64. Filmriss

Lily

„Alter was denn das jetzt?", stöhnte ich schmerzhaft auf, als ich meine Sinne wiedererlangt zu haben schien. Lediglich sehen tat ich nichts. Mir reichte das grelle Licht welches mich durch meine Lider schon zu erdrücken schien. Und diese elenden Kopfschmerzen waren auch nicht so das wahre. Shit, wo war ich eigentlich? Und wieso hatte ich das Gefühl kotzen zu müssen? Bei Merlin war mir übel. Vielleicht wäre es doch ganz schlau das Bad aufzusuchen. Nur musste ich erstmal wissen wo ich überhaupt war.
Schmerzhaft zwinkerte ich und brauchte eine Weile, ehe ich die Augen öffnen konnte, ohne Sterne zu sehen. Mein Kopf brummte, mein Magen fühlte sich leer und gleichzeitig so an, als müsste alles raus. Und hinzu kam der Schwindel, der mich überrollte, sobald ich mich aufsetzte. Jap, jetzt müsste ich eindeutig zum Badezimmer. Und zwar schnell.
Keine Ahnung wie, aber es schien so, als wäre ich zu Hause. Jedenfalls fiel mir das in dem Moment auf, als ich fertig war meinen Mageninhalt in unserem Klo zu entleeren. Bei Merlin, wieso war ich am kotzen und warte mal, stank ich nach Alkohol? Bäh wie ekelhaft. Naja, immerhin trug ich mein Nachthemd, wobei ich mich bei dem auch fragte wann ich mir das angezogen hatte. Und scheiße dröhnte mein Kopf. Kein Wunder das ich nicht klar denken konnte. Ich müsste mich jetzt echt konzentrieren um mich an irgendetwas zu erinnern oder mich überhaupt zu orientieren.

Ok, also, ich war zu Hause, saß im Bad. Aufgewacht war ich im Bett. Im Bett? Im Bett ja. Aber wo war dann James? Scheiße, war irgendwas passiert? Ne, keine Ahnung. Bei Merlin. Ich konnte mich an nichts erinnern. Das konnte doch nicht sein. Bei mir würde ja kaum einer meine Erinnerungen gelöscht und mir Alkohol zugeführt haben, während man James entführt hatte. So dumm waren selbst Todesser nicht.
Mit schmerzenden Gliedern, aber dem Entschluss James zu finden, verfrachtete ich mein stinkendes etwas durch die Wohnung. Meine Güte war das hier unordentlich. Seit wann hatten wir solch ein Durcheinander im Flur? Ich sollte echt mal mit James reden. Wenn ich den finden würde. Im Schlafzimmer war er schon mal nicht. Man ist das bescheuert. Wenn ich mich doch nur an was erinnern könnte. Da waren nur Sirius und Hestia...und Wein. Viel Wein. Aber davon konnte man ja wohl keinen Absturz bekommen. Oder? Bei Merlin ich glaube genau das hatte ich gerade. Einen Filmriss. Na super. Und James wurde entführt. Bei Merlin war ich eine super Freundin.

Mich mit einem Arm an der Wand abstützend und mit der anderen meine Schläfe massierend, durchforstete ich unser kleines Wohnzimmer. Die Couch. Auf der Couch lag jemand. James. Logisch. Jemand anderes konnte es ja wohl kaum sein. Wieso lag er auf der Couch? Fand er mein stinkendes ich so abstoßend? Instinktiv roch ich nochmals an mir und musste automatisch die Nase rümpfen. Jap, ich war abstoßend. Scheiße hatte ich einen Kater. Warum hatte ich gestern nochmal anscheinend so viel getrunken? Für diesen blöden Kater jedenfalls nicht.
Müde schleppte ich mich zu James und ließ mich schließlich hinter seine Füße auf die Couch fallen. Ein Wunder das der auf der Couch überhaupt Platz zum schlafen gefunden hatte. Ich wär da wahrscheinlich fünf mal die Nacht runter gerollt. Naja, in meinem Zustand wäre das auch in unserem großen Bett möglich gewesen. Seufzend und noch immer mit den Kopfschmerzen kämpfend legte ich den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Schlafen wäre echt schön. Richtig schön. Nur war es viel zu hell hier.

