Scorose Oneshot#32: Blutsee
Ihr ganzer Bauch kribbelte vor Freude. Es schien, als würden tausende Schmetterlinge tanzen, und ausschwärmen um jedem Teil ihres Körpers freudige Ungeduld zu bringen, als Scorpius dann wie eine beinahe selbstverständliche Geste ihre Finger miteinander verschränkte. Sie waren gerade am Weg zurück nach Hogwarts. In Hogsmeade hatten sie stundelang in einer Ecke gesessen, geredet, gelacht und es war alles so einfach gewesen mit ihm. Sie hatte keinen Alkohol mehr gebraucht um in seiner Gegenwart locker zu sein, es schien in diesem Moment das natürlichste Ding der Welt zu sein neben ihm zu sitzen, und über Gott und die Welt zu reden, während sein Daumen leicht über ihren Handrücken strich. Und jetzt am Weg zurück hatte er wieder ihre Finger miteinander verflochten, leicht gelächelt als sie ihn perplex angesehen hatte, und sie hatten gleichzeitig leise zu lachen begonnen. Jetzt hatte er sie gerade fest an seine Brust gezogen, immer noch bebten ihre Schultern, weil sie aus unerfindlichen Gründen immer noch leise Lachen musste, und sie spürte seinen Brustkorb beben, als er ebenfalls wieder zu lachen begann. Und es fühlte sich überhaupt nicht komisch an hier zu stehen und einfach zu lachen. Im Gegenteil. Es war unglaublich befreiend.
Die Blicke der anderen Schüler, die an ihnen vorbeigingen, immer in Richtung Hogwarts, ignorierten sie und Scorpius wich mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen etwas vom Weg ab, um sie Richtung See zu führen. Die Sonne blinzelte gerade noch hinter den Wolken hervor, bald würde sie im See versinken. Die letzten Sonnenstrahlen für diesen heutigen Tag kitzelten Rose in der Nase und sie musste niesen. Scorpius lachte und schlang seinen Arm um ihre Hüfte, um sie an sich zu ziehen. Er stützte seinen Kopf an ihrem ab und verschränkte ihre Finger vor ihrem Bauch miteinander. Es tat gut sich einfach an ihn lehnen zu können und in die Ferne zu blicken. Es schien für einen Moment, als würden alle Sorgen und Probleme gleich mit der Sonne im See untergehen und sie könnten ihnen befreit dabei zusehen.
Die Wolken hatten sich verzogen und so sah Rose die ganze feurige Kugel, als sie begann scheinbar im See zu versinken. Sie färbte den See tiefschwarz, nur ein einziger golden schimmernder Streifen fiel von der Sonne beinahe bis zu ihren Füßen. Als könnte sie darauf übers Wasser zur Sonne gehen. Langsam wurde das Licht immer weniger und der Strahl verkürzte sich, als schließlich auch der letzte, oberste Teil der Sonne verschwand, und Rose und Scorpius am See in der Dämmerung zurückließ.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort gestanden hatten, Rose an seine Brust gelehnt, Scorpius seinen Kopf immer noch an ihrem abgestützt, aber als sie sich langsam begann aus seiner Umarmung zu lösen, war es definitiv dunkler als zuvor. Sie lächelte schief. „Wir sollten zurückgehen.... Longbottom wird uns umbringen...", murmelte sie und verschränkte ihre Finger miteinander. Sie tauchten gerade beinahe in die Schatten einiger Bäume ein, die zum Schloss führte, als die Tore oben aufgingen, ein schmaler Spalt Licht auf den Weg fiel, und eine Gestalt hinaustrat. Rose sah nur die schwarzen Umrisse, sie wusste nicht wer die Person war, aber als die Türen mit einem dumpfen Laut wieder zufielen, und die dunkle Silhouette am Weg der zum See führte zu erkennen war, erfasste sie eine dumpfe Panik, die sich langsam ausbreitete und sich nicht erklären ließ. Ein Teil von ihr wusste, dass gleich etwas Schreckliches geschehen würde.
Ohne ein Wort zu sagen, drückte im nächsten Moment auch schon Scorpius ihre Hand, und sie drehten um, rannten zum See zurück, wollten in die Bewaldung ein Stück weiter flüchten. Doch die Silhouette holte auf. Weder sie noch Scorpius sprachen ein Wort, als sie am See entlang hetzten, über Steine stolperten, im Sand stecken blieben und im allgemeinen viel langsamer waren, als die Person, die ihnen jetzt immer näherkam.
