Jily Oneshot#30: Im Schein des Vollmonds
Alles schien James an diesem Morgen aufzuregen, selbst die kleinsten Dinge. Angefangen beim Klimpern von Wurmschwanz' Löffel, wenn er den Rand seiner Schüssel berührte, bis hin zu Tatzes trommelnden Fingern. Aber am meisten brachte ihn natürlich Lily Evans in Rage. Um genauer zu sein, die Person die neben ihr saß, obwohl sein Platz eigentlich am Ravenclawtisch gewesen wäre.
„Sollte Markus in nächster Zeit etwas passieren, wirst du der erste Verdächtige sein, wenn du deinen Todesblick nicht bald unter Kontrolle bringst.", riet ihm Remus mit müder Stimme.
„Das ist bei diesem Idioten leider nicht möglich. Schau nur wie er dort sitzt, mit ihr redet und denkt er sei der Größte."
„Grauenhaft.", kommentierte Remus sarkastisch.
„Genau! Alice meinte, in Ravenclaw würde er schon selbst Gerüchte streuen, dass er und Lily bestimmt bald zusammen wären."
„Die Show zieht er doch bloß ab, weil du ihn beim letzten Spiel vom Besen gehauen hast."
„Ich habe gar nichts gemacht, wenn man nicht fliegen kann, sollte man eben nicht Sucher werden. Und um den Tag noch perfekt zu machen, darf ich heute auch noch alleine zu Sluggis Halbjahresparty auftauchen, während Lily und Mr. Ich-habe-noch-nie-einen-Besen-angefasst zusammen dorthin kommen."
„Erstens weißt du das nicht und zweitens weißt du wie wichtig es ist, dass du dorthin gehst damit mein Problem nicht an die Öffentlichkeit kommt." Bei den letzten Worten hatte er die Stimme auf ein Wispern gesenkt. Genervt seufzte James auf. „Ja ja, du braucht Wurschwanz um die Peitschende Weide außer Gefecht zu setzen und Tatze, falls etwas schiefgeht und ich soll brav zu Sluggi schleimen gehen, sodass es nicht auffällt, dass zwei der geladenen Rumtreiber fehlen. Das nächste Mal tauschen wir aber."
„Nicht wenn du schon wieder bei Schere-Stein-Papier-Zauberstab verlierst.", warf Sirius schadenfroh ein, wodurch James' Miene noch düsterer würde.
Als er sich abends nach einem letzten Blick auf seine kunstvoll zerzausten Haare und dem rubinroten Festumhang mit goldenem Saum auf den Weg zu Slughorns Party machte, war seine Laune finsterer als je zuvor, denn nun waren zu dem Ärger über seinen vermiesten Abend auch noch die Sorgen um seine Freunde hinzugekommen. James überlegte mit einem Blick auf den Lichtstreifen des Vollmondes, der durch eines der hohen Fenster fiel, ernsthaft ob er einfach umkehren sollte um den Festumhang gegen sein Hirschfell zu tauschen. Dieser Gedanke wurde allerdings kurzzeitig unterbrochen als Lily in genau diesen Schein trat. Auch sie hatte sich in den Gryffindorfarben gekleidet. Das dunkelrote Kleid bildete einen perfekten weichen Kontrast zu ihren Haaren, welche von vereinzelten golden schimmernden Strähnen durchzogen wurden. Ihre grünen Augen wanderten einen Moment an James' auf und ab, ehe sie sein unwillkürliches Lächeln erwiderte, welches James endlich aus seiner Starre riss.
„Man könnte meinen wir wären zusammen im Partnerlook gekommen.", stellte Lily mit einem weiteren Blick auf James fest.
„Ich kann ihn gerne Mr. ich-habe-vergessen-wo-ich-in-der-großen-Halle-sitzen-soll leihen. Ich hätte eigentlich sowieso etwas Besseres zu tun."
„Meinst du Markus?", fragte Lily und versuchte ihr Grinsen zu kaschieren. „Er ist nicht hier, du darfst diesen Abend also gerne auf einer steifen Party mit allen Musterschülern, Schleimern und tattrigen Zauberern, die vor fünfzig Jahren mal etwas geleistet haben, verbringen."
James, der nur vier spezifische Silben aus Lilys Wortschwall herausgehört hatte, wuchs augenblicklich um zehn Zentimeter und bot Lily sowohl galant als auch sarkastisch seinen Arm an. „Nun Miss Evans, dann müssen Sie diesen zauberhaften Abend wohl mit meiner Wenigkeit verbringen."
