Jily Oneshot#38: Pate gesucht
Lily Potters Leben hatte nach Hogwarts einen steilen Höhenflug erlebt. Vor zwei Jahren hatte sie die sicheren Mauern der Schule ängstlich verlassen, nur bewaffnet mit dem Kopf voller Wissen, einem guten Herzen und einem Zauberstab in der rechten und James Potter in der linken Hand. Dass dennoch alles gut verlaufen war, oder so gut wie es im Krieg eben sein konnte, zeigte schon ihr neuer Nachname. Hinzu kam ein kleines Haus, der ununterbrochene Kontakt mit alten und neuen Freunden und sogar der Orden des Phönix, auch wenn dessen Ursprung alles andere als erfreulich war. Doch all dies Dinge wurden von den neuesten Neuigkeiten übertrumpft, eine Neuigkeit die Lily im einem Moment auf Wolke siebzehn trug, nur um sie im nächsten Moment zum Badezimmer zu befördern. Obwohl man unter Lilys schlabbrigen Schlafshirt kaum eine erkennbare Wölbung ausmachen konnte, war es inzwischen schon zur Gewohnheit geworden, dass sie im Laufe des Vormittages gezwungenermaßen ein- bis zweimal fluchtartig das Zimmer verlassen musste. Auch James hatte sich an diesen neuen Rhythmus relativ rasch gewöhnt und sprang deshalb wenige Sekunden nach ihr aus dem von der Sonne beschienen Bett um ihr die Haare hilfsbereit zurückzuhalten und gut zuzureden. Auf die Morgenübelkeit hätte Lily zwar liebend gerne verzichten können, aber ein Baby kam eben nicht nur mit Vorteilen.
Als fünfzehn Minuten später das schlimmste Grauen vorüber war, bereiteten die beiden wie jeden Sonntag zusammen ein leckeres Pancakefrühstück vor, für James mit Schokoladensirup und Marmelade, für Lily seit ein paar Wochen mit Ketchup und Mayonnaise. Während Lily den Tagespropheten studierte, las James die Post durch, welche zur Hälfte vom Muggelbriefträger und zur Hälfte von ihrer Eule geliefert wurde, und erstatte Lily immer wieder Bericht.
"Rechnungen. Rechnungen. Mahnung wegen einer nicht bezahlten Wasserrechnung...¦Lily, wieso müssen Muggel für ihr Wasser bezahlen? Ich verstehe das nicht. Deine Eltern laden uns nächste Woche zum Tee ein..."
"Oh, ein großer Fortschritt." meinte Lily erfreut. Ihre Eltern waren zu Beginn nicht besonders begeistert davon gewesen, dass sie schon in einem so jungen Alter heiratete und dann auch noch gleich ein Kind erwartete.
"In der Tat. Außerdem muss ich schon wieder Strafe zahlen, weil ich zu schnell gefahren bin. Sie sollten diese blöden Schilder eben größer machen, die übersieht man ja ständig! So, das waren die Muggelnachrichten. Dumbledore ruft eine Ordensversammlung am Mittwoch ein, Marlene fragt, wie schlecht es dir geht und dass sie übermorgen von Neuseeland zurückkommen wird...schön für Tatze. Außerdem lässt das Ministerium fragen, ab wann du deine Aurorenausbildung weiterführen kannst und Tatze schickt einen Schnuller, der je nach Stimmung die Farbe ändert. Der Idiot will sich doch nur einen Vorteil wegen dem Patenwettkampf erschleichen."
Erschrocken sprang Lily auf und rief zerstreut, während sie mit ihrem Zauberstab bereits in der Luft herumwedelte:"Bei Merlins Babywindeln, der ist ja heute! Schnell, schnell, bevor sie kommen. Hast du die Herausforderungen im Kopf?"
"Ja, keine Sorge, alles da.", meinte James gelassen. Er trank genüsslich seinen Tee aus und sah dabei zu wie Lily mit Leichtigkeit die Küche in ihren Originalzustand versetzte um diese zu dem ultimativen Schlachtfeld der Entscheidung zu machen.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Rumtreiber standen alle überpünktlich, sorgfältig nebeneinander aufgereiht dort, wo vor wenigen Minuten noch der Esstisch stand, der nun durch Magie zusammengeklappt an der Wand hing. "Also", begann James, wichtigtuerisch vor den drei Kontrahenten auf- und abschreitend "ihr wisst alle, weshalb wir uns heute hier versammelt haben. Dieser Satansbraten, der erste Rumtreiber der zweiten Generation, ein Zauberer sondergleichen-"
"Oder eine Hexe.", fiel Lily ihm ins Wort. "Ein Zauberer oder eine Hexe sondergleichen, braucht einen verantwortungsbewussten, allzeit bereite, Windel wechselnden Paten. Aber nur einer von euch kann es werden und seid gewarnt, sollte sich niemand von euch als würdig erweisen, muss Marlene einspringen, die aber eigentlich schon für das zweite Kind reserviert ist, also strengt euch gefälligst an und LASSET DIE SPIELE BEGINNEN!" Mit diesen Worten riss James dramatisch die Hände in die Höhe und ließ einen Pistolenschuss aus seinem Zauberstab ertönen.
