Jily Oneshot#25: WWWK: Rette mich

(WWWK=was wäre wenn...Kapitel➡ Kapitel, bei denen Lily&James auch nach dem 31. Oktober 1981 noch leben)
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Es fühlte sich an als wäre James erst drei Minuten zuvor völlig erschöpft mitsamt seiner Kleidung ins Bett gefallen, da klingelte schon der Wecker schmerzhaft durchdringlich neben seinem Ohr. Da er keine Andeutungen machte ihn auszuschalten, warf Lily ihn über seinen Kopf hinweg auf den Boden, wo er endlich verstummte. Augenblicklich glitten die beiden wieder in den Schlaf, bis ihr zweiter, um einiges hartnäckigerer Muntermacher ins Zimmer trampelte. Und diesen konnte man - leider - nicht einfach mit einer einzigen Handbewegung ausschalten.
„Aufstehen! Mum, Dad, macht schon, sonst verpassen wir Onkel Remus!"
Ungeduldig zog ihr fünfjähriger Sohn ihnen die Decke weg, ehe er das Zimmer verließ - vermutlich um seine geplagten Eltern mit härteren Mitteln aufzuwecken. Kurz darauf hörte man einen kurzen Aufschrei, gefolgt von mehrfachen Poltern.
Geschlagen öffnete James endlich die Augen. Lily neben ihm sah so wie er sich fühlte. Dunkle Augenringe, Kissenabdrücke auf der Wange, zerzauste Haare und zerknitterte Kleidung. Sie waren erst seit zwei Monaten zu den Leitern des Aurorenbüros ernannt worden, doch schon jetzt hinterließen die vielen Missionen, Kämpfe und Besprechungen deutliche Spuren. Ganz zu schweigen von dem Papierkram. Selten kamen sie vor Mitternacht nach Hause. Ohne die Rumtreiber, ihren Eltern und Freunden wüsste James wirklich nicht wie sie das alles schaffen sollten.
Man möchte zwar meinen, dass nach Voldemorts Tod vor vier Jahren Ruhe eingekehrt war, doch solange Bellatrix mit dem Überrest ihres Gefolges noch ihr Unwesen trieb, würde die Arbeit für die zwei jüngsten Abteilungsleiter aller Zeiten nicht aufhören.
Dennoch war James froh, dass sie diesen Weg gewählt hatten. Auf diese Weise konnte er mit Lily zusammenarbeiten und versuchen für ihren Sohn eine bessere Zukunft zu schaffen. Zeit für Freunde und Familie wurde dadurch natürlich begrenzt, doch das machte die Verbliebene nur noch kostbarer.

Tief in Gedanken versuchen hatte James nicht bemerkt, dass Lily ihren zerknautschten Zustand mithilfe von Magie, einer Bürste und Concealer verschwinden hatte lassen und sich nun schnellstmöglich auf den Weg nach unten machen um zu sehen was Harry angestellt hatte. Seufzend nahm James sich ein Beispiel an ihr und konnte es deshalb wenig später wagen die Tür für Remus zu öffnen, der heute auf Harry aufpassen würde. Normalerweise hätte er den Tag im Zauberministerium verbracht um dort seinen Tätigkeiten als stellvertretender Zaubereiminister nachzugehen, doch da bei den Weasleykinder die Drachenpocken ausgebrochen waren, hatte er kurzfristig als Babysitter einspringen müssen.

„Wie war Tatzes Spiel gestern? Ich hing leider im Büro fest..."
„Sie haben natürlich gewonnen. Mit Sirius als Jäger und Marlene als Sucherin kann ja nichts schief gehen.", grinste Remus.

Wie James hatte auch Sirius beschlossen seinen Beruf mit seiner Frau zu teilen. Wenn die beiden nicht für den Orden unterwegs waren oder im Aurorenbüro bei Notfällen - unerlaubterweise - einsprangen, verteidigten sie gemeinsam mit dem Rest des Teams des englischen Nationalteams ihren Platz an der Weltspitze.

„Schön, aber wir haben beim besten Willen keine Zeit für Smalltalk, die französische Verteidigungsministerin wartet seit zehn Minuten auf uns.", unterbrach Lily die beiden gehetzt. „Essen steht im Ofen, Quidditchtraining ist um zwei, die Katze muss gefüttert werden, bei Notfällen ruf Alice an...nein, die ist auf einer Mission in Peru...du machst das schon."
Mit diesen Worten apparierte Lily mit James in ihr Büro, wo bereits eine streng dreinblickende Frau ein Croissant verspeiste.

