45. ‚Verabredung'

James

Matthew sah ganz schön übel mitgenommen aus. Er hatte einen dicken Verband um den Kopf, eine Schiene am Bein und einen Bauch, der mit vielen blauen Flecken übersät war. Ich wollte gar nicht wissen wie sehr es schmerzen musste. Ganz zu schweigen von seinem Zustand als er gefunden wurde. Es musste ja die gesamte Nacht unter schmerzen dort verbracht haben.
Dem entsprechend wütend wurde ich auch, als ich all seine Blessuren sah. Wieder einmal fragte ich mich wie man unschuldigen Kindern so etwas antun konnte. Sie hatten gar nichts mit dem Ganzen zu tun, waren noch viel zu jung um zu verstehen, dass Krieg herrschte und das ihre Abstammung für manche Zauberer ein Problem war. Und trotz dessen wurden sie angegriffen und mussten die Leiden des Konfliktes der größeren austragen. Es war einfach schrecklich Kindern so etwas anzutun. So sollte man ganz sicher keine Konflikte lösen. Es war feige auf kleine Kinder los zu gehen. Es war einfach traurig wie sich das alles verändert hatte. 

„Wie fühlst du dich?", sprach Hestia wohl die wichtigste Frage aus und schaute auf den kleinen, aber tapferen Sucher hinab. Er war kein Kleinkind mehr, das war mir bewusst. Doch hatten schon so einige ältere Schüler jammernd und mit weniger Verletzungen im Krankenflügel gelegen.
„Es geht. Mein Kopf brummt ein wenig und mein Bauch tut weh. Aber mit den Schmerzmitteln von Madam Pomfrey geht das alles.", sagte er mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, welches wohl eher zur Beruhigung unsererseits dienen sollte. Es war traurig wie erwachsen sich Kinder schon verhalten mussten. Und das alles nur, weil sie die Kriege anderer austrugen.
„Ja das sind wahre Wundermittel. Sie päppelt dich wieder auf. Du bist in besten Händen.", grinste ich ihm entgegen, versuchte möglich viel meiner Wut hinunter zu schlucken und ihm Zuversicht zu senden. Hier konnte ihm keiner etwas antun. Dafür wurde Poppy auch viel zu sehr geachtet.
„Was meint Poppy?", hinterfragte Tatze interessiert und spielte schon viel zu offensichtlich auf den bestehenden Mangel in unserem Team an. Es waren keine schlechten Anwärter gewesen, aber man wich nur eben sehr ungern von seinem Stammspieler ab. So viele Spiele gab es ja auch gar nicht für eine Mannschaft.
„Es wird noch eine Weile dauern bis ich raus komme. Eine Woche muss ich noch hier bleiben und dann noch ne Woche ohne Quidditch.", erklärte er betrübt und blickte mich fast entschuldigend an. Und da war es wieder. Die Schuld derjenigen, die nichts dafür konnten. Einfach weil sie diejenigen waren, die die Nachrichten sendeten.
„Das wird schon. Zum nächsten Quidditch Spiel bist du fit. Ganz sicher.", meinte ich aufmunternd. Wenn man schon mit einer schlechten Einstellung an die Sache ging, wurde es ganz sicher nichts. Zumal Matthew eine Kämpfernatur war. Er wäre bald wieder zurück auf dem Feld.
„Ich hoffe es.", entgegnete er schwach nickend und löste mal wieder eine bedrückende Stille aus. Mit so vielen um ihm rum zu stehen war sicherlich nicht das angenehmste. Doch zeugte es nur von unserer Fürsorge.

