32. Das Gespräch
In der großen Halle angekommen beanspruchte ich auch gleich den Platz neben meinen Freundinnen. Wenn ich mich nicht neben sie gesetzt hätte, wären sie eh wieder zu mir gekommen. Wobei ich dann auch nicht in der Gesellschaft der übriggebliebenen Rumtreiber hätte sitzen müssen, welche sich nun zu uns begaben. Bei Merlin, würde mich Black's verhalten nicht amüsieren hätte ich schon wieder schlechte Laune.
„Dich wird man aber auch nie los was Black?", kommentierte Hestia Blacks verhalten, welcher sich wie selbstverständlich neben sie gesetzt hatte. Also um ehrlich zu sein, musste ich die letzten Wochen echt was verpasst haben. Allein von diesem Kommentar war ich entzückt. Und noch dazu das Desinteresse Hest's.
„Ach, manchmal muss man auch mal anhänglich sein.", erwiderte Black mit einem verführerischen Lächeln und schien seinen sehr schwachen Konter so überspielen zu wollen. Also von ihm war man besseres gewohnt. Eindeutig.
„Weißt du was das Problem ist, Black?", sprach meine beste Freundin weiter, ohne ihn anzublicken und schob sich eine Gabel ihres Salats in den Mund. Ach bei Merlin, ich liebte es wenn man sich an das hielt, was ich geraten hatte.
„Nein, welches hast du denn? Ich schaffe es gern für dich aus der Welt.", erklärte Black auch sogleich hilfsbereit. Und um ehrlich zu sein überraschte er mich mehr als sehr mit dieser Antwort. Doch Hestia schien es kalt zu lassen.
„Du suchst dir ein Opfer aus und bist dann so lange anhänglich, bis du es geschafft hast sie oder auch ihn ins Bett zu kriegen.", kam es vom Hestia, was uns alle nach kurzem, überraschten schlucken auflachen ließ. Selbst sie hatte ein mildes Lächeln auf den Lippen. Wirklich, diese Worte waren nicht schlecht. In jeglicher Hinsicht. Doch Black schien das alles mehr als gar nicht zu passen was hier geschah.
„Ich bin nicht schwul!", war das einzige was empört seinen Mund verließ und Hestia nun tatsächlich aufblicken ließ. Also das, das war nun eindeutig die falsche Antwort.
„Wenn es das ist was dich an dieser Aussage stört, dann bist du immer noch der alte.", erwiderte Hest abschätzend und mit Traurigkeit in der Stimme. Und am liebsten hätte ich Black sein Hirn ausgeprügelt. Er beschwerte sich, dass sie so unnahbar war, doch etwas dagegen, tat er nicht.
„Wir sehen uns nachher.", waren ihre letzten Worte, die sie in meinen Augen mit leicht zitternder Stimme aussprach, ehe sie aufstand und mit gesenktem Kopf die Halle verließ. Und in mir staute sich eine Wut auf diesen Idioten an, dass ich am liebsten zu ihm über den Tisch gesprungen wäre.
„Was hat sie?", musste dieser Werte Herr auch noch seinen Mund aufmachen und offensichtlich nichts wissend fragen. Also wenn er das nicht wusste, dann war er bekloppter als ich ihn eingeschätzt hatte.
„Du hast mit dieser Aussage zugegeben, dass du jedes Mädchen solange anmachst, bis es mit dir schläft.", erklärte ihm Ann gütiger Weise mit hartem Blick, ehe sie nach einem kurzen Blickaustausch mit mir aufstand, um Hest hinterher zu laufen.
„Mädchen sind mir echt zu kompliziert.", murmelte Black abschätzend, wohl wirklich nicht wissend, was er falsch gemacht hatte. Und für diesen Kommentar hätte ich ihm tatsächlich eine geklatscht, wenn wir nicht in der großen Halle gewesen wären.
„Weißt du was dein Problem ist Black? Du sagst immer die falschen Sachen im falschen Moment. Sie hat gerade mit dieser Aussage getestet ob du immer noch der alte bist oder ob sie es mit dir versuchen kann. Ob sie sich sicher sein kann, dass du sie nicht ausnutzt. Denn sie will keines deiner berühmten Betthäschen sein. Ich denke du kannst wieder von ganz vorn anfangen.", erhob ich stinkwütend die Stimme, spuckte ihm vor Verachtung schon fast ins Gesicht, ehe ich nach greifen nach James essen aufstand und mit erhobenen Hauptes die Halle verließ. Der konnte froh sein, dass ich mich noch beherrschen konnte.
