Jily Oneshot#20: Mysteriöse Nachrichten
Ein leichtes erschrockenes Zucken durchfuhr Lily als plötzlich aus dem Nichts ein Arm auftauchte und sich um ihre Schultern legte. Sobald sie bemerkte, dass es James war, entspannte sie sich jedoch sofort wieder. Er begrüßte Lily mit einem kurzen Kuss ehe er Remus zur Seite drängte um neben ihr Platz am üppig gedeckten Mittagstisch der Gryffindors zu haben.
„Wie war dein Tag?", fragte James unbeschwert während er sich eine große Portion Wiener Schnitzel und Kartoffel auf den Teller fliegen ließ.
„Ihr klebt den ganzen Tag aneinander, ist die Frage nicht etwas überflüssig?", murrte Sirius der gegenüber von ihnen saß.
„Nimm's ihm nicht übel Lils, er hat einen schlechten Tag. Bella hat seinen Eltern gesteckt, dass er jetzt mit einer Muggelstämmigen befreundet ist und mit einer Blutsverräterin aka Marlene McKinnon ausgeht. Vier Heuler an nur einem Vormittag, ein neuer Rekord. Und zu deiner Info Tatze, ich habe Lil heute beim Frühstück nicht gesehen weil wir uns im Schlafsaal verkriechen mussten damit nicht jeder deine lautstarken Briefe mitanhören muss und wir haben Freitagvormittag immer unterschiedliche Klassen, ergo, ich habe sie heute nur in den Pausen kurz gesehen, ergo, nein, die Frage ist nicht überflüssig." James beendete seinen Vortrag zufrieden und wartete auf eine sarkastische oder spöttische Antwort. Doch Sirius verzog bloß das Gesicht als hätte er Hundedung unter der Nase und meinte völlig fertig: „Das ist zu viel für einen Tag. Zu viel Nerd- und Pärchengelaber. Ich verziehe mich." Mit diesen Worten stand er auf und verließ den Speisesaal. Marlene verdrehte die Augen, folgte ihm aber als James ihr einen nicht-mein-Problem-Blick zuwarf.
„Ist alles in Ordnung mit ihm?", fragte Lily ernsthaft besorgt.
„Der kriegt sich wieder ein. Er ist bloß genervt, da ist es besser ihn in Ruhe zu lassen. Und da die Diva jetzt weg ist, gibt es etwas Neues?"
„Nichts besonders spannendes. Mary hatte wegen dem Prüfungsstress erneut einen Nervenzusammenbruch. Alice wurde von einem beleidigten Einhorn niedergetrampelt und liegt auf der Krankenstation. Peeves hat beim Frühstück die Haare sämtlicher Schüler - inklusive mir - in Brand gesteckt. Das übliche eben. Oh, und ich bin zu spät zu McGonagall gekommen weil ich in der Bibliothek nach Wörterbüchern gesucht habe um endlich deine Zettel entschlüsseln zu können."
„Apropos Zettel,", lächelte James und holte einen Glückskeks aus der Tasche, „hier, für dich."
Gespannt brach Lily den Keks in der Mitte und zog ein in James' krakeliger Handschrift geschriebenes Pergamentstück hervor. Er beobachtete sie gespannt wie ihre Augen über den kurzen Text huschten. „Aku cinta kamu.", las sie halbblaut vor. Dann stellte sie die altbekannte Frage: „Was heißt das?"
James antwortete mit dem altbekannten Schweigen.
„Das macht mich noch verrückt! Ich kenne all diese Sprachen nicht und jedes Buch über sämtliche Muggelsprachen scheint aus der Bibliothek spurlos verschwunden zu sein!"
Das Geheimnis der Zettel war ein Thema welches in ihrer Gruppe stets für Gesprächsstoff sorgte. Seit Wochen überreichte James ihr kleine Botschaften. Dazu fand er stets einen neuen Weg. Einmal lag es unter ihrem Kopfkissen, einmal war es durch ein Lesezeichen in ihrem Lieblingsbuch ausgetauscht worden, einmal brachte es ihre Eule und einmal ließ er es mitten im Unterricht einfach auf ihren Tisch flattern. Jeden Morgen wachte sie auf und fragte sie bereits wo und wie sie den nächsten erhalten würde. Natürlich bewahrte Lily jeden einzelnen davon auf, versuchte Muster zu erkenne oder sie zu entschlüsseln. Den auf jeder Nachricht stand bloß ein einziger Satz, jeden Tag in einer anderen, fremden Sprache. Entschlüsselungszauber waren ebenso wirkungslos wie Sirius zu erpressen damit er es ihr verriet, da James' bester Freund anscheinend der Einzige war den er eingeweiht hatte.