"Ich kann nicht glauben, dass dieser Mensch bald für das Leben eines Kindes verantwortlich sein soll.", murmelte Remus. Zum Glück entging er trotz diesem Kommentar einer Disqualifikation, weil es James die Ohren verschlagen hatte.
"Lily, du leitest Runde Nummer 1.", rief er etwas lauter als normalerweise.
Nun baute sich Lily vor ihnen auf um die Regeln zu erklären. "Die erste Kategorie heißt Wissen über Babys, Kinder und Teenager. Zu jeder Lebensphase gibt es zwei Fragen, also insgesamt sechs. Wer die meisten richtigen hat, gewinnt. Bei Gleichstand kommt eine Zusatzfrage. Der Erste, dessen Zauberstab rot aufleuchtet, darf antworten. Bei falscher Antwort, kommt der Nächste dran. Verstanden?" Einstimmiges Nicken war die Antwort. Zauberstäbe wurden gezückt. "
Erste Phase: Das Baby schreit, ihr wisst nicht warum. Welche drei Dinge kontrolliert ihr als zuerst?"
Sirius' Zauberstab leuchtete sofort auf. "Ob es Hunger hat, volle Windeln oder...ähm...Verletzungen"
"Korrekt, eins zu null für dich. Die Verletzungen sollten trotzdem an erster Stelle stehen, nur ein kleiner Tipp. Zweite Frage: Wie oft passt ihr auf das Baby auf?"
Wieder war Sirius am schnellsten:"Einmal im Monat?"
"Was? Völlig falsch. Remus?"
"Einmal in der Woche?"
"Nein! Peter?"
"Sobald ihr darum bittet?"
"Richtig! Nächste Phase, das Kindesalter: Was dürft ihr dem Kind niemals, unter keinen Umständen, zum Spielen geben, weil sonst vermutlich das Haus abbrennt?"
"Einen Zauberstab.", schoss Remus augenblicklich hervor.
"Genau! Jeder hat nun einen Punkt. Und welche zwei Dinge dürft ihr vor einem Kind nie sagen, weil es diese sofort wiederholen wird?"
"Schimpfwörter und geheime Informationen."
"Zwei Punkte für Moony, dritte, letzte und schlimmste Phase wird eingeleitet: Er oder sie erzählt euch, dass sie eine Party veranstalten wollen, während wir nicht da sind. Was tut ihr daraufhin?"
"Es euch sagen"
"Falsch, Peter. Sirius?"
"Wir erzählen euch nichts, damit ihr einen ungestörten Urlaub haben könnt, überwachen das Geschehen aber unauffällig damit nichts passiert."
"So stelle ich mir das vor! Also, Peter du bist leider schon draußen, wer von den anderen beiden die Frage richtig beantwortet, gewinnt die erste Runde: Nach einem Meinungsunterschied mit besagtem Teenager, kommt diese/r zu euch. Welche Argumentation unterstützt ihr?"
"Immer deine!"
Lachend ließ Lily einen Goldschauer des Sieges über Sirius herabregnen, welcher sich in seinen schwarzen Haaren und seinen Wimpern verfing.
"Warum nur deine Argumente, was ist mit meinen?", fragte James in nun normaler Lautstärke.
"Weil du mich gestern gefragt hast, was passieren würde, wenn man bei einem Kleinkind die Windeln eine Woche lang nicht wechseln würde. Ich denke, dass ich einen Tick verantwortungsbewusster sein werde."
"Das war eine rhetorische Frage!"
