7. Die Winkelgasse
Lily
Die restliche Woche verging wie im Flug und meine Aufregung auf den bevorstehenden Hogwartsbrief stieg stetig. Ich wollte einfach wissen wie es weiterging und ob ich mein Ziel erreicht hatte. Mein jahrelanges Ziel.
Eines morgens, um 11 Uhr, klopfte es an meinem Fenster. Hestia wurde als erste wach und öffnete kurz darauf das Fenster. Sie war um einiges wacher als ich es im Moment war und erfasste die Situation deutlich schneller als ich. Denn ich war noch immer damit beschäftigt rumzunörgeln, dass es viel zu früh war. Stimmte ja auch. Es war eine unmenschliche Zeit!
Ich vernahm wie das Fenster geöffnet und kurz darauf wieder geschlossen wurde. Doch so wirklich schalten, tat ich noch immer nicht. Ich war viel eher froh über die endlich einkehrende Stile.
„Willst du wirklich nicht aufstehen?", vernahm ich die hinterhältige Stimme meiner besten Freundin. Na super, von wegen Stolle. Aber was war die denn so gut drauf?! Und auch noch jetzt?!
„Nein!", machte ich ihr strikt und noch immer im Halbschlaf klar. Ich war viel zu müde, als eine einleuchtende Begründung zu geben. Zumal man anhand meines Zustandes doch den Grund ablesen können müsste oder?
„Ok dann öffne ich eben allein meinen Hogwarts Brief.", erwiderte sie und ich konnte schon ihr gleichgültiges Grinsen raushören. Eine Weile brauchte ich, ehe ihr Satz zu mir hindurchgedrungen war. Doch sobald ich es verstand, kam urplötzlich leben in mich. Ich sprang auf und schnappte mir ohne zu zögern den Brief in Hestia's Hand. Diese bekam einen Lachanfall, was mich jedoch nur die Augen verdrehen ließ. Manchmal konnte man es echt übertreiben! Ich wog als erstes den Brief in meinen Händen ab, so wie sonst auch. Es gab mir einfach ein Gefühl der Sicherheit. Der Brief fühlte sich etwas schwerer an, aber ich konnte es mir genauso gut auch nur einbilden.
„Du bist sowieso Schülersprecherin!", kommentierte Hestia mein Tun und rollte mit den Augen. Bei Merlin! Darum ging's doch gar nicht! Jedenfalls nicht nur.
„Muss nicht sein", erwiderte ich schnippisch und öffnete den Brief vorsichtig. Es war der übliche Hogwartsbrief mit der Schulsachenliste. Die übliche Menge an Büchern und Materialien. Doch das erschwerte einen Brief doch nicht!
Ich schaute nochmals nach und erkannte ein silbernes Abzeichen aus dem Umschlag gleiten. Freude ergriff mich, als ich erkannte was drauf stand und begann wie eine verrückte zu schreien. Im Nachhinein vielleicht etwas übertrieben...aber trotzdem!
Sprintend machte ich mich auf den Weg hinunter zu meinen Eltern. Diese schauten mich geschockt an, doch als sie mein Strahlen erkannten, schauten sie nur noch verwirrt. Ja, vielleicht hatte ich manchmal bescheuerte Anwandlungen.
„Ich bin Schülersprecherin!", kreische ich den fragenden Gesichtern entgegen, welche sich sogleich in stolze verwandelten. Es erfüllte mich so sehr mit Freude, dass ich es geschafft hatte. Nach den herzlichen Umarmungen meiner Eltern, beruhigte ich mich auch wieder etwas und spürte nur noch das aufgeregte flattern meines Herzens, als ich das Abzeichen genauer musterte. Es war silbern und in goldenen Lettern stand Headgirl drauf. An sich war es genauso groß wie das der Schülersprecher, nur um einiges auffälliger. Kaum zu glauben, dass das im nächsten Schuljahr meinen Umhang schmücken würde. Es war einfach wunderschön. Breit grinsend und noch immer überglücklich schlug ich den Brief auf. Es war das normale schreiben McGonagalls, doch mit Verweis auf einen weiteren Brief im Anhang.
Sehr geehrte Miss Evans,
Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Ihnen das Amt als Schulsprecherin zugesprochen wurde. Mich, als Hauslehrerin Gryffindors, freut es besonders, dass es in diesem Jahr zwei aus meinem Haus zum Amt des Schülersprechers geschafft haben.
