Scorose Oneshot#15: Sackgassen und andere Probleme

Sie war noch nie in ganz Hogwarts herumgekommen. Das registrierte Rose in dem Moment, in dem sie sich plötzlich in einem Gang befand in dem sie noch nie gewesen war. Und der einzige Weg zurück war ihr von einem Portrait versperrt worden, das einen Menschen mit zwei Gesichtern zeigte. Janus der Täuscher hatte ihr soeben den Weg in den Unterricht versperrt. Den Weg in die Stunde von Flitwick. Rose musste seufzen. In wenigen Minuten würde ihr von den erlaubten Fehlstunden automatisch noch eine abgezogen werden.
„Bei mir ist es die letzte erlaubte“, meinte plötzlich eine Stimme direkt hinter ihr.Mit einem schrillen Aufschrei fuhr sie herum und streckte automatisch abwehrend den Handballen hoch. Mit einem lauten knirschen und einem noch lauteren, sehr sehr unschönen Fluch fand er sein Ziel und sie sprang sofort wieder zurück. Panisch suchte sie nach ihrem Zauberstab der sich unglücklicherweise in ihrem Schal verfangen hatte. Als sie es eine gefühlte halbe Stunde später doch noch schaffte leise Lumos zu wispern startete sie mit dem schnellen nach vorne strecken des Stabes beinahe den zweiten Verkrüppelungsversuch auf ihr Gegenüber. Ein weiterer Fluch folgte und mit einem erleichterten aufkeuchen, sah sie, dass zwei graublaue Augen geblendet ins Licht starrten.
Der Geblendete sah aus wie ein verschrecktes Kleinkind. Die eine Hand lag halb über den Augen zum Schutz vor der immer noch bedrohlich leuchtenden Spitze von Rose´ Zauberstab, die andere hielt sich die Nase. Langsam ließ Rose den Zauberstab sinken. Offensichtlich keine Bedrohung. Außer unnötigen Kommentaren, blöden Fragen und noch bescheuerteren Antworten und zu viel (leider lustiger) Idiotie, als dass man lange sauer sein konnte. Und einem Jungen namens Scorpius Hyperion Malfoy, der ihr offensichtlich nachgespitzelt hatte und mit dem sie jetzt in einem Gang steckte, der vermutlich eine von Hogwarts vielen Sackgassen war und dessen Ausgang von einem fiesen doppelgesichtigen Zauberer verdeckt war. Ganz toll.
„War er wirklich nötig mich zu Boxen, als wäre ich dein verdammt armer Gegner im Ring?“ ertönte es ziemlich nahe vor ihr. Aus den Schatten. Ohne Licht. Wo war ihr verdammtes Licht hin? Und wieso war da schon wieder eine Stimme? Scorpius stand doch hinter ihr. Sie hatte eine halbe Drehung gemacht. Erste Abwehrverteidigung: Hand zur Faust ballen, Faust schräg nach unten vor und ...Ziel getroffen. Ein erneuerter Aufschrei, der glücklicherweise auch von Scorpius und nicht von einem Monster kam, und ein Fluch der ihrer Großmutter die Ohren vom Kopf gefegt hätte. In den auf ihren Schlag folgenden, ziemlichen langen Sekunden, die von Schimpfwörtern, von denen sich Hugo noch einige abschauen könnte, mehr als ausgefüllt wurde, hockte Rose sich in sicherer Entfernung auf den Boden und begann ihren Zauberstab zu suchen. So gut sie auch getroffen hatte…Wieso hatte sie den Zauberstab nicht einfach in der Hand behalten? Das hätte vermutlich mehr wehgetan…aber bestimmt nicht mehr, als der Schuh der eben ihre Hand zerquetschte. Nach einem schnellen Entfernung seines Schuhs von ihren Fingern ließ sich Scorpius belustigte Stimme aus der Dunkelheit vernehmen.
„Ehrlich Rose. Du solltest schlimmer schimpfen lernen!“