„Was ist denn mit dir los? Dir scheint das Essen nicht zu bekommen oder was?", war James durchaus nette Begrüßung, als ich noch immer wütend in den Schülersprecher-Trum trat. Noch solch ein Kommentar und der würde alles abbekommen. Einfach nicht die richtigen Worte zur Zeit.
„Sei ja still! Black hat die Prüfung nicht bestanden und hat alles vermasslt. Er darf nochmal von vorn anfangen und ich darf wieder einmal jemanden trösten den er verletzt hat.", erklärte ich mit erhobenen Zeigefinger, ehe ich mich noch immer sauer auf meinen üblichen Sessel fallen ließ. Auch wenn James mich gerade betreten anschaute und wohl wusste, dass er die falschen Worte gewählt hatte, tat es mir nicht im Ansatz leid so forsch gewesen zu sein.
„Dieser Vollidiot! Der kriegt auch nichts auf die Reihe.", fluchte James und war schon im Begriff aufzustehen. Doch nicht mit mir. Ich war geladen, wütend und da wollte er das garantiert jetzt nicht bringen.
„Bettruhe! Mach mich jetzt bloß nicht noch wütender. Du weißt nicht zu was ich in diesem Zustand fähig bin!", sprang ich auf und funkelte ihn gefährlich an, was ihn glücklicherweise dazu veranlasste wieder in die Kissen zu sinken. Am liebsten würde ich gerade wieder gegen irgendetwas schlagen.
„Sie hat zu ihm gesagt was sein Problem ist. Das er jeden so lange nervt bis sie oder er mit ihm schläft. Daraufhin hat er gesagt, dass er nicht schwul ist. Als ob das jemanden interessieren würde! Ich brauche jetzt den Boxsack.", gab ich ihm Auskunft und ging genervt zu besagtem Gegenstand. Um ehrlich zu sein war das Zaubern dieses Dingens nicht mal so schlecht gewesen. So wurde ich wenigstens die überschüssige Energie los.
„Versuch deinem Freund zu helfen wie man erwachsen wird. Du scheinst es ja langsam verstanden zu haben.", waren nach weiteren Schlägen meine einzigen Worte zu ihm, ehe ich aus dem Gemeinschaftsraum marschierte.
Noch immer etwas geladen schlug ich die Tür zu meinem alten Schlafsaal auf und musste gestehen, dass sich damit mein gesamter Ärger legte. Sofort fühlte ich mich wieder zu Hause. Alles hatte mir gefehlt, der Lärm, die Gerüche, der Spaß, die Witze, das Lachen. Alles schien auf mich einzustürzen und mich wieder zu beleben. Einfach alles, aber ganz besonders meine Freundinnen. Mit ihnen hatte ich die Hälfte meines bisherigen Lebens verbracht. Mit ihnen hatte ich hier, in diesem Schlafsaal, meine Sorgen, Wünsche und alles andere geteilt. Wir waren immer füreinander da gewesen und hatten jeglichen Blödsinn angestellt. Hatten uns über die Rumtreiber aufgeregt, hatten Nächte durchgemacht. Hatten zusammen gehalten und waren immer füreinander da gewesen. Sie waren mein Leben geworden. Sie hatten alles vereinfacht, alles bunter gemacht und ich hatte sie einfach so von mir weggestoßen. So als wären sie nichts als leblose Wesen die ich nicht kennen würde. Wie dumm ich doch war, wie bescheuert! Ich hatte schon viele Fehler gemacht, aber mein größter war bisher, dass ich meine besten Freundinnen von mir gestoßen hatte. Und nun konnte ich nur noch hoffen, dass sie mir verzeihen würden. Doch ich würde es ihnen auch nicht verdenken können, wenn sie es nicht täten.
Nach meinem kurzen innehalten ging ich sogleich auf die einzigen beiden Personen in dem Schlafsaal zu. Hestia und Anna. Sie saßen zusammengekauert auf meinem ehemaligen Bett und lediglich ein leichtes Schluchzen zeigte von de Lebendigkeit der beiden. Zügig überbrückte ich die wenigen Meter, natürlich nicht ohne die Tür zu schließen und setzte mich ein wenig unentschlossen neben sie. Es stand vieles zwischen uns, das war mir bewusst. Doch nun brauchte mich meine beste Freundin. Egal was vorgefallen war. Sie war völlig am Ende und schien sich gar nicht mehr beruhigen zu können. Wie früher schlang ich meine Arme um sie beide. Verwickelte sie so in eine der festen Umarmungen, wie wieder Ewigkeiten andeutete. Niemand sprach, gab ein Laut von sich. Das einzige was man hörte war das leise schluchzen Hests. Es füllte den gesamten Raum aus, ließ einen schon fast in eine Trance verfallen.