Bitte finden Sie sich am 1. September im Hogwartsexpress in Ihrem Schülersprecher-Abteil ein. Dort sollen Sie, wie Sie sicherlich wissen, die neuen Vertrauensschüler einweisen und weitere Fragen beantworten. Nach dem Festessen in der großen Halle finden Sie sich bitte mit Ihrem Partner in Professor Dumbledores Büro ein. Dort werden Sie mit allen Aufgaben und Formalitäten vertraut gemacht. Der Schokofrosch sollte Ihnen hierbei weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen und herzlichster Gratulation,
Minerva McGonagall.
Kaum hatte ich den Brief fertig gelesen, wurde er mit auch schon von Hestia aus der Hand gerissen. Empört blickte ich sie an, doch diese schien es gar nicht zu interessieren, denn sie studierte den Brief McGonagalls nun auch.
„Weißt du schon wer dein Partner ist?", fragte sie mich kurz darauf mit hochgezogener Augenbraue und reichte ihn mir zurück. Wow Hestia. Schlaues Kind. Als wäre ich schlauer als du nach diesem Brief.
„Keine Ahnung, ich bin schließlich auch nicht viel schlauer nach dem Brief. Er kommt auch aus Gryffindor. Ich vermute mal Remus.", zuckte ich mit den Schultern. Eigentlich kam ja auch nur Remus in frage. Wenn er schon aus Gryffindor kam, dann wäre es ein Lacher, wenn am Ende der Mädchenschwarm Black, der arrogante Idiot Potter oder der schüchterne Dümmling Pettigrew vor mir stehen würden.
„Ist naheliegend.", antwortete Hestia ebenso ratlos und lächelte mich freudig an. Sie wusste wie sehr ich darauf hingearbeitet hatte. Und genau deswegen schien sie auch fröhlich zu sein. Weil ich glücklich war.
Kurzerhand entschieden wir uns wie jedes Jahr nach Ankommen des Briefes in die Winkelgasse zu gehen. Glücklicherweise war diese durch unseren Kamin, welcher ans Flohnetzwerk angeschlossen war, kein allzu großes Problem. Denn leider wurde der Apparierkurs unseres Jahrgangs abgesagt, weshalb wir diesen erst in diesem Jahr absolvieren konnten. Es war lästig. Besonders wenn man überlegte, dass man einfach so irgendwohin apparieren könnte, dies nur dann doch nicht ging. Aber gut, ich hatte mich im letzten Jahr schon zu oft darüber aufgeregt.
Als wir in der Winkelgasse ankamen, wartete schon Anna auf uns. Oh man, es kam mir vor wie eine Ewigkeit, in der wir uns nicht gesehen hatten. Kreischend fielen wir uns in die Arme, die verwirrten Blicke um uns herum ignorierend. Im Moment waren wir einfach unglaublich glücklich, weswegen uns diese Blicke total egal waren. Wir drei bildeten sozusagen die besten Freunde unseres Jahrgangs. Bei den Mädchen. Denn die Rumtreiber hatten leider Gottes ein höheres Ansehen was das anging. Und ja, ich bildete mir auf den zweiten Platz sehr wohl etwas ein!
Als wir uns breit lächelnd lösten, wandte ich meinen Blick kurz beiseite und erschrak augenblicklich. Bei Merlin, diesem Jungen sollte man mal beibringen sich nicht anzuschleichen!
„Remus!", sagten wir alle im Chor, als auch meine beiden Freundinnen ihn bemerkt hatten. Er lächelte warm, wirkte freudig und schien unglaublich ausgelassen zu sein. Aber so wirkte er sowieso immer. Auch wenn vereinzelte Narben sein Gesicht zierten, empfand ich ihn als freundlichsten Menschen überhaupt.
„Hi", lächelte der groß-gewachsene, blonde Junge warm, als er uns nacheinander in eine begrüßende Umarmung zog. Remus war tatsächlich der einzige, der in unserem Jahrgang im Hause Gryffindor total in Ordnung war. Und genau deswegen fragte ich mich, wie er die drei anderen in seinem Schlafsaal als Freunde bezeichnen konnte.
„Wie gehts dir?", fragte ich und umarmte ihn kurz, aber herzlich. Ich freute mich sehr ihn wiederzusehen. Wir kamen unglaublich gut miteinander aus und er war schon sowas wie mein Lernpartner. Jedenfalls in gewissen Fächern.
„Gut und euch scheint es auch blenden zu gehen.", grinste er schief und spielte auf unser Gekreische zuvor an. Aber meine Güte, dann hatten wir eben Aufmerksamkeit erweckt. Konnten wir jetzt auch nicht mehr ändern.
