24. Verarscht

Lily

Glücklich fiel ich James in die Arme, als auch er seine Prüfung bestanden hatte. Um ehrlich zu sein hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet, ihm glückwünschend in die Arme zu fallen. Ich hatte meine Prüfung schon kurz vorher bestanden, weshalb ich sehnsüchtig auf sein Ergebnis gewartet hatte.
„Glückwunsch!", quietschte ich schon fast zu hoch, als ich mich nicht aus seinen starken Armen lösen wollte. Ich genoss solche Momente einfach zu sehr. Sein Duft und seine Wärme um mir, während ich seinem schnellen Herzschlag lauschen konnte. Gab es denn etwas schöneres?
„Ebenso. Du weißt gar nicht wie stolz ich auf dich war, als du das in null Komma nichts hinbekommen hast. Bei mir hat's etwas länger gedauert.", lachte er herzlich in die Umarmung und gab mir einen kurzen Kuss auf den Scheitel. Glücklich erwiderte ich sein Lachen und drückte ihn kurzzeitig nochmals fest, ehe ich mich aus seinen Armen löste. Man musste es ja nicht übertreiben.
„Und wenn schon. Solang du mich heile hin und her Apparieren kannst, wenn wir ein Date haben, hab ich damit kein Problem.", grinste ich frech und begegnete dem amüsierten Augenpaar meines Freundes. Kurz lachte er auf, ehe er nur den Kopf über mich schüttelte.
„Ach so ist das also? Der Herr darf wieder alles machen? Wie war das? Selbst ist die Frau?", meinte er schmunzelnd und legte einen Arm um mich. Lächelnd über diese Worte schlug ich ihm empört gegen die Brust. Er wusste ganz genau, dass er nicht alles machen durfte, beziehungsweise musste.
„Nur weil eine Frau es kann und auch ohne Hilfe eines Mannes auskommt, heißt das noch lange nicht, dass sie es muss!", verteidigte ich mich und festigte meinen Standpunkt mit einer ernsten Miene, welche jedoch schon bröckelte, sobald ich in James Augen den Schalk erkannte. Man, manchmal konnte er auch nichts ernst nehmen!
„Jaja, ich weiß.", grinste er nur blöd vor sich hin und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Noch immer schmollte ich gespielt beleidigt. Manchmal durfte ja wohl auch ich das Kind raushängen lassen oder? Wenn James das ständig tat, würde man mir ja wohl diese paar Minuten zugestehen.
„Jaja heißt Leck mich am Arsch.", grummelte ich und konnte es mir jedoch nicht verkneifen. Ich spürte wie James neben mir heiter begann loszulachen, was leider Gottes viel zu anstrengend war für meinen Geschmack.
„Also dagegen hätte ich auch nichts. Nur dann vielleicht nicht hier vor allen.", kommentierte er das ganze auch noch, was mich empört nach Lift schnappen ließ. Entgeistert haute ich auf seine Brust, welche nun bebte vor lachen. Bei Merlin, und schon wieder musste ich hier die Erwachsene spielen.

„Lass uns mal zu den anderen gehen. Die schauen schon seit Tagen wie zehn Tage Regenwetter.", meinte James nun milde lächelnd, als er sich wieder eingekommen hatte. Noch immer schüttelte ich über ihn den Kopf, als er mich auch schon sanft in diese Richtung schob. Doch ließ ich es geschehen und genoss den Arm um meiner Hüfte wahrscheinlich wieder mehr als ich sollte. Auch wenn ich noch möglichst viel Zeit mit James verbringen wollte, musste ich auch sagen, dass ich die Gespräche mit meinen Freunden schon vermisste. Als eben diese erkannten, dass wir auf sie zukamen und auf niemanden der hinter ihnen stand - ja, sie hatten sich extra nochmal umgesehen - verstummten ihre Gespräche und blickten uns sowohl entschuldigend, als auch abwartend an. James und ich kamen vor ihnen zum stehen. Auch wenn ich noch immer mehr als wütend über ihr reinplatzen war, waren die Gesichter unserer Freunde einfach zu schön. Ich hatte sie echt noch nie so bedröppelt dreinschauen gesehen. Und genau deswegen grinste ich wahrscheinlich auch etwas breiter, als ich sollte.

