76. Hässliches Rotauge
James
„Mein Gott was soll das denn jetzt bitte? Es ist Weihnachten! Ich wollte ausschlafen.", jammerte ich in mein Kissen hinein, als der Patronus auch schon verschwunden war. Also so langsam hatte ich echt keinen Bock mehr auch nur irgendetwas für den Orden zu machen. Es war immerhin der 25. Dezember und ein Feiertag. Doch schienen uns diese idiotischen Todesser keinen freien Tag zu gönnen.
„Jetzt hör auf zu maulen. Heb dein Hintern und los gehts. Wir hätten so oder so bald los gemusst zu deinen Eltern.", murmelte Lily neben mir, ehe sie auch schon kurz darauf aufstand. Bei Merlin meine Eltern waren ja auch noch. Nachdem wir gestern bei ihren Eltern gemeinsam gegessen hatten, waren wir heute bei meinen eingeladen, bevor wir heute Abend mit unseren Freunden gemeinsam feiern würden. Doch hatte ich mir unabhängig von meinen Verpflichtungen, den Weihnachtsmorgen deutlich anders vorgestellt. Doch es nützte alles nichts. Wenn wir jetzt solch einen Patronus bekamen, dann müssten wir uns beeilen. Voldemort würde bestimmt auch nicht lang auf sich warten lassen. Schweren Herzens erhob ich mich also und war auch recht schnell fertig. Nun wäre es egal wie wir aussahen. Wichtiger war es, dass wir unseren Kollegen nun halfen.
„Bei Merlins gepunkteter Unterhose, was ist denn hier los?!", entfuhr es Lily auch schon, als wir ankamen und das reinste Chaos herrschte. Doch ihre Frage war durchaus berechtigt. Der kleine Vorort Londons sah nicht mehr im Ansatz so aus. Kein milder Sonnenschein der auf den Neuschnee schien und alles glitzern ließ. Stattdessen grauer Schnee, das Schlangenmal am Himmel und kämpfende Ordensmitglieder mit einer Horde an Todessern, wie noch nie.
„Lily, ich liebe dich, vergiss das nicht.", gab ich ihr wie die letzten Male auch, ein Kuss auf den Scheitel, ehe sich unsere Wege auch schon trennten. Es war schon fast traurig wie normal diese Worte von uns beiden geworden waren, so oft hatten wir schon Duelle geführt. Doch jedes Mal war es ernst und ehrlich gemeint. Ein Ritual, welches nicht fehlen durfte, bevor man um Leben und Tod kämpfte.
Und so stürzten wir uns in die Duelle. Es war wohl das bisher größte und schrecklichste Todesser-Aufkommen bisher. Nicht selten hörte man Kollegen oder Todesser schmerzerfüllt aufschreien. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich behaupten es glich einem Schlachtfeld. Doch wäre es dafür wohl noch immer ein zu geringes Aufkommen. Bisher konnte ich nur froh sein, dass sowohl Lily als auch ich unversehrt blieben. Jedenfalls vermutete ich das bis jetzt.
Mit einem letzten Anstrengungsseufzen fesselte ich auch den nächsten Todesser. Doch war meine Arbeit so wie bei den Fünfen zuvor noch nicht erledigt. Gefasst drehte ich mich wieder und hielt nach einem nächsten Ausschau, welcher auf mich zurennen würde. Doch war dies nicht der Fall. Stattdessen umkreisten mich kämpfende Paare, einige duellierten sich mit dreien, andere mit einem. Und auf mich kam jemand beängstigend langsam zu. Bedrohlich und mit roten Augen starrte er auf mich, während er Schritt für Schritt näher kam. Voldemort. Voldemort höchst persönlich. Schwer schluckte ich, als ich erkannte wie er sich wohl dazu entschieden hatte sich mit mir zu unterhalten oder besser gesagt zu duellieren. Da wäre es durchaus von Vorteil als erster den Kampf zu beginnen.
Doch sobald ich meinen Zauberstab auch nur im Ansatz hob, war Voldemorts schon ausgesprochen. Erschrocken verließ Luft meine Lippen, als ich am Kinn von dem Boden gehoben wurde. Schmerzend stöhnte ich auf, als das ziehen meinen gesamten Körper brennen ließ. Und nicht nur das. Im geheimen fragte ich mich ob es nur etwas mit meiner Dummheit oder mit dem mir unbekannten Zauber Voldemorts zu tun hatte, dass ich mich an den Tag zurück erinnerte, wo Lily mich mit Tatze an den Ohren aus der großen Halle geschleift hatte.
„Sie wollen doch wohl nicht sagen, dass Sie dachten mich überraschen zu können?", erhob der Mann im Mantel vor mir seine Stimme, und verursachte möglicherweise, dass sich mein angebahntes Lachen bei der Erinnerung in ein Krächzen verwandelte. Es war wirklich irrsinnig wie ich mental darauf reagierte kurz davor war umgebracht zu werden.
