39. Abendessen

James

Sie hatte von meinen Eltern gesprochen. Das war gut. Ja oder? Immerhin hatte sie davon gesprochen, ihnen zu begegnen. Was ja eigentlich bedeutete, dass sie mich mochte, oder? Bei Merlin, war es toll mit Lily Evans befreundet zu sein. Ich liebte es in ihrer Nähe zu sein. Sie war so fröhlich und aufgeschlossen. Ich konnte Remus, Hestia und Anna echt verstehen. Es war ein Glück sie als Freundin zu haben. Doch je mehr wir miteinander machten, desto mehr verliebte ich mich in die rothaarige Schönheit. Ich liebte es, wenn sie mit einem Strahlen im Gesicht ein Buch las. Wenn sie morgens total verschlafen aus ihrem Zimmer kam, und sich die süßen Schlaffalten in ihrem Gesicht abzeichneten. Am liebsten sah ich ihr gefährliches Funkeln in den grün-glänzenden Augen, wenn sie sauer war. Dann loderte es regelrecht in ihr und sie war mit jeder Faser ihres Körpers aktiv. Deswegen hatte ich sie die letzten Jahre auch immer öfter geärgert. Es hatte mir ein Gefühl der Aufmerksamkeit und Wichtigkeit verliehen. Ich hatte dann immer das Gefühl, das Interesse in ihr zu wecken. Doch musste ich feststellen, dass etwas ganz anderes ihre Augen viel mehr zum Funkeln brachte. Ihre Freude. Wenn sie glücklich war, war es hypnotisierend. Ihr Lachen war jedesmal so ansteckend. Und sobald man sie Lächeln sah, war man verzaubert. War ich ständig aufs Neue verzaubert. So wie gerade jetzt. Wie sie voller Elan über den diesjährigen Lehrer in VgdDK sprach, weil ihr sein Unterricht so gut gefiel.

„Was macht ihr so?", riss mich Tatze fast aus meiner Trance. Zwar realisierte ich, dass wir nun am Tisch saßen, doch trug es für mich nichts zur Sache bei. Viel lieber lachte ich mit ihr weiter über unseren tollpatschigen Professor. Viel lieber blickte ich in ihre glänzenden Augen, wenn sie lachte.
„Hallo? Ich rede mit euch!", drang die Stimme meines besten Freundes wieder zu mir hindurch, bekam jedoch nur wenig Aufmerksamkeit. Immerhin lachte ich hier in aller Öffentlichkeit mit Lily Evans. Mit der Lily Evans.
„Ich glaube wir sind Luft, Tatze. Die sind viel zu vertieft in einem Gespräch. Was um ehrlich zu sein verwunderlich ist. Besonders Lily ist komisch.", machte ich Moonys Worte am Rande meiner Wahrnehmung aus, während die rothaarige neben mir gerade über einen Witz meinerseits lachte. Bei Merlin war sie schön. Allein der Fakt, dass sie über etwas lachte, was ich gesagt hatte, ließ mein Herz höher schlagen.

Als dann auch Ann und Hest sich zu uns setzten, unterbrachen Lily und ich unsere Unterhaltung. Bei Merlin war ich gerade fröhlich! Lily war einfach genial.
Interessiert wandte ich also meinen Kopf von der Schönheit neben mir ab und schaute zu meinen Freunden. Sie müssten mit mir geredet haben. Jetzt hatte ich Zeit, jetzt würde ich mit ihnen reden können. Lily war ja auch mit ihren Freundinnen beschäftigt.
„Ach auf einmal sind wir interessant genug?!", kam es sogleich von Pad mit Vorwurf in der Stimme. Doch selbst das konnte meine Freude nicht mildern. Mein Grinsen wurde geradezu noch breiter. Bedächtig nickte ich. Sie wussten alle beide, dass ich in Lily seit Jahren vernarrt war. Solch eine Chance musste ich nutzen.
„Was wolltest du?", fragte ich an Padfoot gewandt interessiert nach, während ich Moony amüsiert blicken sah. Meine Güte, jetzt wollte ich ihnen den Gefallen tun und mit ihnen reden, und dann das.
„Keine Ahnung. Ich glaube ich wollte wissen worüber ich geredet habt. Aber ihr habt mich ja komplett ignoriert!", entgegnete Sirius eingeschnappt und mit beleidigtem Unterton in der Stimme. Bei Merlins gepunkteter Unterhose! Der hatte vorhin eine Ewigkeit mit Hestia diskutiert und mich durchaus auch ignoriert. Der sollte aus einem Wurm keinen Drachen machen. Also ehrlich mal.
„Oh, Black ist traurig weil er mal nicht an erster Stelle steht.", mischte sich Lily ein und tat so, als ob sie sich eine Träne wegwischen würde. Meine Güte konnte sie das gut. Ich liebte es, wenn sie so sarkastisch war. Jedenfalls, wenn es nicht auf meine Kosten ging. Amüsiert stieg ich in das Lachen der anderen ein, während Tatze mir nur einen beleidigten Blick schenkte. Doch war das nicht das einzige, nein. Er griff geschwind zu seinem Krug und ehe ich mich's versah, schüttete er mir seinen Kürbissaft ins Gesicht. Völlig schockiert und angewidert blickte ich schließlich meinem besten Freund hinterher, wie er wie ein beleidigtes Mädchen aufstand, seine Haare nach hinten schmiss und hoch erhobenen Hauptes aus der großen Halle stolzierte. Bei Merlin, wäre das Lily gewesen, wäre es das eine. Aber Sirius? Ernsthaft?! Wegen sowas?!
Jetzt lachten nicht nur unsere Freunde über mich, sondern fast alle Schüler der Halle. Im Gegensatz zu anderen, war ich jedoch nicht sehr gern die Lachnummer.