„Jap da hast du recht", erwiderte Hestia grinsend und wir setzten uns in Bewegung. Unser erstes Ziel: Flourish and Blotts. Quatschend besorgten wir dort alles, ehe wir auch schon in die nächsten Geschäfte schlenderten, um nach und nach unsere Listen abzuarbeiten.
Erschöpft ließen wir uns im Tropfendem Kessel nieder und verstauten unsere Einkäufe in eine der Ecken unseres Tisches. Es war im Endeffekt doch etwas viel geworden. Jedenfalls bei mir. Aber konnte man es mir verübeln? Ich liebte Schreibwarengeschäfte eben!
Remus war schon auf dem Weg und holte für jeden von uns ein Butterbier. Lächelnd fanden wir uns auch schon in einer Unterhaltung wieder, ehe Remus auch schon wieder auftauchte und uns mit Butterbier versorgte. Grinsend bedankten wir uns bei ihm, ehe wir unsere Unterhaltung beiseite schoben und ein Gespräch über unsere Ferien begannen, als er sich zu uns setzte. Besonders das bevorstehende Jahr war ein großes Thema. Vor allem, weil ich es kaum noch vor Aufregung aushielt. Ich hatte mir schon hier und da mal Gedanken über das Amt des Schülersprechers gemacht, doch seitdem feststand, dass ich es wirklich übernahm, schien nichts anderes mehr in meinem Kopf vorhanden zu sein.
Da kam mir ein Einfall und ich unterbrach unser Gespräch einfach prompt. Die Frage war aber auch lebensnotwendig!
„Bist du Schulsprecher?", wandte ich mich interessiert und mit Erwartung an den Jungen an unserem Tisch. Dieser verzog kurz seine Miene, ehe er auf das Butterbier vor sich starrte. Was war denn los? Er kam so bedrückt rüber.
„Nein, aber du nicht wahr?", fragte er nach einigen Sekunden der Stille. Er war nicht Schülersprecher? Aber wer denn dann? Oder hatte das Dumbledore nochmals geändert? Ich hatte das Gefühl wie aus allen Wolken zu fallen! Ich dachte es wäre schon eine sichere Sache, dass Remus Schülersprecher war. Wer sollte es denn auch sonst sein?
„Ja, aber woher weißt du das?", versuchte ich eine undurchschaubare Miene aufzusetzen. Es wunderte mich wirklich, dass er nicht Schülersprecher war. Er wäre der beste Anwärter. Abgesehen von ein paar Ravenclaws. Remus lächelte leicht und blickte mir dann warm in die Augen.
„Man sieht es dir an, du hast ein Dauergrinsen auf dem Gesicht.", erklärte er schlicht, doch in seiner Stimme lag kein Hohn oder dergleichen. Er meinte es ernst. Und das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich rot anlief und alle anderen begannen zu lachen. Typisch! Manchmal hasste ich meine Gene einfach! Wieso konnte nicht Petunia bei jedem bisschen gleich rot anlaufen? Wieso immer ich?
„Weißt du wer es sein könnte?", fragte ich deswegen zur Ablenkung, doch auch aus purer Interesse. Schließlich hatte ich mit dieser Person in meinem letztes Jahr klarzukommen. Und eigentlich fand ich es schon schade, dass es nicht Remus war. Denn eigentlich hatte ich mich schon darauf gefreut mit ihm gemeinsam zu lernen, während wir unsere Rundgänge machten. So wie die letzten Jahre auch.
„Ja, aber ich werd's dir nicht verraten, das wäre zu schade.", grinste er mich belustigt und frech an. Na danke auch! Ich verdrehte genervt die Augen und versuchte es des Öfteren mit meinen besten Hundeblicken, nur hielt Remus dicht. Es war aber auch scheiße, dass er sagte, er wüsste es, es mir nur nicht mitteilte!
Nach einiger Zeit des Unterhaltes und Lachens, verließ uns Remus, während Anna, Hestia und ich langsam zurück schlenderten. Und ich musste es einfach loswerden. Vor Remus ging das schlecht. Also hatte Hests Stunde nun geschlagen.
„Hestia ist verliebt.", platzte es aus mir und ich grinste sie spitzbübisch an. Diese jedoch lief an und funkelte böse zu mir rüber. Wow, sie konnte tatsächlich rot werdend. Respekt!
