Scorose Oneshot#28: Höhen- und Tiefenflüge

Rose war noch nie sonderlich gut darin gewesen zu fliegen. Zwar gab es in ihrer gesamten Familie verdammt viele gute Flieger, aber sie kam im Bezug auf Besen wohl eher nach ihrer Mutter. Sie schaffte es ganz normal geradeaus zu fliegen und auch Kurven war ganz okay. aber der Rest…Dabei hatte sie nicht einmal Höhenangst!
Hugo zog sie damit immer auf. „Fliegende Karotte“ nannte er sie, vergaß dabei jedoch meistens großzügig, dass er ebenfalls rote Haare hatte und von seinen Teamkollegen in Gryffindor meistens „Feuerball“ gerufen wurde. Er machte seinem Ruf als Weasley-Treiber alle Ehre.

Die siebten Klassen wollten einen Ausflug auf Besen machen. Mit dem Besen hin und wieder zurück. Für ein ganzes Wochenende. Ihre Mutter und ihr Vater hatten ihr sofort ihren Besen geschickt, gut verpackt, damit er keine Kratzer abbekam. Im Gegensatz zu Hugo ließ sie ihren nämlich stets zuhause. Das wollte sie eigentlich auch diesmal als Ausrede nehmen. Tja. Jetzt würde sie sich wohl eine andere suchen müssen.
Rose seufzte leise und wollte ihr Geburtstagsgeschenk, das sie seit ihrem 14. Geburtstag nicht mehr sonderlich oft benützt hatte, schnell wieder einpacken.
Sie hatte in einem Sessel ganz hinten im Gemeinschaftsraum gesessen, als die Eule ans Fenster geklopft hatte. Sie sollte den Besen unter ihrem Bett verstecken. So lange die anderen ihn nicht sahen…

Und schon ging die Türe auf, Albus, Madison und Scorpius stürzten herein, die Wangen immer noch gerötet von der frischen Luft und kamen zu ihr. Rose wollte den Besen gerade unter das Sofa schubsen, da hatte Scorpius auch schon den Besenstiel bemerkt.„Zu spät, Rose!“, rief Albus, der nur ihre hektische Bewegung bemerkt haben konnte. Und da ging ihr ein Licht auf, wer die Quelle war, von der ihre Eltern gesprochen hatten.
„DU hast ihnen erzählt, dass wir einen Ausflug machen!“, beschwerte sie sich und funkelte ihren Cousin an. Dieser zuckte mit den Schultern.
„ICH habe nur Mum und Dad etwas davon gesagt…“; meinte er mit einem leichten Grinsen. Natürlich war ihm klar gewesen, dass sie es sofort ihren Eltern erzählen würden. Best Friends goals und so…

„Komm schon, Rosie! Das wird lustig!“, grinste Albus. Sie seufzte leise und stolperte beinahe über ihren Besen, der halb von der Bank hing, als er sie leicht in die Seite schubste. Sie konnte ihn nicht einmal mehr zurückschubsen, da hatte sie auch schon das Gleichgewicht verloren…. – und prallte gegen Scorpius, der reflexartig seinen Arm um sie schlang. „Nicht gleich so leidenschaftlich!“, zog Albus sie von der anderen, sicheren Seite des Sofas aus auf und lief mit Maddie zur Treppe. „Na los. Wer zuletzt oben ist, hat verloren und muss die Kotzbohnen essen!“, rief er ihnen über die Schulter hinweg zu.
Wieder wurde Rose bewiesen, wieso Scorpius so gut Quiddtich spielte. Er packte schnell ihren Besen in mit der einen, ihre Hand mit seiner anderen Hand, und stürzte Albus nach die Treppe hinauf. Alles ohne auch nur einmal zu stolpern. Im Gegensatz zu Rose.

Sie beide teilten sich die Kotzbohnen, schmiedeten zu viert Pläne für den Ausflug und gingen die Route erneut durch. Und all das schafften sie irgendwie, ohne dass Scorpius Rose Hand losließ. Sogar, als sie die Kotzbohne ausspucken musste und sie fürchterlich zu Lachen begannen. Warum auch immer.
Es fühlte sich gut an.