„Chrm, also, vielleicht habt ihr uns ja etwas zu sagen?", versuchte ich es möglichst neutral und setzte meinen strengen Blick wieder auf, als ich unsere Freunde nacheinander musterte. Ich erkannte wie Sirius schwer schluckte, mehr als berechtigt meines Erachtens, als er James einen kurzen Blick schenkte. Um ehrlich zu sein wollte ich gar nicht wissen wie gut er seine Rolle spielte. Denn wenn ich eines wusste, dann, dass er einen super bösen Blick drauf haben konnte, ohne, dass er seine Beherrschung verlor. Leider Gottes etwas, was bei mir so gut wie gar nicht vorhanden war. Entweder ich ging an die Decke oder lachte mich halb schlapp. Andere Möglichkeiten gab es in solchen Situationen eigentlich überhaupt nicht.
„Nun Ja, es tut uns leid?", versuchte es Sirius, erntete jedoch nur einen bedienten Blick. Und der war nicht mal gespielt. James und ich forderten schon eine vernünftige Entschuldigung. Schließlich war es ja nicht normal seine Freunde, die nackt im Bett lagen, in Empfang zu nehmen! Und das er nun mit sowas um die Ecke kam, war ja wohl alles andere als unter aller Sau.

„Was Tatze eigentlich sagen will ist, dass es uns schrecklich leid tut. Es war eine mehr als ungünstige Situation, in der wir null auf eure Position in dem ganzen geachtet haben. Genauso nicht nachvollziehbar war das einfache eintreten sowohl in eure Wohnung, als auch in euer Zimmer. Es tut uns wirklich unglaublich leid und das wird auch wirklich nie wieder vorkommen!", sprach nun Remus, von wem ich sowas eigentlich schon fast erwartete hatte. Nur trug er, auch wenn er mit anwesend war, wohl am wenigsten Teil. Etwas versöhnlicher blickte ich ihn an, wusste jedoch, dass James sich ganz und gar nicht damit zufrieden geben würde.
„Dir glaub ich das ja alles schon Moony. Nur erwarte ich von Tatze eigentlich noch etwas.", erwiderte James darauf auch schon und wandte seinen kalten Blick nun seinem besten Freund zu. In den letzten Tagen hatten wir wirklich oft über den Morgen des Samstags geredet. Und nur zu gut wusste ich, dass James so langsam kein Verständnis mehr für Sirius aufbringen konnte. Irgendwie schmerzte es bei mir immer, wenn er so über ihn sprach. Die beiden waren beste Freunde, sowas wie Brüder und stritten sich im Grunde wegen mir. Nur wenn ich auch nur im Ansatz sowas verlauten ließ, dann meine James immer, dass sie sich nicht wegen mir stritten, sondern, weil Sirius wohl keine Manieren hätte. Nur irgendwie beruhigte mich das bisher nie.

„Hör zu James, es tut mir leid. Wirklich. Mir tut es auch dir gegenüber leid Lily. Ich weiß das war unüberlegt und ich hätte sofort schalten müssen. Aber du kennst mich. Ihr kennt mich. Ich will das nicht darauf schieben, aber in dem Moment hab ich es einfach als Spaß genommen. Ich weiß, dass war ein eintreten in einen privaten Moment, wo ich total fehl am Platz war. Und ich weiß, dass es eine normale Entschuldigung nicht geradebiegen wird, aber weiß ich nicht, wie ich es sonst machen kann. James, du bist mein Bruder. Ich will nicht, dass ich deswegen alles versaut habe. Bitte hör auf so böse zu gucken. Ich hab schon so ein riesiges, schlechtes Gewissen.", jammerte er zum Ende hin schon fast. Ich musste mir merklich das Grinsen unterdrücken, während James noch immer stocksteif und mit hartem Blick in die Augen seines besten Freundes blickte. Ihm schlug das ganze Thema mehr auf den Magen, als ich vielleicht vermutete. So süß ich es auch fand, dass er mich ständig vor jedem und allem beschützen wollte, war das hier nicht nötig. Sirius hatte verstanden was er falsch gemacht hatte und sich entschuldigt. Zumal ja nichts passiert war. James hätte ihn nämlich wirklich einen Kopf kürzer gemacht wenn er auch nur etwas gesehen hätte, was er nicht sollte. Zumal James sich selbst deswegen fertig gemacht hätte. Was er sowieso schon genug machte, weil er dachte er wäre an alle dem schuld, weil er im Vollsuff das Passwort verraten hatte. Vorsichtig knuffte ich in James Seite, was ihn zu mir hinunter blicken ließ. Tief blickte ich in seine braunen Augen und beutete ihm mit meinem Blick, dass er genug auf abweisend gemacht hatte. Und er schien sich wohl geschlagen zu geben. Denn kurz darauf seufze er kurz und schaute wieder in die hoffnungsvollen Augen seines besten Freundes. James nickte kurz geschlagen, was bei Sirius ein unendlich breites lächelnd auslöste, ehe er ihm auch schon um den Hals fiel und ich mich zügig aus dem Arm James' wandt. Also manchmal fragte ich mich wirklich, ob die nicht doch schwul waren. Jedenfalls verhielten die sich manchmal so. Beide schlugen sich nun lachend und brüderlich auf den Rücken, ehe sie sich lösten und breit angrinsten. Bei Merlin, Jungs werde ich wohl nie verstehen.

