Jily Oneshot#16: Dunkle Magie
Ich weiß, dass Bellatrix eigentlich schon vor den Rumtreibern und Lily in Hogwarts war, aber ich musste das ein bisschen ändern.
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Sirius schlug seinen Ellbogen genervt in James' Bauch woraufhin er scharf die Luft einsog und gereizt zischte: „Die erste Stunde hat noch nicht mal angefangen und du nervst mich schon. Wofür war das denn?"
„Zum Einen solltest du dich geehrt fühlen dich von Sirius Black nerven zu lassen und zum Anderen ziehst du schon wieder dieses Gesicht. Freu dich doch über den Sieg gegen Slytherin."
„Ich würde mich mehr freuen wenn unsere Jägern nicht noch immer im Krankenflügel liegen würde."
„Alice wird schon wieder. Ich mache mir eher Sorgen um Bella. Wer jemanden aus unserem Team aus Wut über die Niederlage ein Treibholz so an den Kopf schmeißt dass sie ohnmächtig vom Besen fällt, sollte lieber das Weite suchen. Die Nacht im stinkenden Eulenturm mit verrückt gemachten Vögeln die sie angreifen, der zerbrochene Zauberstab und das Fangnetz das mit Säure getränkt war, waren nur der Anfang. Warte mal bis Evans richtig losgelegt."
Bei dem Gedanken an die Streiche der letzten zwei Tagen verwandelte James' Stirnrunzeln sich in ein gewinnendes Grinsen. Bis die beiden das Klassenzimmer erreicht hatten erinnerten sie sich gegenseitig an die besten Momente der Racheserie gegen Bellatrix und wurden von Lachern geschüttelt, die die nagenden Sorgen um die verletzte Spielerin ein wenig vertrieben. Sobald Sirius die Tür des Klassenzimmers in dem Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet wurde aufstieß, suchte James automatisch den Raum nach Lily Evans ab. Sie stand etwas abseits von den anderen und wickelte gedankenverloren eine rote Locke um ihren Zauberstab während sie mit starrer Miene zu Bellatrix und ihrem Gefolge hinübersah, die gerade den neuen Zauberstab ihrer Anführerin bewunderten. Dieser war lang, pechschwarz und in der Mitte ungewöhnlich gekrümmt. James' Augen huschten zurück zu Lily die sich nicht bewegt hatte. Nach wie vor war ihr Gesicht ausdruckslos, nur in ihren Augen konnte er die Wut ablesen. Vielleicht hatte sie seinen Blick im Nacken gespürt, vielleicht war es auch Zufall, doch Lily wandte sich in seine Richtung um. Sie brachte ein kleines, aber zumindest echtes Lächeln hervor, ihre Augen erreichte es dennoch nicht.
Sein bester Freund unterbrach den Blickkontakt indem er vor seinen Augen auf und absprang um James' Aufmerksamkeit endlich auf sich zu ziehen.
„Hast du was gesagt?", fragte er harscher als beabsichtigt. Sein bester Freund ließ sich davon nicht beeindrucken, immerhin kannte er seine Launen schon und wiederholte sich bloß betont laut und langsam: „Ich sagte, wir machen heute bestimmt Duelliertraining." Erst jetzt bemerkte James dass alle Stühle und Tische zusammengeschrumpft in einem Karton gepackt worden und durch Kissen ersetzt worden waren sodass genug Platz zum Üben blieb. „Ganz richtig erkannt, Mr. Black.", ertönte die Stimme von Professor Proelum hinter ihnen. Energisch klatschte er in die Hände und rief mit erhobener Stimme: „Ihr wisst wie es abläuft, sucht euch einen Partner, legt los, erlaubt sind nur Sprüche die ihr im Unterricht gelernt habt, das heiß keine schwarze Magie oder eigene Experimente."
Die beiden Rumtreiber sahen zu wie sich Bellatrix' Bewunderer schnell zusammenfanden um nicht gegen ihre Anführerin kämpfen zu müssen. Denn die Chancen gegen eine Black zu gewinnen waren ziemlich niedrig und wenn sie es doch schafften, war ihre Wut viel schlimmer als ein paar Wunden. James und Sirius hingegen sahen ihre Chance den Rachefeldzug fortzusetzen. Schnellen Schrittes näherten sie sich ihr.
„Hau ab, ich bin Teamkapitän, das ist meine Angelegenheit.", zischte James aus dem Mundwinkel.
„Ich bin zusammen mit ihr Jäger und Bella ist meine Cousine, ich gewinne!", gab Sirius zurück.
Plötzlich tauchte Lily mit in die Hüften gestützten Hände vor ihnen auf. Ein Blick reichte um die Jungs am Weitergehen zu hindern. „Und ich bin ihre beste Freundin und wer meine Freundin mit Schädelbruch, zerquetschten Lungen, gebrochenen Beinen und was weiß ich noch in den Krankenflügel bringt, bezahlt dafür!"
Mit diesen Worten machte sie auf den Absatz kehrt.
