96. charmantes Lächeln
Lily
Der Morgen war schon irgendwie komisch gewesen. James war so früh wie immer gekommen, doch hatte ich das diesmal gar nicht mitbekommen, weil ich noch geschlafen hatte. Somit wurde ich wach und mir war gleich unwohl. Nie würde ich ohne in den Spiegel zu schauen, nach dem aufwachen, zu James gehen. Meist sahen meine Haare dann nämlich so aus wie seine und mein Gesicht sah aus, als wäre ein Lastwagen über mich gefahren.
Natürlich hatte ich mich gefreut, doch war die gesamte Situation schon komisch gewesen.
Nie hatten wir Händchen gehalten oder so. Und gestern war das ja alles noch schön und gut, doch heute hatte ich ein mulmiges Gefühl. Genauso wie er, denn er nahm sie immer mal wieder unsicher weg. Es stand etwas zwischen uns und das gefiel mir nicht. Ich wusste nicht was er fühlte und er nicht, was ich fühlte, das wusste nicht mal ich selbst so genau. Und nach den ganzen Umarmungen gestern, war das alles noch komplizierter geworden, wie ich fand.
Doch trotz dieser kleinen Probleme konnten wir, jedenfalls für fünfzehn Minuten unbeschwert reden und lachen. Auch wenn etwas zwischen uns stand, war es anders als sonst. Wir konnten reden, lachen und einfach nur sorglos schweigen.
Kurz vor Unterrichtsbeginn waren dann die anderen noch schnell vorbei gekommen. Wir hatten noch etwas geplaudert, ehe sie zum Unterricht mussten. Wie sehr ich doch auch wieder zum Unterricht wollte. Ich kam doch gar nicht mehr hinterher! Die eineinhalb Wochen hatten mich so sehr zurückgeworfen, ich hab Angst meinen Abschluss nicht zu schaffen! Aber die anderen hatten mal wieder nur die Augen verdreht. Dabei meinte ich das ernst.
Nun war es schon Mittwoch und ich durfte immer noch nicht den Krankenflügel verlassen. Warum? Ganz einfach: mein Bein war noch blau, an einer Zentimeter großen Stelle! Ich hatte sogar gemeint ich würde auch die Bettruhe einhalten, aber nein, die schien es mir nicht zu glauben! Naja, es war erst mittags. Nachher würde ich mein Glück nochmal versuchen. Meine Freunde waren gerade gegangen, sie mussten jetzt zu Geschichte der Zauberei. Aber sie haben mir ja alle meine Arbeitsmaterialien mitgebracht...nach sehr langer Zeit des Überzeugens meinerseits. Somit saß ich nun in meinem Bett und lernte schon mal für VgddK. Da haben sie die letzten Stunden ja was neues angefangen. In den anderen Fächern wiederholten wir im Moment ja nur, das müsste eigentlich alles klar gehen. Nur allein das wiederholen wäre zur Festigung des Stoffs wichtig gewesen!
„Madame Pomfrey. Wenn ich Ihnen versichern würde, dass ich auf alle Fälle nur in meinem Bett bleiben würde und nicht mal zum Essen in die große Halle ginge, würden Sie dann nicht vielleicht zustimmen?", flehte ich sie wiedermal an. Sie musste nun schon wieder amüsiert grinsen, schüttelte jedoch den Kopf. Genervt ließ ich mich stöhnend zurück fallen. Warum?! Wie konnte man nur so stur sein?!
„Und wenn ich Ihnen versichere darauf zu achten.", schaltete sich jemand hinter der Heilerin ein. James. Er hatte mal wieder sein charmantes Lächeln aufgesetzt und versuchte sie nun zu überzeugen. Na endlich! Er und die anderen hatten sich die letzten Tage total dagegen gewährt, dass ich aus dem Krankenflügel komme, doch nun war wenigstens James auf meiner Seite!
„Sie wissen, dass sie das während des Unterrichts nicht können Mister Potter.", erwiderte Madame Pomfrey und schaute ihn nun an.