„Sei nicht sauer, es wird alles bald einen Sinn ergeben, ich bin nur noch nicht...bereit."
„Bereit für was?", hakte Lily nach, obwohl sie wusste dass es zwecklos war. Sie warf Remus einen hilfesuchenden Blick zu, den er mit einem ratlosen Schulterzucken erwiderte.
In der nächsten Stunde, Zaubereigeschichte, drehte Lily den Zettel immer wieder hin und her und zermarterte sich zum wiederholten Mal das Gehirn über eine Erklärung. Hatte sie etwas übersehen? Sollte sie es alleine herausfinden? Wo sollte sie beginnen? Alles was sie sah waren scheinbar wahllos aneinandergereihte Buchstaben. Die Worte klangen zwar schön und vielversprechend, doch ihrer Bedeutung kam sie keinen Schritt näher. Vielleicht war es auch ein Code? Aber wozu?
Lily seufzte resigniert und fing James' Blick auf, der sie durch das Klassenzimmer ansah. Obwohl er weniger sie als die Nachricht in ihren Händen beobachtete. Selbst über die Entfernung konnte sie sehen, dass auch er die Stirn in Falten gelegt hatte und definitiv nicht über den Schulstoff nachdachte. Was ging hier vor sich?
Am Abend war sie dem Geheimnis keinen Schritt näher gekommen und es blieb ihr nichts anderes übrig als grübelnd ins Bett zu gehen und ebenso wieder aufzuwachen.
Das Frühstück ließ James zum Glück nicht zum zweiten Mal in Folge aus, doch es hätte keinen großen Unterschied gemacht wenn er nicht dagewesen wäre, denn geistlich war er offensichtlich ganz wo anders. Seine Finger trommelten unruhig auf dem Tisch herum und er fuhr sich noch öfter durch die Haare als sonst.
„Habe ich etwas verpasst?", meldete Lily sich nach einigen schweigsamen Minuten schlussendlich zu Wort.
„Was meinst du?"
„Wurden die Prüfungen vorverlegt, ist heute ein Quidditchspiel von dem ich nichts weiß, oder warum bist du so nervös?"
„Es...es ist nichts.", beteuerte James.
Diesen Satz wiederholte er im Laufe des Tages wie ein Mantra wenn sich jemand nach ihm erkundigte. Mit Ausnahme von Sirius, denn er hielt es wohl nicht nötig zu fragen. Was hieß, dass er genau wusste worum es ging.
Lily passte einen günstigen Moment ab, was ziemlich viel Geduld erforderte, da entweder James, Remus oder Marlene in der Nähe waren. Erst am späten Nachmittag schaffte sie es ihn abzupassen. Lily folgte ihm unauffällig in seinen Schlafsaal und warf die Tür hinter ihr lautstark zu. Sirius fuhr zusammen und zischte: „Bist du verrückt mich so zu erschrecken?!"
Lily ging nicht darauf ein, sondern baute sich entschlossen vor ihm auf...was etwas komisch aussah, da Sirius mehr als zwei Köpfe größer war. Allerdings war ihm unter Lilys stechenden Blick ausnahmsweise nicht zum Spaßen zumute.
Ohne um den heißen Brei herumzureden, legte sie los: „ich weiß, dass du weißt, was ich nicht weiß und das will ich wissen!"
„Ich glaube ich kann dir nicht ganz folgen.", sagte Sirius verwirrt. Ungeduldig zückte Lily ihren Zauberstab um ihm den Ernst der Situation bewusst zu machen. „Sag mir was es erstens mit den mysteriösen Nachrichten auf sich hat, zweitens warum James heute so komisch drauf ist und drittens ob die beiden Dinge zusammenhängen!"
„Äh...ich habe keine Ahnung wovon du sprichst.", versuchte Sirius sich herauszureden und beäugte den Zauberstab unter seinem Kinn misstrauisch.
„Du bist ein erbärmlicher Lügner."