„Aber Hestia, das muss dir doch nicht peinlich sein! Wer ist es denn?", fragte Anna neugierig, wohlwissend sie damit aufziehen zu können. In diesem Thema hielten wir halt einfach zusammen. So wie An und Hest beim Thema Potter. Aber das war jetzt nicht der Punkt. Wieso dachte ich eigentlich schon wieder an diesen Idioten?!
„Er fängt mit B an und endet mit k.", meinte ich breit grinsend und hoffte echt, dass An's Leitungen nicht zu lang sein würden. Doch diese riss sofort die Augen auf und begann über beide Ohren zu strahlen.
„Nein? Echt? Sirius?", fragte sie verblüfft und nannte diesen Typen auch noch beim Vornamen. Innerlich haute ich mir gegen die Stirn. Wieso mochten die den denn eigentlich?!
An schaute Hestia aufgeregt an, diese jedoch wurde röter, ehe sie stumm nickte. Sie schien wirklich verlegen zu sein. Oh man, dass ich das nochmal erleben durfte! Auch wenn's Black war...
„Oh bei Merlin, Hestia! Das freut mich so für dich!", quietschte An aufgeregt und wurde von An stürmisch umarmt. Hestia grinste verlegen und erwiderte die Umarmung ebenso, verband sie jedoch gleich mit einem herzlichem Abschied, ehe wir uns in zwei Tagen wiedersehen würden. Ich tat es ihr gleich, ehe Hest und ich wieder zurück flohten.
Zu Hause angekommen begrüßten wir meine Eltern und brachten unsere Einkäufe in mein Zimmer. Kurz darauf wurden wir auch wieder zum Abendessen gerufen, welches ich heute sogar genießen konnte. Petunia war heute bei Vernon, weswegen die Stimmung besser war als sonst. Wir waren den ganzen Tag in der Winkelgasse, es war so schön mal wieder mit seinen Freunden was zu unternehmen. Und auch der Abend war toll. Wir redeten fröhlich mit meinen Eltern und planten den auch schon baldigen Abschied. Es war nämlich übermorgen soweit. Ich freute mich schon richtig auf Hogwarts. Es war schon mehr ein Zuhause als mein richtiges hier, bei meinen Eltern. Natürlich liebte ich meine Eltern und die Zeit hier. Doch wenn ich zu Hause war, hier bei meiner Familie, versuchte ich immer die normale und unkomplizierte Tochter zu sein. Ich versuchte den Teil der Magie in mir zu ignorieren. Hatte es mir doch gerade mit Petunia zu viel Stress eingehandelt.
Doch auf Hogwarts konnte ich ich sein. Zwar gab es auch dort Menschen, die mich nicht akzeptierten und beschimpften, doch fühlte ich mich dort meist am richtigen Fleck. Dort gab es Menschen, die mich verstanden und mich mochten. Wie gesagt, abgesehen von ein paar Ausnahmen.
Hestia
Wir legten uns ins Bett. Lily konnte sofort einschlafen, doch ich lag wach und dachte über dies und jenes nach. So war es oft. Meistens schwirrten mir zu viele Gedanken im Kopf umher, als dann einfach alles ausschalten und einschlafen zu können. Ich war verwundet das Remus heute allein in die Winkelgasse gekommen war. Sonst waren immer die Rumtreiber mit ihm dort. Doch heute war er die gesamte Zeit mit uns unterwegs gewesen. Genauso komisch fand ich es, dass Remus nicht sagen wollte wer der andere Schülersprecher war. Es regt mich jedes Mal auf, wenn manche Leute Andeutungen machten und sie dann aber nichts sagen wollten. Natürlich hatte ich nach seinen Andeutungen und dem Blick den er drauf hatte, schon eine Vermutung. Die Lily nebenbei bemerkt ganz und gar nicht gefallen würde. Doch war ich mir diesbezüglich einfach nicht sicher.
Meine Gedanken schweiften zu Sirius und ich fragte mich, was er jetzt wohl gerade machte. Er war wahrscheinlich bei James. Es ging schon eine ganze Weile das Gerücht um, dass Sirius von zu Hause abgehauen sei. Vielleicht lag er lässig auf einer Couch bei den Potters und redet mir James über Quidditch. Wie gern ich jetzt mit ihm über Quidditch reden wollte. Das waren immerhin die einzigen Gesprächsthemen, die wir jemals verwendet hatten. Dann strahlten seine Augen immer so fröhlich, und sein markantes Lachen kam zum Vorschein. Langsam döste ich ein und war nach ein paar Minuten richtig eingeschlafen. In Gedanken bei Sirius.
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