42. Sie hat es nicht verdient

James

Lachend und freudestrahlend lief ich mit Lily an der Hand von der überfüllten Tanzfläche. Direkt in Richtung der Getränke. Ich musste schon sagen, bisher war es ein brillanter Abend. Ein wunderschöner. Noch immer amüsiert lachend ließ sich Lily von mir hinter mich herziehen, ehe wir bei der großen Auswahl der Getränke ankamen. Sogleich ergriff ich einen Elfenwein und zwei Gläser, Lily's Hand nun leider los lassend. Doch damit schien sie kein größeres Problem zu haben. Denn stattdessen umschlang sie fröhlich meinen Oberarm. Grinsend goss ich unsere zwei Gläser voll. Ja, heute würde auch ich mal einen Wein trinken. Selten, aber es kam vor. Zu den richtigen Anlässen. Und solch einer war heute. Denn weder Lily, noch ich konnten uns über den heutigen Tag beklagen. Alles lief nach Plan. Und dazu noch unsere grandiosen Abschlüsse. Wobei ich noch immer viel zu stolz auf Lily war. Ich wusste wie hart sie dafür gearbeitet hatte und wie viel Energie sie dafür geopfert hatte.
„Bitteschön die Dame.", grinste ich meine rothaarige Freundin an, welche sich lachend bei mir bedankte und das Glas Wein entgegen nahm. Sie so glücklich zu sehen erfüllte mich voller Freude. Keine Ahnung, aber es schien so, als hätten wir eine Ewigkeit nicht mehr solch eine gute Laune gehabt. Nichts und niemand schien uns unsere Stimmung vermiesen zu können. Lächelnd zog mich das Mädchen mit den vor Freude funkelnden Augen wieder weg von den Getränken, in die Richtung eines Stehtisches. Schnell setzte ich große Schritte, ehe ich wieder derjenige war, der sie hinter sich herzog. Und schon wieder mussten wir wie bescheuert lachen. Von außen musste das echt krank aussehen, aber wir kamen einfach nicht mehr aus dem Lachen raus. Es ging nicht.

„Daraus hat er dich also schon gemacht?", riss uns wieder diese schneidende Stimme aus der guten Laune. Snape. Wie so oft. Konnte er uns nicht einmal in Ruhe lassen?! Lily in Ruhe lassen? War es zu viel verlangt sie glücklich und sorglos zu sehen? Musste er ihr immer wieder aufs neue wehtuen? So wie gerade durch diesen einfachen Satz. Denn abrupt hatte sich ihre gute Laune geändert. Ihr Lachen war verschwunden und das Lächeln aus ihrem Gesicht gewichen. Und das machte mich rasend vor Wut. Wenn ich eines hasste, dann wenn jemand ihr Lachen verschwinden ließ.
„Was ist dein scheiß Problem Snape?!", fuhr ich fuchsteufelswild herum, dem blassen Jungen nun direkt ins Gesicht schauend. Seine Hakennase entgegenblickend, ebenso wie in seine schwarzen Augen schauend. Wenigstens heute hätte er uns in Ruhe lassen können. Ihr wenigstens einmal einen schön Abend lassen können. Ohne diese schrecklichen Erinnerungen.
„Na Potter? Verbiegst du sie jetzt auch noch so wie du sie brauchst?", erwiderte der Slytherin, seine schwarzen Haare fettig an seinen Wangen klebend. Um ehrlich zu sein wusste ich bis heute nicht, was Lily an ihm fand. Und doch hatte es mich ebenso verletzt, als er sie damals von sich gestoßen hatte. Es war kein Geheimnis gewesen, dass sie beide super miteinander auskamen. Sie waren beste Freunde gewesen. Der einzige Hoffnungsschimmer der Professoren was den Streit zwischen Gryffindor und Slytherin anging. Und trotz dessen, trotz des guten Verhältnisses zu Lily, dem wohl wunderbarsten Mädchen auf der Erde, hatte er sie verletzt wie kein zweiter.
„Halt die Klappe Snape. Ich verbiege hier überhaupt niemanden. Nichts war meine Entscheidung. Alles was Lily tut und macht ist von ihr aus gewesen. Freiwillig. Ich verbiege niemanden oder nutze irgendwen aus. Also halt die Klappe, geh weg und lass Lily in Frieden. Sie hat es nicht verdient nach all den Jahren noch immer mit dir konfrontiert zu werden. Du hast sie verbogen, ihr Dinge eingeredet. Also hör endlich auf mit irgendwem von uns zu reden. Nur weil du nicht damit klar kommst, Lily verletzt und von dir gestoßen zu haben. Und das als damaliger bester Freund. Dafür kann weder ich noch irgendwer sonst was. Lediglich du bist daran schuld. Also lass den scheiß und verkriech dich in deinen Keller oder so. Aber lass uns in Frieden und glücklich sein.", war ich gerade dabei mich in Rage zu reden, den blassen Slytherin immer mehr zum Häufchen elend zu machen, als Lily's Hand in meiner mich wegzog. Mir signalisierte, dass sie weg wollte. Dass sie das nicht wollte.
„James, bitte lass uns gehen.", vernahm ich ihre traurige Stimme. Ihre viel zu traurige Stimme. Sie sollte weder traurig noch verletzt oder enttäuscht sein an diesem Abend. Sie sollte lachen, fröhlich sein und das Leben genießen.