„Hast du gesehen wer es war?", hakte ich nach, in der Hoffnung wenigstens etwas heraus zu bekommen. Doch war auch diese Frage eine die ins nichts führte. Es schien bald so, als wäre es niemand gewesen.
„Ne, tut mir leid, nichts. In meinem Kopf ist eine einzige Leere.", blickte er bedauernd zu uns auf und schien sich selbst zu fragen, weshalb er nicht aufmerksamer gewesen war. An sich kribbelte es in meinen Fingerspitzen nachzufragen weshalb er überhaupt so spät in den Kerkern gewesen war. Doch war es eine Sache, die mich dann doch nichts anging. Dafür war ich zu sehr ein Rumtreiber, als ihm dies vorzuhalten.
„Du Armer, hoffentlich gehts dir bald besser.", kamen bald die letzten Worte von Hestia, welche ihn jedoch nur dankbar Nicken ließen. Er sah noch immer mitgenommen aus. Wahrscheinlich hatte er bis jetzt nicht wirklich Schlaf gefunden. Doch würde Poppy das bestimmt bald ändern.
„Wir müssen dann jetzt auch los. Gute Besserung dir.", lächelte Lily ihn aufmunternd an und schenkte selbst mir ein Grinsen. Mir ging irgendwie immer sofort mein Herz auf, wenn sie so fürsorglich sprach und blickte.
„Ja alles gut. Danke für euren Besuch.", rissen mich Matthews Worte aus meinem Gestarre und mich ins hier und jetzt zurück kehren. Matthew sollte ich Aufmerksamkeit schenken, nicht ihr. Egal wie sehr mich ihre Art verzauberte.
„Das ist selbstverständlich, du bist jetzt in der Hausmannschaft!", kam es von Sirius, der wohl eher Hestia beeindrucken wollte, als irgendjemand anderen, ehe wir uns von unserem Sucher verabschiedeten. Er sollte sich ausruhen um dann mit allen Kräften aufs Spielfeld zurück zu kehren.

Der Nachmittagsunterricht verging genauso schleichend wie immer. Es waren zwar nur ein paar Stunden, dennoch waren sie tot langweilig. Das einzige was mich aufmunterte, war die ‚Verabredung' mit Lily. Sie hatte mir versprochen mit mir Hausaufgaben zu machen. Das war in den letzten Wochen keine Seltenheit gewesen, aber trotz dessen freute ich mich riesig darauf. Es waren die kleinen Dinge, die für mich so viel bedeuteten.
„Also, bis dann.", verabschiedete ich mich nach dem Unterricht von meinen Kumpels und ging mit einem breiten Grinsen mit Lily in den Schülersprecher-Turm. Es war sowas banales und doch so etwas wichtiges für mich. Kaum zu glauben, aber ich freute mich darauf Hausaufgaben zu machen.

Lily

Also wirklich, wie konnte ein Mensch nur so lange und so breit Grinsen? Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Also nicht das nicht schon vorher nichts mit ihm stimmte, aber er benahm sich seit heute morgen so seltsam, dass ich fast befürchtete er wäre jemand anderes. Zumal die Ausrede von Black heute auch nicht die glaubwürdigste gewesen war. Die heckten bestimmt wieder irgendetwas aus, was mir ganz und gar nicht gefiel.

„Also wirklich, was ist mit dir los? Du grinst seit heute morgen wie ein Vollidiot und dein Grinsen ist seit der letzten Stunde noch breiter geworden, wovon ich gedacht hatte, das es gar nicht mehr breiter gehen würde.", reichte es mir in unserem Gemeinschaftsraum dann Endgültig mit seinem Dauergrinsen. Manchmal fragte ich mich echt woher er all die gute Laune her nahm. Ich selbst war ja nun nicht die unfröhlichste, aber das?
„Ähm...ich weiß nicht was du meinst.", bekam ich jedoch nur als Antwort zurück und fuhr mir frustriert durch Haar. Bei Merlin, das war schlimmer, als bei ner schwangeren Frau! Und da sollte nochmal jemand sagen wir Mädchen wären anstrengend.
„Jungs!", stöhnte ich genervt auf und gab es schon fast auf hinter das Mysterium dieses Geschlechts zu steigen. Es war einfach hoffnungslos diese Idioten zu verstehen.
„Was ist mit uns?", kam auch schon idiotische Frage von James, welcher wohl nicht ganz zu wissen schien, dass er manchmal echt anstrengend sein konnte. Das die Jungen sich gegenseitig überhaupt ertrugen war ein wahres Wunder.
„Ganz einfach, ihr seid manchmal echt bescheuert.", murmelte ich genervt, hatte jedoch wenig Lust auf eine Diskussion was so nervenaufreibend an dem jeweiligen Geschlecht war. Wir waren hier um etwas anderes zu erledigen.