„Hmmmm, auch wach?", brummte James neben mir und drang wieder in mein Bewusstsein. Seufzend öffnete ich die Augen und begegnete wiedermal dem gleißendem Licht. Bei Merlin, wir bräuchten hier echt mal Vorhänge. So hielt das ja keiner aus.
„Hm. Morgen. Warum liegt's du eigentlich auf der Couch?", murmelte ich und schaute zu James, welcher sich, soweit es hier ging, streckte und sich schließlich auf dem Rücken drehte. Amüsiert blickte er mich an, fast schon fragend. Nur wusste ich gerade echt nicht was er von mir wollte. Jedenfalls würde ich nicht fragen, wenn ich es wüsste.
„Du hast nen Filmriss.", stellte er grinsend fest und fuhr sich müde über die Augen. Ja ach was. Als wüsste ich das nicht. Soweit war ich auch schon. Und ich konnte bezeugen, dass es alles andere als angenehm war.
„Aber sowas von.", bestätigte ich und bescherte James damit eines seiner tiefen, morgendlichen Lachen. Ja der hatte gut reden. Er schien keinen Kater zu haben. Bei Merlin, wieso hatte ich mir das angetan?
„Du hast gestern Abend, nachdem du aufräumen wolltest, das Bett für die Couch gehalten und mich gefragt, warum wir beide dort schlafen sollten, wenn kein Platz wäre. Und dann meintest du, ich solle mich ins Bett legen und du würdest auf der Couch schlafen, weil du das wohl nicht ganz unterscheiden konntest.", erklärte er und schenkte mir einen seiner schelmischen Blicke. Naja das hörte sich ja super an. Da kam ich ja nicht mal selbst umhin zu grinsen. Soweit das ging. Mein Kopf dröhnte nämlich noch immer. Da hatte ich gestern ja viel angestellt. Bei Merlin, es war gut so, dass ich vorher noch nie betrunken gewesen war.
„Sorry. War die Couch wenigstens bequem?", fragte ich ihn mitleidig anblickend. Shit war das gestern in die Hose gegangen. Hauptsache ich hatte mich nicht völlig zum Vollidioten gemacht. Mir reichte das Chaos hier zu Hause schon aus.
„Alles gut. Ich hol dir ne Asperin.", lächelte er und gab mir bevor er aufstand einen Kuss auf die Stirn. Bei Merlin tat das gerade gut. Wobei ich mich gerade fragte, wo wir hier welche hatten. Ich hatte nämlich keine gekauft oder in den Einkaufswagen gepackt. Nur fand ich das Problem gerade zweitrangig. Viel lieber schluckte ich die Aspirin herunter und hoffte, dass die schnell wirken würde.

„Hab ich mich dolle zum Affen gemacht?", fragte ich vorsichtig, James hoffend, fast flehend betrachten, als er sich wieder neben mich plumpsen ließ. Doch konnte ich durchaus ein Grinsen auf seinen Lippen erhaschen. Bei Merlin, zum Glück waren es nur unsere Freunde gewesen. Hauptsache ich hatte gestern nicht den gesamten Abend zerstört. Ich müsste mich eindeutig bei den beiden entschuldigen. Denn von der Wohnung hatte ich jedenfalls nichts mitbekommen.
„Ach naja, es ging. Auf jeden Fall hab ich neue Seiten von dir kennengelernt.", grinste er breit und blickte mich verträumt an. Bei Merlin, ich wollte gar nicht wissen was ich alles gesagt hatte. Das konnte nur noch peinlicher werden. Aber irgendwie konnte ich nicht anders. Ich hasste es mich an nichts zu erinnern. Und dann war da noch meine Neugierde.
„Man jetzt rück schon raus. Ich hab keinen Plan mehr von gestern. Ich frag mich echt wieso ich so übertreiben musste.", murmelte ich und lehnte mich gegen die Schulter James', welcher mir nun durchs Haar strich. Man das konnte nur unangenehm werden. Ich war noch nie betrunken gewesen oder hatte auch nur im Ansatz einen Filmriss.
„Du warst mal frei von irgendwelchen Verpflichtungen. Es ist voll in Ordnung das du mal die Sau raus lassen wolltest. Denk nicht so viel darüber nach. Ich war da und hab dich auf jeden Fall davor beschützt mit Hestia ihre Wohnung neu zu streichen.", meinte James sanft und ließ mich aufschauen. Tatsächlich war mir das auch schon durch den Kopf gegangen. Auch wenn es mir nun miserabel ging, musste ich gestehen, dass ich das Gefühl hatte den gestrigen Abend total entspannt gewesen zu sein. Und ich wusste gar nicht wie sehr ich James für seine Einstellung danken konnte. Eigentlich war man dann doch so langsam raus aus dem ganzen Zeug. Und ich war nie so jemand gewesen, der sich voll laufen ließ.
„Hestia und ich wollten ihre Wohnung streichen?", kam mir verblüfft in den Kopf geschossen, als ich seine Worte realisiert hatte. Also so ganz konnte ich das nicht nachvollziehen. Weshalb sollte denn ich mit Hestia deren Wohnung streichen. Vor allem streichen. Wir waren Zauberer. Das ergab keinen Sinn.
„Ja. Da war der Punkt wo Tatze mal was zu Hest gesagt hat. Ihr habt echt ganz schön tief ins Glas geschaut. Die wird bestimmt auch nen monströsen Kater haben. Naja, jedenfalls hattet ihr, von wo auch immer, Farbe und Pinsel herbekommen und wolltet die Küchenwand verschönern. Das hat Tatze nicht so ganz in den Kram gepasst, wodurch auch ich dich davon überzeugen konnte, die letzte Flasche Wein nicht ganz auszutrinken. Naja, kurz darauf seid ihr dann auch halb eingepennt. Als wir hier ankamen hattest du aber wieder nen Adrenalinschub. Glaub mir, so gern ich dich ausgelassen sehe und so sehr ich das auch respektiere, ich kämpfe abends nicht besonders gern mit meiner Freundin über einen Stuhl im Flur. Und ganz besonders nicht, wenn du dich kurz darauf dagegen wehrst dich umzuziehen bevor du ins Bett gehst. Es war schon ein Akt dich dann noch abzuschminken. Glaub mir, wenn du wieder so viel trinkst, dann machen wir das gemeinsam.", lachte er unter mir amüsiert, ließ mich vor Peinlichkeit jedoch nur mein rotes Gesicht an seiner Schulter verstecken. Bei Merlin war mir das unangenehm. Es war zwar James, mein Freund, doch so ganz geheuer war mir das nicht. Zumal ich bisher nie getrunken hatte und nun mit dieser Phase anzufangen schien, sobald wir zusammengezogen waren. Und ich hatte mich wie ein Kleinkind verhalten. Um einen Stuhl kämpfen. Bei Merlin, dümmer ging's nicht.
Wobei der Fakt, dass er dafür gesorgt hatte, dass ich mich umzog und er mich abgeschminkt hatte mich wirklich zum wiederholten verlieben in diesen Jungen brachten. Ich mein, wie süß war das denn bitte?