Etliche Stunden später hatten auch James und Lily Zeit zu essen - was hauptsächlich daran lag, dass James den Papierstoß vor ihm auf den Boden gefegt hatte, nachdem Lily zum zweiten Mal darüber eingeschlafen war.
Inzwischen waren sie vermutlich eine der letzten Seelen im Zaubereiministerium, wodurch die kleine Pause nicht besonders auffiel.
Lily blickte gedankenverloren auf die verstreuten Blätter. „Worüber denkst du nach?", fragte James während er von seiner Pizza abbiss.
„Wenn du den Zeitumkehrer verwenden dürftest...würdest du etwas ändern? Von dem hier?" Lily deutete auf sich und das in rot gehaltene Büro.
„Einmal abgesehen davon, dass ich für diese Tat nach Askaban kommen würde, weil ich den letzten existierenden Zeitumkehrer, den man uns anvertraut hat, benutze habe...nein. Klar, es ist nicht perfekt, wir haben viel zu tun, aber ich arbeite in meinem Traumjob, habe Lily Evans geheiratet, einen nervigen, aber süßen Sohn und die Rumtreiber...das kommt ziemlich nah an perfekt ran.", antwortete James wahrheitsgemäß. „Würdest du es denn tun...etwas verändern?"
Lily blickte auf das Foto auf ihrem Schreibtisch. Es war auf Sirius' und Marlenes Hochzeit vor einem Jahr aufgenommen worden. Lily saß auf James Schultern, Marlenes auf Sirius', daneben Remus mit Harry auf dem Arm, zusammen mit den Longbottoms und Mary. Sie hatten die Arme umeinander gelegt und lachten in die Kamera, während goldener magischer Regen herabfiel und sich in ihren Haaren verfing.
Lily nahm James' Hand und murmelte:"Keine Sekunde."
Im selben Moment wurde die Tür mit Schwung aufgerissen und Sirius stürmte herein.
„Todesser im Central Park.", keuchte er. „Zwei tote Muggel. Orden ist informiert."
James wechselte einen kurzen Blick mit Lily. Sie nickte bloß knapp, drückte seine Hand und zog ihn mit sich in den unangenehmen Sog des Apparierens.

Kalte Nachtluft umhüllte die beiden, als sie mitten im Central Park wieder auftauchten. Sirius deutete ihnen den Weg, doch dank der zuckenden Lichter und Kampfschreie wäre das nicht nötig gewesen.

Es war schon beinahe eine Routine. Ohne von der Seite des Anderen zu weichen stürzten sie sich in das Kampfgeschehen. James hatte in diesen Momenten nur noch zwei Instinkte: Todesser in der Menge ausfindig zu machen um sie zu fangen und Lily zu beschützen.

Doch dieser Kampf war keine Routine. Denn sobald James und Lily auftauchten, verschwanden die Todesser in einem schwarzen Nebel, um danach mit dreifacher Verstärkung zurückzukommen. Sofort verlagerte sich das Gleichgewicht und der Orden war hoffnungslos in der Unterzahl. Die Todesser hätten ein Massaker anrichten können, sämtliche Mitglieder des Ordens hinrichten. Doch sie schiene gezielter vorzugehen als sonst. Es ging ihnen nicht bloß ums Töten, sie hatten einen Plan. Als James dies realisierte, war er schon in schwarzen Nebel gehüllt worden, Lilys Hand entglitt seiner, ihr Schrei wurde erstickt, die Welt verlor an Farbe.
Dröhnende Stille legte sich zusammen mit der Dunkelheit über ihn. Ein Gefühl, als würde man orientierungslos durch Raum und Zeit schweben, losgelöst von den Gesetzen der Physik. Wäre er durch Lilys Verschwinden nicht in blinde Panik versetzt worden, hätte es sich beinahe friedlich anfühlen können.

Bis der Nebel sich lichtete, die Rufe zu seinen Ohren vordrangen. Aufgereiht standen die Todesser vor ihren Gegnern, sie Häupter erhoben, die silbernen Masken im Mondlicht glänzend. Bloß zwei passten nicht ins Bild. Bellatrix Lestrange, deren blasses, triumphierendes Gesicht unverdeckt war und deren Zauberstab gegen die Kehle etwas kleineren Person drückte.

„NEIN, LILY!" schrie James, außer sich vor Zorn und Verzweiflung. Er wollte sich auf seine Feindin stürzen, doch Sirius hielt ihn mit vereinten Kräften davon ab in den sicheren Tod zu laufen.
Lily hingegen schien vollkommen ruhig zu sein. Als wäre sie bereit sich für das größere Wohl zu opfern, solange James und Harry in Sicherheit waren. Sie zeigte keine Schwäche, hielt den Rücken gerade, den Kopf erhoben.

„Rührend.", lachte Bellatrix freudlos über James' erfolglose Versuche zu Lily zu gelangen. „Doch wenn du sie wirklich zurückbekommen willst, gibt es nur einen Weg. Bring mir den Zeitumkehrer und ich verschone sie. Ansonsten..."
„Nein.", unterbrach Lily sie mit fester Stimme. „Wenn du das tust, bringt sie Voldemort zurück, das wisst ihr alle!"

