48. Gitarre
Wir waren schon zehn Minuten gelaufen als mir einfiel was ich ihm noch sagen wollte.
„Wir haben gestern beide noch was vergessen."
„Was vergessen?", fragte er mich verwundert.
Ich lächelte leicht bevor ich sagte: „Bei unseren Beschreibungen haben wir noch was vergessen."
„Und was wäre das?"
„Also...ich kann auch ganz schön arrogant sein. Und Ähm...du bist ein Animagus.", stellte ich trocken fest. James grinste leicht. Er schien anscheinend nicht richtig zu wissen was er antworten sollte, weswegen er nur leicht nickte.
Nach weiteren fünf Minuten sagte er dann doch was.
„Du bist nicht arrogant, du schätzt Menschen nur so ein, wie sie Dir im ersten Moment rüber kommen. Und wenn man bei dir falsch startet, dann hat man halt Pech. Entweder man versucht es zu ändern, oder man belässt es dabei. Ich glaube du bist nur zu den Menschen arrogant und selbstgefällig, die du nicht magst oder die dich ärgern. Es ist wie ein abschotten von denjenigen, die Dir nicht gut tun, von denjenigen, die nicht sehen wer du bist oder dich nicht so akzeptieren wie du bist.", dies sagte er ruhig und seine Worte wählte er mit bedacht. Er schaute mich die ganze Zeit nicht an, es sah so aus, als ob er mich beabsichtigt nicht anschauen würde, weil ich ihn sonst aus dem Konzept bringen könnte. Erst danach blickte er mir in die Augen und wartete eine Reaktion von mir ab.
„Es ist komisch. Du kennst mich besser als jeder andere.", sagte ich mit einem kaum merklichen Grinsen.
„Alles nur eine Frage der Beobachtung."
Ich nickte leicht. „Ich schätze du hast recht. Also mit dem arrogant Sein und so.", sagte ich und nun guckte ich auf den Boden. Er lachte leicht und ich schmunzelte, er wusste das es mir schwer fiel ihm recht zu geben, das wusste ich.
Wir liefen eine halbe Ewigkeit, so kam es mir jedenfalls vor, im Schloss rum. Es herrschte eine bedrückte Stimmung und ich suchte fieberhaft nach einem Thema.
Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Was war denn die letzte Nacht eigentlich los?"
Er schien es nicht erwartet zu haben und lief rosa an.
„Also ist es etwas was Dir unangenehm ist, das wird ja immer besser.", sagte ich mit einem schelmischen Grinsen. Seine Hand fand seinen Weg wieder zu seinen Haaren und er blickte mich unsicher an.
„Das werd ich dir nicht sagen.", sagte er etwas krächzend.
„Und warum nicht?", bohrte ich nach.
„Weil...weil Ähm...es etwas privates zwischen Sirius und mir ist."
„Das ist eine schlechte Ausrede."
„Na gut. Wenn du mir einen Gefallen tust." Jetzt wurde ich hellhörig, wenn ich für eines außer dem Lernen bekannt war, dann war es meine Neugierde.
„Was wäre denn so ein Gefallen?"
„Ähm...Du müsstest mir einen Kuss geben, einen richtigen, nicht auf die Wange, nicht auf die Hand, auf den Mund.", sagte er mit hochgezogener Augenbraue. Er blickte mich neugierig und interessiert, aber auch irgendwie unsicher und ängstlich an. Ich überlegte, warum überlegte ich? Ich würde Potter nie küssen!
Eigentlich willst du das sogar sehr.
Scheiß Stimme im Unterbewusstsein sei still! Das stimmt nicht!
„N-nein das mach ich nicht, denk dir einen anderen Gefallen aus."
„Ne. Entweder das, oder du bekommst die Wahrheit nicht zu hören.", sagte er jetzt etwas schadenfroh. Ich verdrehte die Augen. Ich murrte etwas, was eigentlich sowas wie Dann muss ich halt damit leben heißen sollte. Es breitete sich ein noch breiteres Grinsen in seinem Gesicht aus, als er bemerkte, dass er gewonnen hatte.