„Hättest du dir ein Mädchen mit ein bisschen weniger Temperament aussuchen können? Wenn du mit ihr einmal Schluss machen würdest lägst du unter der Erde Mann..."
„Großartig, oder? Und um Schluss machen zu können müssten wir erstmal zusammen sein...", erwiderte James. Sirius' Antwort bekam er erneut nicht mit, denn er beobachtete Misstrauisch Bellatrix, die Lilys Aufforderung zu einem Duell mit einem höhnischen Grinsen annahm und ihren neuen Zauberstab peitschen ließ. Lily fuhr augenblicklich von null auf hundert, verschwand in einem feurigen Wirbel aus dem Blitze hervorzuckten. Bellatrix konnte sich bloß mit einem uneleganten Hechtsprung zur Seite retten, fasste sich jedoch wieder und versuchte zurückzuschlagen, doch alle Zauber prallten wirkungslos ab, während Lilys Kraft zu wachsen schien, angetrieben von Wut, bis er förmlich fühlen konnte wie die Elektrizität ihrer Magie seine Haare zu Berge stehen ließ.
„Da ist jemand echt ziemlich sauer.", grinste Sirus neben ihm. „Könntest du es mir trotzdem ein wenig schwerer machen? Ich hab dich schon dreimal in kürzester Zeit entwaffnet."
Allerdings war James nicht mehr der Einzige, der sich mehr auf den Kampf von den beiden Konkurrentinnen konzentrierte als auf den eigenen. Der Professor schien nicht zu wissen wie er darauf reagieren sollte. Das Duell beenden oder warten was passieren würde? Er entschied sich anscheinend für Letzteres, was James anfangs noch sehr begrüßte, aber als Bellatrix sich von der Überraschung erholte, erwischte er sich dabei wie er auf den Fingernägeln zu kauen begann. Es schwirrten so viele Zauber durch die Luft dass es unmöglich war auszumachen, wer welchen geschickt hatte. Das schlimmste war, dass alles völlig still ablief, bis auf das Sirren der Flüche. Jede von beiden beherrschte es perfekt stumm zu kämpfen und niemand wagte es anzufeuern. Dazu schien die Sache zu ernst.
Schwarzer Nebel umhüllte Bellatrix, während Lily von Flammen umzüngelt zu werden schien.
So mächtig die beiden auch waren, dennoch forderte Magie, vor allem so starke und von Emotionen geleitete, ihren Tribut. Lily und Bellatrix waren sich weiterhin ebenbürtig, doch das Feuer brannte hinunter und der Nebel lichtete sich.
James wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, alles schien zu verschwimmen. Mit einem Mal hörte das Zischen auf. Die Gegnerinnen standen sich mit erhobenen Zauberstäben schwer atmend gegenüber, die Augen fest aufeinander gerichtet, niemand bewegte sich. Eine Schweißperle rann über Lilys Stirn, Bellatrix Zauberstabhand zitterte leicht. James fühlte dass ihre Kräfte verbraucht waren, sie würden nur noch einen starken Zauber übrig haben. Das schienen auch die Duellantinnen zu wissen. Mit verbissenen Mienen sammelten sie ihre restliche Energie, ließen diese in ihre Zauberstäbe fließen und der Raum explodierte. Aus Lilys Zauberstab schoss ein eisblauer Strahl, direkt in Bellatrix' Herz. Sie schien von innen heraus zu glühen, schnappte verzweifelt nach Luft und ließ Lily im Gegenzug in der Dunkelheit ihres schwarzen Zaubers verschwinden, ehe sie zusammenbrach. James würdigte sie keines Blickes, sondern beobachtete entsetzt was mit Lily passierte. Wie ein dunkler Mantel legte sich Bellatrix' Zauber über sie, er schien ihr alle Lebenskraft herauszusaugen. Ihre Haut wurde leichenblass, die Haare stumpf und glanzlos, die Augen verdrehten sich, die Knie gaben nach, der Zauberstab rutschte es aus ihrer Hand.
Bevor Lily auf den Boden aufschlug fing James sie auf. Bei der Berührung mit ihrer kalten Haut zuckte er erschrocken zusammen, verlor jedoch keine Zeit, sondern stürzte aus dem Klassenzimmer, ignorierte die geschockten Mienen und Schreie seiner Mitschüler. Niemand bewegte sich, nur Sirius besaß genug Geistesgegenwart zu Bellatrix zu eilen und an ihrem erschlafften Handgelenk hektisch nach einem Puls zu suchen.
Die nächsten Stunden waren in James Erinnerung nur noch verwirrt und verschwommen. Er wusste bloß dass er mit Lily in seinen Armen in den Krankenflügel gestürmt war. Sie war immer kälter und blasser geworden, mit jedem Schritt. Er war sich sicher gewesen dass sie noch auf dem Weg dorthin sterben würde.
Im Krankenflügel angekommen hatte er nach Hilfe geschrien, bis ihm mehrere Leute Lily weggenommen und ihn hinausgeworfen hatten.
