92. Lily, mach das nochmal! Bitte!

James

Am nächsten Morgen versuchte ich so leise wie möglich aus dem Schulsprecherturm zu verschwinden. Es war Sonntagmorgen und Sirius wurde nicht gern schon um halb sechs geweckt.
Jedoch gelang mein Vorhaben nicht wirklich. Nachdem ich meine Zimmertür geschlossen hatte, vernahm ich ein Brummen. Bei Merlin! Wenn dieser Hund aufstehen sollte, schlief er wie ein Stein und wenn nicht, dann ist er sofort wach!
„Wie spät ist es?", hörte ich kurz vorm rausgehen Tatze fragen. Oh man!
„Schlaf weiter. Ich wollte nicht stören. Hab mich nur fertig gemacht...", fing ich an, wurde jedoch von einem verschlafenen Sirius unterbrochen.
„Um Lily zu besuchen. Ist ok.", meinte er abwinkend, ehe er sich wieder in die Couch sinken ließ.
„Viel Spaß!", rief er mir noch nach, ehe sich das Porträt schloss. Grinsend und voller Vorfreude lief ich nun zum Krankenflügel. Ungewöhnlich gut gelaunt ging ich so früh am Morgen in die Küche der Hauselfen. Die anderen meinten zwar ich würde nichts essen, doch ging ich wenigstens morgens frühstücken. Und da es um diese Uhrzeit noch kein offizielles Frühstück in der großen Halle gab, machten mir die Hauselfen gern etwas zum mitnehmen fertig.

Höflich fragend, was sie mir denn heute wieder gezaubert hätten, meinten sie, es sei eine Überraschung. Grinsend bedankte ich mich nickend, ehe ich mich auf den Weg aus der Küche machte.
„Grüßen sie Miss Evans lieb von uns! Wir hoffen es geht ihr bald besser!", vernahm ich noch die Quietschende Stimme eines Hauselfens, ehe die Tür zu ging.

Heute musste ein guter Tag werden. Das hatte ich im Gefühl!
Mit diesem Gedanken war ich wieder der erste der von der verschlafenen Madame Pomfrey in den Krankenflügel gelassen wurde und setzte mich neben die immernoch reglos daliegende Lily. Trotz ihrer reglosen Art sah sie noch immer bezaubernd aus. Und das auch, wenn sie ihre Augenlider geschlossen hielt.
„Guten Morgen Lily.", begrüßte ich sie und drückte ihre Hand. Meine Eltern meinten damals, als mein Großvater im Koma lag, dass er uns vielleicht hören könnte, weshalb ich sehr viel und gern mit ihm gesprochen hatte. Ob er mich wirklich verstanden hatte, habe ich nie erfahren, aber so konnte ich wenigstens die letzten Momente mit ihm genießen.
Bei Lily war es anders. Bei ihr wusste ich einfach, dass sie mich hörte. Oder ich hoffte es zu mindestens.
„Die Hauselfen meinten, ich solle dir schöne Grüße ausrichten. Sie hoffen dir geht es bald besser. Mal sehen welche Überraschung sie vorhin bezüglich meines Frühstücks meinten.", sprach ich wieder mit ihr. Es fiel mir ungewöhnlich leicht mit ihr zu sprechen. Kaum zu glauben, dass ich bei der letzten Patrouille mit ihr kein Gesprächsthema gefunden hatte.
„Oh, sie haben ein Stück Apfelkuchen eingepackt. Das würdest du bestimmt auch gern essen. Hör zu, ich lass es hier legen, dann hast du was leckeres zu essen, wenn du aufwachst.", grinste ich und aß meine zwei Toast.

„Weißt du, ich hab mich gestern mit Sirius ausgesprochen. Ich weiß auch nicht warum ich so abgeblockt hatte. Naja jedenfalls meinte er,...