„Danke", waren die ersten, schniefenden Worte, die die Lippen Hestia's verließen, ehe wir langsam die Umarmung lösten. Ihre Augen waren blutunterlaufen, ihr Gesicht noch feucht von den Tränen. Ich wusste echt nicht, womit Black das recht hatte ihr so weh zu tun.
„Nichts danke. Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Das ist selbstverständlich.", flüchtete ich ihr entgegen und merkte wie sich nun auch ihre Atmung etwas beruhigte. Auch wenn ich Atem noch immer zittrig ging und noch einzelne Tränen über ihre Wangen liefen, sah ich es nun als den Moment, klaren Tisch zu machen.
„Es tut mir so leid. Ich...ich hab einfach überreagiert und ich...ich weiß ich hab es dir versprochen, doch ich meinte nicht das wir alles mit ihnen machen sollen. Ich wollte einfach meine Freundinnen wieder haben. Ich wollte euch wieder haben, das hier! Also nicht das hier sondern...sondern...also die Freude, den Spaß. Es hat sich so viel verändert und ich hab einfach überreagiert und es tut mir so leid! Es tut mir so leid, das wollte ich alles gar nicht und...und es tut mir leid und...", sprudelte es sehr planlos aus mir heraus. Ok, vielleicht war es doch der falsche Moment. Es war eindeutig der Flasche Moment. Nur war es jetzt raus. Und das erleichterte mich ungemein.
„Halt Stopp.", unterbrach Hestia mein gestottert schon fast lachend. Naja, immerhin hatte sie nun ein Lächeln auf den Lippen. Wenn auch nur ein mildes, es war ein lächeln. Doch hatte es mir einfach so sehr auf der Seele gebrannt, dass ich es einfach sagen musste und nicht länger mit mir herum tragen konnte. Vielleicht war ich deshalb auch etwas zu schnell mit dem aussprechen.
„Du brauchst dich überhaupt nicht für irgendwas entschuldigen. Wir haben nichts mit dir abgesprochen und haben dich dazu gedrängt mit den anderen abzuhängen. Du hast recht, wir hatten keine Zeit für Mädelssachen. Wir müssen uns entschuldigen, wir hätten dich nicht einfach so abstürzen lassen dürfen. Wir hätten für dich da sein müssen, dich auffangen müssen. Doch wir waren es nicht, wir hatten erst den Mut auf dich zuzugehen als uns James gesagt hatte, dass das so nicht weiter geht. Wir wussten nicht wie wir dir helfen konnten, doch das wäre in dem Moment egal gewesen. Denn allein das du jemanden gehabt hättest mit dem du hättest reden können, hätte gereicht. Das ist uns jetzt auch bewusst. Wir waren der Auslöser und wir hätten dir auch helfen müssen. Es tut uns leid.", sprach Hestia nun um einiges ruhiger als ich noch zuvor und schaute mich mit Ann entschuldigend an. Traurigkeit und schuld lag in ihren Augen. Doch ich wusste, das dieser Ausdruck dieses Mal in nicht Black galt. Ich wusste, dass er für mich bestimmt und ich wusste, dass sie und Anna sich sehr schämten. Und das, obwohl sie das nicht mussten. Wir hatten alle Fehler gemacht, uns wie Kleinkinder aufgeführt.
Sachte nickte ich ihnen zu und musste zugeben, dass ich die aufsteigenden Tränen nun nicht mehr zurückhalten konnte. Es fiel alle Last von mir. Sie nahmen meine Entschuldigung an, waren mir nicht böse. Und noch dazu wusste ich nun, dass es wirklich Menschen gab, die mich liebten und die sich jeglichen scheiße die ich denken sollte, immer anhören würden.
„Danke, danke! Danke das ihr mir vergeben habt. Ihr seid die einzigen die mir noch bleiben. Und kurzzeitig dachte ich, ich hätte es auch geschafft euch wegzustoßen.", flüsterte ich in die Arme meiner Freundinnen, während die Tränen nur so über meine Wangen rannen und freute Spuren hinterließen. Es tat so gut sich wieder in den schützenden Armen meiner Freundinnen zu befinden. Das hatte so sehr gefehlt.
„Wir hätten dich uns niemals wegstoßen lassen.", erwiderte Anna und sah mir dabei tief in die Augen. Wie sehr ich diese Wärme, dieses Vertrauen vermisst hatte. Und auch wenn ich gerade am heulen war, war ich glücklich. Glücklich darüber noch meine Freundinnen zu haben. Sie bei mir zu wissen und niemals gehen zulassen. Es würde alles wie früher werden, das war es jetzt schon. Und wir würden uns nie verlieren. Wir würden zusammenhalten, bis zu unserem Tod. Egal was gesehen würde.
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