Wut machte sich in mir breit. Der konnte was erleben.  Das nächste mal wäre er für ein Spiel gesperrt. Also wirklich. Solch ein Schauspieler!
„Oh, hat da der Jamesilein eine Abfuhr bekommen?", machte sich Lily wieder einmal lustig über mich, als ich den Mädels einen bösen Blick geschenkt hatte. Naja danke auch. Das milderte meine Wut nun nicht im geringsten. Selbst Remus lächelte noch immer schwach und beäugte mein beschüttetes Ich kritisch. Tja, und die Mädels lachten mich aus. Von wegen super Tag. Ein scheiß Tag war das. Eiskalt blickte ich Lily in die Augen, ehe ich ein süßes Lächeln auflegte.
„Lieber von ihm eine Abfuhr mit Kürbissaft im Gesicht, als von dir.", erklärte ich sarkastisch und aß völlig durchnässt mein Abendessen. Darauf wollte ich immerhin nicht verzichten, weil mein ach so toller bester Freund einen an der klatsche hatte.

Auch wenn alles an mir klebte und sich meine Haare schon vollkommen ekelhaft anfühlten, ging ich mit einem Apfel in der Hand in meinen alten Schlafsaal. Ich war vielleicht wütend und gedemütigt, doch war Tatze noch immer mein bester Freund. Auch, wenn ich mit Lily deshalb etwas Stress angefangen hatte, sollte er nicht verhungern
„Weißt du eigentlich das du mich vor der ganzen Schule lächerlich gemacht hast?", ließ ich wütend verlauten, ehe ich ihm den Apfel zuwarf und mich auf mein altes Bett im Schlafsaal legte. Immerhin war ich hier noch willkommen und wurde nicht rausgeschmissen wegen nichts.
„Jap.", grinste mich Pad erfreut an und schien sich geradezu daran zu ergötzen, welch eine Aufmerksamkeit sein Move gebracht hatte. Tja, er stand durchaus gut da, ja. Nur mich hatte er blamiert.
„Du Idiot.", meinte ich Kopfschüttelnd und konnte mir noch immer nicht erklären, wie er auf solch eine Idee gekommene war. Wir waren keine 15 mehr wo man so Schluss gemacht hatte. Wir waren verdammte 17 und beste Freunde. Da war das nicht im geringsten sinnvoll.
„Wer war denn hier der Idiot? Du hast Evans angestarrt wie ein bettelnder Hund!", entgegnete Padfoot empört und biss genervt von seinen Apfel ab. Ja, er und genervt, ich war hier derjenige mit durchnässten und klebrigen Klamotten! Zumal der ja mal sowas von übertrieb. Lily und ich hatten einfach nur geredet. Da schaute man sich nun mal an.