Lily

„...dass er neidisch auf mich ist. Und er hat so viel über seine Gefühle geredet. Noch nie hab ich ihn so offen und ehrlich gesehen. Wir hatten uns davor schon ganz schön gezofft. Und ich hab auch ein paar blöde Dinge von mir gegeben, wo du mir wieder die Ohren langziehen würdest.", erzählte er lachend. Innerlich musste ich grinsen. Ja wahrscheinlich. Ich fand es süß, wie er den ganzen Tag bei mir war und mir alles erzählte.
„Und ich verrate dir was, das darfst du keinem sagen! Ich geh jetzt mal davon aus, dass du schwörst... naja jedenfalls hat er sogar geweint. Irgendwie tat es mir leid, dass ich ihn so verletzt zu haben schien. Deswegen fühl ich mich eigentlich immer noch voll schlecht. Aber jetzt mal zu was anderem bezüglich Sirius. Er hat den ersten Knutschfleck seines Lebens! Ja, du magst es nicht glauben, aber Hestia Jones ist die erste, die es geschafft hat, ihm einen zu verpassen.", hörte ich in lächelnd sagen. Kaum zu glauben. Sirius hatte noch nie einen Knutschfleck. Aber ob Hestia auch einen abbekommen hat?
„Und bevor du fragst. Ja, Hestia hat auch einen. Und meiner Meinung nach hat Sirius den hübscheren abbekommen. Aber gestern hatte ich da nicht lang hingesehen. Weißt du, irgendwie hatte ich das Gefühl, du wärst ihnen egal. Dabei war das unberechtigt. Sirius meinte gestern, er habe ihr gesagt was er für sie empfand. Und so wie es scheint war es ganz positiv...", erklärte er weiter. Meist waren die ersten und letzten Tagesstunden, sowie die kleine Zeit dazwischen wie es mir vorkam, die einzigen in denen er so ausgelassen mit mir redete. Ich glaube sonst waren auch die anderen immer da. Irgendwie war es schon süß, wie sie alle bei mir saßen und warteten. Darauf warteten, dass es eine Reaktion gab. Darauf warteten, dass ich eine Reaktion zeigte.

Ich spürte eine weiche Hand, welche meine festhielt. Er hielt sie fest. In der letzten Zeit hatte ich viel Zeit zum nachdenken gehabt. Und irgendwie wurde mir immer klarer, dass ich mich in ihn verliebt hatte.
Er war immer so süß und las mir vor. Sprach mit mir oder hielt einfach meine Hand. Er war einfach da. Ich hatte mich nie allein oder einsam gefühlt. Und das, obwohl ich nichts sehen konnte. Lediglich das Hören und fühlen war mir geblieben. Doch schien es so, als würde ich nur schlafen. Wenn alle meine Freunde hier waren, hatte ich es so verstanden, dass ich bewusstlos wäre. Nur warum konnte ich dann alles hören und fühlen? Ich hatte es die letzten Tage oft versucht. Wollte unbedingt etwas bewegen, doch es schien nie funktioniert zu haben. Doch heute fühlte ich mich so viel besser. Und ich wusste nicht warum.

„Oh Lily. Wenn ich doch nur die Gewissheit hätte, dass du mich hörst. Sodass ich wenigstens wüsste, dass du keine Schmerzen hast.", hörte ich James ruhige Stimme wieder. Na gut Lily. Versuch es! Versuch es für James! Versuch es einfach!
Ich nahm all meine Gedanken zusammen und bündelte sie. Ich wollte diesen einen Finger bewegen. Nur diesen einen! Mit aller Kraft versuchte ich es und hoffte, dass es endlich geklappt hatte. Schon von dieser einen Bewegung erschöpft schien es, als würde ich wieder einschlafen.

