78. Kleidersuche
Lily
Monate später, Weihnachten vorbei, Silvester überstanden, das neue Jahr willkommen geheißend und sowohl meinen, als auch James Geburtstag ausgelassen gefeiert, stand ich nun in einem von meiner Mutter ausgesuchten Brautgeschäft und blickte mich zweifelnd in dem Spiegel an. So langsam fragte ich mich wirklich, ob ich diesen Blödsinn hier brauchte. Es kam mir bald so vor, als wäre ich einfach ungeeignet als Braut. Ich mein, so langsam wurde es knapp. In nicht einmal zwei Wochen müsste ich vor meinem Verlobten am Altar stehen. In einem Brautkleid. Für gewöhnlich jedenfalls. Doch auch dieses, nun mittlerweile sechste Geschäft versprach keine Hilfe. Ich hatte mich vorsorglich schon vor zwei Monaten bei einem Laden angemeldet und einen Termin ausgemacht. Doch dieses war ebenso schnell Geschichte wie die darauffolgenden. Vielleicht hätte ich doch einmal auf den Rat meiner Schwester hören sollen, und ein Jahr zuvor schon anfangen sollen zu suchen. Doch hatte das für mich keinen Sinn gemacht. Weshalb sollte ich ein Jahr vorher schon mein Brautkleid haben, wenn ich zwischendurch noch abnehmen, oder eher wahrscheinlicher, zunehmen konnte?
„Ach Lily-Schatz, jetzt steh nicht so unmotiviert da. Du musst an die ganze Sache fröhlicher heran gehen. Dann findest du das richtige auch bald.", belehrte mich meine Mutter zum Zehntausendsten mal. Es war echt ein Wunder wie sie, Hestia und Marlene es durchhielten nun auch dieses Mal wieder hier zu sitzen und mich zu betrachten.
„Wie soll ich denn noch fröhlich an die Sache ran gehen, wenn ich in zwei Wochen heirate und noch immer kein vernünftiges Brautkleid besitze?!", beschwerte ich mich schnaufend und trat von diesem behinderten Treppchen wieder hinunter, um in die Umkleide zu stapfen und das nächste weiße Kleid anzuprobieren. Wieso bei Merlin hatte James auch schon einen Anzug mit allem drum und dran und ich fand einfach nichts vernünftiges?
„Na wenn Sie in zwei Wochen heiraten und jetzt erst mit der Kleidersuche beginnen, brauchen Sie sich nicht wundern, dass Sie völlig im Stress versinken.", erhob die Verkäuferin überheblich die Stimme, welche mich zu sehr an Bellatrix erinnerte. Ja bei Merlin als hätte ich mir das ausgesucht?! Die sollte mir ein vernünftiges Kleid besorgen und nicht über meine Lage urteilen! Dafür wurde sie nicht bezahlt.
„Meine liebe Frau...ich bin seit verdammten zwei Monaten auf Kleidersuche. Der einzige Grund weshalb ich nun im Stress versinke ist der, dass niemand ihrer tollen Kolleginnen in den sechs anderen Geschäften, Ihnen eingeschlossen, sich nicht damit beschäftigen Ihren Job zu erfüllen! Also hören Sie auf hier so urteilend vor mir zu stehen und geben Sie mir ein verdammt gutes Kleid!", keifte ich die aufgetakelte Blondine an, während ich mich zum vierten Mal am heutigen Tage fragte, weshalb sie sich so knapp kleidete und mit make-up vollkleisterte, wenn sie doch auf Arbeit niemanden aufgabelte, sondern vergebenen Frauen beim einkleiden half.
Erzürnt und anscheinend wirklich in ihrem Stolz verletzt takelte sie davon. Vielleicht war es auch einfach vergebens. Allein der Fakt, dass niemand meiner Begleiterinnen mich für mein unmögliches Verhalten rügte, zeugte davon, dass auch sie frustriert waren. Bei Merlin, ich sah mich in zwei Wochen schon in Jeans heiraten.
„Weißt du was Lily? Wie wäre es wenn wir einfach einen Abstecher nach Hogsmead machen und Alicia damit beauftragen ein Kleid für dich zu finden? Ich weiß du wolltest ein Muggel-Kleid, aber sie kennt dich und hat dich mit ihren Kleidern immer begeistert. Ich denke deine Mutter könnte sicher auch mitkommen. Oder auch nur zur Anprobe, wenn sie es fertig hat.", schlug Ann vor und sprach damit ein ewig dauerndes Thema an. Doch so langsam war ich so gefrustet, dass ich selbst dem bald zustimmen würde. Nur störte mich das einfach. Ich hasste es. Eigentlich hatte ich zwei Wochen vor meiner Hochzeit etwas anders vor. Selbst Hestia und Ann hatten als Brautjungfern und Trauzeugin schon Kleider. Nur ich hing noch in der Luft.
„Sie hat doch sicher so viel mit den Abschlusskleidern zu tun. Seitdem wir da letztes Jahr unsere Kleider gekauft hatten, ist sie doch schon fast berühmt geworden.", winkte ich ab und zog genervt den Vorhang zu, ehe ich mich aus diesem viel zu eng sitzendem Kleid schälte. So langsam verzweiflte ich echt. Ich wünschte mir so sehr James gerade hier, obwohl ich wusste, dass das nicht ging. Er wüsste immer was zu tun wäre und könnte mich wenigstens etwas beruhigen. Doch stattdessen saß ich hier wie ein Wrack auf dem unbequemen Hocker, mit aufgestützten armen und Händen in meinem Haar vergruben. Allein der Gedanke das er gerade dabei war dem Orden behilflich zu sein, während ich hier saß und nichts tat, tat weh. Anfangs fand er es belustigend wie ich mich über diesen Quatsch aufgeregt hatte. Über all den Tüll, die weiten Kleider und Glitzer überall. Doch nun schenkte er mir lediglich jedes Mal ein bedauerndes Lächeln und aufbauende Worte wie ‚Egal wie du vor dem Alta steht's, Du wirst immer die Schönste sein.' Das half vielleicht für den Moment. Doch änderte es nichts an dieser blöden Lage. Er war nicht der der möglicherweise in Unterwäsche heiraten würde.
