61. Dann trennen wir uns hier und jetzt!

Lily

„So, und was brauchen wir?", lächelte James, während er sich in dem Muggel-Einkaufsladen umblickte. Er befand sich direkt neben unserer Wohnung und bot alles, was wir brauchten. Da sah ich den Sinn nicht in irgendeinen Zaubererladen zu apperieren, wenn's dort das gleiche wie hier gab. Und James schien es recht. Insgeheim glaubte ich ja, dass ihn das faszinierte. Wobei ich nicht wusste weshalb es das sollte. Er interessierte sich im allgemeinen für die Muggel-Welt und hinterfragte so vieles. Wie ich aufgewachsen war, was war was und weshalb es so oder so funktionierte.
„Also ich dache, dass wir mal Lasagne machen. Mein Dad hat da so ein geniales Rezept. Ich liebe die echt.", meinte ich und lief zielstrebig auf eines der Regale mit Tomaten zu. Wir hatten es immer zusammen gemacht. Das beste daran war, dass wir die Soße immer komplett allein gemacht hatten. Ich konnte die Zutaten schon auswendig. Es wurde echt mal wieder Zeit für die Lasagne. Schon bei dem Gedanken daran lief mir das Wasser im Mund zusammen.
„Ok, hört sich lecker an. Soll ich Käse holen?", schlug James einverstanden vor und erntete von mir jedoch nur ein einfaches Nicken. Ich war viel zu vertieft in das aussuchen der richtigen Tomaten, als das ich Zeit für das wahrnehmen James Hilfsbereitschaft und Interesse hätte. Er würde das schon machen. Es war egal welcher Käse drauf war. Er sollte den nehmen, den er am liebsten hatte.

Mich endlich für eine Tomatensorte entschieden, legte ich sie in den Einkaufswagen und erblickte James, welcher gerade freudestrahlend zurück kam und eine Käsetüte hinein packte. Eine Tüte? Wie viel war denn da drinnen? 80 Gramm? Also war der noch ganz dicht oder wollte der mich provozieren?
„Was denn? Ist der falsch?", hinterfragte mein Freund verwundert und blickte nun selbst auf die Käsetüte. Also ich dachte, er wäre hier der verfressnere von uns beiden. Da wusste man ja wohl, dass eine Tüte Käse nicht reichen würde. Entweder ich war doof, oder er hatte noch nie Lasagne gemacht.
„Wenn du Lasagne machen willst und zwar mit nur 80 Gramm Käse, dann trennen wir uns hier und jetzt!", erklärte ich. Denn das wäre ja wohl das schlimmste überhaupt. Es gab ja wohl nichts besseres als etwas mit Käse überbacken. Und dann kam hier mein Freund mit 80 Gramm Käse um die Ecke. Sicher das der mich richtig kannte?
James Augen wurden überrascht, schon fast ängstlich groß, ehe er nach Luft schnappte. Also an sich war das ja ein recht amüsanter Anblick. Wenn er mir nicht gerade nur 80 Gramm Käse andrehen wollte. Denn da hörte bei mir der Spaß auf.
„Wie viel Käse soll ich holen? Drei, vier, fünf Packen?", kam es aus ihm heraus, mich ängstlich anblickend und mit einem Ausdruck der Hoffnung in den Augen. Anscheinend waren meine Worte wohl doch etwas härter rüber gekommen als gedacht. Ich mein, vielleicht hatte ich ein wenig überreagiert...Nein ganz sicher nicht.
„Auf alle Fälle mehr als 80 Gramm.", erwiderte ich, weil ich ehrlich zugegeben, auch nicht ganz wusste, wie viel genau wir da immer drauf taten. Nur eben keine 80 Gramm.
„Alles klar Schatz. Bin gleich wieder da.", erklärte er nickend und machte sich zügig auf den Weg zum Käse. Anscheinend wollte er das schnell in Ordnung bringen. War auch besser so. Kaum zu glauben, 80 Gramm Käse für eine Lasagne. Der kam auf Ideen.

