Scorose Oneshot#22: Instante Finsternis

Es gibt Tage, an denen man am liebsten im Bett bleiben würde, an denen schon ein einziger Blick aus dem Fenster ausreicht, um sich schütteln zu können, an denen man jedoch auch wusste, man MUSSTE einfach aufstehen, konnte nichts verpassen, was heute passieren würde.

Genau so ein Tag war heute. Und nach reifen Überlegungen, langem aus dem Fenster in den dicken, grauen Nebel, der am Fenster vorbei waberte, starren und einem leisen Stoßseufzer raffte Rose sich auf, zog den roten Samtvorhang zur Seite und versuchte so schnell als möglich ins Bad zu gelangen, ohne dabei mehr als nötig des eiskalten Steinbodens zu berühren. Und ein Blick auf das schwarz-graue Kleid mit den leichten roten Flammenmustern reichte, um ihre Gedanken von dem stimmungstötenden Wetter draußen auf die heute anstehende Party zu Ehren der Geister von Hogwarts (Und somit natürlich auch zu Scorpius) zu lenken.
Würde er auch kommen?
Wenn ja, würde ihm ihr Kleid gefallen?
Hatte sie nach den letzten Jahren überhaupt eine klitzekleine Chance?
Was zur Hölle klang hier wie eine Mischung aus Peeves, einer Feuerwehrsirene und einem liebestollen Kater?
„KING HAT MEIN KLEID VOLLKOMMEN ZERSTÖRT! ROSE!!"
Definitiv Mads.

Die Stimmung in gesamt Hogwarts war mit einem Mal um 180 Grad gedreht worden. Von aufgeregter, angespannter Vorfreude war auf vorsichtige, überdrehte Ängstlichkeit geschaltet worden. Die Lichter waren auf einen Schlag ausgegangen. Überall lag Instant-Finsternis Pulver (Ihr Dad und ihr Onkel mussten massenhaft Umsatz gemacht haben) in der Luft, das das Licht ihrer Zauberstäbe dämpfte. Wie aus dem nichts wuchsen den Schülern riesige Spinnennetze aus der Dunkelheit entgegen. Kühle Luftzüge streiften durch die Gänge, doch, wenn man sich einmal mit ängstlich angehaltenem Atem um die eigene Achse drehte, so sah man nichts außer ein kurzes, schwaches Glimmern von einem farbwechselnden Augenpaar das sofort wieder verschwand. Und natürlich hatten an diesem Tag auch die Treppen beschlossen gemeiner als sonst zu sein, und sie wechselten ständig die Richtung, um bei neuen, noch nie zuvor gesehenen Gängen halt zu machen. Und in diesem ganzen Schlamassel sollte man dann auch noch den spärlich beschilderten Weg hinunter in die Kerker finden, wo die Party stattfand. Überhaupt konnte man sich auch auf die Schilder nicht verlassen erkannte Rose, als sie einem Schild gefolgt war, das eine Stiege hinunterzeigte, die jedoch in einer Sackgasse endete. Sie hätte es wissen müssen. Es war eine Geisterparty, kein Wunder, dass Peeves die Schilder gleich siebenmal umhängen würde. In diesem Moment verfluchte sie sich dafür erstens nicht Albus die Karte geklaut zu haben (obwohl sie bezweifelte, dass er sie benützte, er würde sich bestimmt ebenfalls gerade dafür verfluchen sie nicht mitgenommen zu haben), zweitens keine dickere Jacke mitgenommen zu haben, als ein dünnes schwarzes Tuch, das um ihre Schultern lag, drittens kopflos vorgerannt zu sein, als sie hinter sich ein Kratzen bemerkt hatte, das sich anhörte als würden tausende Spinnenbeine mit Spikes über den Boden kratzen und direkt auf sie zugehen. Jetzt stand sie hier in einer verdammten Sackgasse ohne richtiges Licht und drehte sich im Kreis um den Ausgang wieder zu finden.

Als Rose jedoch plötzlich ein Schaben hörte, das sich anhörte, als wenn ein schwerer Steinblock in Bewegung gesetzt und vor den Ausgang geschoben wurde, versuchte sie wenigstens teilweise über ihren Schatten zu springen, streckte ihre Hand nach der Wand aus und rannte an der Wand entlang los Richtung sich verschließendem Ausgang, wie ein verängstigter Hase in einem riesigen Labyrinth.