„Ok alles klar. Wir apparieren zu Alicia. Zum Anprobetermin bekommen wir da Mum schon hin.", erhob ich etwas lauter die Stimme und vernahm schon das erleichterte Aufatmen meiner Freundinnen, ehe die nervige Verkäuferin mit einem weiteren Kleid vor mir auftauchte. Doch der kleine, mögliche Funke der Motivation dieses Kleid anzuziehen verschwand, als ich den Tüllhaufen hinter ihr ausmachte. Es war echt vergeblich mit diesen Damen. Vielleicht war es als Hexe doch nicht so das wahre in Muggel-Geschäften einkaufen zu gehen.
„Hier, Ich denke das würde Ihnen sicher super stehen!", reichte mir die große Blondine das Kleid, während ich kaum noch Platz in meiner Kabine hatte. Nein, das probierte ich garantiert nicht an.
„Nein danke. Vielen Dank für Ihre Hilfe, aber ich denke das war genug. Ich würde mich umziehen und dann würden wir gehen.", drängte ich die übereifrige Dame aus meiner Umkleide und schloss die Kabine mit dem roten, dichten Umhang. Ihren bedienten Gesichtsausdruck konnte ich durchaus ignorieren.
*vier Tage später*
„Komm raus mein Schatz! Du siehst sicher wunderbar aus!", rief meine Mutter freudig, während sie wohl vor den Umkleidekabinen in dem kleinen Laden auf und ab schritt. Kaum zu glauben das ich tatsächlich eingeknickt war, doch hier ein Kleid bei Alicia in Auftrag zu geben. Doch schlussendlich hätte mir nichts besseres passieren können. Denn dieses Kleid war mal wieder atemberaubend schön. Ich wusste echt nicht wie Alicia das jedes Mal schaffte. Allein schon in der schnelle. Ich wusste echt nicht wie ich ihr danken sollte.
Vorsichtig schob ich den Umhang beiseite und trat aus der Umkleidekabine. Am Rande sah ich meine Freundinnen fröhlich aufquietschen. Doch mein Blick lag nur auf meiner Mutter, welche doch tatsächlich Tränen in den Augen hatte. Bei Merlin, so hübsch war ich nun auch wieder nicht.
„Ach meine Maus. Du bist so erwachsen.", wischte sich meine Mutter die Tränen aus den Augen, während sie mich gerührt ansah. Lächelnd erwiderte ich ihr grinsen. Wie gern ich sie jetzt umarmt hätte. Doch hatte sie leider Wimperntusche drauf die nicht wasserfest war und ich trug ein weißes Kleid. Das funktionierte nicht wirklich.
„James wird dahinschmelzen. Sitzt noch irgendwas nicht richtig? Zu eng, zu weit? Kannst du gut atmen?", stand Alicia auch schon wieder neben mir, während sie ihre Nähte nochmals kontrollierte. Doch war nichts falsch. So langsam wusste sie wie ich tickte und was ich nicht so mochte bei Kleidern. Und sie übertraf sich jedes Mal aufs neue.
„Nein, es passt perfekt. Vielen Dank Alicia. Auch weil es so kurzfristig war. Du bist echt genial. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde.", lächelte ich die braunhaarige an, ehe ich sie herzlich, jedoch mit Vorsicht in die Arme schloss. Sie war wirklich meine letzte Rettung gewesen und hatte wohl die gesamte Feier gerettet. Auch wenn es nur im kleinen Kreise stattfinden würde, und auch die Junggesellenabschiede nicht allzu groß ausfallen sollten, erfüllte es mich mit Freude nun endlich das richtige Kleid zu tragen. Schon allein wenn ich an all die Vorsichtsmaßnahmen des Ordens dachte, wollte ich wenigstens alles perfekt haben. Ich konnte den Menschen um mich herum einfach nicht genug danken.
„Kein Problem Lily. Das mach ich gern, das weißt du. Und jetzt hör auf in Dankbarkeit zu ertrinken und freu dich auf die Hochzeit in ein paar Tagen. Das ist nicht mehr allzu lang hin meine Liebe.", lächelte sie mir entgegen, ehe ich grübelnd nickte. Ja, recht hatte sie. Es war nicht mehr lang. Ich war nicht mehr lang eine Lily Evans. Irgendwie war die Zeit geradezu verflogen. Kaum zu glauben. Aber das wurde echt alles Wirklichkeit was wir über die Zeit geplant hatten. Doch freute mich dieser Fakt eher, als er mich ängstigte. So anfällig ich auch für kalte Füße wäre. Die hatte ich bisher noch nicht. Ich konnte es gar nicht erwarten eine Potter zu werden.
„Na dann, zieh dich um. Dann kann Alicia es verpacken und wir können gleich die Jungs treffen und deiner Mum den drei Besen zeigen.", lächelte Hest fröhlich, ehe sie eifrig in die Hände klatschte und mich aus meiner Trance riss. Ja, und dieses Mal würde James mich nicht enttäuscht nach einer Anprobe sehen. Viel eher glücklich und fröhlich.
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