56. Ich bin 18
Lily
„Mum? Wann müssen wir los?", rief ich während des hinuntergehens in den Flur, wo meine Mutter mich nun anblickte. James war noch in der Dusche, doch würde er nicht allzu lang brauchen. Er würde ja sowieso mit meinem Dad zur Hochzeit fahren. Würde ich auch gern. Nur hatte mich meine Mutter dazu verdonnert eher mit ihr zur Location zu fahren, um bei den letzten Vorbereitungen zu helfen, welche in meinen Augen schon längst geschafft waren. Aber gut. Ich diskutierte nicht gern mit Mum, wenn sie so schon schlechte Laune hatte und mehr als gestresst war. Denn dann war ich der Sündenbock.
„In zehn Minuten.", entgegnete sie mir, während ich hektisch zu ihr lief. Zehn Minuten waren jetzt nicht gerade viel um mich noch umzuziehen und aus meinen Haaren etwas annehmbareres zu machen. Zum Glück hatte ich es geschafft mich eben zu schminken. Sonst hätte ich darauf verzichten müssen.
„Aber Lily. Was ist denn das hier?", hielt mich meine Mutter am Arm fest, als ich schon in die Wohnstube laufen wollte, um mein Kleid zu holen. Ja, es hing in der Wohnstube. Denn meine Mutter hatte meiner Ordnung nicht getraut und hatte Angst, ich würde es verschwinden lassen oder sowas. Bei Merlin, übertreiben konnte sie sehr gut. Doch war das gerade eher weniger mein Problem. Denn Mum zog mein leichtes Shirt etwas beiseite und legte genau das frei, was ich eigentlich gehofft hatte vor ihr zu verstecken. Es war ja so schon nervig, dass James das nicht lassen konnte. Jedenfalls nicht gestern Abend. Aber das er es auch noch so unglaublich offensichtlich machen musste wurde mir jetzt zum Verhängnis. Denn eigentlich benötigte ich die Zeit unter anderem auch, um zu schauen, ob ich es überdecken musste.
„Shit.", entfuhr es mir leicht, während ich in meinem Kopf versuchte irgendeine Erklärung zu finden. Bei Merlin, wieso konnte James das denn auch nicht lassen? Das gab voll das falsche Bild von uns ab. Immerhin hatte er gerade das erste mal bei mir übernachtet. Wobei das eher weniger mein Problem war. Schließlich hatten wir ein gesamtes Jahr zusammen gewohnt und würden bald zusammen ziehen. Das Problem lag eher bei dem Punkt, dass meine Mutter jetzt sonst was dachte.
„Mum, hör zu. Das ist ein Knutschfleck. Und ja, ich bin 18. Keine Ahnung ab wann man da raus ist, aber nur weil Petunia sowas nie hatte, heißt das nicht, dass es sowas nicht gibt. Und jetzt hör bitte auf dir sonst was auszudenken. Wir haben nicht miteinander geschlafen, Okay? Ich habe James so schon zur Schnecke gemacht, dass er das machen oder überhaupt so sichtbar machen musste. Könnte ich dann jetzt vielleicht mein Kleid holen um zu schauen, ob ich das überdecken muss?", versuchte ich ihr zu erklären, während ich hoffte, dass das Make-up meine Röte überdeckte. Ich hatte im letzten halben Jahr viele Erfahrungen gemacht, die meine Mutter nicht von mir kannte. Für sie musste das sehr komisch sein und bei ihr kam es wahrscheinlich so rüber, als würde es zu schnell gehen, weil sie meine Person mit einem Freund gerade mal ein paar Wochen kannte. Nur hatte ich gerade wenig Zeit für solche Erklärungen und wollte die ganz bestimmt auch nicht führen. Das konnte sie von mir aus mit Petunia machen. Die würde das nicht kümmern.
„Es ist doch alles gut Lily-Schatz. Ich war nur überrascht. Petunia war nie jemand, die sowas zugelassen hätte. Aber auch ich war mal Jung, mein Schatz. Auch wenn es ungewohnt ist dich so abgeklärt zu sehen, wenn du vor einem halben Jahr nicht mal wirklich erwähnt hast, dass du Interesse an einem bestimmten Jungen zeigst. Und nun beeil dich. Ich möchte pünktlich hier los.", blickte sie mütterlich lächelnd auf mich herab und ließ mich lediglich Nicken. Super, dann könnte ich dieser unangenehmen Situation ja endlich entfliehen. Bei Merlin, peinlicher ging's nicht? Wenn sie's so normal fände, hätte sie nichts gesagt.
Zügig ging ich in die Wohnstube und griff heftig ausatmend nach meinem Kleid. Vielleicht war es doch ganz gut gewesen, dass ich auf einem Internat war. So konnte ich mir die schrecklich unangenehmen Gespräche zu Beginn meiner Beziehung mit James ersparen. Es reichte schon, dass meine Mutter solch ein Tara gemacht hatte, als ich gefragt hatte, ob James hier übernachten könnte. Sie wollte mir anfangs ernsthaft das Gästezimmer anbieten. Ich wäre fast vom Glauben abgekommen. Aber gut, was tat man nicht alles für die Person die man liebte? Da gab man auch gewisse Opfer.