Nachdem wir dann mit unseren fertigen Einkäufen wieder in unserer Wohnung ankamen und James seinen Fehler mit sage und schreibe sechs Tüten Käse wett gemacht hatte, waren wir gerade dabei alles einzuräumen. Mich wunderte es noch immer, wie diese Spiegeleier und das Bratfett in unsere Küche gekommen waren. Aber gut. Immerhin waren wir nicht verhungert. Doch Appetit hatte ich nun schon auf Lasagne. Nicht umsonst hatte ich solch einen Stress mit James.
„Wollen wir dann gleich anfangen?", fragte ich in den Raum hinein, als ich gerade die Paprika im Kühlschrank verstaute und James dabei war das Obst in eine Schale zu räumen. Es war schon irgendwie ungewohnt. Bisher waren wir nie gemeinsam einkaufen oder hatten etwas in unsere Küche geräumt. Es waren neue Dinge, die mich persönlich tatsächlich etwas nervös machten, nicht nur, weil ich einfach nicht wusste, wie James das von seinen Eltern kannte, und tatsächlich doch etwas Aufregung und Freude in mich aufsteigen ließen.
„Klar. Wenn du mir dieses Mal genau sagst was ich machen soll. Nicht das ich am Ende doch allein in unserer neuen Wohnung stehe, weil mich meine Freundin für Käse verlassen hat.", erwiderte er grinsend und ließ mich lachend zu ihm schauen. Ja, die Vorstellung war gar nicht so unamüsant. Wobei es einfach unrealistisch war. Naja...Ich mein, trennen würd ich mich deswegen garantiert nicht, aber es würde schon eine Diskussion auslösen, wenn nicht sogar einen Streit.
„Aber wer kommt denn auch bitte auf die Idee nur 80 Gramm Käse auf eine Lasagne zu machen?", entgegnete ich noch immer verständnislos und lehnte mich an den geschlossenen Kühlschrank. Forschend schaute ich James an, welcher mir jedoch nur ein Schulter Zucken schenkte.
„Woher soll ich das wissen? Zu Hause haben wir nie Lasagne gemacht.", meinte er und stellte die Obstschale auf den kleinen Esstisch unserer Wohnung. Ungläubig riss ich nun die Augen auf. Wie bitte?! Er hatte noch nie Lasagne gemacht? Bei Merlin, wenn ich nicht wüsste, dass er auf Hogwarts welche gegessen hatte, würde ich mich fragen wie er es ohne ausgehalten hatte.
„Echt? Dann müssen wir das schleunigst ändern.", meinte ich und griff nach zwei Messern, ehe ich sie gemeinsam mit Brettchen auf den Tisch stellte. Lächelnd bemerkte ich, wie James mich wieder mal anstarrte. Davon jedoch unbeirrt griff ich nach den nötigen Zutaten. Ich genoss seinen Blick auf mir wahrscheinlich zu sehr. Doch löste es ein Gefühl in mir aus, welches ich nicht beschreiben konnte. Er gab mir damit das Gefühl perfekt zu sein. Und das obwohl ich mich so nicht sah. Ich war alles andere als perfekt.

Auffordernd schaute ich wieder zu James, um ihm anzudeuten, dass er sich neben mich setzen sollte. Der leicht verträumte Blick verschwand, wodurch er sich nun breit grinsend zu dem zweiten Brettchen mit dem  Messer setzte.
„Also, zuerst müssen wir die Tomaten schneiden. Am besten in kleine Würfel. Die machst du dann in die Schüssel hier. Aber nur die Hälfte. Die andere Hälfte brauchen wir noch für die Soße, die brauchen wir nur vierteln.", begann ich meinem interessiert scheinenden Freund zu erklären. So wie die letzten Male die wir gemeinsam gekocht hatten, wurde es auch dieses Mal sehr lustig. James brachte immer irgendwelche Kommentare und stellte Blödsinn mit dem Essen an, welches er eigentlich zubereiten sollte. Schlussendlich wurde die Lasagne dann doch fertig, was mich fröhlich an den Tisch setzen und mein Essen verspeisen ließ. Der erste Tag in unserem neuen zu Hause war jedenfalls perfekt verlaufen. Und irgendwie war ich mir sicher, dass es auch so weiter gehen würde.