„Wissen Sie, Mister Potter, ich wollte schon seit langem mit Ihnen und Ihrer Verlobten sprechen. Begleiten Sie mich doch zu ihr.", schritt er, mit seinem Zauberstab meine Schwebebahn dirigierend, über das Schlachtfeld, die Kämpfe um uns herum ignorierend. Und egal wie aberwitzig ich diese Situation und meine Gedanken auch fand, bei der Erwähnung Lily's fuhr es mir kalt den Nacken hinunter.
Und dann sah ich sie, ebenso wie ich in der Luft hängend, von der einzigen nicht maskierten Todesserin hin und her schaukelnd. Erschöpft und mit blutiger Stirn hing sie schlapp am Kinn hinunter. Kläglich versuchte ich ihren Namen zu rufen, ihr zu signalisieren das wir das gemeinsam durchstehen würden. Doch stattdessen kam auf Grund des starken Zugs an meinem Kinn lediglich ein raues Husten über meine Lippen.
„Nun, da Sie nun beide anwesend sind, können wir ja beginnen.", hielt ich neben Lily, konnte sie jedoch nur leicht von der Seite anschauen. Es machte sich Panik in mir breit, als ich bemerkte wie schwer ihre Atmung ging. Wenn Bellatrix das gewesen war, konnte sie sich sicher sein, dass ich sie dreimal dafür tötete. Mäßig versuchte ich Lily auf mich aufmerksam zu machen, doch war ich noch immer zu nichts anderem im Stande, als zu krächzen. Mein Hals war trocken, meine Adern voll Adrenalin, mein Körper voll Panik.
„Womit? Wollen wir sie foltern? Ich könnte alles für euch tun, mein Herr.", riss Bellatrix meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, als sie Lily abermals auf und ab zog.
„Lass sie in....Ruhe!", hustete ich und versuchte mich aus meiner eigenen Starre zu lösen. Doch war es schon fast töricht zu denken, Voldemort hätte seine eigenen Zauber nicht im Griff.
„Nein meine Gute. Wir werden reden. Wir wollen doch der schlauen Lily Evans nicht wehtun. Solange sie sich noch nicht von uns losgesagt hat.", schaute er durch seine roten Augen zu der lockigen Haarpracht und deutete an, sie auf den Boden zu setzen. Nickend, jedoch eindeutig nicht damit einverstanden seiend, sank Lily neben mir auf den Boden, ehe auch ich neben ihr landete. Unsere Starren waren jedoch nicht gelöst. Viel zu gern wäre ich zu ihr gegangen. Doch stattdessen erkannte ich nun, dass sie trotz ihres lädierten Äußeren, die Augen geöffnet hatte. Ihre grünen Augen blitzten mir hinter ihren blutüberströmten Wimpern entgegen. Das Rauschen in meinen Ohren ließ nach, doch nicht die Sorge darum, was gleich mit uns geschehen würde.
„Nun denn, wie Sie sicher wissen, war ich sehr gespannt Sie zu treffen. Und ich muss schon sagen, Sie haben alle beide viele meiner besten Kämpfer ausgeschaltet. Doch geht es bei diesem Treffen keineswegs darum auszuwerten wie sie kämpfen. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten. Werden Sie Teil meiner Gemeinde. Kämpfen Sie mit mir, machen Sie diese Welt besser. Wie Sie offenkundig sehen, werden Sie auf der Seite auf der Sie gerade stehen, wohl kaum sehr lang leben, nicht wahr? Zumal ein junges Paar wie Sie es sind sicher andere Pläne haben, als zu sterben. Es würden sicher hübsche Kinder werden, die sich äußert begabt in der Zauberei anstellen würden. Meinen Sie nicht?", Schritt er vor uns her und blickte auf uns hinab. Sein Lächeln war überheblich, siegessicher und für meinen Geschmack einfach hässlich. Kaum zu glauben das es Leute gab, die ihn verehrten. Wenn schon seine Ideologie als Futter für Drachen diente, hätte ich wenigstens ein hübscheres Abbild erwartet.
„Miss Evans, man antwortet dem Herrn!", wurde meine Freundin neben mir aufrecht gezogen. Ein schmerzvolles Stöhnen verließ ihre Lippen. Wie gern ich dieser Hexe den Kopf jetzt umdrehen würde. Wenn ich dazu in der Lage wäre, würde ich jedem klar machen, dass niemand, gar niemand, meiner Lily weh tat.
„Diesen Irrsinn können Sie sich selbst in den Arsch Schieben, hässliches Rotauge von Ich-beherrsche-die-Welt.", spuckte er ihm vor die Füße und ließ sich gar nicht erst anmerken, wie lädiert sie war. Doch egal wie sehr ich mich um ihren Zustand sorgte, diese Ansage machte meine eigene Brust größer. Auch, wenn es eine sehr riskante Antwort war und ich Bellatrix ansah, dass sie sie am liebsten getötet hätte, liebte ich sie für ihre Stärke.