„Ich hab mich mit ihr unterhalten!", erwiderte ich ebenfalls empört und konnte seine Unverständlichkeit nicht im Ansatz verstehen. Der hatte doch auch Ewigkeiten Hestia angestarrt. Und da hatte ich auch nichts gesagt!
„Ja wow! Lily Evans hat mit James Potter ohne ihn anzuschreien geredet. Weißt du eigentlich, dass das schon lange keine Unterhaltung mehr war?!", fragte er mit Ernsthaftigkeit in der Stimme und setzte sich auf, um mich besser anschauen zu können. Auffordernd schaute er mich an, während er von seinem Apfel abbiss. Ja, den konnte er sich sonst wohin stecken. Ich hatte ihm den besorgt.
„Wie keine Unterhaltung?", hinterfragte ich verwirrt und verstand sein bescheuertes Problem noch immer nicht. Was war denn daran keine Unterhaltung? Man redete, es kamen Wörter aus unseren Mündern. So führte man eine Unterhaltung. Ganz normal.
„Meine Güte! Du bist einer der schlausten Schüler auf Hogwarts, doch manchmal bist du echt doof wie ne Strohpuppe!", fluchte er und warf die Arme in die Luft. Was war denn jetzt überhaupt eine Strohpuppe? Was hatte denn das mit einer Unterhaltung zu tun?
„Hä?!", entfloh es meinen Lippen wieder einmal nicht sehr clever, während sich in meinem Hirn Rädchen drehten und alles ratterte. Für mich ergaben seine Andeutungen einfach keinen Sinn.

„Ihr habt geflirtet Mann!", rief er mir schon fast entgegen, während ich vor Unglauben die Augen aufriss. Lily Evans hatte ja wohl nicht mit mir geflirtet. Wo lebte er denn bitte?! Das war unmöglich. Das war eine verdammt normale Unterhaltung gewesen. Außerdem mochte sie mich nicht so sehr. Weshalb also, sollte sie denn dann mit mir flirten? Das ergab noch weniger Sinn, als zuvor.
„Haben wir gar nicht! Das war eine normale Unterhaltung!", bekräftigte ich meinen Standpunkt. Also so langsam hatte Sirius echt Hirngespinste. Der wusste doch wohl selbst, dass Lily mir gegenüber nicht wirklich gut gesinnt war.
„Ja klar. Entweder du bist zu doof um zu erkennen, dass Evans mit dir geflirtet hat oder du bist wirklich blind und selbst die Brille hilft nicht mehr.", verspottete er mich. Naja danke auch. Sehen konnte ich durchaus noch gut mit meiner Brille.
Doch musste ich gestehen, dass sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen legte, wenn ich daran dachte. Hatte sie echt mit mir geflirtet? Aber nein. Das war doch nicht möglich. Sie...sie hatte sich nur mit mir unterhalten. Warum sah das denn keiner ein? Konnte ich nicht erstmal mit ihr befreundet sein und eine Unterhaltung führen, ehe man gleich zu viel darunter verstand?

„Warum hast du mich mit Kürbissaft begossen?!", fragte ich stattdessen und hoffte, so nicht mehr darüber nachdenken zu müssen. Zumal dringend ein Teamwechsel nötig war. Denn entweder er hätte mir das eingeredet und falsche Hoffnungen gemacht oder mich erwürgt.  Und beides war nicht so entzückend.
„Wenn man mich ignoriert, bekommt man es zurück!", erklärte er prompt und aß das letzte Stück seines Apfels. Ob der davon satt wäre? Egal, wenn nicht musste er sich selbst was besorgen. Immerhin hatte ich ihn nicht mit Kürbissaft begossen.
„Aber Lily hat dich auch ignoriert!", empörte ich mich und brachte, wie ich fand, ein durchaus akzeptables Argument. Immerhin gehörten zu einer normalen Unterhaltung immer zwei. Freiwillig würde ich ihn nicht ignorieren. Jedenfalls nicht, wenn er nichts getan hatte.
„Sie ist aber erstens ein Mädchen und zweitens nicht mein bester Freund!", stellte er klar und schaute mich auffordernd an. Ja und jetzt? Nur weil sie ein verdammtes Mädchen war? Das trug nichts zur Sache bei.
„Was hat denn das mit dem Geschlecht zu tun?!", entgegnete ich und fragte mich innerlich, ob es wirklich so gut war, das Thema zu wechseln. Er wäre so oder so kurz davor mich zu erwürgen.
„Wenn Mädchen dich ignorieren, ist das ganz gefährlich. Aber wenn der beste Freund einen ignoriert, dann ist auf einmal jemand wichtiger als man selbst!", erläuterte er und schaute mich so an, als wäre es grundlegendes Wissen, welches er mir erklären musste. Doch erkannte ich noch immer nicht, was das zur Sache beitrug.
„Ja und?", meinte ich und schien meinen besten Freund wohl so langsam in den Wahnsinn zu treiben. Ich mein, nur weil ich meinen besten Freund kurzzeitig nicht wahrgenommen hatte, war es keine Tragödie. Immerhin wusste er ganz genau wie wichtig mir solch ein Gespräch mit Lily war.
„Alter?! Du kannst mich doch nicht Evans vorziehen! Ich bin dein bester Freund!", gestikulierte er wild und schien wirklich verletzt darüber zu sein, dass ich ihn kurzzeitig nicht beachtet hatte. Dabei wusste er ganz genau, dass er mir unglaublich wichtig war. Nur eben anders wichtig als Lily.
„Ja, aber sie ist Lily Evans.", murmelte ich ihm entgegen. Er sollte doch verstehen, weshalb ich das gemacht hatte. Es war das erste mal gewesen. Einfach weil Lily jemand ganz besonderes war. Und das wusste er doch eigentlich.