„Du hast keine Ahnung wie bescheuert du aussahst!", prustete Sirius auch schon los, was James sogar milde lächeln ließ. Also ich würde mir solche Kommentare nach solch einer Situation zwar nicht erlauben...aber gut.
„Ach Ja? Wie denn bitte?!", entgegnete James nun mit verschränkten Amen, doch Lächeln auf dem Gesicht. So sah ich die beiden doch viel lieber. Lachend und wild diskutierend.
„Total geschockt und durchgefickt wenn du's genau wissen willst.", mischte sich nun Hestia mit ins Gespräch ein, was sowohl mir, als auch James einen offen stehenden Mund einheimste. Also Sirius färbte langsam zu sehr auf Hestia ab. Ach ja, die beiden lachten sich gerade schlapp, während An und Rem auch leicht mitlachten. Na danke auch! Wobei...konnte ich das nun als Kompliment sehen? Keine Ahnung. Dafür war ich zu doof auf dem Gebiet. Ja, das musste selbst ich zugeben.
„Und du hast reagiert wie ein aufgescheuchtes Huhn. Aber durchaus ritterlich von dir.", klopfte ihm Hestia nun auf die Schulter und schenkte mir ein breites Grinsen. Augen verdrehend nahm ich es hin und stellte mich wieder neben James. Bei Merlin, ob wir das jemals wieder los werden würden?
„Du verbringst eindeutige zu viel Zeit mit Black!", meinte ich nun wieder an meine beste Freundin gewandt, welche herzlich begann zu lachen. Um ehrlich zu sein taten die beiden sich gegenseitig gut, doch James und mir tat die Beziehung der beiden nicht gut!
„Wir waren doch schon mal beim Vornamen Lily!", sagte nun Sirius und legte einen Arm um meine Schultern. Keine Ahnung, aber irgendwie kam mir die Situation gerade etwas suspekt vor. James Arm lag um meiner Hüfte und Sirius am um meinen Schultern.
„Ja, bevor du vor unserem Bett standest, wo wir nackt drinnen lagen!", erwiderte ich mit meinem besten tödlichen Blick, was Sirius jedoch nur auflachen ließ. Super. Wieso hatte ich das Gefühl bei allem was ich sagte nur als Witzfigur dazustehen?

„Ihr habt keine Ahnung wie witzig die Vorstellung war, dass ihr am Abend zuvor Sex miteinander hattet. Das hatte meinen, trotz des rausschmeißens, Tag gerettet!", entgegnete er breit grinsend und lief noch immer mit einem Arm um meinen Schultern neben mir her. Was sollte das denn jetzt heißen?! Dass es so abwegig war, dass ich mit James schlief?! Das sah ich jetzt schon irgendwie als Beleidigung an.
„Und was soll das jetzt bitte heißen?!", fragte ich nun kratzbürstig und blieb stehen, wobei Sirius Arm von meiner Schulter rutschte. Um ehrlich zu sein nervte mich er schon wieder mit seinen Kommentaren. Konnte der nicht einmal in seinem verdammten Leben die Klappe halten?! James hatte meine Stimmung wohl mitbekommen, denn er strich sachte meine Seite auf und ab, was mir jedoch nicht wirklich half. Um ehrlich zu sein war ich sogar kurz davor auch seine Hand abzuschütteln.
Noch immer funkelte ich Sirius abwartend an, welcher erst jetzt zu bemerken schien, wie sehr er mich damit angegriffen hatte.
„So meinte ich das doch gar nicht Lily!", begann er, doch ich fiel ihm prompt ins Wort. Ich hatte mit diesen Worten gerechnet. Sowas sagte er immer, wenn er nicht wusste, wie er sich rausreden sollte.
„Ach nein?! Und wie dann bitte?! Erklärs mir!", forderte ich ihn schroff auf. Mir war es egal, dass an uns gerade die Schüler des sechsten und siebten Jahrgangs vorbei liefen oder das wir das hier gerade vor unseren Freunden ausdiskutierten. Denn mich verletzte dieser Kommentar mehr, als man vielleicht erwartete. Denn nur weil ich mir Zeit mit gewissen Dingen ließ und mir erst zu hundert Prozent sicher sein wollte, hieß das nicht, dass man sowas sagen durfte! Ich war auch nur ein Mensch, und ja, auch ich hatte Bedürfnisse. Also sollte er ja die Klappe halten, wenn es ihm so komisch rüber kam, dass auch eine Lily Evans ein Sexleben besaß!
„Man Lily! Du verstehst das ganz falsch! Ich hab mich für euch gefreut! Damit meinte ich doch gar nicht, dass ich die Vorstellung komisch finde, dass auch du Sex hast. Du nimmst das voll falsch auf!", versuchte er mir klar zu machen. Ja, klar, als ob!
„Ach Ja?! Und warum weiß der Werte Herr Black dann weswegen ich genau so angepisst bin?!", erwiderte ich scharf und blickte ihm wütend in die Augen. Ich steigerte mich hier gerade rein, das war mir mehr als bewusst, aber über sowas machte man keine Scherze! Ich für meinen Teil jedenfalls.
„Komm Lily, lass gut sein. Er sagt doch, dass er es so nicht gemeint hat.", stellte sich nun auch James auf seine Seite. Auch wenn er sanft und einfühlsam sprach, hatte ich genauso wenig ein Auge für seine bittenden Augen, welche gerade ein meine wütenden blickten.
„Ich soll es sein lassen?! Ich?! Du wurdest nicht gerade damit runter gemacht, dass es ja so urkomisch ist, dass du ein Sexleben besitzt! Ich war diejenige. Und das nur, weil ich mir Zeit gelassen habe, um mir zu hundert Prozent sicher zu sein! Dir gegenüber zu hundert Prozent! Und dann darf ich mir noch son scheiß anhören! War klar das mich hier keiner versteht! Hat sowieso niemand bisher!", rief ich wütend aus und blickte vereinzelt zwischen meinem Freund und Sirius hin und her. Sowas musste ich mir nicht geben. Beim besten Willen nicht. Stinksauer drehte ich mich um und lief geradewegs und zügigen Schrittes davon, Richtung See. Ich brauchte jetzt Zeit für mich. Denn so konnte ich keinenfalls irgendwem begegnen. Ich fühlte mich verarscht, verletzt und einfach nur elendig. Mein Freund, welcher eigentlich und das besonders in solchen Situationen, zu mir halten sollte, stellte sich auf die andere Seite. Und das obwohl er eigentlich immer gesagt hatte, dass es ihm mehr als recht war, dass ich noch Jungfrau war, als wir unser erstes Mal hatten.