„So, Schulzeug auspacken. Wir fangen mit den Hausaufgaben von heute an und dann machen wir deine, die noch von gestern auf sind. Los. Pack aus.", dirigierte ich, als er noch immer wie ein Trottel vor mir stand. Ich mochte es einfach nicht wenn man Zeit vergeudete. Die konnte ich nämlich ganz anders nutzen.
„Ist ja gut, bleib ruhig.", erhob er abwehrend seine Hände und machte sich auch schon ans Werk sein Schulzeug hervor zu holen. Naja immerhin bekam er das noch hin.
„Jaja, Jungs halt ne.", murmelte ich schon vertieft in meine Hausaufgaben. Zwar sah ich aus dem Augenwinkel wie James leicht den Kopf schüttelte, hielt aber lieber die Klappe. Wichtiger waren jetzt diese Aufgaben hier.

Nach einer guten halben Stunde war ich es dann auch leid auf die Buchstaben auf meinem Pergament zu schauen und blickte auf, um etwas anderes in den Fokus zu nehmen. Und dieser wurde James. Überlegend knabberte er leicht an seinen Fingernägeln, während er wohl seine Wortwahl für die nächsten Sätze überdachte. Ein mildes Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich mich daran erinnerte, wie mich meine Freundinnen immer damit aufgezogen hatten, dass ich genau das selbe tat.
Eine ganze Weile fixierte ich ihn, wie er überlegend die nächsten Sätze schrieb und so konzentriert in seinem Element zu sein schien. Irgendwie beruhigte es mich selbst, wie er so friedlich und voller Elan seine nächste Worte aufschrieb. Man könnte es als gruselig bezeichnen, doch empfand ich es eher als interessant.

„Na Evans, träumst du etwa?", grinste mich plötzlich der Junge mir gegenüber an und hatte vor Schalk getränkte Augen, als er herausfordernd auf mich blickte. Doch musste ich zugeben, dass er recht hatte. Er riss mich tatsächlich aus meinen Tagträumen.
„Das wünscht du dir vielleicht Potter.", erwiderte ich schnippisch, jedoch durchaus zu spät und widmete mich wieder meinem Aufsatz. Ich verfluchte mich einmal wieder selbst, wie ich nur so dumm sein konnte. Manchmal war ich aber auch bescheuert auffällig unterwegs.
„Du bist aber weit gekommen in der letzten Stunde.", kommentierte er meine roten Wangen amüsiert und ließ meinen Blick kontrollierend und durchaus etwas fassungslos zur Uhr schellen. Ich hatte ihn anscheinend tatsächlich eine halbe Stunde lang angestarrt. Bei Merlin, das gabs doch nicht!
„Ja es ist wirklich schon eine Stunden vergangen. Und wirklich fertig mit deinem Aufsatz bist du auch nicht.", stellte er selbstzufrieden fest und versteckte es gar nicht erst, dass er es liebte, dass er weiter als ich war. Zumal ich nun auch keine guten Gegenargumente hatte.
„Ich habe nachgedacht und in Gedanken meinen gesamten Aufsatz verfasst. Jetzt muss ich ihn nur noch aufs Papier bringen.", erklärte ich ihm, war zu Anfang sogar recht zufrieden mit meiner Aussage. Doch diese Zufriedenheit wurde spätestens dann untergraben, als er begann sich über mich lustig zu machen. Ja, der gute Herr lachte mich aus. Und das obwohl ich dazu sogar imstande wäre.
„Du machst dich doch nicht etwa über mich lustig.", meinte ich gereizt und blickte ihn warnend an. Wenn ich eines noch mehr hasste, als etwas nicht zu können, dann sich über mich lustig zu machen.
„Nein Lily, das würde ich nie tun.", erzählte er mir versucht ernst, konnte seine Ernsthaftigkeit jedoch nicht in seine Augen senden. Naja das liebte ich ja noch mehr. Mich verarschen war ja so viel besser.
„Ja klar.", nickte ich bedient und widmete mich dann wieder meinem Aufsatz, um nicht gleich die gesamte Wohnung in Brand zu stecken. Der war viel zu abgehoben. Und schadenfroh noch dazu.

„Also ich mach dann mal mit den anderen Hausaufgaben weiter.", betonte er extra überheblich und mit Stolz in der Stimme. Nur kam es mir deutlich so vor, als würde ein wenig Belustigung in seiner Stimme mitschwingen. So ein Idiot. Wirklich.
„Mach das, du hängst sowieso mit den Hausaufgaben hinterher.", bemerkte ich trocken und vernahm kurz darauf ein leises Gemurmel. Tja, jetzt hatte er sich selbst ins Bein geschossen. Eins zu zu eins. Da konnte selbst ich mir kein Grinsen verkneifen, während ich weiter an meinem Aufsatz arbeitete.