Nun lag sie in einem kleinen Raum neben dem offiziellen Krankenflügel, abgetrennt von den anderen. Madam Pomfrey hatte ihm versichert dass sie wieder gesund werden würde, auch wenn es eine Zeit dauern werde und sie in nächster ziemlich frieren könnte. Trotzdem hatte er sich bei der erstbesten Möglichkeit hineingeschlichen und saß nun neben ihrem Bett. Er wusste nicht warum, immerhin war sie hier sicher und aufwachen musste sie ohnehin von alleine, aber er hätte ohnehin keine Ruhe gefunden, weder hier noch im Schlafsaal oder einem Klassenzimmer. Madam Pomfrey hatte alles getan was sie konnte. Trotzdem war sie blass wie eh und je, ihr Atem war flach, die Haare auf dem Kissen ungekämmt und wirr. Lilys Lippen waren blau, trotz der drei Decken unter denen sie begraben lag. Ihre feinen Gesichtszüge wirkten nicht wie sonst stark und scharf, als würde man sich daran schneiden wenn man sie berührte, sondern als würde man sie zerbrechen wenn auch nur anfasste. Dennoch wurde James nicht müde sie zu betrachten, obwohl die Sonne bereits langsam hinter den Bergen verschwand und er seit Stunden hier saß und über sie wachte.
Endlich besaß er den Mut ihre Hand zu nehmen. Die Kälte schien sich auf seine Fingerspitzen auszubreiten, anstatt James' Wärme aufzunehmen. Mit dem Blick auf ihre verschränkten Hände begann er zu sprechen. Er brauchte mehrere Anläufe weil er so lange nicht gesprochen hatte, dass sie sich kratzig anhörte. Der Kloß in seinem Hals machte es auch nicht besser.
„Ich weiß du wärst sauer gewesen wenn ich dir, als ich gemerkt habe, dass du keine Kraft mehr hast zur Seite gesprungen wäre, dennoch wäre es immerhin noch viel besser als das hier. Es tut mir leid. Madam Pomfrey wollte es nicht sagen, ich konnte es aber aus ihrem Gesicht ablesen und fühlen. Du bist beinahe gestorben, weil ich Bellatrix im Quidditch geschlagen habe, weil ich Alice ins Team geholt habe und ich sie nicht früh genug warnen konnte, weil ich Bellatrix noch mehr gereizt habe indem wir diese Streiche gespielt haben und weil ich dich nicht davon abgehalten habe gegen sie anzutreten. Ich konnte heute zum Ersten Mal verstehen warum du mich so oft als egoistisch und zu impulsiv bezeichnet hast. Ich habe den Fluch zwar nicht abgefeuert, aber es fühlt sich trotzdem so an. Eigentlich noch viel schlimmer."
„Es ist ok.", flüsterte eine schwache Stimme, kaum hörbar.
Erschrocken blickte James auf. Tatsächlich, Lily hatte etwas gesagt. Ihre grünen Augen waren vor Müdigkeit nur halb geöffnet, doch sie leuchteten noch immer strahlend. Sie schluckte schwer bevor sie weitersprach. „Ich bin selbst für meine Taten verantwortlich. Und ich war heute auch impulsiv und egoistisch. Leider tut mir das anscheinend nicht so gut. Außerdem war es toll. Nicht das ich-sehe-bereits-ein-Licht-am-Ende-des-Tunnels-Ding, sondern das davor. Ich habe mich noch nie so stark und lebendig gefühlt. Wenn du dich für etwas verantwortlich machen willst, dann nimm dies. Die Streiche waren übrigens ziemlich lustig. Nicht besonders originell, aber amüsant."
„Ich frage das nächste Mal wohl lieber dich um Rat."
Lilys Mundwinkel zuckten beinahe. Das Reden schien zu erschöpfen, dennoch sprach sie weiter: „Das einzige was zählt ist, dass du der Einzige bist der hier ist. Danke dafür."
„Jederzeit. Du warst immerhin auch da als ich vor ein paar Wochen wegen einem Unfall im Zaubertrankunterricht hierher musste."
„Verdammt, das weißt du? Wie auch immer, ich werde vermutlich gleich wieder ohnmächtig werden, aber du solltest wissen dass, wenn ich meine Augen wieder mehr als fünf Minuten offen halten kann, wir gerne mal...naja...was machen können." Trotz der ernsten Situation, grinste James. „Du meinst ein Date?" Hätte sie die Kraft dazu gehabt, würde Lily vermutlich die Augen verdrehen, aber ihr Schweigen war Antwort genug.
„Eins noch", murmelte sie dösig, „Wie geht es Bellatrix?"
„Soviel ich weiß wird sie es überstehen, die nächsten ein, zwei Wochen jedoch im St. Mungo verbringen."
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Gut.", wisperte sie, Sekunden später versank sie erneut in einem tiefen Schlaf.
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Bevorzugt ihr eigentlich Lilys oder James' Sicht?
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