Lust und Tod
Annemarie lief aus dem Krankenzimmer und rannte in ihr Zimmer. Was hatte sie nur getan? Es war allein Jimmy's Schuld, dass sie nun so war! Er hatte ihr die Lust gezeigt, die sie nun selbst vor ihrem armen, verkrüppeltem Mann nicht mehr bremsen konnte! Dieser furchtbare Albtraum. Sie hatte geträumt, der Clown hätte Jeffrey und sie Hüfte an Hüfte zusammengenäht, ihr einen Arm abgetrennt, um ihm Jeff anzunähen. Doch im Traum hatte sie keinen Schmerz gespürt. Sondern das Glück, ihrem Mann nun wirklich nahe zu sein, mit ihm wieder eins zu sein. Doch dann hatte sie plötzlich feststellen müssen, dass Jeff die Prozedur nicht überlebt hatte, dass sie an einem toten Körper genäht worden war und sie war schreiend aufgewacht. Sie war zu ihrem Mann gelaufen und hatte ihn sanft gestreichelt. Doch er schlief sehr tief, schließlich hatte sie sein Hemd ausgezogen und sich auf seine Brust gelegt, um seinen Herzschlag zu hören. Das regelmäßige Klopfen hatte sie beruhigt und sie war wieder eingeschlafen. Und dann hatte sie davon geträumt, dass Jeffrey sie so liebte, wie Jimmy es getan hatte. Nein, so, wie er ihr es in dem Brief angedroht hatte.
Sie nahm ihn aus ihrer Schublade und las.
„Geliebte Annemie,
uh, ziemlich schwülstig, nicht? Süße Annemie, liebste Ehefrau. Ich vermisse dich unheimlich! Du schnarchst wenigstens nicht so laut, wie meine Kameraden. Und du riechst auch viel besser. Ich glaube, die Jungs reden über mich, weil ich wie du nach Patchouli dufte, aber ich will dir doch nur nahe sein. Und deine Seife hat mich durch die Grausamkeiten der letzten Stunden gebracht. Vielleicht sogar vor dem Tode bewahrt. Aber ich will dir nicht davon berichten, will lieber daran denken, wie du mich vor ein paar Tagen unter dem recht fadenscheinigem Vorwand, etwas trinken zu wollen, ins Haus gelockt hast, um so gar nicht Annemie- mäßig über mich her zu fallen. Oh, meine süße Ehefrau! Es will mir nicht aus dem Kopf. Ich habe immer gedacht, du tust es nur, weil es dazu gehört. Naja, Mutter hat es uns auch ziemlich schwer gemacht, nicht? Dein Telegramm hat mich noch auf der Überfahrt erreicht. Ich hoffe, du kommst zurecht, es tut mir leid, dass du die Beerdigung allein arrangieren musst. Sie hätte uns den Gefallen tun müssen und ein bisschen früher das Zeitliche segnen sollen. Oh, böse Gedanken, dafür muss ich gleich Busse tun. Aber ehrlich, wenn sie nicht nach Hause gekommen wäre und herumgebrüllt hätte, glaube ich, dass ich eine noch schönere Erinnerung mit in diesen Krieg hätte nehmen können. Die Erinnerung an dich, wie du unter mir erbebst und endlich mal die Lust empfindest, die zu diesem Akt gehört. Dass nicht nur immer ich das schönste Gefühl der Welt bekomme, wenn wir es tun. Wie du mich angeschaut hast. Und du hast sogar leise gestöhnt, als ich dich gestreichelt habe. Hätte ich mehr Zeit gehabt...ich schwöre dir, wenn ich heimkomme, bist du fällig. Jetzt, wo die Hexe nicht mehr durch die Flure stolpert, werde ich dich den ganzen Tag nicht aus dem Bett lassen und das Licht bleibt in der Nacht an, damit ich deinen wunderschönen Körper betrachten kann! Und umgekehrt genauso, ich weiß, dass du ihn magst, so, wie du an meinen Nippeln gelutscht hast, bist du anscheinend verrückt nach ihm. Ein Typ aus meinem Korps hat erzählt, dass er seine Frau nur mit dem Saugen an ihren Brustwarzen zum Höhepunkt gebracht hat. Klingt ein wenig unglaubwürdig, nicht? Wir probieren es. Und wenn das nichts bewirkt, werde ich dich da unten küssen, und wenn du noch so protestierst. Das muss sein, Süße, es ist auch nicht sündhafter, als der Akt selbst. Ich werde dich lecken und an diesem herrlich verführerischen Zipfelchen nuckeln, bis du kommst.