Nach einer guten Dreiviertelstunde war ich dann auch endlich fertig und blickte nach langer Zeit wieder auf. Erleichtert ließ ich mich in meinen Sessel zurücksinken und schloss kurz die Augen. Das tat gut. Jetzt schlafen wäre echt ein Träumchen. Aber ich musste noch einen Aufsatz schreiben und dann musste ich noch Potter helfen. Bei Merlin wieso versprach ich sowas auch immer? Hilfreich war es für mich jedenfalls nicht. Und zu guter letzt, musste ich heute auch noch mit ihm Patrouille laufen. Da müsste der gute Schlaf wohl noch eine ganze Weile warten.
„Na, geschafft Evans?", erhob James wieder die Stimme und ließ Amüsants mitschwingen. Jaja, der hatte auch Energie für drei Leute. Der konnte mich mal. Zumal der heute anscheinend nicht joggen war. Der strotzte sicher nur so vor Energie.
„Ach halt die Klappe Potter. Kann halt nicht jeder so gut gelaunt sein wie du.", bemerkte ich genervt und durchaus mit schlechter Laune. Es war schrecklich wenn Menschen happy waren. Das war jedes Mal so anstrengend.
„Was ist denn daran so schlimm? Es erledigt sich alles viel einfacher, wenn du mit Spaß an die Sache ran gehst.", wollte er mir weiß machen. Doch egal wie viele Tipps er mir noch geben wollte, das änderte sicher nichts an meinem Gemüt. Ich wusste ja nicht ob der schon mal schlechte Laune hatte, aber die ließ sich nicht so einfach beheben.
„Hm, vermutlich.", grummelte ich und setzte mich wieder aufrechter hin, um die nächsten Pergamente für den Aufsatz zu greifen. Ich müsste mich jetzt aufraffen, sonst würde das hier noch ewig dauern.

„Willst du ne Pause machen?", schlug er vor und überraschte mich mit der leichten Sorge in seiner Stimme doch etwas. Nur realisierte ich diese erst am Ende. Davor hatte sich mein Mund ein weiteres Mal selbstständig gemacht.
„Nein. Wenn ich jetzt ne Pause mache, dann fang ich gar nicht mehr mit den Hausaufgaben an.", stellte ich klar und widmete mich nun dem letzten Aufsatz. Oder besser gesagt, ich wollte es. Doch schien James es gar nicht zu gefallen dieses Pläuschchen zu beenden.
„Oh, dass ich das mal hören darf. Eine Lily Evans die keine Hausaufgaben macht. Das wär mal was neues.", meinte er mit Belustigung und schien diesen Gedanken gar nicht so schlecht zu finden. Nur gefiel mir dieser gar nicht. Für ihn war das vielleicht normal. Aber für mich sicher nicht. Zumal es diese Option auch gar nicht gab.
„Ach sei leise und mach deine Aufgaben. Du hängst schließlich hinterher.", meinte ich verärgert und strich mir eine nervige Strähne hinters Ohr, ehe ich nach der Feder griff. Der sollte mal schön leise sein. Seine Freude ging mir langsam echt auf die Nerven.
„Ich denke es ist eher andersrum. In der Dreiviertelstunde in der du diesen Aufsatz geschrieben hast, hab ich die Hausaufgaben von gestern gemacht und den Anfang von dem Aufsatz den du jetzt schreiben willst, erledigt.", versicherte er mir selbstgefällig und ließ mich entsetzt aufblicken. Naja aber sicher. Wenn das kein Scherz war. Doch seine Aussage belegte er sogleich mit beweisen. Zufrieden grinste er auf seine Pergamente und ließ mich wissen, dass er diese absurden Dinge wirklich geschafft hatte.
„Wie...wie hast du das geschafft?!", entfuhr es mir verwirrt und durchaus aus der Bahn geworfen. Und schon war mein erster Satz, den ich schreiben wollte, wieder aus meinen Gedanken. Kein Wunder das ich hier nicht voran kam.
„Gute Laune Lily, gute Laune.", erwiderte er mit einem breiten Lächeln und wandte sich dann doch seinem Aufsatz zu. Hahaha, der sollte leise sein. So ein Idiot.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top