116. Eine neue Aufgabe
Abi geschafft, endlich wieder Zeit und von nun an regelmäßigere Updates!
Ich hoffe euch gefällts!
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James
Nicht lange hat es gedauert, ehe sie starben. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte, empfinden sollte. Es schien mir so als würde ich in ein Loch fallen, in ein Loch, welches so unendlich wie das Universum war.
Ich fühlte so vieles und doch nichts. Tag ein, Tag aus. Sie waren weg, auf immer weg. Nicht nur meine Grandma, nein, nun auch noch meine Eltern, meine ach so wunderbaren Eltern. Und alles was sie hinterließen war ich.
Ich allein in diesem riesigen Potter Anwesen. Still und stumm war alles. Auf dem Flur wo ich nur allzu oft die Treppe mit dem Besen hinauf geflogen bin, von dem Brüllen meiner Mutter und dem Gelächter meines Vaters verfolgt, waren auch jene verstummt. Selbst im Wohnzimmer schwieg der Kamin, welcher sonst immer durch meinen Vater angefacht wurde und geknistert hatte. Sogar in der Küche war nicht mehr das fröhliche Summen meiner Mutter während des Kochens zu hören. Nichts war mehr wie es einmal war, alles war still, stumm.
Nicht einmal unsere Hauselfe war im Stande einen Muks von sich zu geben. Sie hatte ich soeben in der Kammer gefunden, wo sie ein Bild meiner Eltern beweinte, traurig, aus großen runden Augen zu mir aufgesehen und eine weitere Träne vergossen hatte.
Ich wusste nicht wohin mit ihr. Lily meinte ich sollte sie frei lassen, sie ihre letzten Jahre genießen lassen. Doch schien sie nicht zu verstehen, wie sehr ich sie damit in den Abgrund schubsen würde. Sie kannte nichts anderes als für das Wohl der Potters zu sorgen. Ihr ging es auch immer gut, sie wurde immer als gleichberechtigt angesehen.
Allgemein war es aussichtslos. Was sollte ich mit einem so großen Anwesen denn überhaupt anfangen? Wer sollte hier wohnen? Ich? Das könnte ich nicht. Aber sollte ich es verkaufen? Nein, das würde ich nicht über mich bringen, nicht bei all diesen Erinnerungen. Es war immer noch mein zu Hause, auch wenn ich hier nicht mehr lebte. Ich verband so vieles mit diesem Gebäude.
„Mein herzliches Beileid, James.", unterbrach die altbekannte Stimme meines ehemaligen Direktors die Stille, nachdem ein Wirbeln im Kamin zu hören gewesen war. Trübe gestimmt saß ich auf dem Stammplatz meines Vaters, hatte mich auf seinen Sessel gesetzt, auf jene Sitzgelegenheit, die immer mein Vater beansprucht hatte, wenn er den Raum betrat. Doch nun würde mich hier keiner mehr vertreiben, nicht einmal mehr mein Vater.
„Du gleichst deinem alten Herrn sehr, James. Ich bin sicher du wirst ein genauso großer Mann wie er es war. Viel fehlt dazu jedenfalls nicht mehr.", sprach Dumbledore weiter, nachdem meinerseits nicht mehr als ein Nicken gekommen war. Seine Worte sollten Trost spenden, doch wider seines Willens bewirkten sie eher einen Stich im Herzen. Sie halfen nicht, sie ließen den Bruch im Besen eher vertiefen.
„Albus, ich weiß nicht weiter. Was soll ich mit einem solchen Manor anfangen? Es ist zu groß, zu bekannt schon fast. Doch es wegzugeben würde ich nicht über mich bringen.", begann ich zu ihm zu sprechen, ihn aufzuklären weshalb er herkommen sollte. Ich war ideenlos geblieben, hatte nur eine Möglichkeit im Kopf gehabt und diese als einzig nützliche empfunden.
„Was würdest du davon halten, es als neuen Sitz des Ordens anzusehen? Ich würde es dir, dem Orden, schenken. Nur so weiß ich, dass es in guten Händen wäre, ich aber immer den Zugang zu diesem Haus hätte.", blickte ich nun in seine Augen, durch seine schiefsitzende, halbmondförmige Brille. Eindringlich durchbohrte mich sein Blick, suchte anscheinend nach etwas, das von mir übrig geblieben war. Doch da suchte er wohl vergebens. Er konnte froh sein mich überhaupt anzutreffen. Ich saß nur hier wegen Lily. Sie hatte mich hierher gebracht, dafür gesorgt, dass ich den Termin mit Dumbledore wahr nahm.