Er hatte irgendwie die Vermutung, dass sie als kleines Kind ziemlich oft mit ihren Cousins und ihrem Bruder gestritten hatte. Zumindest wusste sie verdammt gut, wo es am meisten wehtat. Im Gesicht und am Körper. Seine Nase war mit einem schnellen Zauberspruch wieder repariert, dass es nicht mehr sonderlich störte, aber gegen die anderen Schmerzen wusste er sich momentan nicht zu helfen. Nach einigen Minuten in denen sie noch leise murmelnd am Boden herumtastete und seinen Namen mit Worten beschimpfte, die er seiner Meinung nach dafür wirklich hoffentlich nicht verdient hatte, richtete sie sich vorsichtig auf. Anscheinend hatte sie schon bemerkt, dass sie sich nicht nur halb gedreht hatte, wie sie vermutlich angenommen hatte, sondern in Gedanken versunken ganz.
„ich bin mit zehn prozentiger Sicherheit das einzige lebendige Wesen hier. Asseln, Spinnen, Ratten, Mäuse, Käfer und so ähnliches ekelhaftes Getier natürlich ausgenommen.“ Meldete er sich wieder zu Wort, nachdem sie ihm, anscheinend um seine Lage zu sondieren, noch einmal völlig überraschend mitten in die Augen geleuchtet hatte, und jetzt kein Anlass mehr bestand ihn ein weiteres Mal zu schlagen. Hoffentlich. Er war wirklich nicht sonderlich scharf darauf erneut mit ihrer Faust Bekanntschaft zu machen.
„Haha. Sehr witzig Malfoy…“, meinte sie und versuchte so ihre offensichtliche Verunsicherung unsichtbar zu machen. Trotz ihrer gesielten Selbstsicherheit schien ihr die ganze Sache noch immer nicht ganz sicher und so zog sie sich, vermutlich ohne es zu merken, freiwillig hätte sie sich ihm nie so nahe begeben, immer weiter in seine Richtung zurück, bis sie an seinen arm stieß.
„Wieso plötzlich so anschmiegsam?“, formten seine Lippen Worte, während der Rest seines Ichs immer noch ganz verwirrt von ihrer Nähe war. Schon in der nächsten Sekunde wurde ihm bewusst, dass bestimmt noch nie jemand sich selbst so sehr gehasst hatte, wie er sich eben. Das Gefühl sich selbst so heftig schlagen zu wollen, das ihn überkam, als sie das Kinn trotzig hob, ihr Licht nur für sie sichtbar machte und so schnell als möglich in der für ihn nun vollkommenen Finsternis verschwand, war überwältigend. Er fühlte sich wie Boxer und Boxsack in einem. Eine sehr interessante Erfahrung. Aber nicht so interessant, wie nach einem lauten, spitzen Schrei plötzlich Rose Körper zu spüren, der sich erschrocken in seine Arme warf. Schon wieder überkam Scorpius ein so heftiger Drang, für den er kein Wort kannte. Wobei in seinem Kopf wegen Rose´ Parfum sowieso vollkommene Leere herrschte. Am ehesten war es damit zu beschreiben, dass er freiwillig das Risiko auf sich genommen hätte, sich den Zauberstab in die hintere Hosentasche zu stecken, und sich den Hintern wegpusten zu lassen, als zuzulassen, dass sich ihm, und somit auch Rose in seinen Armen, auch nur eine Mücke näherte. Mit der einen Hand hielt er sie fest, die andere fasste schnell in seine hintere Hosentasche um den Zauberstab hervorzuziehen. (Er möchte kein Kommentar zur Ironie seines Lebens hören). Angespannt versuchte er leise zu wispern, und sie zu fragen, was sie so erschrocken hatte, aber selbst ihm kam seine Stimme hier viel viel viel zu laut vor. Also ließ er das Fragen einfach bleiben und eröffnete mit dem absolut beängstigenden Zauberspruch „Lumos“ den Kampf gegen was auch immer dort sein mochte.
Er sah nur den schwarzen Schatten einer winzigen Spinne, die etwa fünf Meter vor ihnen von der Wand hing. Ansonsten konnte er nichts erkenne. Vielleicht war etwas in den Schatten um eine Ecke? Da fiel ihm ein, dass es hier keine ecke gab. Bloß die Wand vor ihnen. Vorsichtig ließ er den Zauberstab sinken.
„Hey…Rose…alles gut. Da ist nichts…“, wisperte er leise und schob den Zauberstab wieder ein, um sie vorsichtig von sich schieben zu können. Sie legte den Kopf schief und deutete vorsichtig mit leicht panischem Ausdruck in den Augen hinter ihn.
„da auch nicht...?“Beinahe verhedderte er sich in seinem Shirt, als er den Zauberstab erneut zog und sich so schnell er konnte umdrehte. Das leise Lachen von Janus, dem er mitten ins Gesicht leuchtete und das Kichern von Rose, die das Gesicht in den Händen vergraben hatte, um die Röte und das breite Grinsen zu verbergen, veranlassten Scorpius dazu, sich langsam um die eigene Achse zu drehen, das Portrait zum Verstummen zu bringen und Rose mit hoch gezogenen Augenbrauen und mit den Händen in die Hüfte gestützt zu mustern.
„Rose Weasley, die unverschämte Rächerin.“, stellte er fest.langsam hob sie den Kopf und grinste ihn frech an: „Klingt doch gut, oder nicht? Was nach der Tortur von vorhin mindestens nötig. Du siehst so übrigens aus wie meine Gran…“
Sein versucht bedrohlich leise angefangenes „Du Wagst es…“ ging in ihrem Lachen unter. Und Rose Lachen verstummte erst und ziemlich abrupt, als er den Kopf schieflegte und von ihr wissen wollte, ob sie vielleicht nächstes Wochenende Lust auf einen Kaffee hätte.
Es fühlte sich an, als würde sie ihn mit Eisenhandschuhen schlagen, als sie fest den Kopf schüttelte. Aber dafür wurden die blauen Flecken zu wunderschönen Veilchen, als Rose ihn vorsichtig ansah und immer leiser werdend feststellte, dass sie nur Butterbier trank.

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