Niedergeschlagen ließ ich mich auf den Boden fallen und merkte erst jetzt wie ich weinte. Wie ich vor Wut weinte. Ich war ein ganz schönes Stück gelaufen. Obwohl es warm war und die Sonne schien, war mir eiskalt. Ich fühlte mich so leer und einfach nur verarscht. Wie ein Häufchen elend saß ich hier, vor dem See, zwischen einzelnen Bäumen, meine Knie an meinen Körper gezogen und mich darauf ausheulend. Ich hätte mich nicht setzen sollen. Denn kaum das ich das tat, hatte ich angefangen zu schluchzen. Ich wusste ja noch nicht mal warum ich weinte. Warum ich so sehr von Heulkrämpfen erfasst wurde. An sich war ich nicht traurig, sondern eher wütend. Ich kam mir verraten vor. Doch nichts davon war ein Grund zu weinen! Weinen tat man, wenn man schmerzen hatte. Nur hatte ich keine. Ich war einfach nur wütend. Wütend auf das was andere über mich dachten. Wütend auf das, was sogar meine Freunde über mich dachten. Und schlussendlich war ich einfach nur wütend auf mich. Auf mich, weil ich es mir so zu Herzen nahm. Weil es mich so sehr kümmerte, was andere über mich dachten. Weil ich ohne Grund hier saß und mir die Seele aus dem Leib flennte. Weil ich mir gerade einfach jemanden wünschte, der mich verstand.

Aber ich musste damit aufhören. Ich durfte nicht weinen. Nicht wegen sowas. Zumal ich mich durch die Tränen immer mehr reinsteigerte. Nein, jetzt war Schluss. Entschieden wischte ich über meine Wangen, unterdrückte die Tränen und schluchzte hier und da mal. Erzwungen versuchte ich an etwas anderes zu denken und hob den Kopf. Vor mir befand sich der See. In der strahlenden Sonne glänzte er und schlug leichte Wellen durch den Riesen-Kraken. Von links vernahm ich vereinzelte Freudenschreie. Das waren die Schüler der anderen Jahrgänge, welche nun die Nachmittagssonne am See genossen. Zum Glück sah man mich hier, zwischen den Bäumen, etwas weg von der Liegewiese, nicht. Sonst hätten die wahrscheinlich sonst was gedacht und jegliche Person hätte mich angestarrt.
Kopfschüttelnd wandte ich meinen Kopf wieder dem Bergumgebenen See zu und verlor mich wieder einmal in der Schönheit der Natur. Das Ablenken funktionierte schlussendlich doch wirklich gut.

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