Acht

Ich stehe vor dem Haus und rauche. Gehe auf und ab, meine Schritte machen merkwürdige Geräusche, aber vielleicht bin ich sie einfach nicht mehr gewohnt. Der Typ kommt auf mich zu, ich bleibe ganz ernst, obwohl ich ihn jetzt schon anknurren möchte, ich hoffe, mein Magen bleibt still.

„Hallo."sagt er, fast scheu, ich werfe die halb aufgerauchte Zigarette weg und zertrete sie.

Sehe, wie ich das selbe mit seinem Schädel mache, bis das Gehirn rausplatzt. Mein Magen knurrt.

„Können wir gehen?"fragt er gierig.

Ich deute ihm, dass er vorgehen soll. Und freue mich, dass er nicht in Richtung Hauptstraße, sondern in die entgegen gesetzte Richtung, stadtauswärts, läuft. Perfekt. Nun hört das Klatschen meiner Schritte auf, es wird zu einem Knirschen, Krachen, wenn unter meinen Schuhen dickere Äste sind, vor mir raschelt der Typ und schlägt sich durch die Büsche, ich kapiere, hinter uns kann man noch die Häuserreihe erkennen. Wir müssen weiter in den Wald, tiefer, nun kommen wir an eine kleine Lichtung mit einem alten Bauwagen. Er erinnert mich an das Zirkuscamp und mein Herz krampft sich zusammen, ich balle die Fäuste. Annemie. Meine süße Annemie...ich wische hektisch eine Träne fort und kletterte dem jungen Kerl hinterher. Naja, wir sind vielleicht gleich alt, aber ich fühle mich, wie eine uralte Kreatur.

„Uh, verdammt, wie das stinkt."murre ich, der Typ schüttelt den Kopf: „Stell dich nicht so an, ich bezahle dich schließlich. Zieh dich aus."

Ich schließe die Augen. Sehe die Ohren des Krauts fliegen. Und wenn ich es jetzt nicht tue, kann ich mich vielleicht bei Annemie nicht beherrschen und fresse sie...der Typ schlägt mir ins Gesicht und ich reisse die Augen wieder auf. Packe seinen feinen Kragen, er keucht angeregt und jetzt, jetzt rieche ich es. Nein, jetzt fällt mir ein, woher ich seinen Geruch kenne...

„Du...hast meine Frau entführt!"knurre ich und hebe ihn mühelos in die Höhe, oh, Gott, bin ich stark!

Was hat das zu bedeuten? Ich verstehe gar nichts mehr...Ich weiß nur, dass ich diesem Kerl eine Tracht Prügel verpassen will. Und ihn dann erst essen werde. Vorher soll er schnallen, mit wem er sich angelegt hat, aber zunächst schnalle ich, dass er nicht wehrlos ist, er rammt mir ein Messer in den Bauch.

„Aua."grinse ich, grabsche nach der Hand, die den Griff umklammert, und breche seine Finger, er schreit und brüllt und nein, vielleicht sind wir weit genug weg, aber ich will trotzdem nicht erwischt werden. Ich schleudere ihn in eine Ecke des schmutzigen Wohnwagens. Er jault wieder.

„Mann, ich mach doch nur Spaß. Ich bin auch nicht schwul."murmelt er. „Und wieso deine Frau?"

Ich ziehe das Messer aus mir und knie mich vor ihn. Der Hunger bringt mich schier um. Aber ich will, dass er weiß, wen er vor sich hat...was für ein irrer Zufall!

„Was hattest du mit Annemarie vor?"frage ich und nehme seine intakte Hand, setze das Messer an.

„A...Annemarie?"stammelt er.

„Und was hast du mit mir vor, wenn du nicht vögeln willst?"grinse ich unter seinem Schrei, denn sein kleiner Finger fliegt.

„Bitte...bitte...ich sag dir alles."keucht er, „Vielleicht können wir einen Kompromiss finden? Du darfst mich vögeln und lässt mich gehen?"

„Ich hab auch nicht vor, dich zu vögeln."seufze ich und schneide den nächsten Finger ab, wie bei dem Scheiß Kraut. „Ich will nur zu meiner Frau, aber das geht nicht mehr, denn sie wird sich vor mir fürchten. Ich bin ein Monster."

Er wimmert und blarrt, was für ein Waschlappen!

„Bitte!"weint er, ich schneide seine Kleidung auf.

Sein Blut riecht so gut, dass ich es kaum noch ertrage. Ich sehe ihren Blick. Zum Glück war sie ohnmächtig geworden, denn in dem Moment hatte ich begriffen, was ich war, und bin weg gerannt. Ich hätte sie getötet. Der Typ zuckt, während ich an seinem Dünndarm knabbere.

