55. Die Hand Ihrer Tochter

James

Nochmals atmete ich tief durch, sammelte mich und hoffte inständig, dass die folgenden Worte mein gutes Verhältnis zu Samuel nicht zerstören würden. Denn mein Anliegen war mir unglaublich wichtig. Vor allem wenn man beachtete welch eine große Rolle Samuels Worte für mich spielten.
„Ich möchte um die Hand Ihrer Tochter Lily Evans anhalten.", sprach ich beherrscht und schaffte es sogar ihm stur in die Augen zu schauen. Schwer schluckte ich, knetete meine Finger und hoffte, dass sich meine Aufregung nicht gleich in Enttäuschung wandeln würde. Nur wusste ich nicht wirklich, wie ich den überraschten Ausdruck in den Augen des Vaters meiner Freundin deuten sollte. Nicht im geringsten.
„Und du bittest um meinen Segen?", schlussfolgerte Samuel mit ungewöhnlich undeutbarer Miene. Noch immer mit pochendem Herzen und das Gefühl habend, es würde gleich hinaus hüpfen, nickte ich verunsichert. Ich hatte keine Ahnung, aber Lily's Vater flößte mir manchmal echt Angst ein. So wie in diesem Moment.
„Hören Sie, ich weiß wir sind jung. Ich mein, das muss sich unglaublich absurd anhören. Nur, nur müssen Sie wissen, dass die Zaubererwelt momentan nicht ganz so ist, wie Lily es Ihnen sagt. Ich möchte mich in diesem Bezug nicht einmischen. Ich denke sie möchte nur das Beste. Nur möchte ich, dass Sie wissen, dass ich mir mit meinem Anliegen zu hundert Prozent sicher bin. Ich liebe Ihre Tochter mehr als alles andere. Und ich möchte mit ihr mein Leben verbringen. Und ich bin realistisch. Ich möchte Lily alles mögliche bieten. Und besonders möchte ich Lily zeigen, dass ich es mehr als ernst meine. Ich weiß, dass sich das bestimmt total irrsinnig anhören muss. Unter normalen Umständen weiß ich nicht, ob ich so früh gehandelt hätte. Nur...", redete ich mir von der Seele und versuchte Samuel möglichst sachte beizubringen, dass ich meine Gründe hatte. Dass ich Lily liebte und sie beschützen wollte mit allem was ich hatte. Nur konnte ich gar nicht genug sagen. Ich hatte das Gefühl nichts genau erklären zu können. Ihm nicht beibringen zu können, wie viel Lily mir bedeutete.
„James, ich weiß das Krieg herrscht. Ich mag zwar nur eine dieser Quidditch-Zeitungen kaufen, doch merkt man sowas. Lily mag es ihrer Mutter und mir aus verschiedensten Gründen nicht sagen wollen. Doch jedes Mal wenn ich sie sehe, ist sie fröhlich. Und das besonders seitdem sie dich richtig kennt. Natürlich muss ich zugeben, dass ich anfangs recht überfordert war. Ihr seid jung, das stimmt durchaus. Doch du brauchst mir deine Beweggründe nicht genau schildern. Solang du mir versprichst, dass du sie auf Händen trägst, sie beschützt so lang du kannst und wirklich liebst, stehe ich dir nicht im Wege. Nicht weil ich weiß, dass Lily mich bei einer Ablehnung köpfen würde, sondern weil ich sagen muss, dass du ein sehr anständiger junger Mann bist. Und weil ich denke, dass du nichts ohne Grund tust.", unterbrach mich Lily's Vater und schaute mich ernst an. Jedes Wort sog ich auf, nahm ich auf, verinnerlichte ich. Mir war nicht bewusst, dass er wusste das Krieg herrschte. Doch überraschte mich trotz dessen seine Ehrlichkeit. Nicht, dass er mich anlügen würde, sondern das er es mir ehrlich ins Gesicht sagte, was er erwartete. Das er mir zeigte, dass er mich mochte und das er mir seine Tochter anvertraute. Und das war mir so viel wert.
„Natürlich Mister Evans. Ich verspreche es. Lily hat nichts anderes verdient.", nickte ich, versuchte ihm zu hundert Prozent zu versichern, dass Lily sogar noch mehr verdiente. Man sollte mich naiv nennen, doch für mich war Lily meine größte Priorität. Wenn nicht sogar meine einzige.
„Dann hast du meinen Segen.", erwiderte Samuel und hatte ein mildes, vertrauenswürdiges Lächeln auf den Lippen. Sogleich musste ich erfreut grinsen. Nun schlug mein Herz nun nicht mehr vor Aufregung, sondern vor Freude und Glück. Mir bedeutet es ungemein viel. Er kannte mich noch nicht lang, Lily und ich waren noch nicht lang ein Paar, und trotzdem vertraute er mir seine Tochter an.
„Vielen Dank Mister Evans.", nickte ich ihm fröhlich zu und atmete tief durch. Das wäre geschafft. Seine Zustimmung hatte ich. Jetzt würde nur noch Lily fehlen. Doch das wäre erst einmal etwas, was später kommen würde.