„Es wäre mir eine Ehre Mr. Potter.", erwiderte Lily mit übertrieben affektierter Stimme.
Sie führten ihr Spiel fort und betraten mit ernsten Mienen und hoch erhobenen Köpfen Slughorns Klassenzimmer, welches sich innerhalb von wenigen Stunden in einen Ballsaal mit weit ausladenden Kronleuchtern, silbern schimmernden Wänden und ausladender Tanzfläche verwandelt hatte, über der in regelmäßigen Abständen glitzernde Partikel ausgeschüttet wurden, als wären sie die Queen und der König höchstpersönlich. Dieses Verhalten fiel allerdings sofort ab, da die beiden in Gelächter ausbrachen, weil für einen Moment tatsächlich die Stimmen leiser wurden und sich alle in der Nähe des Eingangs zu ihnen umdrehten. Lily deutete daraufhin mit warnenden Blick auf ihren gewichtigen Professor, der sie offensichtlich im Visier hatte. Schnell flüchteten die beiden mit wehendem Umhang und Kleid in der Menge, bis sie außer Atem vor einem Tisch mit diversen Getränken auf der anderen Seite des Saals ankamen. Die nächsten Minuten verbrachten sie damit ein gutes Versteck hinter zwei hochgewachsenen Frauen zu finden, doch kaum hatte Lily ihr Getränk, welches mit dunkelblauer Flüssigkeit gefüllt war, konnte James sich mit seiner brennenden Frage nicht mehr zurückhalten. „Warum bist du nun ohne deinen echten Traumprinzen hier?"
„Weil dieser Traumprinz ein idiotischer Dorftrampel ist, der mich einmal gefragt hat ob ich ihm bei einer Hausübung helfen kann und mir seitdem nicht mehr von der Seite weicht. Leider kann ich ihn mir nicht vom Hals hexen, weil er der Neffe der Zaubereiministerin ist. Das könnte meine Berufswahl ein wenig einschränken."
„Wenn er ihr Neffe ist, müsste er dann nicht ohnehin hier sein?"
„Nicht einmal Sluggi ist so blöd ihn einzuladen. Das Einzige, dass ihn von einem Rauswurf bewahrt ist Flitwicks Freundschaft zur Ministerin."
Zum zweiten Mal an diesem Abend stahl sich automatisch ein breites Grinsen auf James' Gesicht. „Das heißt..."
„Das heißt, du kannst deine Todesblicke wieder auf Severus oder Bella richten, anstatt auf diese Klette, genau. Erzähl ihm nicht, dass ich das gesagt habe."
„Keine Sorge, das würde Schoßhündchen Potter doch nie tun.", sagte eine näselnde Stimme hinter ihnen.
Lily fuhr so schwungvoll herum, dass der Inhalt ihres Glases über den Rand schwappte und auf Markus Nottinghams weiße Schuhe tropfte. James warf einen Blick auf ihre vor Schreck aufgerissenen Augen, welche nicht ganz zu den verdächtig zuckenden Mundwinkeln passten.
„W...wie bist du denn hierhergekommen?", fragte sie perplex.
„Wie du schon so schön erläutert hast, ist es hin und wieder vorteilhaft eine hochrangige Tante zu haben. Das kannst du von dir ja nicht behaupten. Deine ganze Familie besteht wie ich hörte aus Muggeln."
Er sprach das Wort zwar nicht mit solch abgrundtiefer Verachtung wie zum Beispiel Bellatrix Black aus, doch sein überheblicher Blick aus den wässrigen hellblauen Augen machte klar, dass er diese als geringschätzig einstufte.
„Das schien dich nicht gekümmert zu haben als du Lily wie ein getretener Welpe zwei Wochen lang hinterhergelaufen bist.", warf James, der den überheblichen Blick nebenbei um einiges besser beherrschte. Es half natürlich auch, dass er sein Gegenüber um einen halben Kopf überragte.
Lily warf James einen unmissverständlich halt-dich-raus-Blick zu, ehe sie sich mit geballten Fäusten wieder Markus zuwandte.
„Deine Tante mag zwar die Ministerin sein, aber leider war das anscheinend keine Garantie für dich ein wenig Grips mit auf den Weg zu bekommen. Wie du es nach Ravenclaw geschafft hast, wird mir weiterhin ein Rätsel bleiben."