„Ihr wärt wunderschön geworden."murmelt er.

„Was?"nuschele ich.

„Ich hätte aus euch Eins gemacht."

Ich schaue ihn sehnsüchtig an. „Eins."flüstere ich. Sein Blick bricht. Verdammt! Nun, solange er noch warm ist, sollte ich mich beeilen!

                                                                         ***

„Junger Millionärssohn zerstückelt Mutter und verschwindet spurlos!"

...lese ich auf der Titelseite der Morgenzeitung, die vor mir auf dem Treppenabsatz eines gemütlichen Hauses liegt, das Anne gefallen hätte. Ich klaue die Zeitung, bevor sie reingeholt wird, und verstecke mich wieder in einer Gasse, in der ich den Rest der Nacht verbracht hatte. Ich kann mich kaum noch bewegen, anscheinend sollte ich niemals einen ganzen, ausgewachsenen Menschen auf einmal essen! Dandy Mott, sein Bild unter der Schlagzeile. Der Typ, der meine Frau killen wollte. Uns zusammen nähen wollte. Ich würge und erbreche mich.

„Oh, Gott, hier bist du!"ruft Jimmy, ich gucke ihn entsetzt an.

Er kniet sich zu mir runter. „Was ist denn los? Hast du Angst, dass sie sich nicht über dich freut?"

Ich schüttele den Kopf.

„Wie geht es meiner Frau?"

„Nicht so gut, ich glaube, das alles hat Anne psychisch zu sehr zugesetzt, sie schreit im Schlaf und boxt um sich, und wenn sie wach ist, redet sie dauernd davon, dass sie zu eurem Kloster in die Schweiz  will und dich wiedersehen will. Mom kümmert sich um sie, keine Sorge, wenn sie erstmal wieder fit ist...aber was ist mit dir?"

Ich zeige ihm die Zeitung.

„Fuck. Gut, dass wir Anne da raus geholt haben. Dieser kranke Idiot. Und nun komm, Jeff, du brauchst dringend eine Dusche."

Nun, die Gefahr ist vorbei, denn mir ist so übel, dass ich bestimmt die nächsten Tage kein Bedürfnis haben werde, zu fressen. Aber ich bin immer noch ein Monster und nein, dass es Annemarie jemals erfährt, ist ausgeschlossen! Ich schüttele den Kopf.

„Jimmy, ich habe Dandy getötet."krächze ich, er schaut mich erst verwundert an, dann winkt er ab.

„Um den ist es nicht schade. Kein Grund, dich zu verstecken."

„Ich habe ihn gefressen. Dieses...Zeug, das an mir so stinkt- du hast gesagt, sie hätte mich einbalsamiert. Ich glaube, es hat aus mir ein Monster gemacht."

Jimmy stöhnt. „Willkommen im Club. Nun komm."

Er ist so ernst und ich beginne, zu weinen. Ich hatte noch nie einen Freund, der mich so kompromisslos akzeptiert hat, und Jimmy Darling mag zwar meiner Frau das Herz gebrochen haben, aber für mich ist er gerade die Rettung. Er umarmt mich kumpelhaft, nicht zu eng, aber ja, ich stinke.

„Wie hast du es angestellt, hast du ihm zuhause aufgelauert?"will Jimmy wissen, ich schüttele den Kopf.

„Nachdem ich weg gerannt bin, bin ich in eine Kneipe, aber sie haben mich raus geworfen, weil ich so stinke. Ich bin durch die Gegend gewandert und an der Ecke Sunshine Lane bin ich von einem Mann angesprochen worden, erst hab ich einen Schreck bekommen und bin weg gelaufen, hab beobachtet, wie er mit einem anderen Mann los ist und da der Hunger immer mehr wurde, hab ich mich auch hingestellt. Dann kam Dandy, ich schätze, er wollte einen Stricher, um sein Werk zu vollenden."

„Siehst du, du hast sogar irgendeinem armen Hund das Leben gerettet. Ihr seid wirklich ein tolles Paar. Sie hat den Clown abgemurkst und du..."

„Jimmy, ich werde weiter töten müssen, um zu überleben. Und ich kann das Anne nicht zumuten, ehrlich nicht."

„Weißt du was, dann versteck dich doch erst einmal vor ihr, bis sie wieder gesund ist. Bis dahin überlegen wir uns was. Bei uns ist genug Platz. Aber zunächst müssen wir uns um die Tiere kümmern, die hängen alle noch bei euch auf der Farm herum."

„Du hast recht. Lass uns!"lächele ich, denn an die armen Dinger hatte ich nicht gedacht.

Ich lasse mich von ihm hoch ziehen und folge ihm zu seinem Auto.

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