„Danke James. Du hast gar keine Ahnung wie peinlich mir das ist. Jetzt fang ich, nachdem wir zusammengezogen sind, damit an mein Leben zu leben und mich zu besaufen. Und ich weiß nicht mal wirklich weshalb. Die Nachwirkungen sind es auf alle Fälle nicht wert, es nochmal zu riskieren.", meinte ich lächelnd und kuschelte mich nur noch mehr an James Brust. Ich hatte echt Glück mit diesem Jungen. Er gab auf mich acht, kümmerte sich um mich und ließ mich gewähren, wenn es sein musste. So viel Glück konnte man im Leben doch gar nicht haben.
„Alles gut. Du hast zwar ungewöhnlich viel scheiße gelabert gestern Abend, aber es war durchaus amüsant. So gefällst du mir jedoch um Längen besser. Die Stühle in unserer Wohnung sollten nämlich auch noch eine Weile halten.", grinste James mich an und schenkte mir mal wieder einen Kuss auf die Stirn. Es schien fast so, als würde er damit die Schmerzen lindern. Sie mir entziehen und mir stattdessen Liebe schenken. Und damit machte er alles erdenkliche richtig.
„Weißt du eigentlich das ich dich liebe James Potter?", kam es mir über die Lippen. Es waren Gedanken die ich ausgesprochen hatte. Ich war schon fast selbst von mir überrascht gewesen. Doch stimmten sie mit jeder Silbe. Und egal wie oft ich es sagte, es kam mir so vor, als wäre es noch immer zu wenig.
„Glaub mir, das ist mir bewusst.", antwortete er von oben herab mit seinem üblich aufgesetzten Rumtreiber-Lächeln, wobei er sein wahres, vor Freude strahlendes nicht ganz verbergen konnte. Und doch zauberte mir diese freche Antwort mal wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht. Doch verblasste das, sobald sich seine Lippen meinen näherten. Denn so gern ich ihn jetzt auch geküsst hätte, ich hatte noch immer, auch nach dem Zähne putzen, den Geschmack von Erbrochenem in meinem Mund. Und ich bezweifelte das er darauf so sehr Abfuhr.
„Ne, jetzt nicht. Ich habe vor fünfzehn Minuten meinen Mageninhalt der Toilette geschenkt. Verschieben wir das dann doch auf wann anders ja?", bemerkte ich und drückte seine weichen Lippen mit meinem kleinen Zeigefinger von mir weg. Und auch wenn ich davon ausgegangen war, dass er jetzt beleidigt sein würde, brach er stattdessen in schallendes Gelächter aus. Naja danke auch. Ich würde das nächste mal auch lachen wenn er kotzen musste. Vielleicht hätte ich ihn doch küssen sollen.

„Und ich war nicht da um dir Gentleman-like die Haare hoch zu halten.", entgegnete er amüsiert, fing sich jedoch nur einen bösen Blick ein. Ja klar, das nächste Mal rannte ich zu ihm und bedeutete ihm mit mir ins Bad zu kommen. Nur würde der das nicht verstehen, soadass ich vor seinen Füßen kotzen würde. Eine sehr angenehme Vorstellung. Wirklich. Sehr vorteilhaft.
„Ich kann das auch allein. Ich brauche keinen Prinzen in glitzernder Rüstung. Selbst ist die Frau nicht wahr?", erwiderte ich mit hochgezogener Augenbraue und wachem Blick auf meinen Freund. Egal was ich hier sagte, James war durchaus ein Prinz in silberner Rüstung. Doch war auch ich eine gestandene Prinzessin die das selbst schaffte. Um im Bereich der Märchen zu bleiben natürlich.
„Jaja ich weiß. Trotzdem hätte ich dir geholfen.", murmelte er gegen mein Haar und gab mir einen Kuss darauf. Genießend sog ich seinen Duft nochmals ein, genoss die Nähe zu ihm. Bei Merlin, nie wieder so viel Alkohol. Die gemeinsame Zeit mit James war so viel besser als alles andere. Wozu Alkohol, wenn diese Droge mir gehörte?

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