Die Besen hoben beinahe gleichzeitig in die Luft ab. In den letzten Tagen waren Albus und Scorpius in jeder freien Minute mit Rose und Maddie üben gegangen. Zwischen den ganzen anderen Siebtklässlern, die nicht sonderlich gut fliegen konnten und üben wollten, mussten sie Slalom fliegen. Rose fiel einmal beinahe vom Besen. Beinahe.
Jetzt war sie so aufgeregt, dass sie erneut fast vom Besen fiel. So lange wie sie vorhatten zu fliegen war sie noch nie am Besen gesessen. Sie bezweifelte, dass überhaupt irgendwer, außer Madame Hooch und den ganzen anderen Quiddtichspielern jemals so lange auf dem Besen war. Aber sie flogen alle mit. Rose flog hinter Albus im Windschatten, Madison an Albus Seite, er nannte sich so etwas wie ihren Leibwächter, hinter einer Hufflepuff. Auch Rose hatte einen Wächter. Eigentlich. Der hatte aber gerade mit Stacey zu tun. Die Ravenclaw flog eigentlich relativ gut. Nur flog sie nie richtig schnell, und so immer wieder beinahe in Scorpius Rücken, was nicht sonderlich angenehm sein konnte. Auch wenn sein Rücken echt….

Rose musste sich gewaltig zusammenreißen um darauf nicht näher einzugehen. Albus würde sicher überhaupt nicht erfreut sein, wenn sie Stacey nachmachte. Also konzentrierte sie sich nur auf die richtige Richtung, in die sie fliegen sollte, und nicht auf Scorpius Bein, das immer wieder leicht ihres streifte, nicht auf seine Hände, die manchmal nur einhändig den Besen hielten, nicht auf seine Haare, die er mit der anderen Hand aus seine Gesicht strich, nicht auf sein durchgehendes Lächeln, von dem sie das Gefühl hatte, es wäre ziemlich ansteckend. Sie musste sich ständig auf die Lippen beißen, um nicht wie eine Vollidiotin vor sich hin zu grinsen.

So lange, bis plötzlich vor ihnen eine V- Formation auftauchte. Zuerst sahen sie noch wie kleine harmlose Punkte aus, dann wuchsen diese Punkte an und wurden zu ausgewachsenen Wildenten, die direkt auf sie zusteuerten. Auch sie folgen in V-Formation, jedoch in doppelter, Madame Hooch ganz vorne. „Höher fliegen!“, schrie sie nach hinten, und flog im selben Moment ein Stück nach oben, in dem auch die Enten nach oben stiegen.

Was dann geschah war nur noch ein Wirbel aus Flügeln, Federn, Besen, Haaren und Schreien. Menschlichen und denen von Enten. Hier und dort taumelten dunkle Flecken zu Boden. Enten und Menschen. Und dann war auch Rose einer dieser Punkte. Genauer gesagt war sie ein Strich in der Landschaft, wie ihre Großmutter gesagt hätte.
Flach auf ihren Besen gelegt, um einer Ente, die verwirrt direkt auf sie zu taumelte, auszuweichen, hatte sie den Besenstiel nach unten gedrückt und schoss jetzt direkt auf den Wald unter ihr zu. Und sie war so schnell!

Jedes Wissen, dass Scorpius ihr in den letzten Tagen eingetrichtert hatte war verschwunden, als hätte es der Wind aus ihrem Gehirn geblasen. Normalerweise vergaß sie nichts. Aber in der gesamten Verwirrung und im Rausch der Geschwindigkeit, war plötzlich alles fort.

Da hörte sie einen Schrei hinter sich. „ROSE!“ Irgendwie kam ihr die vom Wind und von Panik verzerrte Stimme bekannt vor. „Besenstiel NACH OBEN! ROSE!“, schrie jemand, und Rose bemerkte aus dem Augenwinkel eine Bewegung, eine Gestalt die sich in ihr Blickfeld schob.