„Na gut, ich darf dir nicht verraten, du weißt schon Brocode und so..."
„Brocode?"
„Das ist so eine Muggelwort...solltest du da nicht eher die Expertin sein?"
„Versuch nicht mich über meine Kultur zu belehren und sag mit was das soll!"
„Du weißt schon, so etwas wie Bruder vor Luder."
„Wie bitte? Ok, du hast zehn Sekunden mir alles zu sagen, oder ich sage Marlene, dass du ein Gedicht über sie geschrieben hast, das nebenbei bemerkt auch ziemlich schlecht ist."
„Das würdest du nicht tun!"
„Stimmt, ich würde es gleich der ganzen Schule sagen. Also, spuck es aus!"
„ich kann dir wirklich nichts sagen, aber wenn du Antworten willst solltest du zum Astronomieturm gehen."
Ohne ein weiteres Wort wandte Lily sich zum Gehen um, stoppte jedoch an der Tür und fuhr Sirius mit blitzenden Augen an: „War das eben eigentlich eine Beleidigung?"
Er blickte beunruhigt auf ihren nach wie vor erhobenen Zauberstab. „Nein, das ist doch...nur ein blöder Spruch, ich meine...nicht dass du..."
„Ich habe jetzt echt keine Zeit dafür. Bis nachher, Idiot."
Sirius atmete erleichtert auf als er Lilys zuckende Mundwinkel sah. Sie hatte ihn bloß veräppelt. Inzwischen war er es jedoch gewohnt dass sie den Rumtreibern nichts nachstand und ihre Wut meist nur Fassade war um zu sehen wie andere versuchten sich aus der vermeintlichen Gefahrenzone zu retten. Da sie mit Sirius inzwischen eine Art geschwisterliche Beziehung aufgebaut hatte - was keiner von beiden natürlich je freiwillig zugeben würde - war Sirius ihr liebstes Ziel.
„Wir sehen uns, Feuerlöscher."
Lily verzichtete darauf ihn auf die Tatsache hinzuweisen dass seine Beleidigungen inzwischen wirklich schwach waren. Sie Hatte wirklich wichtigeres zu tun.
Kurz bevor sie den Turm erreicht hatte kam ihr der Gedanke, dass Sirius sie vielleicht auch einfach irgendwo hingeschickt hatte um Zeit für eine Flucht zu gewinnen. Diese Sorgen erwiesen sich jedoch als unbegründet. Zum einen wusste sie, dass James tatsächlich nach dem Unterricht oft den leeren Turm aufsuchte wenn er es sonst nirgends aushielt oder nachdenken wollte. Zum anderen sah sie dass er nur wenige Meter entfernt am Geländer gelehnt saß und den gleichen Ausdruck hatte wie heute im Unterricht.
Erst jetzt wurde Lily klar wie fortgeschritten der Tag schon war. Sie hatte heute noch keinen Zettel erhalten, die normalerweise spätestens beim Mittagessen auftauchten. Sofort stiegen Zweifel in ihr hoch. War er verärgert? Wollte er etwa Schluss machen? Sie brauchte Klarheit, war aber nicht sicher ob sie die Antworten auf diese drängenden Fragen haben wollte. Vermutlich wäre es besser wenn ich wieder zurückgehe. Kaum war dieser Gedanke zu Ende, da wurde ihr Plan auch schon vereitelt. James hatte sie im Halbschatten der Eingangstür entdeckt. Mit einem schiefen Lächeln klopfte er neben sich auf den Boden. Zögernd ging Lily auf ihn zu und nahm Platz. Eine Weile herrschte Stille. Keine angenehme wie sonst wenn sie zum Beispiel gemeinsam lernten oder schlichtweg wussten dass der andere nicht reden wollte und deshalb bloß gemeinsam dasaßen oder über die Ländereien schlenderten. Es war eine drückende Stille. Zum ersten Mal seit sie zusammen waren konnte Lily nicht erahnen was er dachte. Deshalb war sie zutiefst erleichtert als er endlich zu sprechen begann.
„Tut mir leid, dass ich dir in letzter Zeit Kopfzerbrechen bereite. Es ist eigentlich auch total dumm, aber für mich eben gleichzeitig ziemlich wichtig und-"
„Willst du mit mir Schluss machen?", unterbrach Lily ihn nachdem sie all ihren Mut zusammengenommen hatte. James entsetztes Gesicht war schon Antwort genug und Lily konnte endlich aufatmen.
