Jily Oneshot#4: Albträume
Dunkles Blut malte ein Muster auf den hellen Boden. Eine weiße, kalte Hand lag reglos dort. Eine dunkle Kapuzengestalt beugte sich über eine tote Frau mit rotem Pferdeschwanz. Daneben ein unscheinbares Mädchen, deren lange braune Haare ihr spitzes Gesicht mit den geschlossenen Augen umrahmten. Eine hohe, kalte Stimme, die im Hintergrund lachte.
Schreiend fuhr Lily aus dem Schlaf hoch, ihre vor Panik geweiteten Augen huschten in der Dunkelheit hektisch hin und her, während sie fahrig nach ihrem Zauberstab tastete. Endlich spürte sie das Holz zwischen ihren schweißnassen Fingern. ,,Lumos.'', flüsterte Lily. Ein schwacher Schein erhellte den Schlafsaal. Erleichtert stellte sie fest, dass der Zauber, den sie vor abends regelmäßig um ihr Bett legte, gewirkt hatte. Dieser schirmte Lily von ihren tief schlafenden Mitschülerinnen ab, sodass sie durch ihre immer wiederkehrenden Träume nicht geweckt wurden.
Die Albträume verfolgten Lily schon seit Wochen, als die blutige Spur von getöteten Muggeln begonnen hatte sich auszubreiten. Doch noch nie war es so schlimm gewesen wie heute. Normalerweise wachte Lily auf bevor die Träume zu schlimm wurden, aber in dieser Nacht hatte sie es nicht geschafft und war von einem Albtraum in den nächsten geschlittert, schreiend, ohne erlöst zu werden.
Minutenlang war das einzige Geräusch Lilys hektischer Atem und ihr viel zu schnell klopfendes Herz, welches sich nicht beruhigen wollte.
Schließlich hielt sie die drückende Dunkelheit, die sie umgab nicht mehr aus, stand auf und schlich sich aus dem Schlafsaal
Leise tapste Lily hinunter in scheinbar leeren Gemeinschaftsraum. Der Anblick des vertrauten knisternden Feuers vertrieb die Gedanken an die Albträume ein wenig und wurde durch Müdigkeit ersetzt.
Da Lily wusste, dass der Versuch wieder einzuschlafen dennoch zwecklos war, ließ sie sich in einen großen Ohrensessel vor dem Kamin fallen. Und landete auf einem überraschend weichen Kissen. Ein Kissen, welches ein schmerzhaftes Geräusch von sich gab. Sofort schnellte Lily wieder hoch. Augenblicklich war sie wieder hellwach.
,,Was machst du denn hier?'', riefen James und Lily gleichzeitig. Stille war die einzige Antwort.
,,Du hast mich beinahe zerquetscht, also antwortest du zuerst.'', forderte James und setzte sich seine Brille, die neben ihm lag, auf.
,,Ich...konnte nicht schlafen.'', rückte Lily mit der halben Wahrheit heraus, ,,Jetzt du.''
,,Sowas ähnliches.'', murmelte er. Die beiden musterten sich eine Weile und etwas in James' dunkelbraunen Augen sagte Lily, dass sie nicht die Einzige war, der dunkle Gedanken in den Schlaf begleiteten. Dieses Etwas ließ sie nicht den arroganten, kindischen James Potter sehen, sondern einen ernsten, traurigen Jungen, der in einen Krieg in einer auseinandergerissenen Welt geboren worden war.
,,Hör auf mich so anzusehen.'', sagte er und scheiterte an dem Versuch spöttisch zu grinsen.
,,Wie sehe ich dich denn an?''
,,Als wäre ich ein verletzter Welpe der im Regen sitzt.''
,,Wenn dich das aufmuntert, ich sehe vermutlich nicht besser aus.''
James' Augen huschten von ihren zerzausten Locken über ihre dunkle Augenringen von schlaflosen Nächten bis zu ihrer Hand, die ihren Zauberstab so fest umklammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten.
,,Es geht ihnen bestimmt gut. Sie sind in Sicherheit.'', flüsterte James mit rauer Stimme.
,,Du hast doch keine Ahnung.'', fauchte Lily, verärgert darüber, dass er sie offenbar wie ein aufgeschlagenes Buch lesen konnte.
,,Ach nein?'', lachte er bitter auf. ,,Blutsverräter und Auroren sind nicht sehr eng mit Voldemort befreundet, weißt du?''
Verschämt wich Lily seinem Blick aus. Im Gegensatz zu James, dessen Eltern Tag für Tag gegen Todesser kämpften, schienen ihre Sorgen geradezu winzig zu sein.
,,Tut mir leid.'', murmelte sie, die Augen noch immer starr auf den Boden gerichtet. Deshalb zuckte Lily merklich zusammen, als James plötzlich vor ihr stand und sie in den Arm nahm. Sie erstarrte augenblicklich.
,,Was machst du da?'', fragte sie und versuchte feindselig zu klingen, was nicht sehr einfach war, weil es sich unheimlich tröstlich anfühlte.
,,Zusammen um unsere verkorkste Welt trauern.'', seufzte James.
Endlich gab Lily ihren Wiederstand auf und umarmte ihn ebenfalls.
Beinahe hätte sie enttäuscht protestiert, nachdem er sie wieder losgelassen hatte.
Verunsichert blickte Lily auf und versuchte seine unergründliche Miene zu lesen. Bevor sie etwas sagen konnte, nahm er ihre Hände und meinte fröstelnd:,, Du bist ja eiskalt.''
Ehe Lily protestieren konnte, hatte James sie schon in den Ohrensessel verfrachtet, sich danebengesetzt und eine Decke über die beiden geworfen. Lily wusste, dass sie ihn eigentlich hassen und in ihren Schlafsaal zurückkehren sollte, am besten nachdem sie ihn eine gescheuert hatte, doch sie schaffte und wollte es nicht.
Stattdessen rollte sie sich zusammen, bettete ihren Kopf auf seinen Arm und sank von Wärme und James' Stimme eingelullt in einen traumlosen, tiefen Schlaf, mit dem Wissen sicher zu sein. Zum ersten Mal verspürte sie einen Funken Hoffnung auf eine glückliche Zukunft, ohne den Schrecken des scheinbar nie endenden Krieges.
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Yeah, wir haben 200+ Views! Für die meisten scheint das vermutlich ziemlich wenig zu sein, aber ich finde es mega xD
Danke an alle, die diese Oneshots lesen, Kommentare schreiben und Sternchen verteilen <3
Schreibt doch mal alle in die Kommis, dass Lily wieder eine Scorose Geschichte posten soll, sie kann nämlich toll schreiben und ich komme mir hier langsam ein wenig einsam vor xD <3
Bis zum nächsten Oneshot ;*
-Ginny
PS: Ignoriert die Bilder bei den Kapiteln nicht, es dauert immer ewig etwas zu finden dass auch zur Story passt ;*
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