FÜNF
Mir ist kalt. Und es ist dunkel. Ich glaube, ich habe es endlich geschafft.
Doch halt- dieses Piepen. Nein, das ist das Krankenhaus. Jetzt rieche ich es auch. Höre das Trippeln der eifrigen Schwestern, die um mich herumwuseln.
„Es wäre besser für ihn gewesen..." sagt eine Schwester, die eine freundliche Stimme hat.
„Ja, sie hätte ihn einfach liegen lassen sollen!" bestätigt eine andere. „Was ist das für ein Leben! Ich saug ihn mal ab."
Ihr habt so recht, Mädchen. Aber von wem sprecht ihr? Annemie ist doch tot, oder?
„Mrs. Evans! Mr. Darling. Kommen sie rein. Mr. Evans ist über den Berg, seine Vitalzeichen sind stabil." begrüßt eine der Schwestern meine Frau und ihren Liebhaber.
Anne lebt!
„Jeff, kannst du mich hören?" fragt Annemie und ich nicke.
„Ich habe den Clown getötet, Jeff. Ich danke dir, dass du mich genötigt hast, die Waffe zu benutzen."
Meine schlaue Frau. Sie ist wahrhaftig eine Heldin. Warum höre ich ihre Schritte nicht? Ich frage sie.
„Ich habe einen gebrochenen Fuß und sitze im Rollstuhl. Deine Pflegerin ist jetzt auf Pflege angewiesen, lustig, nicht? Aber ich bekomme in ein paar Tagen Gehstützen. Dann darf ich wieder alleine laufen. Jimmy hilft mir viel."
Ich hoffe, er hat dir endlich einen Braten in die Röhre gelegt! Obwohl...es ist ja eh alles vorbei. Ich habe es wieder geschafft, zu überleben, und muss mir auf Ewigkeit das Liebesgeplänkel dieser zwei Turteltäubchen anhören! Ja, ich höre an Anne's Stimme, dass er sie glücklich macht. Wie sie „Jimmy" sagt... So hat sie meinen Namen damals auch betont, nachdem ich sie entjungfert hatte. Die süße, unschuldige Annemie... Doch ich konnte sie nie dazu bringen, dass sie es wirklich geniessen konnte. Jedesmal hatte sie sich versteift, weil meine Mutter im Haus umher gepoltert war.
Nein, dieser junge Freak hat mehr Glück als Verstand. Ich hoffe, er weiß es!
Ich muss wieder weg gedriftet sein, denn als ich zu mir komme, bin ich zuhause. Es riecht nach irgendetwas chemischem, beißend, ich kriege fast das Kotzen. Das wäre fatal, denn dann würde ich wohl ersticken. Doch der Junge ist bei mir, ich rieche seinen Schweiß. Er bastelt an meinem Ernährungsschlauch, und dann höre ich Annemie sagen:
„Ja, richtig so. Danke, Jimmy."
„Kein Problem. Hey, bist du wach, Jeff?"
Ich nicke.
„Deine Frau weiß Bescheid. Naja, mit der einen Hälfte deines Planes ist sie einverstanden."
Wie, bitte? Ich morse diese Frage. Anne sagt:
„Ich will kein Kind, Jeff. Ich hätte eines von dir gewollt, aber jetzt ist es zu spät."
„Jimmy nicht ewig." antworte ich.
Der Junge antwortet:
„Doch, ich bleibe. Ich liebe deine Frau und ich will hier mit euch zusammen leben."
„Was sagt Elsa dazu?" fragt Annemie.
„Keine Ahnung. Sie weiß es noch nicht. Ist es okay für dich, Jeff?"
Ich nicke. Klar, was soll ich sonst tun? Doch ich glaube ihm kein Wort. Ich war schließlich auch mal jung! Ich kann nur hoffen, dass sie vielleicht trotzdem schwanger wird, bevor er weiter zieht. Jimmy sagt:
„Danke. Du wirst sehen, ich werde mich genauso gut um dich kümmern, wie Annemarie."
„Tötet mich."
„Was?" fragt der Junge verwundert.
Doch Annemie kennt das schon und entgegnet ruhig:
„Das geht nicht und das weißt du. Doch der Arzt meinte, dass dein Herz schon sehr schwach ist. Wahrscheinlich wird der liebe Gott dich bald ohne fremde Hilfe holen..."
Sie klingt traurig. Sie sollte doch froh sein! Doch sie begreift es anscheinend immer noch nicht. Ich wünschte fast, der Clown hätte sie erwischt, denn dann wäre ich jetzt auch mausetot. Hörst du, Gott?
Bestrafe mich für diesen Gedanken! Nein, das hier ist die Strafe. Wofür?
Dass ich Annemarie aus deinen Armen gerissen habe, stimmt's? Dieses unschuldige, brave Mädchen. Doch nun hat sie ihre Unschuld verloren, auf zweierlei Weise.
Ich hoffe, sie werden mich heute Nacht mit ihren Liebesschwüren verschonen.
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