„Du spielst mit fiesen Mitteln!", sagte ich eingeschnappt.
„Tja, man kann halt nicht immer lieb und nett sein." Ich verdrehte die Augen und wir gingen quatschend weiter, bis wir wieder in unserem Turm angekommen sind.
Im Turm angekommen wünschte ich ihm eine gute Nacht und ging in mein Zimmer. Dort zog ich mir ein Top und Shorts zum schlafen an. Ich Schminkte mich ab und stieg ins Bett. Als ich mein Licht ausmachte und meine Augen schloss, hörte ich gedämpfte Gitarrenmusik aus dem Gemeinschaftsraum kommen. Es hörte sich gut an und ich erkannte, dass es ein Lied von den Beatles war. Sie waren einer meiner liebsten Bands in der Muggelwelt, aber wer spielte hier, in Hogwarts Muggel Musik? Die Musik machte mich neugierig und ich stand auf, brachte meinen Zauberstab zum leuchten und ging zu meiner Zimmertür.
Ich öffnete sie leicht und musste feststellen, dass James mit einer Gitarre in der Hand auf einem der Sessel mir mit dem Rücken zugewandt saß. Ich ging einige Schritte auf ihn zu und als er bemerkte, dass ich auch im Gemeinschaftsraum war, hörte er sofort auf zu spielen, er legte die Gitarre weg und sagte: „Oh, tut mir leid ich hab vergessen den Muffliato-Zauber zu sprechen. Sonst hab ich das nicht, tut mir leid, ich spreche ihn gleich, dann kannst du in Ruhe schlafen."
„Du spielst Gitarre?!", sagte ich völlig perplex.
„Ja."
„Wie-woher...", stotterte ich.
„Ich hab's noch vor Hogwarts gelernt, ich hab einen Musikanten auf einer Muggelstraße spielen gesehen als ich mit meinen Eltern unterwegs war. Es hat mich so fasziniert, ich wollte es auch können und so nervte ich meine Eltern eine Ewigkeit damit. Nach langem überreden hatte ich es geschafft, dass sie mir Unterricht von jemandem geben ließen." Als er dies mit einer verträumten Miene erzählte,setzte ich mich auf den anderen Sessel.
Ich nickte. „Woher kennst du die Beatles? Das ist doch eine Muggel Band."
„Naja, das Lied was der Mann auf der Straße gespielt hatte war von dem Beatles und so hörte ich mir noch mehr Lieder von Ihnen an. Sie sind eine meiner Lieblings Bands."
„Kannst du mir was Vorspielen?", fragte ich ihn. Es Blitze etwas Verwunderung in seinen Augen auf, aber er nickte nur. Trotzdem schien er mitbekommen zu haben, dass ich fror.
„Frierst du? Accio Decke!", sagte er und im nu hatte ich eine warme Decke in die ich mich kuscheln konnte.
„Danke schön."
Die Decke roch nach frischen Kiefernnadeln, nach Sommerwind und sie strahlte Wärme aus. Sie gab mir ein Gefühl der Geborgenheit. Unwillkürlich verkroch ich mich mehr in die Decke und vergrub meinen Kopf in der Decke um noch mehr von diesem so schönen Geruch Einatmen zu können.
James fing an zu spielen und meine Augen waren nur auf ihn gerichtet, so wie er dasaß und freudig lächelte. Dann fing er an zu singen. Er sang mit einer leisen, rauchigen aber doch sanften Stimme, die mich immer mehr einlullte. Im ersten Moment war ich von seinem Gesang überrascht, ich hätte nie gedacht, dass er so gut singen konnte.
Ich war wie hypnotisiert von ihm, seinem Gesang, seinem Gitarrenspiel. Aber vor allem von dem wohligen Geruch der Decke, seiner Decke! Bei Merlins Unterhose, es war seine Decke in die ich mich hier verkroch, seine Decke roch so gut und versprühte eine wohlige und beruhigende Atmosphäre! Allein er schaffte es mich zu beruhigen. Allein er, allein James. James...
Das waren meine letzten Gedanken, bevor ich wie hypnotisiert glücklich und zufrieden einschlief.
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