Meinen harten Blick schließlich doch von dem Slytherin abwendend, ließ ich mich von Lily wieder herum drehen. Bittend schaute sie mich an, unter meinem noch immer verärgerten Gesicht kleiner werdend. Sofort wandelte sich dieser Ausdruck jedoch zu Besorgnis, als ich ihre Scheu und den Wunsch des Verschwindens erblickte. Nickend kehrten wir Snape schließlich komplett den Rücken zu. Nun nicht mehr lachend und glücklich weiter laufend, sondern still und mit trüben Gesichtern. In der einen Hand ein Glas Wein haltend, in der anderen den jeweils anderen.
„Willst du ein Stück spazieren gehen?", fragte ich und war schon dabei sie mit fragendem Blick in Richtung des kleinen Trampelpfades zu ziehen. Sachte nickte meine wunderschöne Freundin, jedoch ohne Lächeln im Gesicht, und ließ sich von mir mitziehen. Sachte legte ich einen Arm um die Schönheit neben mir, ihren Kopf an meiner Schulter spürend.
„Tut mir leid. Mit mir sind die Drachen durchgegangen.", murmelte ich trübe, meinen Blick auf Lily heftend. Mir war bewusst, dass ich die Beherrschung zu sehr verloren hatte. Zwar war das was ich ihm an den Kopf geworfen hatte das geringste gewesen von dem was ich am liebsten mit ihm anstellen wollte, doch war es zu heftig gewesen. Vor allem vor Lily. Und das tat mir einfach leid. Bisher hatte ich mich in dem Punkt Snape ganz gut im Griff gehabt. Hatte bewusst die Klappe gehalten, um Lily nicht von mir zu stoßen. Doch nun konnte ich mir das nicht mehr gefallen lassen. Wir waren zusammen. Glücklich. Und wenn er Lily wehtat, dann hatte auch ich die Pflicht das irgendwie zu verhindern. Jedenfalls fühlte ich mich dazu verpflichtet.

„Alles gut. Lass uns das bitte vergessen. Auch wenn es süß war wie du mich verteidigt hast. Lass uns doch jetzt anstoßen.", schenkte sie mir ein mildes Lächeln, ehe sie am Rande des Sees stehen blieb. Die Sterne über uns und der abnehmende Mond hell leuchtend. Es erinnerte mich fast an den einen Abend, wo wir nachts baden gewesen waren. Auch wenn die Feier gleich neben uns war, war alles still und Geheimnisvoll.
„Ok. Auf deinen exzellenten Abschluss und das was noch kommen mag!", grinste ich sie an und entlockte nach dem leisen Klirren unserer Gläser sogar ein ehrliches Lächeln ihrerseits.
„Und auf deinen super Abschluss!", fügte sie hinzu, ehe wir beide fröhlich grinsend den ersten Schluck des Elfenweines genossen. Ich liebte diese Art Wein. Jedes Mal schmeckte er anders. Und jedes Mal schien er sich selbst zu übertrumpfen. So wie meine Gefühle für Lily, wenn ich ihr jedes Mal aufs neue in die Augen blickte. Wie jetzt gerade. Und auf Grund meines abermalen Verlierers in ihren wunderschön funkelnden Augen, bekam ich auch erst dann mit, dass sie sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte, als ihre weichen Lippen meine berührten. In den Kuss hinein grinsend erwiderte ich den federleichten und doch allzu liebevollen Kuss, ehe dieser auch schon wieder vorbei war. Mal wieder brannten meine Lippen und mal wieder schlug mein Herz Purzelbäume. Doch nicht vom Wein. Dafür war eindeutig Lily der Grund.
„Und wofür war der?", fragte ich grinsend, in ihre nun wieder leuchtenden Augen blickend. Fröhlich zuckte sie mit den Schultern und lehnte sich an meine Brust, den im Monde schimmernden See nun betrachtend.
„Für alles.", flüsterte sie. Lächelnd gab ich ihr einen Kuss auf den Scheitel, meinen Blick nun auch der Kulisse zuwendend. Leicht strich ich ihr über die nackte Schulter, ihr erschaudern wahrnehmend, und doch nichts sagend. Jedes Mal erfüllte es mich mit Freude, wenn ich der Grund für ihre Gänsehaut war. So war sie doch der meine.

„Das erinnert mich an das Nachtbaden.", durchbrach ihre zärtliche Stimme die kurz eingekehrte Ruh und bescherte mir nun die Gänsehaut. Ich wusste noch immer nicht was es war, was mich an ihrer Stimme so erschaudern ließ. Doch wurde es mir immer mehr egal. Denn das Gefühl war gleich viel schöner, wenn man nicht darüber grübelte, sondern es einfach genoss.
„Ja, das hab ich vorhin auch schon gedacht.", stimmte ich ihr belustigt zu, meine Hand noch immer über ihren Arm streichend. Sie war wunderschön. Egal was sie tat. Lily war wunderschön. Und es war für mich unbeschreiblich zu wissen, dass sie meine Freundin war. Sie, mit ihrem nun wieder glockenklar erklingen lachen und dem Funkeln in den Augen. Ich weiß, ich wiederhole mich. Und doch war es nicht anders aufzudrücken. Dieses Mädchen bezauberte mich. Jedes Mal aufs neue. Egal wann und egal wo. Ich liebte sie. Und das würde sich nicht mehr ändern.

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