Niemand sagte etwas, traute nicht sich zu bewegen, aus Angst die Situation zu verschlimmern. Die Ordensmitglieder, die normalerweise alles taten um die Ihren zu retten, waren hin- und hergerissen zwischen zwei grausamen Möglichkeiten. Niemand wagte es eine Entscheidung zu fällen.
So oft hatte James dieses Szenario in seinen Albträumen durchgespielt. Hatte sich gefragt, wie es sich anfühlen würde. Jetzt wo es wirklich eingetroffen war, war alles in ihm bloß taub. Er sah Lily im Tunnelblick, wusste, dass er die Erde niederbrennen würde, um sie aus der Asche zu ziehen. Lily war sich dessen ebenfalls bewusst und tat alles um es zu verhindern.
„James, hör mir zu. Wenn er zurückkommt, wird er sich Harry als erstes holen. Dann einen nach dem anderen. Ein Leben für Tausende, das ist unser Grundsatz."
„Aber nicht deins.", flüsterte James.
„Genug!", schrie Bellatrix. „Nimmst du das Angebot an? Oder soll ich dir ein wenig bei der Entscheidung helfen?" Langsam setzte sie den Zauberstab auf Lilys nackten Unterarm an und zog damit ein blutiges Muster über ihre weiße Haut. Lily biss die fest Zähne zusammen, bis sie einen Schrei nicht mehr unterdrücken konnte. Ein Schrei, der die Ordensmitglieder schmerzhaft zusammenzucken ließ und James wie ein glühendes Schwert traf.
„Also?", fragte Bellatrix, entzückt über den guten Verlauf ihres Plans.

Während James zusah wie Lilys Blut den Boden zu ihren Füßen färbte, begann er langsam zu sprechen:"Egal was ich mache, du wirst sie niemals leben lassen, dazu hasst du mich zu sehr, dazu hat sie dich in der Großen Schlacht zu sehr gedemütigt. Ich kann sie nicht retten, aber ich kann die Welt vor Voldemort retten, unseren Sohn vor einem grausamen Schicksal bewahren und ihr Schmerzen ersparen."
Lily lächelte unter Tränen. Das Bild in ihrem Büro erschien vor ihren Augen, zusammen mit vielen anderen schönen Erinnerungen. All die Menschen in diesen Erinnerungen würden leben, dank ihr. Ein letztes Mal verständigte sie sich stumm mit James, sah wie seine Lippen lautlos drei Worte formten, ehe er den Zauberstab hob um die Worte auszusprechen, die er mehr als alles andere verabscheute:"Avada Kedavra!" Im letzten Moment riss Bellatrix Lily schützend vor sich selbst, zu überrumpelt um darüber nachzudenken, dass sie dadurch ihr ultimatives Druckmittel verlieren würde.

Alle Anwesenden hielten den Atem. Durch den Strahl des grünen Lichts war nicht zu erkennen ob und wen James getroffen hatte. Geblendet schloss er die Augen, hörte den Aufprall...und fühlte wie sich jemand verzweifelt in seine Arme warf. Durch den Schleier aus roten Haaren sah er mit an wie die letzten verbliebene Todesser mit dem Leichnam ihrer letzten Hoffnung in der Nacht verschmolzen.
„Ich dachte, ich würde...", Lily brachte es nicht fertig weiterzusprechen.
„Ich auch...was ist passiert?"
„Ich weiß es nicht genau...der Zauber ist einfach durch mich hindurch, ohne eine Spur zu hinterlassen und hat sie getötet. Wie ist das möglich?"
„Keine Ahnung.", flüsterte James während er an ihre zusammenpassenden Patroni dachte und an Dumbledores kryptische Worte über eine sehr außergewöhnliche, aber ebenso mächtige Liebe.

Sirius war unbemerkt neben sie getreten und sagte leise:"Wir sollten nach Hause gehen." Lily nickte erschöpft, wischte sich über die Wangen und nahm seine Hand.
Zum dritten Mal an diesem Tag überkam James das altbekannte Übelkeitsgefühl, ehe er endlich sicher in ihrem Wohnzimmer stand. Remus sprang sofort alarmiert auf als er das Blut an Lilys Armen bemerkte und eilte auf James zu:"Was ist passiert?"
"Bellatrix.", lautete seine knappe Antwort, dennoch schien Remus zu verstehen.
"Ist sie...?"
"Ja. Mein Cousinchen ist zurück in die Hölle geschickt worden.", sprang Sirius ein, da James damit beschäftigt war zuzusehen wie Lily Harry so fest an sich drückte als wollte sie ihn nie wieder loslassen.

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Also erstens...sorry für dieses Klischee, und generell für das Kapitel. Eigentlich hatte ich einen komplett anderen Plan dafür, doch irgendwie ist das rausgekommen. Aber es ist zwei Uhr morgens entstanden, also verzeiht mir den schlechten OS und freut euch auf einen besseren wenn ich mehr Zeit und Schlaf habe.😅

-Ginny💜

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