„James bist du endlich fertig? Ich will noch kurz tschüss sagen. Ich muss ja eher los.", klopfte ich gegen die Badezimmertüre, als ich hörte, dass das Wasser nicht mehr lief. Tatsächlich hatte ich es geschafft und war rechtzeitig mit allem fertig geworden. Und das obwohl ich den Knutschfleck überdecken musste. Innerlich regte ich mich schon wieder über James auf. Ich hatte ihm schon mal gesagt, dass wenn er das nicht lassen konnte, es wenigstens nicht so offensichtlich platzieren sollte.
„Ja komm doch rein. Siehst mich ja nicht zum ersten mal so.", kam es gedämpft durch die Tür. Doch konnte ich schon sein glucksen hören und mir sein schiefes Grinsen vorstellen. Augenverdrehend und seufzend öffnete ich die Tür. Manchmal fragte ich mich echt weshalb ich dieses Kind liebte. Doch kurz nachdem ich ihn anschaute wusste ich weshalb. Bei Merlin, mal ganz abgesehen davon, dass er einen klasse Charakter hatte, konnte ich nicht leugnen, dass sein Körperbau weniger schön war. Man konnte doch wohl für den Körper seines Freundes schwärmen oder?
Sogleich schloss ich die Tür hinter mir und ging lächelnd auf den, glücklicherweise, in Boxershorts tragenden Jungen zu, welcher mich schon breit anlächelte.
„Du kannst es aber auch echt nicht lassen oder? Was sollen denn meine Eltern denken, wenn die das gehört hätten, Potter?", zog ich meine Augenbraue hoch und blickte meinen Freund anklagend an. Nur weil er mal gerade das Vertrauen meiner Eltern hatte, hieß das noch lange nicht, dass die sowas gern hörten. Es waren immerhin noch meine Eltern.
„Ach komm schon. Niemand außer dir hat mich gehört. Zumal du mich doch wohl nicht vollmaulen wolltest oder?", erwiderte er schon fast ebenso anklagend, ehe sich sein strenger Blick, in einen lächelnden verwandelte. Jap, er wusste eindeutig, welch einen Einfluss er auf mich hatte. Besonders, wenn er nur in Boxershorts vor mir stand.
„Ist ja gut. Ich muss gleich los. Mum wartet schon. Du kommst klar mit Dad?", fragte ich versöhnlicher und machte einen Schritt auf meinen Freund zu. Lächelnd nickte er mir als Antwort zu, ehe er es wohl für nötig hielt mir einen Kuss zu geben. Und das wenn ich eigentlich unter Zeitdruck stand. Nicht vorteilhaft Potter. Wirklich nicht. Doch noch unvorteilhafter waren seine Finger, welche sich von meiner Wange lösten und zu meine, ersten Debakel am heutigen Morgen führten. Es hatte echt eine gefühlte Ewigkeit gedauert den zu überdecken. Das würde er jetzt nicht zu Nichte machen.
„Oh vergiss es. Mum war vorhin schon wieder so blöd drauf und hat den gesehen, weil du den unbedingt so offensichtlich machen musstest. Und wehe du lässt mein Kunstwerk den überdeckt zu haben verschwinden mein lieber.", löste ich mich aus dem Kuss und schob seine Hand beiseite. Ich war so schon stolz auf mich, dass der nicht mal zu erahnen war. Und das war auch gut so. Meine Oma war nie ein Fan von mir. Und schon gar nicht davon. Die liebte Petunia. Doch bei mir suchte die jeden Grund um etwas anzukreiden.
„Aber du hast mein Kunstwerk überdeckt. Wo soll ich den denn sonst hin machen? Auf dein Bein oder was? Nicht mal deine Brust war ja erlaubt gewesen. Dabei ist die vom Kleid überdeckt.", erwiderte James mit Schalk in den Augen, erntete jedoch nur einen bösen Blick. Mir hätte gar kein Knutschfleck weniger Sorgen und mehr Zeit bereitet. Unter anderem weil diese Diskussion weggefallen wäre.
„Vielleicht gar nicht gestern? Aber ich muss jetzt los. Lieb dich.", meinte ich und gab ihm einen letzten Kuss auf die Lippen, da die Wange mit dem Lippenstift wohl nicht so super gewesen wäre. Ich wollte mich schon abwenden, und aus dem Bad gehen, als James mich jedoch nochmals aufhielt.
„Lieb dich auch, mein Engel. Siehst übrigens mehr als wunderschön aus.", grinste er mich an, ehe auch ich breit lächelnd verschwand. Er wusste echt wie man es schaffte eine Frau versöhnlicher und fröhlicher zu machen. Und zum Glück war ich diese Frau, die es genießen durfte.
***
Es tut mir so leid, aber dadurch das ich 10. Klasse bin und im wunderschönen Brandenburg lebe, musste ich wieder in die Schule und hatte über Weihnachten und Silvester auch nicht so viel Zeit zum Schreiben 🙈
Also, ich hoffe ihr habt das neue Jahr gut gestartet und seht es als nicht so schlimm an, dass jetzt erst wieder etwas kam. In der Hoffnung bald mehr Zeit zu finden und nicht von arbeiten und Hausaufgaben überdeckt zu werden, meld ich mich vielleicht schon am Sonntag wieder 🙈
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