„Wer meint denn das? Sie müssten doch langsam wissen, dass ich genauso stur sein kann wie Sie. Wieso also, sollte ich nicht auch Zauber beherrschen, die sie zwingen, ihr Bett nicht zu verlassen?", konterte James wortgewandt. Ok, das klang zwar etwas falsch aber...wieso muss ich jetzt so denken?! Aber warte mal?! Meinte er das ernst?! Entsetzt schaute ich auf und blickte ihn an, doch er ignorierte mich einfach und schaute weiterhin zur Heilerin. Mal abgesehen davon, dass er immer gut aussah, musste ich schon wieder daran denken, dass er in Quidditch Klamotten echt heiß aussah. Warum?! Warum schon wieder?! Was war falsch mit mir?!
Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden.
„Meinen Sie den Zauber, mit dem ich Sie damals fixieren musste? Oh, Sie haben geweint, damals. Ja, in Ihrem ersten Jahr. Ihr erster Beinbruch und Sie wollten einfach nicht still liegen.", erinnerte sich Madam Pomfrey zurück. Was?! James hatte geweint? Bei einem Beinbruch?! Der hatte schon mal einen Beinbruch?
„Ich lerne von den besten würde ich meinen.", umschmeichelte er sie mal wieder und lächelte reizend. Ich verdrehte die Augen. Dieser Schauspieler! Ich weiß nicht, ob ich die einzige bin, die dieses Theater, welches er hier abzieht, durchschaut. Aber gut, er versuchte mich hier rauszuholen. Ich sollte mich wohl eher darüber freuen, dass es ihm jeder abzukaufen schien.
„Nun denn. Ich vertraue auf Ihr Versprechen Mister Potter.", begann sie und ich platzte gerade zu vor Freude. „Ja!", rief ich strahlend aus.
„Aber Sie werden sich bitte erst etwas...angenehmeres für die Nase anziehen und sie dann abholen. Ich werde sie nicht allein zu Ihnen schicken!", fuhr sie fort. Nein, jetzt noch nicht?
„Beeil dich gefälligst!", sagte ich streng Richtung James und erntete einen Blick der sowas bedeutete wie Dein ernst?! Ja, gut, vielleicht hätte ich mich erst bedanken sollen...aber egal. Das kann ich nachher immer noch.
„Wenn Sie weiter so rumschreien Miss Evans, dann überleg ich mir das nochmal.", meinte die Heilerin ruhig und blickte sowohl mich, als auch James abschätzig an.
„Ich werde mich beeilen.", nickte James und begab sich aus dem Krankenflügel. Na endlich! Ich hatte nicht vor noch einen Tag hier zu bleiben!
„Miss Evans, bitte packen Sie ruhig zusammen. Sie sollen sich nicht überanstrengen. Ich komme nachher nochmals bezüglich ihrer Medikamente wieder.", erklärte mir die Heilerin kurz angebunden, ehe ich nickte und mich breit grinsend, ans einpacken meiner Sachen machte.
Als mir dann Madame Pomfrey noch einen Vortrag über meinen Zustand, die Medikamente und sonst was hielt, wartete ich lediglich noch zwei Minuten auf meinen Abholdienst. Innerlich verdrehte ich wieder die Augen. Ich weiß ja nicht, was sich manche Menschen dachten, als ob ich nicht im Stande wäre allein durchs Schloss zu laufen!
„Du warst ja schnell. Mal nur drei Minuten unter der Dusche gebraucht oder fünf Minuten weniger vorm Spiegel gehangen?", fragte ich James lachend, als er den Krankenflügel betrat. Er schüttelte nur lächelnd den Kopf und wir begaben uns nach einem tschüss an die Heilerin zum Schülersprecherturm.
„Du hast keine Ahnung wie dankbar ich dir gerade bin.", sprach ich drauf los, was nun James zum Lachen brachte.
„Glaub mir, ich weiß wie schrecklich langweilig es im Krankenflügel sein kann. Außerdem hab ich ja noch ne Rechnung mit dir offen.", grinste er heimtückisch in meine Richtung. Jaja, der Bettruhe Befehl meinerseits, als er vom Vollmond damals zurück kam. Wieder verdrehte ich die Augen. Der wird schon sehen.