„Abers gut, es war mal ganz witzig das zu machen. Jetzt weiß ich warum das die Mädels so gern bei mir gemacht haben.",  grinste er mir versöhnlicher entgegen. Meine Güte war der manchmal anstrengend. Stimmungsschwankungen wie eine schwangere Frau. Kein Wunder, dass die ihn ständig mit Kürbissaft begossen haben.
„Jaja, alles klar. Ich geh duschen. Gute Nacht.", schüttelte ich amüsiert den Kopf und erhob mich von meinem ehemaligen Bett. Er würde schon klar kommen. Immerhin hatte ich ihn ja nicht verlassen oder abserviert. Zumal er sich auch bei Moony und Wurmschwanz ausheulen konnte, wenn es sein musste.
„Jap bis morgen. Flirte nicht so viel!", rief er mir noch hinterher, ehe die Tür zu fiel. Solch ein Dummkopf. Wie konnte man denn nur so blöd sein? Als ob ich mit Lily flirten würde.

„Na, hast du dich wieder mit Black versöhnt?", begegnete mir auch schon die hämische Stimme Lily's, sobald ich aus dem Gryffindor-Turm trat und mich auf den Weg zu unseren Gemächern machen wollte.
„Das werd ich jetzt nicht mehr los oder?", grinste ich meinen Freunden entgegen, welche wohl auch gerade mit dem Essen fertig waren. Alle lächelten mich belustigt an, wohl noch immer über meinen Anblick erfreut.
„Nein, darauf kannst du dich verlassen.", grinste sie mir frech entgegen, ehe sie sich von ihren Freundinnen verabschiedet und mit mir gemeinsam den Weg zu unserem Schülersprecher-Turm beschritt.
Dort ließ sie sich auch sogleich auf die Couch fallen. Mit geschlossenen Augen lag sie dort. Friedlich, fast schlafend. Und doch so wunderschön wie eh und je. Bei Merlin war sie hübsch.
„Willst du nicht mal duschen gehen?", riss mich Lily's Stimme aus meinem Gestarre. Sie hatte die Augen wieder geöffnet und schaute mich nun erheitert an. Na das war ja super gelaufen.
„Ähm....Ja, äh...aber willst du mit mir ins Vertraunsschülerbad kommen? Ich wollte da sowieso mal hin. Außerdem brauch ich mal etwas Entspannung.", fragte ich verwirrt und ertappte mich, wie ich nervös zu meinem Haar griff. Bei Merlin war das eine blöde Angewohnheit. Das fand sie halt nicht so toll. Dann würde sie garantiert auch nicht mitkommen. Bei Merlin!
„Du und Entspannung? Du schaffst es doch nur gerade so eine Stunde dem Unterricht zu folgen.", prustete Lily amüsiert los und hielt vor lachen den Bauch. Ja...gut. Ich wollte einfach mal was mit ihr machen. Zumal baden und Unterricht ja wohl ein unterschied war.
„Naja...das ist Unterricht, der ist langweilig.", entgegnete ich nervös und kratzte mich am Hinterkopf, in der Hoffnung, sie würde mir eine positive Antwort liefern. Die Vorstellung geisterte in meinem Kopf nämlich schon eine Ewigkeit rum.
„Ja, ich komm mit. Ich war da schon ewig nicht mehr.", nickte sie schließlich einverstanden, hatte jedoch noch immer ein amüsiertes Lächelns auf den Lippen. Doch das war mir recht egal. Sie hatte nämlich ja gesagt. Zugestimmt. Voller Elan gepackt machte ich mich auf den Weg und holte mir grinsend meine Badesachen. Es würde vielleicht doch noch ein ganz guter Tag werden.

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