Annemarie hielt inne. Ihr Unterleib pochte. Damals war sie völlig aus dem Häuschen gewesen, weil sie Jeff so nicht gekannt hatte. Sie hatte den Brief schnell versteckt, obwohl niemand da war, der ihn hätte entdecken können. Sie hatte sich furchtbar geschämt. Wie jetzt auch. Trotzdem schob sie ihre Hand in ihre Unterhose und begann, sich zu reiben.
Himmel, Annemie. Nur der Gedanke an deine zarte Muschel lässt mich hart werden, hier, in dem stinkenden Zelt voller schnarchender Kerle. Ich will dich so sehr, Annemie, und ich habe es vom ersten Augenblick getan, als ich dich gesehen habe. Als ich auch noch Jungmann war...ich glaube, hätte ich mehr Erfahrung darin gehabt, wärst du schon längst auf deine Kosten gekommen. Aber die Hochzeitsnacht war furchtbar, nicht wahr? Ich war viel zu heiß und viel zu schnell. Und du kleines Mäuschen hast mich angesehen, als ob ich dich zerreissen wollte. Du wußtest ja nicht, was kommt, aber ich habe es trotz allem doch ganz gut gemacht, oder? Oder hast du einfach tapfer die Zähne zusammen gebissen? Jedenfalls hast du mich danach angesehen, als würdest du nie wieder etwas anderes wollen. Doch jedesmal, wenn's denn wirklich zur Sache gehen sollte, was eh schon selten war, hast du wieder so getan, als würden wir eine Todsünde begehen. Und Mutter. Ach, vergiß Mutter. Soll sie jetzt im Himmel meinen unseligen Dad anbrüllen, der Arme hat bestimmt gedacht, oh, nein, was will die denn schon hier? Nun ist er wieder schlaff, mein alter Freund. Ja, Mom ist besser als jeder Keuschheitsgürtel. Selbst nach ihrem Tode!
Vermisst du mich? Schreib mir bitte schnell zurück, wenn du diesen Brief bekommst. Und sei nicht böse auf mich. Ich liebe dich so sehr, Annemie. Aber ich musste gehen, das weißt du doch, oder? Ich bin ein Soldat und das war ich, bevor ich Ehemann wurde, ich kann meinen Schwur nicht einfach brechen. Obwohl, wenn mich in diesem Moment eine Fee besuchen würde, die mich zu dir bringen könnte, würde ich es dankbar annehmen. Und nicht wieder zurück kommen. Sondern in deinen Armen liegen und deine nackte Haut streicheln. Ich stelle mir vor, wie du nackt auf dem Bett liegst und vor Scham das Kissen vor dein Gesicht hältst. Du süßes, scheues Ding, du! Ich bin so heiß auf dich, schon wieder. Nein, immer noch, nun drückt er wieder vorwitzig gegen meine Hose. Es wird Zeit, dass du ihn auch mal anfasst, meinst du nicht? Nein, es ist keine Sünde. Es gehört zu unserer Liebe, wie mein Name nun zu dir gehört. Aber hab keine Angst, ich werde dich niemals dazu zwingen, meine Süße. Ich möchte, dass du Lust auf ihn bekommst, dass es dich erregt, wenn du ihn berührst. Weil du weißt, dass er dir bald ein wunderbares Gefühl machen wird. Nicht nur einmal. Weißt du, wie schön es sich anfühlt, in dir zu sein? Und dass ich in der Hochzeitsnacht fast ohnmächtig geworden bin, weil du so eng warst? Bist. Du bist es immer noch, du umschließt ihn und umgibst ihn mit deiner feuchten Wärme. Himmel, ich sollte Liebesromane schreiben, nicht? Bist du jetzt eigentlich