"Und die Frage, ob du das Baby vom Kreissaal aus nach Hause fliegen dürftest, war natürlich auch rein rhetorisch, oder?", hakte Lily mit hochgezogenen Augenbrauen und einem strengen Blick, unter welchen James nach wie vor rot wurde, nach. Schnell lenkte er ab, indem er die zweite Disziplin, nämlich Babyhaushaltszauber, ankündigte. Hierbei mussten sie zuerst bei einer Puppe den Windewechselzauber anwenden, denn dies würde bestimmt keiner der Rumtreiber jemals mit den eigenen Händen machen - und bei den Geschichten, die ihr Molly Weasley erzählt hatte, Lily vermutlich auch nicht besonders oft - und danach Lily mit einem Schlafzauber belegen, da man den schwer an einem leblosen Objekt testen konnte. Den ersten Zauber konnte bloß Remus vollenden, da die Windel bei Sirius am Ende zwar fest saß, aber leider falsch herum war und Peter ein Loch hineingebrannt hatte. Bei Wurmschwanz' Schlafzauber verspürte Lily kaum eine Wirkung, sie fühlte sich lediglich etwas träge. Tatzes war schon um einiges stärker, hierbei fielen ihr im Stehen sogar für einen Moment die Augen zu, doch Moonys war so mächtig, dass Lily von James aufgefangen und mit einem Gegenzauber belegt werden musste. Da nur noch ein Wettbewerb übrig war, schied Peter im Vorhinein aus, weil er am wenigsten, beziehungsweise gar keine, Punkte hatte. So kam es wieder zum Stechen zwischen Sirius und Remus.
James war verantwortlich für den letzten Wettkampf, dem Lily nach langem hin und her doch noch zugestimmt hatte. Lächelnd sah Lily zu wie er aufgeregt wie ein kleiner Junge, ohne sich Zeit für eine Erklärung zu nehmen, einen Miniaturbesen und ihre Katze Izzy herbeifliegen ließ. Wortlos drückte er beides in Remus' Hand und sah ihn er wartungsvoll an. Dieser entgegnete ihm mit einem verwirrten und etwas besorgten Ausdruck im Gesicht.
"Oh natürlich, eine Erklärung fehlt noch! Also, Izzy symbolisiert ein Kind. Dein Ziel ist es, dieses Kind auf den Besen zu setzen und einmal unfallfrei durch die Küche fliegen zu lassen, als Vorbereitung für die zukünftigen Flugstunden des besten Suchers aller Zeiten."
"Oder Sucherin.", warf Lily abermals ein.
"Oder Sucherin.", bestätigte James.
Zweifelnd blickte Remus auf das Tier, entschuldigte sich wiederholt bei der fauchenden Katze und setzte sie ungeschickt auf den dünnen Besenstiel. Nach mehreren Anläufen ergab Izzy sich ihrem Schicksal endlich, also klammerte sie sich mit allen vier Pfoten an das Holz. Selbst den buschigen Schwanz schlang sie darum. Sanft gab Remus dem Besen einen Stups, der sich prompt einen halben Meter über dem Boden fliegend in Bewegung setzte. Izzy gab dabei wirklich ihr Bestes, doch als der Besen eine Kurve machte um zu seinen Eigentümern zurückzukehren, rutschte das Tier von dem glatt polierten Stiel und landete graziös auf dem Boden, während der Besen alleine zu Sirius flog.
"Sieh zu und lerne!", meinte dieser siegessicher, schnappte sich die Katze, fixierte ihre Pfoten mit einem Klebezauber auf dem Besen und ließ sie so in einem beachtlichen Tempo durch die Küche sausen, bis das Fluggerät vor James und Lily haltmachte.
Sirius stieß die Faust in die Luft und führte einen höchst albernen Siegestanz auf, den er jedoch unterbrach um die beiden zu umarmen und ihnen immer wieder zu versichern, dass er sich gut um das Kind kümmern würde. Remus nahm die Niederlage zum Glück sportlich auf. Herzlich gratulierte er Sirius und als er Lily in den Arm nahm, sagte er leise:"Ich hoffe, du weißt, dass ich euer Kind trotzdem jederzeit mit meinem Leben beschützen würde, oder?"
"Natürlich", antwortete Lily und drückte ihren Freund noch fester an sich. "Und greif Sirius vielleicht ein wenig unter die Arme."
"Gerne.", lächelte Remus, da schlug James ihm schon auf die Schulter und tröstete ihn mit dem Versprechen, dass Kind Nummer drei bestimmt für ihn reserviert war.
"Wie viele kleine Ausgaben von euch plant ihr denn in die Welt zu setzen? Wollt ihr McGonagall in den Wahnsinn treiben?"
"Nicht doch, aber solange wir genug Paten haben, die sich um den Posten streiten, gibt es doch keinen Grund die Familienplanung abzuschließen." grinste Lily scherzhaft.
"Mal sehen, ob du in einem Jahr noch dasselbe sagen wirst.", entgegnete James schmunzelnd und küsste Lily dabei glücklich auf die Wange.
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So, ist ja schon eine Weile her, dass ein Jily OS hochgeladen wurde...dafür habe ich eigentlich nur die altbekannte Ausrede, dass mir Zeit und Ideen oft gefehlt haben. Ich hoffe, das Comeback gefällt euch, also lasst einen Stern oder sogar ein Kommentar hier, falls dies der Fall sein sollte :)
Das Bild für das Kapitel wird übrigens nachgereicht!
-Ginny <3
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