Jedoch konnte sie ihren Blick nicht vom Waldboden lösen, der schneller und immer schneller näherkam.Und dann konnte sie ihren Blick nicht mehr von Scorpius losreißen. Er lag beinahe flach auf seinem Besen, den Stiel mit einer Hand senkrecht nach unten gedrückt, die andere Hand nach ihr ausgestreckt. Seine Haare waren vom Wind schon ganz zerzaust, seine Augen funkelten blaugrau, vollkommen konzentriert und darauf fokussiert sie davon abzuhalten am Boden aufzutreffen. Näher und immer näher dirigierte er seinen Besen mit einer Hand zu ihrem, immer noch gerade Richtung Boden. Und dann war er nahe genug. Sowohl Scorpius als auch der Boden. Zum zweiten Mal in dieser Woche schlang er seinen Arm um ihre Hüfte, zog sie von ihrem Besen auf seinen, direkt vor ihn, und riss den Besen, immer noch mit einer Hand, herum, sodass sie erneut senkrecht in eine Richtung schossen. Jedoch diesmal weg von ihrem gerade zersplitternden Besen am Waldboden geradewegs in die Luft.

Rose spürte sein Herz in seiner Brust rasen so nahe war sie an ihn gepresst. Ein lautes Aufschreien hatte sie bei dem abrupten Richtungswechsel nicht zurückhalten können. Ihr fiel auf, dass sie nicht geschrien hatte, zumindest bis zu diesem Moment. Scorpius flog immer noch einhändig, doch jetzt langsamer und nicht mehr so steil nach oben, sondern zu Madame Hooch, die gerade alle Schüler um sich sammelte, oder es eben versuchte. Scorpius wurde immer langsamer je näher sie der Gruppe kamen. Er winkte kurz zu Madame Hooch als Zeichen er sei alles okay und sie hätten beide keinerlei Verletzungen – in diesem Moment hätte Rose am liebsten noch einmal aufgeschrien, denn jetzt flog er ohne den Besen festzuhalten. Seine andere Hand lag immer noch um ihre Hüfte, als würde er sie nie wieder loslassen, und er drückte sie so fest an sich, dass sie beinahe spüren konnte, wie ihre Rippen zu knacksen begannen.
Die Knöchel an ihren Händen, mit denen sie den Besen umklammerte, waren beinahe weiß, fast so weiß wie Scorpius´, dessen Hand jetzt wieder den Besen hielt. Und dann standen sie in der Luft, er hatte angehalten.

„Rose?“, wisperte er heiser, und als sie vorsichtig den Kopf drehte sah sie die Angst in seinen aufgerissenen Augen immer noch glimmen, wenn auch sie sich gerade etwas zurückzog und einem anderen Gefühl platzmachte. Unbändiger Erleichterung, dass es ihr gut ging.
Rose hatte immer gedacht sie sei spontan und würde mit jeder Situation zurechtkommen, und sie logisch meistern können. Das Gegenteil zeigte sich an diesem Tag gleich zweimal. Einmal, als sie mit dem Besen abgestürzt war, und das zweite Mal, als Scorpius, dem seine Größe zu Hilfe kam, jetzt unter Verrenkungen seine Lippen mit ihren vereinte und sie auch noch mit der zweiten Hand an sich drückte. Denn in diesem Moment schaltete ihr Gehirn schon wieder ab.

Sie schmiegte sich an ihn, ließ ihre eine Hand los, um sie in seinen Haaren zu vergraben, voller Vertrauen, dass er sie festhielt, und überhörte geflissentlich Albus leisen Pfiff.

Diese eigentlich total unlogische Situation war das Beste, das Rose bisher passiert war.

Scorpius war das Beste, das ihr jemals passiert war.
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Achtung Kitsch -Alarm (:'
Tja, irgendwie ist das überhaupt nicht so geworden, wie ich das wollte, aber ich bin trotzdem relativ zufrieden. Nachdem mich gestern einige Enten im Vogelpark gehänselt haben, musste ich sie einfach einbringen. Ich hasse Enten. xD
Bb, Lils

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