„Du sag mal, machst du das professionell? So wie manche Quidditch spielen? Ich mein, man könnte denken du wärst ständig in einem Augenrollen-Wettbewerb.", fing er wieder an zu lachen. Haha. Düster blickte ich in seine Richtung.
„Wenn du so weiter machst, wird Madame Pomfrey nicht mit dir zufrieden sein. Ich soll mich nicht aufregen oder überanstrengen.", erwiderte ich schlicht. Nun verging ihm das Lachen und er rollte die Augen, wodurch wir nun beide lachen mussten.
„Na gut. Gib deinen Rucksack her. So schwer wird der ja nicht sein.", gab er nach und ich übergab ihm gewinnend den erdenschweren Rucksack.
„Bei Merlin, hast du da Steine rein gepackt?!", fragte er prompt. Damit hatte er nicht gerechnet, weshalb ich ihn nun siegessicher anschaute.
„Ne, nur Bücher, dies das.", erwiderte ich grinsend.
Als wir in unserem Gemeinschaftsraum ankamen, ließ ich mich sofort auf die Couch fallen.
„Nein, Nein. Ab ins Bett. Du weißt was Poppy gesagt hat!", sagte James es jedoch sogleich strickt. Quengelnde Geräusche gab ich von mir und legte mich quer über die Couch.
„Ach James. Können wir aus Bettruhe nicht Couchruhe machen? Das wäre doch auch für dich viel besser. Du kennst mein Passwort nicht und kannst somit gar nicht kontrollieren, ob ich diese Bettruhe wirklich einhalte.", meinte ich und schaute ihn schmollend an. Sein prüfender Blick verriet mir, dass er die Argumente gar nicht so schlecht fand, weshalb ich nun noch mehr den Hundeblick aufsetzte.
„Meine Güte, jaja. Solang du mich und die Jungs nicht nervst.", sagte er ergeben, was mich gewinnend aufspringen und ihn umarmen ließ.
Und da war es wieder. Diese Nähe. Diese Vertrautheit.
Ich löste mich jedoch grinsend wieder, ohne mir etwas anmerken zu lassen, wodurch mich wieder eine unschöne Kälte empfing.
„Wehe du hüpfst so rum! Sonst bring ich dich wieder in dem Krankenflügel!", ermahnte er abrupt, wodurch ich wieder lachen musste, ehe ich etwas erwiderte.
„Ich denke du kannst diesen komischen Zauber.", konterte ich fies grinsend.
„Wer sagt denn sowas?!", fragte er scheinheilig und stellte meinen Rucksack ab.
„Sagst du mir dein Passwort, damit ich dein Zeug holen kann?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Warum sollte ich? Ich könnte doch auch die Chance nutzen und in James Bettzeug schlafen.
So wie es schien, wusste er, dass er keine Chance hätte. Jetzt schon erschöpft schaute er mich an und massierte sich seine Schläfe.
„Na gut. Dann werd ich dir wohl meins holen.", sagten er schulterzuckend. Damit es nicht zuuuu offensichtlich wurde, meinte ich jedoch scheinheilig: „Und wo willst du dann schlafen?"
„Ich hab noch ne dünne Decke im Schrank. Die reicht mir.", sagte er und verschwand in seinem Zimmer, ehe er mir sein Bettbezug zuwarf. Ja!
Ich fing es und machte es mir auf der Couch bequem. Mein Kopf in sein Kissen drückend und die Decke so hoch wie möglich gezogen, versuchte ich möglichst unauffällig den Geruch seiner Sachen zu genießen. Er setzte sich neben mich und schaute mich forschend an.
„Ist dir so kalt? Soll ich Feuer machen?", fragte er daraufhin Stirnrunzelnd. Nein, eigentlich war es sehr warm hier drinnen, aber das war mir egal.
„So ist es warm genug.", antwortete ich nur lächelnd.
„Na dann. Ich werd jetzt zum Essen gehen. Ich bring dir was mit. Die anderen kommen nachher bestimmt auch noch vorbei. Ruh dich aus!", sagte er und erhob sich von der Couch. Ich nickte nur. Na dann kann ich immerhin ungestört diesen Geruch genießen!
Er streichelte nochmal kurz über die Decke, ehe er ging und sich das Portal hinter ihm wieder schloss.
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