„Wann kommen deine Eltern vorbei?", fragte James, welcher gerade am abräumen war und mich glücklicherweise in Ruhe mit meinem voll gefüllten Bauch ließ. Wobei die Frage auch wieder Unruhe in mir auslöste. Ja, meine Eltern wollten heute noch vorbei kommen. Sie wollten mein neues zu Hause sofort sehen, weshalb sie sich noch heute, nach ihrer Arbeit, bei uns angekündigt hatten.
„Ich glaube gegen vier. Haben also noch genug Zeit um in der Küche Ordnung zu schaffen.", antwortete ich seufzend und erhob mich dann leider Gottes doch, um mir den Lappen zu holen und abzuwischen. Nachdem auch James die Teller weggeräumt hatte, verstaute er die Reste der Lasagne im Kühlschrank und säuberte die Brettchen noch.
„Alles klar. Den Rest können wir ja dann heute Abend noch essen oder?", hinterfragte James und wartete auf meine Meinung. Naja, schlecht war die Idee nicht. Aber wenn man mal mit einbezog, dass ich jetzt schon nicht richtig gehen konnte, so voll war ich, und ich meine Eltern nur zu gut kannte, würde das wohl erst morgen was werden.
„Ne, so wie ich meine Eltern kenne laden die uns zum Abendessen ein. Glückwunsch und so zum Einzug. War bei Tuni auch so. Aber morgen Mittag können wir's vor dem Besuch bei Hest und Sirius essen.", meinte ich und wusch gerade den Lappen aus, ehe ich ihn über die Spüle hing. Tatsächlich waren wir die nächsten Tage echt ausgeplant. Glücklicherweise haben wir von Dumbledore morgen noch frei bekommen, wegen des Umzugs. Doch übermorgen würde unser erste Auftrag auf uns warten. Und irgendwie war ich total gespannt darauf. Davor wäre ein Ordenstreffen und danach würden wir unsere Aufgaben bekommen. Allein der Gedanke weckte schon Aufregung in mir.
„Bei Merlin, da hat man gleich das Gefühl ihnen etwas zu schulden.", murmelte James eher zu sich selbst. Oh ja, solch einen Gedanken hatte ich auch schon. Wobei ich sowas ja auch kenne. Meine Eltern hatten schon öfter Freunde oder Familie ins Restaurant eingeladen. Und trotzdem war es mir mega unangenehm. Und das obwohl ich es von klein auf kannte, dass sie es mir bezahlen. Nur ändere es schon irgendwie etwas, dass wir nun allein wohnten.
„Oh ja, du sagst es.", erwiderte ich seufzend und überbrückte die wenigen Schritte zu James. Genießend legte ich meine Arme um ihn und verwickelte ihn in eine innige Umarmung. Ich liebte es in seiner Nähe zu sein. Und der Gedanke, dass ich ihn von nun an stets und ständig umarmen konnte, wenn ich wollte, ließ mich unglaublich breit grinsen. Die paar Wochen die wir getrennte gelebt hatten, hatte mir vor Augen geführt wie sehr ich es schätzen sollte, mit ihm zusammen zu wohnen.
„Naja gut, dann geh ich mal eben duschen. Heute Morgen durfte ich ja nicht.", stichelte er spaßig und ließ mich zu ihm aufschauen. Grinsend schaute er auf mich hinab und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Das war alles so surreal. James und ich waren ein Paar, nachdem wir uns sechs Jahre lang angefeindet hatten und nun lebten wir sogar zusammen. Er machte mich fröhlich mit seiner Art und erfüllte mich mit Glück, wenn er um mir herum war. Hätte mir das einer vor einem Jahr, in den Sommerferien zwischen meinem sechsten und siebten Schuljahr gesagt, hätte ich denjenigen in eine Psychiatrie eingewiesen. Doch nun konnte ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Tatsächlich hatte ich mich sogar schon des Öfteren gefragt, wie ich ihn all die Jahre hatte hassen können.
„Ist gut. Dann such ich uns was passendes zum anziehen raus.", murmelte ich zu ihm hinauf und begegnete dem einverstandenen Nicken meines Freundes. Er war das beste was mir je hätte passieren können. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen wie es geworden wäre, wenn er irgendwann die Hoffnungen aufgegeben hätte. Denn dann stünden wir nicht hier und würde allein wohnen. Beide irgendwie unglücklich und nicht erfüllt. Doch glücklicherweise war dies nicht der Fall. Und würde auch niemals der Fall sein.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top