.
„Und außerdem ist es ziemlich verlockend..."raunte er und strich sanft über ihren Halsausschnitt.
Anne schluckte und murmelte:
„Bevor du...weiter versuchst, Frieda zu melken, solltest du wissen, dass sie es mag, vorher ein wenig hinter den Ohren gekrault zu werden. Dann ist sie auch brav."
„Klappt das bei dir auch?" lächelte Jimmy.
Seine Finger rutschten über ihren Hals nach oben und fuhren in ihr Haar. Er verzog das Gesicht, als er sich verhedderte.
„Sie sind einfach zu plump." brummte er verärgert und zog seine Hand zurück.
Doch Anne griff nach seiner Hand und küsste sanft seine Fingerkuppen. Jimmy schloß die Augen und zischte leise, als wenn ihm diese Berührung nicht behagte. Im nächsten Moment wurde Anne klar, was sie da tat, sie liess ihn schnell los, entzog sich seiner Umarmung und lief hastig aus der Scheune. Keuchend kam sie in ihrem Schlafzimmer an. Ihr Herz wollte ihren Brustkorb sprengen, so erregt war sie. Sie wusch sich mit eiskaltem Wasser, um das Pochen im Unterleib zu besänftigen. Dann zog sie sich an und hoffte, dass Jimmy das Weite gesucht hatte. Doch nein, er hatte Eier und Speck gebraten und stellte gerade ein Glas Milch auf den Tisch, als sie in die Küche kam. Er lächelte sie an.
„Hey... alles okay?" fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid wegen eben. Ich sehe nach Jeff, ja?"
„Hab ich schon. Er schläft noch fest...denke ich." antwortet Jimmy und begann, zu essen.
Anscheinend wollte er die Sache im Stall auch vergessen. Gut. Anne nickte und setzte sich zu ihm an den Tisch. Sie sagte leise:
„Das wird so sein. Wir waren gestern Nacht noch lange wach. Und du?"
Jimmy lächelte sie erleichtert an.
„Wir konnten uns eine Standpauke von Elsa anhören! Aber es waren gestern eh kaum Besucher da, also war es nicht schlimm, dass sie die Show verkürzen musste. Dann haben wir die halbe Nacht an Ma Petites Riesenschaukel gearbeitet. Sie hat morgen Geburtstag. "
Anne lächelte.
„Ma Petite? Klingt niedlich..."
„Sie würde dir gefallen. Komm doch morgen einfach mit..." lächelte er.
„Das geht nicht, Jimmy. Ich kann Jeff nicht alleine lassen, du hast doch gestern erlebt, was passieren könnte."
„Kann nicht mal jemand anderes auf ihn aufpassen?"
Annemarie lachte auf.
„Oh, nein! Erstens würde sich niemand hier herein trauen. Und Zweitens wäre es Jeff nicht recht, wenn ihn jemand anderes außer mir berühren würde."
„Hey, da haben dein Mann und ich etwas gemeinsam..." grinste Jimmy.
Annemarie schaute Jimmy verwundert an. Er stopfte sich fröhlich Rührei in den Mund.
„Wie meinst du das?" fragte sie leise.
„Nun ja, ich möchte auch von keiner anderen außer dir berührt werden."
Sofort wurde Annemarie wieder rot, denn ihr Geist suggerierte ihr ein wirklich unanständiges Bild. Nein, sie hatte Jeff dort nie angefasst... Er hatte sie auch nie dazu genötigt.
„Was ist los? War das zu direkt?" fragte Jimmy ernst.
Anne nickte.
„Ist aber so. Die anderen Frauen interessieren mich nicht. Du bist die Einzige, die ich will. Und ich werde es dir beweisen."
„Wie?" hauchte sie. In ihrem Kopf dreht sich alles, sie konnte kaum noch klar denken.
„Indem ich einen Weg finde, wie du morgen mit uns Geburtstag feiern kannst..." grinste Jimmy.
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