„Immerhin besser als so ein nerviger Neunmalkluger Rotschopf, der denkt, dass ein paar gute Noten reichen um Auror zu werden. Aber da du seit diesem Jahr so an Potter hängst, willst du dir wohl noch schnell den richtigen Nachnamen sichern. Schlechte Wahl, immerhin gehört zu seinen Freunden ein Sprössling einer Todesserfamilie und ein Wer-"
Als Lilys Hand blitzschnell zuckte, ehe er das letzte Wort vollenden konnte, dachte James sie würde nach ihrem Zauberstab greifen. Doch das schien ihr nicht mehr genug zu sein um ihrem Ärger Luft zu machen, denn stattdessen holte sie aus und hinterließ fünf leuchtende Streifen auf Markus' teigigem Gesicht. Bevor dieser eine Möglichkeit hatte zu reagieren, ergriff Lily James' Hand und zog ihn weg von diesem hochnäsigen Schnösel. Dummerweise war James so darauf konzentriert über Markus' verdutztes Gesicht zu lachen, dass er zu spät bemerkte, dass Lily ihn auf die Tanzfläche gezerrt hatte. Ehe er einen Fluchtversuch starten konnte, sagte Lily bestimmt: „Du hilfst mir jetzt gefälligst mich abzureagieren, sonst bist du der Nächste der Bekanntschaft mit meiner Hand macht. Mit einem Blick auf ihre aufgebrachte Miene, beschloss James ihr den Gefallen zu tun. Sanft löste er ihre nach wie vor zu Fäusten geballten Hände und strich dabei kurz über die tiefen Abdrücke ihrer Fingernägel in ihren Handflächen, bevor er sie in die richtige Tanzhaltung brachte. Leise zählte er den Takt mit, um ihren raschen Herzschlag zu verlangsamen und wirbelte sie so schnell herum, dass sie sich auf das Tanzen konzentrieren musste, anstatt auf ihre Rachegedanken.
Es schien tatsächlich zu funktionieren, denn als ein langsameres Stück kam war die Röte aus ihren Wangen gewichen die Wut aus ihren Augen verschwunden. Bloß ihr Puls hämmerte nach wie vor schnell gegen seine Fingerspitzen, so schnell, dass James sich wunderte, ob es bloß an dem Streit oder inzwischen doch an etwas anderen lag...oder an jemand anderen.
„Ich muss sagen, dass es mich überrascht, dass du mir zutraust mit so einem Idioten auszugehen. Aber gegen die böse Eifersucht kommt wohl selbst James Potter nicht an."
„Pff, ich war nicht eifersüchtig."
Lily lächelte bloß, in dem Wissen, dass sie wie so oft recht hatte. Daher war James' einziger Ausweg das Thema zu wechseln.
„Woher wusste Markus eigentlich über Moony bescheid?", hakte er mit ernsthaft besorgten Blick in Richtung hell erleuchteten Himmel nach.
„Er ist ein registrierter du-weißt-schon-was, also wird es auch in irgendwelchen Akten seiner Tante stehen, in die er vielleicht einmal unabsichtlich hineingeschaut hat.", schnaubte Lily abfällig. "Aber keine Sorge, ich bringe ihn schon dazu, dieses kleine Geheimnis für sich zu behalten."
„Du weißt, dass er ziemlich sauer auf dich ist oder? Und das wir zusammen tanzen wird ihm ebenfalls nicht unbedingt gefallen."
„Als bräuchte ich den um meinen Traumjob zu bekommen. Ich schaffe das schon. Und mit ihm werde ich bezüglich Remus sowieso fertig."
Lily blickte nach oben an die Decke, welche die unzähligen Kerzenlichter widerspiegelte und von der goldener Regen auf die Tanzenden tropfte. Es verfing sich zuerst in ihren Locken und als sie ihren Blick wieder auf James richtete, bemerkte er, dass einige sich auch in ihre Wimpern verirrt hatten. Sie musterte ihn kurz durch ihre glitzernden Wimpern, ehe sie fortfuhr. „Außerdem würde ich selbst dann mit dir tanzen, wenn die ganze Welt zusehen würde."
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Heyy, ich bin wieder von den Toten auferstanden und natürlich gleich mit einem romantisch-kitschigen Oneshot zurück. Eigentlich wollte ich noch en wenig Werwolfaction hineinbringen, aber da ich während des Schreibens "This town" in Dauerschleife gehört habe, ist das hier rausgekommen...der Song erklärt übrigens auch den letzten Satz xD.
-Ginny
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