82. Ich schämte mich
Letztes Kapitel für heute 🤗
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Lily
„Drrrrrriiiing. Drrrrriiiiing.", oh dieser scheiß Wecker! Sofort schlug ich auf diesen lästigen Wecker ein. Tat mir der Kopf weh! Wie lang hatte ich geschlafen? Es fühlte sich an, als hätte ich das überhaupt nicht. Oh man. Ich hatte mir mal wieder viel zu viele Gedanken gemacht.
„Au!", mit schmerzendem Rücken stand ich von der Fensterbank auf und begab mich zu meinem Schrank. Dort suchte ich möglichst weite Klamotten raus. Fehlte noch, dass ich mich eingeengt fühlte. So nahm ich mir die weiteste weise Bluse die ich besaß, mit einem langen Rock und meinen üblichen Umhang. Ebenso Unterwäsche und die bequemsten dieser blöden Lackschuhe.
Ich machte mich auf den Weg zum Bad. Hoffentlich belegte das James nicht, der müsste jetzt von seinem komischen Joggen zurück kommen. Doch im Bad war niemand. Tja, Pech, wer zu erst kommt, malt zuerst.
Ohne in den Spiegel zu schauen begab ich mich in die Dusche. Mir war klar, dass ich schrecklich aussah. Kein Wunder. Was sollte die ganze scheiße auch? Diese blöden Hormone! Ich hab doch andere Ziele! Kopfschüttelnd drehte ich die Dusche an und ließ das Wasser laufen.
Weil ich am Anfang nur dagestanden hatte, war ich etwas im Zeitdruck. Schließlich musste ich mich wenigstens ansatzweise lebendig aussehen lassen. Schnell nahm ich meine Sachen zusammen und ging mit gesenktem Kopf in mein Zimmer, davon ausgehend, dass James schon warten würde. Doch ich würde ihn nicht angucken können. Ich wusste nicht, was dann passieren würde. Und ich hasste es, nicht zu wissen, was ich machen sollte.
Doch als ich in meinem Zimmer ankam und die Tür zum Bad nicht geschlossen wurde, wurde mir bewusst, dass James immer noch nicht zurück zu sein schien. Sofort fing ich an mir Sorgen zu machen. Was wenn ihn jemand angegriffen hatte? Oder wenn er vor Anstrengung bewusstlos geworden ist?
Halt warte. Warum machte ich mir schon wieder Sorgen?! Ja, halt die Klappe Stimme. Ich hab Gefühle für ihn, deswegen machte ich mir Sorgen. Ist ja gut. Auch wenn ich das immer noch nicht verstand. Schnell schüttelte ich den Kopf. Er könnte ja auch einfach noch schlafen. Aber es ist nur noch eine halbe Stunde. Sollte ich nachschauen ob er noch schläft? Nein, ich muss mich fertig machen. Aber das wäre doch unfair. Er hat dich doch die letzten Tage auch immer geweckt... Blödes schlechtes Gewissen!
Ich ging aus meinem Zimmer und klopfte an James Tür an. Keine Reaktion. Kein Wunder! Wenn der erstmal schläft ist der nicht wach zu kriegen durch ein einfaches klopfen. Genervt stöhnte ich auf, sagte Ich komm jetzt rein. und murmelte sein Passwort, ehe ich die Tür öffnete.
Und was sagte ich? Er schlief noch. Solch ein Faulpelz, ich denke der geht jeden Morgen joggen. Ich schüttelte den Kopf und ging auf ihn zu. Sein Gesicht war zur Tür gewandt, weshalb ich seine so süß geöffneten Lippen sehen konnte, genauso wie die dichten Wintern und die verstrubbelten schwarzen Haare. Oh man, ich hatte ihn schon wieder süß genannt. Mich selbst anklagend kniff ich die Augen zusammen. Warum?! Ich sollte aufhören ihn anzustarren, nicht das er jetzt von selbst wach wurde und ich ihn anschaute.
„James. Steh auf.", sagte ich normal. Keine Reaktion. Warum konnte der nicht einfach aufwachen?!
„Aufwachen!", rief ich jetzt. Doch lediglich ein grummeln bekam ich als Antwort. Argh! Ich griff mir nun seine Schultern und rüttelte an ihnen, während ich sagte: „Aufstehen! Du willst doch nicht schwänzen denk ich." Als er mit den Augen blinzelte und sich unsere Blicke begegneten schaute ich sofort weg, drehte mich um und ging, während ich meinte: „In zwanzig Minuten beginnt der Unterricht."