„Lily?! Lily mach das nochmal! Bitte! Nur einmal noch!", hörte ich wie aus Watte wieder James flehende Stimme. Was sollte ich nochmal machen? Was meinte er?
„Bitte Lily. Nur diesen einen Finger.", wiederholte er wieder seine Bitte. Warte mal? Es hatte geklappt?! Von neuer Energie durchflutet verschwand das Müdigkeitsgefühl wieder und ich konzentrierte mich wieder darauf. Hoffte, dass es wieder klappen würde.
„Ja! Ja Lily! Super! Madame Pomfrey! Madame Pomfrey! Lily, sie sie hat ihren Finger bewegt!", rief er glücklich aus. Von dieser Freude angesteckt machte ich mentale Saltos. Es hatte funktioniert! Ich hatte es endlich hinbekommen! Yay!
Haha, ich kann gar keine wenn sie nicht gerade mental waren.
„Mister Potter, sind sie sich sicher?", hörte ich die warme, vertraute Stimme unserer Heilerin.
„Aber Ja! Sie hat ihn bewegt. Zweimal!", beteuerte James. Es schien, als würde sie ihm nicht glauben. Also versuchte ich es wieder. Wollte es einfach schaffen.
„Da! Schauen sie doch!", rief James wieder überzeugt und ergriff kurz drauf wieder meine Hand. Jedenfalls glaubte ich das. Es fühlte sich jedenfalls wie James an.

„Oh bei Merlin! Ich hab's auch gesehen!", hörte ich nun eine glückliche weibliche Stimme. Ich glaubte Hestia zu erkennen. Nun griff jemand anderes meine andere Hand und drückte sie. Es war eine zierlichere als die von James. Vielleicht auch Hestia?
„Oh Sirius! Sie wird wieder gesund!", hörte ich Hestia wieder überglücklich sagen.
„Ja mein Schatz.", vernahm ich ein leises Flüstern einer anderen männlichen Stimme. Und wieder musste ich innerlich grinsen. Wie schön. Mit solch wenigen Gesten konnte man so viele glücklich machen.

„Ja ich ebenfalls. Nun, ich würde sie jetzt untersuchen. Bitte gehen sie hinter den Vorhang.", bat die warme und fürsorgliche Stimme der Heilerin. Wieder verschwanden die Hände aus meinen. James drückte meine jedoch nochmals kurz, ehe seine Wärme mich Verlies. Oh nein! Warum? Ich wollte seine Hand wieder in meiner haben!

Auf einmal spürte ich wieder das drücken Madame Pomfrey's. Sie untersuchte mich mal wieder. Es war mir irgendwie unangenehm, schließlich sah ich nicht was sie tat, sondern spürte es nur. Als sie dann an meinen Füßen angekommen war testete sie diese genauso wie meine Hände. Sie meinte, ich solle versuchen dagegen zu drücken. Ich weiß nicht, ob es funktioniert hatte, doch holte sie nun die anderen wieder zu mir.

Woran ich das erkannte? Sofort durchströmte mich wieder diese Wärme, als James meine Hand ergriff.
„Sie wird stärker. Das ist ein gutes Zeichen. Sie hat mehrmals Druck auf meine Hand als Widerstand ausüben können. Wenn es so weiter geht, könnte sie heute Abend oder morgen früh möglicherweise aufwachen.", hörte ich die Heilerin berichten. Also hatte ich es doch geschafft. Neben mir hörte ich das aufgeregte und glückliche quietschen meiner besten Freunden und auf der anderen Seite spürte ich etwas warmes und noch weicheres an meiner Hand. Das kannte ich doch vom Halloweenball oder? Ah! James hatte mir einen Kuss auf die Hand gegeben. Wenn sie doch nur sehen könnten, wie breit ich gerade grinste!
Er entfernte seine Lippen wieder von meiner Hand und hielt sie fest. Hielt sie mit beiden Händen fest umschlossen und gab mir immer wieder kurzen Küssen darauf. Mein Herz machte Saltos. Saltos vor Freude. Saltos vor Glück. Und Saltos auf Grund dieser Geste.
„Oh Lily. Ich werde bis morgen früh nicht von deiner Seite weichen!", hörte ich James gegen meine Hand Flüstern und musste innerlich wieder breit grinsen.

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