erregt? Nein, meine Annemie ist ganz bestimmt knallrot geworden und überlegt, ob sie diesen furchtbaren Brief sofort ins Feuer werfen sollte! Dabei möchte ich, dass du dich jetzt auf dein Bett legst und dich anfasst. Deine Augen schließt und an mich denkst, an meine Lippen, an meine Hände, die über deine Haut streichen. Die Vorstellung, dass du das gerade tust, macht mich verdammt heiß, Annemie. Denkst du manchmal so an mich? Ich kann's mir nicht vorstellen, mein keusches Ding. Du liebst mich, das weiß ich, und du magst es, wenn wir kuscheln, ja, auch, wenn ich dich zu lange küsse ist es in Ordnung. Aber der Rest...ist tabu. Doch das werden wir ändern, du wirst nie wieder etwas anderes wollen, das verspreche ich dir!
Endlich spürte Annemarie das köstliche Gefühl ihres Orgasmus und schrie leise auf. Lächelte selig. Ja, es fühlte sich an, als hätte Jeff sie geliebt und sie wäre durch ihn gekommen. Ihr fiel ein, dass sie ihm die Maske noch nicht angelegt hatte. Er schlief, als sie ins Zimmer kam. Sie strich über sein verformtes Gesicht und dachte daran, wie hübsch er gewesen war, der neunzehnjährige, junge Soldat. Mit dem sie sich kaum hatte verständigen können. Sie hatten trotzdem viel gelacht, denn Jeff hatte eine witzige Art, sich nonverbal auszudrücken, und Annemarie hatte jedesmal ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn sie wieder zu den Schwestern gegangen war. So hatte sie Jeff gebeten, wenigstens einmal am Tag mit ihr zu beten, damit es nicht ganz so schlimm wäre. Er hatte es brav getan. Und auf deutsch gesagt: "Ich wuerde alles für dich tun." Sie hatte ihn entsetzt angestarrt und war schnell aus dem Keller geflüchtet. War zwei Tage lang nicht zu ihm gegangen, bis Schwester Hannelore ihr erzählt hatte, dass Jeffrey nicht mehr essen würde. So hatte sie ihren Mut zusammen genommen und hatte ihm eine Schale mit Eintopf gebracht. Er hatte sie angelächelt und die Schale ratzekahl leer geputzt. Und so ging es weiter, wenn ihm andere Schwestern essen gebracht hatten, aß er nichts, wenn sie kam, aß er. Sodass die arglosen Schwestern schließlich immer Annemarie geschickt hatten. Annemaries Wortschatz war zu gering, um ihm ihren Unmut darüber auszudrücken, sodass sie einfach gar nicht mit ihm geredet hatte. Doch das hatte nicht lange vorgehalten. Jeffrey war ein umgänglicher, fröhlicher Kerl gewesen, der sie innerhalb von ein paar Tagen wieder zum Lachen gebracht hatte und schließlich, als es ihm gut genug ging, heim zu fahren, hatte er um ihre Hand angehalten. Und Annemarie hatte ihn gewollt. Er hatte sich schon längst in ihr Herz geschlichen gehabt. Sie küsste Jeffreys Stirn. Er öffnete seine Augen und schaute sie an, obwohl er sie nicht sehen konnte.
„Ich liebe dich auch und ich werde dich immer lieben." flüsterte sie. „Danke für die wunderbaren Jahre. Schlaf gut."
Dann zog sie den Schlauch aus seinem Hals und sah, wie sich sein Körper aufbäumte. Sie weinte still, als er „Danke" morste.
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