Unglaublich schnell saß ich wieder an meinem Schminktisch und versuchte es zu schaffen, dass ich nicht mehr wie eine Leiche aussah. Diesmal benutzte ich sogar Rouge, was ich eigentlich nicht benötigte, da ich unglaublich schnell rot wurde, doch war es das einzige was im Moment was brachte. Heute ließ ich meine Haare offen und nahm meine Tasche. Ich begab mich aus meinem Zimmer und begegnete James im Gemeinschaftsraum. Wieder konnte ich ihn nicht anschauen. Ich schämte mich dafür, was ich empfand. Ich schämte mich unglaublich dafür. Weil ich ihn eben auch jahrelang gehasst hatte.
Schnur stracks ging ich stumm auf das Portraitloch zu.
„Lily?", fragte er liebevoll. Es schmerzte, wie er meinen Namen aussprach und ich wusste nicht warum. Ich wusste es einfach nicht.
Wider meines Willens blieb ich stehen, ihm jedoch immer noch den Rücken zugewandt.
„Danke, dass du mich geweckt hast.", sagte er, nachdem er realisierte, dass ich mich nicht umdrehen würde. Ich nickte schlicht und murmelte ein „Kein Ding." ehe ich zum Unterricht lief. In fünf Minuten würde er beginnen. Zu erst hatte ich heute zwei Stunden Kräuterkunde und danach eine Stunde Zaubertränke, ehe ich vor dem Mittag in die Bibliothek gehen könnte, um meine Freistunde zu nutzen.
In Kräuterkunde durften wir wieder umpflanzen, weshalb ich zum Glück allein arbeitete. Auch wenn ich die besorgten Blicke der anderen spürte, ignorierte ich sie. Es tat mir leid, doch ich war noch nicht so weit, es ihnen mitzuteilen. Es ging nicht. Zumal meine beste Freundin die feste Freundin von Sirius war. Ich konnte doch nicht ihr das alles erzählen, wenn Sirius sowas wie ein Bruder für James war.
Immerhin half mir der Unterricht mich abzulenken. Ich dachte nicht mehr soooo viel über ihn nach, über meine Gefühle ihm gegenüber.
Als ich auch die eine Stunde Zaubertränke hinter mich gebracht hatte, ging ich sofort Richtung Bibliothek. Die eine Stunde war schon anstrengend, wie sollte das denn dann heute Abend bei der Patrouille werden? Zum Glück hatten wir allein arbeiten müssen, doch saß er ja immer noch neben mir.
„Hey Lily? Gehst du in die Bibliothek? Kann ich mitkommen?", rief von hinten eine mir sehr bekannte Stimme. Es war Remus. Ich drehte mich um, schenkte ihm ein mildes Lächeln und meinte schulterzuckend: „Von mir aus."
„Super.", kommentierte er und schloss zu mir auf. Auch wenn ich seine besorgte Miene ohne hinzuschauen erkannte, wollte ich nichts sagen. Er wusste das ich ein Gefühlschaos hatte, das reichte schon. Dafür schämte ich mich auch schon. Ich sollte aufhören über solche Dinge wie Gefühle nachzudenken.
„Wie fandest die Kräuterkunde? Ich fand's interessant. Die Mimbulus Mimbeltonia ist eine sehr nützliche Pflanze. Was meinst du?", wollte er ein Gespräch aufbauen.
„Ja, war toll. Ist halt Kräuterkunde." Das Fach, welches ich damals wegen James hassen wollte. Was er jetzt auch wusste. Oh man, warum hatte ich ihm sowas gesagt?
„Willst du schon einen Aufsatz darüber verfassen oder erst den für Zaubertränke?", fragte Remus, als wir uns gesetzt hatten.
„Ich würd lieber mit Kräuterkunde anfangen, dann hab ich das hinter mir.", meinte ich erschöpft. Ich merkte richtig wie mir der Schlaf fehlte. Es war alles so viel anstrengender. Und das auch noch heute, wo wir bis zur achten Stunde Unterricht hatten.
„Wie lang hast du geschlafen?", fragte Remus besorgt, der es auch zu merken schien. Ich zuckte mit den Schultern und fing mit dem Aufsatz an.
„Lily, das ist nicht gesund. Du solltest die Freistunde nutzen um wenigstens etwas Schlaf abzubekommen.", war Remus der Meinung.
„Nein, ich hab einen Lernplan zu schaffen.", schüttelte ich mit dem Kopf.
„Lily. Dein Gehirn braucht mal eine Auszeit vom denken. Du brauchst mal eine Auszeit. Gib sie dir doch wenigstens eine Stunde.", versuchte mich Remus zu überzeugen. Doch das zog nicht, und das wusste er.
„Nein Remus. Mir gehts gut. Entweder du macht's jetzt deinen Aufsatz, oder du gehst. Ich will mich nämlich auf den Aufsatz konzentrieren, wenn ich dürfte.", erklärte ich hart. Aber anders schien es nichts zu bringen. Remus nickte, jedoch mit besorgtem Blick. Nun fing auch er seinen Aufsatz an und ich hatte endlich meine gewünschte Ruhe.
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