„Was?! Bei Merlins verknoteten Zauberstab, wie kommst du denn auf so etwas? Es ist eher das Gegenteil..."
„Du machst mir gerade keinen Antrag oder?"
„Nein, nur...ich kann nicht fassen dass ich so blöd bin und so viel Wirbel darum mache...es ist nur so...du weißt doch dass ich dir seit Wochen diese Zettel gegeben habe oder?"
„Ist mir gar nicht aufgefallen. Vor allem als du letzte Woche einen an einen Stein geklebt und durch mein Fenster geworfen hast."
„Lily, so froh ich auch bin, dass wir bezüglich Sarkasmus auf demselben Level sind, jetzt nicht, ok."
„Verdammt, das muss echt wichtig sein."
„Ist es. Weil ich habe dir diese Nachrichten geschrieben weil ich es dir einfach mitteilen musste, aber ich hatte nicht den Mut es dir zu sagen und ich hatte Angst vor deiner Reaktion, also dachte ich es wäre doch genial...Mist, jetzt war ich auch sarkastisch...ich dachte, es wäre ein passabler Ausweg wenn du es nicht verstehen würdest. Ich konnte es mir endlich von der Seele schreiben, ohne mich zu fragen wie du reagieren würdest. Ob es dich verschrecken würde oder was auch immer. Also habe ich mir all diese Bücher geliehen und begonnen dir jeden Tag einen Zettel zukommen zu geben. Was echt schwer war, denn ich musste Sirius ernsthaft erpressen und einmal hätte ich dir beinahe auf Irisch geschrieben, bis mir im letzten Moment eingefallen ist, dass deine Vorfahren dort herkamen und du die Sprache deshalb beherrschst." (Nein, dass ist kein Fakt, ich fand es nur lustig weil es zu ihren roten Haaren passt)
„James...komm auf den Punkt, du machst mich mit deinem hastigen Gerede noch nervöser."
„Frag mich mal. Na gut, du solltest wissen, dass alle Texte das gleiche bedeuten. Da das ganze offensichtlich etwas ausgeartet ist, wäre es wohl an der Zeit, dir es dir zu verraten."
Lily hielt unwillkürlich den Atem an als James einen Zettel aus seine Tasche zog. Er sah nicht anders aus als die anderen, doch Lily wusste, dass er des Rätsels Lösung enthalten würde.
„Ich erwarte nicht, dass-"
„Wir können reden wenn ich es gelesen habe."
Langsam streckte sie ihren Arm aus und löste James' Finger sanft. Seine Miene war nicht zu deuten als sie den letzten Zettel aufrollte. Sie rechnete mit dem schlimmsten. Als erstes bemerkte sie, dass es wieder drei Worte waren. Diese las sie innerhalb einem Bruchteil einer Sekunde, doch ihr Gehirn schien Minuten brauchen um es zu verarbeiten. Aber das Warten hatte sich gelohnt. Denn dort stand ein simples und zugleich weltenverändertes „Ich liebe dich".
Lily öffnete den Mund und blickte James an der ängstlich auf eine Reaktion wartete.
„Du Idiot.", brach es schließlich aus ihr heraus. Vermutlich nicht das was er sich erhofft hatte. Aber immerhin waren dies auch die Worte die sie ihm nach ihrem ersten Kuss an den Kopf geworfen hatte. Vor Glück lachend umarmte sie ihn und flüsterte: „Is breá liom tú ró, James." (Irisch für 'ich liebe auch' ...hoffe ich zumindest)
----
Hoffentlich habt ihr es nicht sofort kapiert um was es ging...wie dem auch sei, mir ist es zu langweilig geworden euch aufzufordern ein Wort zu schreiben wenn ihr es bis hierher geschafft habt, also kommt heute eine Frage:
Wenn ihr in eurem ganzen Leben nur noch eine TV-Serie gucken dürftet, welche wäre es?
Bei mir ist es Teen Wolf (ich spreche hier auch für meine Kollegin xD)...und Shadowhunters...ok, ich habe geschummelt, es ist unmöglich sich nur für eine zu entscheiden. Vielleicht schafft ihr das.
-Ginny
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top