So lange, bis sie einen kalten Luftzug direkt neben sich verspürte, über das Blut das in ihren Ohren rauschte noch andere Schritte hörte, die ihre übertönt hatten, und mit einem Mal gegen einen, sich ebenfalls schnell bewegenden, aber aus einer anderen Richtung kommenden, Körper prallte, der sie mit viel Schwung zur Seite schleuderte.

Rose wusste nicht wessen Aufschrei lauter und erschrockener war, ihrer oder der der Person gegen die sie gerannt war. Auf jeden Fall war bestimmt ihr Aufprall härter, denn als sie noch leise fluchend am Boden lag kam von irgendwo aus der Dunkelheit jemand näher, zögernd und vorsichtig, immer langsam einen Schritt vor den anderen setzend. Nach einigen Sekunden atemlosen Schweigens von beiden Seiten sah Rose ein gedämpftes Leuchten, als ob ein Zauberstab mit höchster Kraft versuchen würde Licht durch das Instant Pulver zu schicken. Wenigstens war der Körper ein Zauberer oder eine Hexe, und kein merkwürdiges Wesen.

„Wer und wo verdammt bist du?", fragte schließlich die Person mit dem Zauberstab ein paar Meter vor ihr angespannt und Rose erstarrte. Das...Konnte es sein...?
„Ein bis zwei Meter vor dir.....Bist das du ......Scorpius?", wollte Rose ebenso leise und angespannt wissen. Im selben Moment als sie seinen Namen aussprach, hörte sie ihn perplex fragen: „Rose.....?"

Ein unangenehmes Schweigen folgte, bis sie erneut seine Schritte auf sie zukommen hörte. „Also.....schon mal Entschuldigung im voraus sollte ich dir auf die Füße steigen...", hörte Rose ihn murmeln, das schiefe Grinsen konnte sie beinahe vor sich sehen. Und dann plötzlich stieß ein Schuh gegen ihre Hand, die den Zauberstab umklammerte, und sie zuckte zusammen. Doch das war nichts im Vergleich zu ihrer Reaktion, als seine Hand, mit der er vermutlich versucht hatte zu ertasten wo sie war, auf einmal an ihrer Wange lag.

Erstarrt wusste sie nicht ob sie den Moment genießen, oder ob sie zurückspringen sollte, wobei sie bei ihrem Glück während dem Aufspringen vermutlich ihm einen Kinnhaken verpasst hätte.
„Bist das du...?", fragte nach einer Weile seine Stimme, er schien sich ebenfalls nicht ganz entscheiden zu können, ob er das peinlich oder eher lustig finden sollte.

Ein leises Jap brachte Rose noch heraus, dann entzog sie sich seiner Hand, verhinderte ein leises enttäuschtes Seufzen und versuchte sich hinzuknien. Für einen kurzen Moment war ihre Sicht leicht verklärt, ob das jedoch an ihrem Kopf oder ihm lag konnte sie nicht sagen. Dann spürte sie seine Hand plötzlich erneut an ihrer Wange.
„Das ist nicht deine Hand."
Ein leichtes schiefes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen während sich die betreffende Wange plötzlich ziemlich heiß anfühlte. Und da er mit seiner Vermutung absolut richtig lag, hob sie vorsichtig ihre Hand an und legte sie auf seine.
„Ähm.....das ist meine Hand."

Scorpius ergriff sie und zog sie dann vorsichtig hoch. Doch als sich Rose gerade ihr Kleid wieder richten wollte, und ihre eine Hand, die ihr Oberteil gerade gezupft hatte, an den Saum ihres Kleides legen wollte, stieß sie gegen seine Brust. Sie musste schlucken. Hinter ihr war die Wand. Vor ihr Scorpius, der gerade tausend Schmetterlinge zum Schlüpfen brachte. Und in dem Moment, als sich hinter ihnen eine Türe öffnete, durch die etwas Licht in den Gang flutete, waren ihre Gesichter sich so nahe, dass sie eine seiner Haarsträhnen ihre Stirn kitzeln spüren konnte. Und dann lag seine Hand erneut an ihrer Wange.


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