Nach all den Wochen der Trauer hatte sie meine kurze Initiative mit unserem alten Direktor ins Gespräch zu kommen mehr als begrüßt. Es war auch für sie nicht einfach. Sie hatte in meinen Eltern eine Art Ersatz, eine neue Familie, gefunden und trauerte ebenso wie ich. Doch viel eher sorgte sie sich, sorgte sie sich um mich und mein Befinden. Ich sah es, wenn ich in ihre Augen blickte, ich spürte es, wenn sie meine Nähe suchte, ich hörte es, wenn sie dachte, ich würde nachts neben ihr schon schlafen. Während ihr Bauch stetig wuchs und sie immer mehr aufblühte, war der Wurm in ihrem Bauch das wohl einzige, was mir mein Lächeln erhielt. Diese Momente auf der Couch, im Bett, wenn er trat oder auf meine Stimme reagierte, nur diese Momente beseitigten die Trauer, den Trübsal.
„Meinst du es ist weise diese Entscheidung jetzt schon zu treffen? Ist das Manor erst einmal mit allen Zaubern belegt, wirst du es nicht zurück bekommen können.", riss mich Albus aus meinen Gedanken zurück in die Realität. Mein Blick schärfte sich, meine Augen fixierten wieder den bärtigen Mann vor mir.
„Ja, das ist es. Ich habe mir seit Wochen darüber Gedanken gemacht, Albus. Ich wüsste nicht was ich sonst mit diesem Manor anfangen sollte. Meine Eltern hätten gewollt, dass ihr Nachlass wertvoll bleibt für die Sache. Ich bin überzeugt, dass es das Beste ist.", nickte ich ihm zu und nippte an dem Glas Wasser in meiner Hand. Dumbledore hatte sich mittlerweile mir gegenüber gesetzt, hatte sich selbst das Wasser im Glas eingeschenkt, welches Lily so sorgsam vorbereitet hatte, bevor sie wieder gegangen war, und blickte mich nun erneut eindringlich an.
„Dann soll es so sein. Ich werde in den folgenden Tagen die Vorkehrungen einleiten. Was soll mit der Elfe geschehen? Möchtest du sie behalten? Oder soll ich ein neues zu Hause für sie finden? Ich bin überzeugt, dass es in Hogwarts leichte Arbeit für sie geben wird, natürlich gegen Bezahlung, wenn sie das möchte.", schlug mein alter Direktor vor und nippte selbst an seinem Wasserglas. Interessiert wanderten meine Augen zu den seinen und ich fragte mich einmal mehr, wie er es schaffte die Gedanken und Sorgen des Gegenübers zu erkennen. Es musste wohl etwas dran sein an den Gerüchten, Dumbledore wäre des Gedankenlesens mächtig. Doch wer wusste das schon genau.
„Das wäre sehr gut, ja. Lily würde es sicherlich auch zusagen. Ihrer Meinung nach solle ich sie frei lassen, doch du weißt ja wie Hauselfen sind, es würde sie demütigen. Hogwarts wäre sicher ein wunderbares neues zu Hause für sie. Außer sie wird für den Orden im Manor benötigt.", nickte ich ihm zu, konnte mich jedoch zu keinem Lächeln durchringen. So sehr ich es versuchte, es wollte mir nicht über die Lippen kommen. Das altbekannte, freche Potterlächeln war keine Eigenschaft meinerseits mehr. Es war seit Wochen nicht mehr da, verschwunden, plötzlich verschwunden mit dem Tod meiner Eltern.
„Mir wäre es auch recht, wenn sie hier bliebe. Wir könnten ihr nachher diese beiden Möglichkeiten unterbreiten. Im Gegensatz zum Manor hätte sie in Hogwarts sicher mehr Kontakte. Sie sollte entscheiden, wenn es dir recht wäre.", sprach er erneut und ich spürte noch immer seinen stechenden, abscannenden Blick auf mir haften. Er schien nicht zu wissen, wie er mit mir umzugehen hatte. Selten, hatte ich eine solche Zurückhaltung seinerseits verspürt. Es unterstrich nur allzu gut, wie durcheinander ich selbst war.
„Wie geht es denn Lily? ... und dem Kind?", lenkte er das Thema um und hatte direkt meine vollumfängliche Aufmerksamkeit auf sich zu liegen. Kind? Woher wusste er von unserm Kind? Niemand wusste davon, er konnte es nicht wissen. Ich musste mich verhört haben.
„Wie...Wie bitte?", stotterte ich verblüfft. Eines musste man ihm lassen, er konnte Menschen auf andere Gedanken bringen, jedenfalls kurzzeitig. Ich war viel zu schockiert über dieses Wissen und über meine direkt einsetzenden Sorgen über meine Frau und mein Kind, als das ich mich weiter in meiner Trauer suhlen konnte.
„Ich fragte, wie es Lily, deiner schwangeren Frau erginge.", wiederholte Dumbledore sein Anliegen lächelnd. Es war mir ein Rätsel woher er dieses Wissen nun schon wieder hatte. Lily und ich hatten uns bisher bis auf meiner toten Familie niemandem anvertraut. Er konnte also gar keinen Wind davon bekommen haben. Egal wie sehr ich mir das Hirn zermarterte, ich wusste nicht wie in Merlins Namen er von unserem ungeborenen Kind wissen konnte.