„So, und nun lass uns Skat spielen. Ich brings dir bei. Dann kannst du bei Lily punkten, wenn ihr eingezogen seid.", schien Samuel wie ausgewechselt und erhob sich, um die Skatkarten zu holen. Nochmals atmete ich tief durch, dann nickte ich ihm zu. Um ehrlich zu sein wollte ich schon immer wissen, was Lily für Spiele bei sich zu Haus gespielt hatte. Ich kannte die Muggel-Spiele schließlich nicht.
„Sehr gern. Muss ich was zum Schreiben holen?", fragte ich und bekam sogleich eine Antwort. Glücklicherweise folgte auf dieses Gespräch keine unangenehme Situation. Das war nämlich das, was ich befürchtet hatte. Und so kam es, dass ich tatsächlich ein Muggel-Spiel von Lily's Vater beigebracht bekam, nachdem ich ihn gefragt hatte Lily eine Antrag machen zu dürfen. Hörte sich selbst in meinen Ohren noch seltsam an. Doch war alles wie zuvor. Nichts hatte sich zwischen uns geändert. Und das war mehr als positiv. So wie es mir meine Mum und Tatze voraus gesagt hatten.

„Hey, da seid ihr ja wieder. Und wie war's?", begrüßte Samuel seine Frau und Tochter, als wir gerade fertig waren, das Abendessen zu kochen. Lächelnd betrachtete ich aus einiger Entfernung das Geschehen. So wollte ich später auch einmal meine Familie begrüßen. Die eigene Frau zur Begrüßung kurz küssen und die Tochter herzlich umarmen und einen kleinen Kuss auf den Scheitel geben. Ich wollte jemand sein, der für die Familie da war und sie beschützte. Sie nach Hause kommen ließ.
„Wie wohl? Zum Glück konnte ich Tuni überreden nur mit ihren Freundinnen essen zu gehen. Und schau mal, meine Nägel sind bemalt. Als würde Pink zu meinen Haaren passen!", meckerte Lily und löste sich stöhnend aus der lachenden Umarmung seines Vaters. Grinsend blickte ich zu Lily, welche genervt die Augen verdrehte, ehe sie auf mich zu kam. Samuel war schon längst in ein Gespräch mit Anna vertieft und ließ Lily mich umarmen.

„Ach komm, so schlimm war's gar nicht. Und den Nagellack bekommt man doch auch wieder ab. Iss erstmal was. Samuel und ich haben gekocht.", meinte ich schon fast stolz und gab ihr einen kurzen Kuss, was sie sogar Lächeln ließ. Grinsend schaute ich auf sie herab und begegnete einem fröhlicheren Ausdruck in ihren Augen, als noch zuvor.
„Lass mich raten, Schnitzel?", grinste sie schief. Nun war ich es der die Augen verdrehte und nickte. Erwischt würd ich meinen. Aber das war sogar geplant gewesen. Zumal ich hier für sie gekocht hatte. Das erste mal überhaupt.
„Ach, hab ich nicht mal was dagegen. Dort gab es nur solche Weintrauben und sonst was. Kein Wunder das die alle so rappeldürre sind. Die essen wahrscheinlich nie was richtiges.", erwiderte Lily und begab sich schon auf den Weg zu den bedeckten Schüsseln auf dem Tisch. Grinsend ließ sie sich auf den Stuhl fallen, ehe auch ich mich dazu begab. Auch Samuel und Anna saßen schnell bei uns und so kam es, dass wir alle das Essen genossen und über den Tag sprachen. Ich musste echt sagen, dass ich nicht mehr Glück hätte haben können. Ich hatte Lily, wir liebten uns. Und ihre Eltern mochten mich. Ihr Vater hatte mir seinen Segen zu einer Hochzeit erteilt und wir saßen hier wie eine Gruppe, die sich Ewigkeiten kannte. Ich fühlte mich hier wohl, wie zu Hause. Und ich hoffte, dass es immer so bleiben würde.

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