Die nächsten Minuten verschwammen in Rose Gedächtnis wie ein Schwarm aus Schwarz-Weiß-Bildern. Sie konnte keine Farben ausmachen, alles war verschwommen und die Worte um es zu beschreiben fehlten ihr. Immer noch konnte sie nicht beschreiben wer die Person gewesen war, was sie gesagt hatte. Pures Entsetzen hatte sie übermannt, und ließ sie wie eine Salzsäule erstarrt an Scorpius Seite verharren, während dieser die Hand halb erhoben beschwichtigend auf sein Gegenüber einredete, der mit jedem Wort rasender zu werden schien. Tränen rannen stumm über ihr Gesicht, und sie spürte wie Scorpius sich anspannte, weil sie sich so fest in seinen Arm krallte. Aber die Wut im Gesicht des andern wurde nicht weniger. Er schrie Scorpius an. Er beschimpfte ihn in den höchsten Tönen. Er schlug ihm die Faust in den Magen, worauf Scorpius sich krümmte. Aber das alles schien nicht zu reichen, um seiner Wut genug Ausdruck zu verschaffen. Und dann hob er den Zauberstab.
„Sectumsempra!"
Nichts Anderes hörte Rose, als dieses eine Wort. Sie hörte nicht Scorpius schmerzerfüllten Aufschrei, nicht die letzten gehässigen Worte, als ihm ins Gesicht gespuckt wurde, sie hörte nur immer und immer wieder den Zauberspruch. Und es schien plötzlich wirklich wieder alles komplett real zu sein. Sie konnte sich wieder bewegen, sie konnte schreien, sie konnte sich weinen hören.
„Scorpius! Scorpius, nein!", schrie sie. Immer und immer wieder. Sie sah seinen Zauberstab in seiner Hosentasche stecken, aber sie war wie gelähmt. Sie konnte sich an keinen einzigen Zauberspruch mehr erinnern. Von der Spitze von Scorpius Zauberstab tropfte Blut. Ihren eigenen Zauberstab hielt sie fest umklammert, während sie seine Schultern verzweifelt festhielt und ihm die Haare aus der blutigen Stirn stich. Das Blut wurde immer mehr, wann immer sie eine Wunde sah und versuchte die Blutung zu stoppen tauchte eine neue auf, die sie noch nicht bemerkt hatte. Ihr Zauberstab fiel ihr aus der Hand und rollte Richtung See. Eine unermessliche Verzweiflung erfasste von ihr Besitz. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Scorpius stöhnte gar nicht mehr vor Schmerz, er bewegte sich beinahe gar nicht mehr. Er warf sich nicht mehr herum im Versuch der Qual zu verbluten zu entgehen, er lag einfach da und sah sie mit weit aufgerissenen blauen Augen an, die mit Panik gefüllt waren. „Scorpius!", schrie sie wieder und nahm sein Gesicht in beide Hände. „Geh nicht Scorpius! Lass mich nicht allein!"
Immer verzweifelter wurden ihre Rufe, vom Schreien wurde sie heiser. Und er schüttelte nur verzweifelt den Kopf. Er brachte kein Wort heraus, Blut rann ihm aus den Mundwinkeln, er konnte sie nur ansehen. Der leichte Druck seiner Hand, die sie umklammert hatte, wurde immer schwächer und seine Augen schienen plötzlich statt dem Entsetzen von einer unfassbaren Ruhe erfüllt zu sein. Er sah sie sie sanft an, in seinen Augen spiegelte sich Trauer. Er spuckte Blut, als er versuchte noch etwas zu sagen, aber er konnte es nicht einmal wispern. Er konnte es nicht artikulieren. Er konnte nur seine Lippen bewegen. „Rose."
Seine Hand erschlaffte, seine Augen wurden trüb. So lange, bis er sie nicht mehr sah. Sein Brustkorb, der vor ein paar Stunden noch mit Leben gefüllt war, hob sich nicht mehr.
Rose begann unkontrolliert zu schluchzen.
Da bewegten sich seine Lippen plötzlich wieder. „Rose."
Und wieder. „Rose!"
Sie riss die Augen auf. Sein Gesicht direkt vor ihrem Gesicht. Und seine Lippen die sich bewegten. „Rose!"
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