„James, du müsstest langsam wissen, dass ich Dinge weiß, die ich gar nicht wissen kann. Bei den letzten Aufeinandertreffen mit euch beiden sind mir immer wieder kleinste Details aufgefallen. Du wirst mir doch nicht vorgaukeln wollen, dass Lily und du kein Kind erwartet? Das würde mich mehr als enttäuschen.", lehnte sich mein ehemaliger Direktor im Sessel mir gegenüber zurück und und grinste mir verschmitzt entgegen, als ich keine Worte auf seine Frage fand.
„Wissen noch andere davon? Lily's Schwangerschaft kann ein großes Risiko darstellen, wenn dieses Wissen an die Todesser gelangt.", ging ich jedoch auch fortlaufend nicht auf seine Frage ein. Die Gefahr wenn einer es erkannt hatte, dass es noch andere wussten, war zu groß. Ich müsste sofort Lily aufsuchen.
„Nein, nicht das ich wüsste. Es war meinerseits auch nur eine Annahme. Jedoch möchte ich es dann sogleich nutzen und euch gratulieren. Ich bin überzeugt, dass ihr ein starkes Kind in diese Welt setzen werdet.", wurde Dumbledore wieder ernster und blickte erneut eindringlich auf mich hinab. Trotz meiner Freude auf unsere Vergrößerung der Familie kam ich nicht umhin die gegebenen Umstände als nicht optimal zu betrachten. Jedes Mal wenn ich an das Leben meines Kindes dachte, hatte ich Angst, sorgte ich mich um dessen Sicherheit.
„Es geht ihnen gut. Lily kämpft zwar auch mit dem Tod meiner Eltern, jedoch ist sie momentan die Stütze der Familie. Ihr Bauch wächst stetig und die Ärztin meint dem Kind ginge es gut.", bezog ich mich nun auf seine anfängliche Frage. Er nickte als Bestätigung das er zuhörte und lächelte anschließend. Auch er schien es gutzuheißen, das trotz der schlimmen Zeiten niemand davor zurück schreckte sein eigenes Glück zu genießen.
„Wann werdet ihr es den anderen sagen? Remus, Hestia, Serius, Anna, Peter...?", stellte er eine Anschlussfrage. Nun da er davon wusste, war es klar, dass er ein Geheimniswahrer war und daher auch wissen musste, vor wem er es geheim zu halten hatte. Ich zweifelte keinen Moment daran, dass er es für sich behalten würde.
„In den nächsten paar Wochen. Bald wird Lily ihren Bauch nicht mehr verstecken können, Ende Oktober ist der Termin. Das ist auch der Grund weshalb wir dich demnächst hatten einweihen wollen. Wir wollten dich bitten sie aus dem Dienstplan zu nehmen.", sprach ich das zweite Thema direkt an. Ich war mir sicher, dass Dumbledore den Grund für meine Bitte verstand. Lily weigerte sich zwar noch immer einzusehen, dass sie lieber daheim bleiben sollte, dennoch war es das beste für sie und unser Kind. Ich konnte es nicht zulassen, dass sie erneut in die Fänge der Todesser käme, schwanger mit meinem Kind. Es stellt eine zusätzliche Angriffsfläche, aber auch Schwäche dar. Ich möchte das alles gern unter Verschluss halten. Es wäre besser für unser Kind, unsere Familie und auch für den Orden. Zumal ich mich in dem Wissen, das Lily sicher zu Hause war, besser arrangieren konnte.
„Natürlich. Ich habe es wie gesagt schon vermutet.", nickte Dumbledore verstehend und trank den letzten Rest des Wassers aus seinem Glas aus, ehe er sich erhob. Und wieder wusste ich nicht, woher er wissen konnte, dass meinerseits keine Anliegen mehr vorhanden waren.
Dumbledore legte die wenigen Schritte zum Kamin zurück, es schien fast so als würde er ohne ein weiteres Wort verschwinden wollen, mich in meiner Trauer zurück lassen wollen.
„James, diejenigen die uns lieben, verlassen uns nie wirklich. Es gibt Dinge, die kann der Tod nicht zerstören. Farbe, Erinnerungen, Liebe.", wandte er sich um, durchstach mich schier mit seinen blauen Augen und war verschwunden. Dumbledore, wie er leibt und lebt. Doch er hatte recht. Niemand konnte meine Erfahrungen, meine Erinnerungen, meine Erziehung und meine Liebe zu denjenigen zerstören, die mich immer unterstützten, liebten und aufrecht erhielten. Meine Eltern hatten mich nicht verlassen, sie haben mir nur eine neue Aufgabe gegeben, an der ich nun wachsen musste, mit der ich klarkommen musste, ohne, dass sie direkt neben mir standen und mich unterstützen. Dennoch halfen sie mir. Meine Werte, meine Art und Weise zu Lieben und zu Handeln, alles, alles hatte ihren Ursprung in ihnen. Meine Eltern lebten in mir weiter.
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