„Mister Potter, sind Sie der gleichen Ansicht oder wollen Sie ihrer liebreizenden Verlobten nochmals den Kopf waschen? Ich würde ihr den Ausrutscher natürlich vergeben.", wandte sich der wohl bescheuerteste Zauberer der Welt an mich. Was war ich? Ein Mann der seiner Frau sagte was sie zu denken und zu sagen hatte? Bei Merlin wo lebte der denn bitte? Bei so einem hässlichen Antlitz war es nicht einmal ein Wunder das sie ihm nicht hinterher lief. Ich bezweifelte das der überhaupt jemals eine Freundin gehabt hat.
„Lieber sterbe ich. Meine liebreizende Verlobte ist deutlich der richtigen Ansicht. Oder wollen Sie nun auch mein Gehirn waschen?", entgegnete ich und sah schon die Wut in den roten Augen Voldemorts auflodern. Es war alles was wir bisher gesagt hatten nicht das klügste gewesen. Doch wäre es besser gleich unsere Abscheu ihm gegenüber klar zu stellen, ehe er noch fünf mal versuchte uns auf seine Seite zu ziehen. Dieser Widerling konnte sich schön andere suchen die für ihn die Drecksarbeit erledigten.
„Ihr wagt es dem dunklen Lord zu widersprechen!", erhob die dunkelhaarige Hexe erbost den Zauberstab. Doch anstatt uns sonst einen Fluch auf den Hals zu hetzen, knallte es hinter uns und ließ Voldemorts Augen groß werden, während Bellatrix ihren Zauberstab verlor. Lily neben mir sackte in sich zusammen, doch mich hielt noch immer der selbe Zauber auf den Knien. Mit aufgeregt pochendem Herzen schaute ich zu Lily, die sich nicht regte. Ich mochte nicht einmal auszumachen, ob sie noch atmete.
„Lily! Lily schau mich an!", rief ich über das ausgebrochene Geschrei hinweg, während tausende Leute des Ordens ins Getümmel stürmten. Lily's Haar war trübe gefärbt, so staubig war es hier. Ihre Jeans war zerrissen und ihr Zauberstab erst gar nicht in Sicht. Sie regte sich nicht.
„James? James kannst du dich bewegen?", kam Moony hektisch vor mir zum knien während ich nur mit Lily beschäftigt war. Ob ich mich bewegen konnte? Wollte der mich verarschen? Lily war am sterben und ich hockte hier auf Knien? Wo lebte der denn bitte?
„Sieht das etwa so aus mein lieber?!", entgegnete ich hysterisch, während ich in Remus blasses Gesicht schaute. Dadurch das so viele gekommen waren hatte er wahrscheinlich auch nun die Zeit gefunden sich uns zuzuwenden. Doch wollte ich hier einfach aus dieser Starre.
„Ist ja gut, ich helfe dir.", murmelte er, während er irgendwelche Zaubersprüche ausprobierte. Nur brauchte ich gerade eher weniger Hilfe. Lily lag immer noch bewusstlos neben mir. Bei Merlin, ich hoffte, dass sie nur bewusstlos war.
„Bei Merlin, Remus! Das funktioniert so nicht. Es muss erst Voldemort seinen Zauberstab verlieren! Kümmere dich verdammt nochmal um Lily!", maulte ich meinen Freund nun genervt an. Mir war klar das er nur helfen wollte. Doch war das was er hier vor mir veranstaltete nicht im Ansatz hilfreich.
„Okay, okay. Dumbledore wird das schon schaffen. Halte durch. Ich schau nach ihr.", hob er abwehrend die Hände und kniete sich endlich neben meine Freundin, während mein Blick zu den beiden Zauberern vor mir schellte. Dumbledore? Dumbledore war hier. Und McGonagall. Bei Merlin musste das Aufsehen erregt haben, wenn die beiden selbst aus Hogwarts kamen. Doch das war jetzt nicht wichtig. Lily, sie war wichtig. Und Dumbledore.
Und beim Teufel! Wenn man davon sprach. Plötzlich hatte auch ich wieder die Kontrolle über meinen eigenen Körper. Instinktiv rutschte ich zu Lily. Sie war blass, und kalt. Sie war unterkühlt. Bei Merlin, und Blut. So viel Blut an ihrer Schläfe.
„Remus! Kümmer doch bitte um die anderen. Ich muss sie ins Mungos bringen.", erklärte ich hektisch, während ich sie auf den Arm nahm. Selbst an meinen Kräften zehrend schwankte ich auf der Stelle. Schnaufend fand ich mein Gleichgewicht wieder. Sie musste ins Mungos. Jetzt. Konzentrier dich James!
„Ja, natürlich. Pass auf Okay? Wir sehen uns dort!", meinte er, ehe ich auch schon spürte wie sich alles um mich herum drehte und schwummrig wurde. Mungos. Nur dort wollte ich hin. Ihr musste geholfen werden.
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