26. Animagus
Lily
Als Pot...äh...James weg war, setzte ich mich auf eine Fensterbank in dem Gemeinschaftsraum. Bei Merlin, was hatte mich da nur geritten? Ich schaffte es ja nicht mal mich umzustellen. Kopfschüttelnd griff ich mir ein Buch von Shakespeare und fing an zu lesen. Wenigstens währenddessen konnte ich meine Dummheit vergessen und mich in den geschriebenen Zeilen verlieren, mitfiebern und ein anderes Leben leben.
Nach einiger Zeit wurden mir jedoch immer mehr die Augen schwer. Seufzend stieß ich Luft aus und schlug das Buch zu, meinen Blick zur Uhr im Raum wendend. Es war wirklich schon recht spät, doch war ich auch zu müde mich hier wegzubewegen. Und irgendwie musste ich dann auch eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte, schreckte ich aus einem mehr als gruseligem Traum auf.
Bei Merlin, ich musste diese Gedanken los werden. Schon seit gefühlten Ewigkeiten quält mich das. Meine Freunde leben noch. Niemand hat sie ungebrauchte. Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder gesammelt und schaute nochmals auf die Uhr. Oh nein, jetzt hatte ich auch noch das Abendessen vergessen. Und das obwohl ich diesmal sogar Hunger hatte. Genervt und noch immer schlaftrunken drehte ich meinen Kopf, schaute aus dem Fenster. Ein paar mal musste ich blinzeln, ehe sich meine Augen an die Dunkelheit draußen gewöhnt hatten. Wieder mal ließ ich meinen Blick wie gewohnt schweifen. Doch dieser blieb ab zwei Personen hängen, welche aus dem dunklen Wald stapften. Angst ergriff mich. Ich wusste nicht was dort drinnen lebte. Was wäre, wenn das ein Angriff Voldemorts war? Genauer blickte ich hin. Sie schleiften eine Person hinter sich her. Sofort beruhigte sich mein Herz wieder etwas. Es wäre sehr unwahrscheinlich das du nun Todesser waren. Je näher die Gestalten dem Schloss kamen, desto genauer konnte ich die Konturen ausmachen. Der eine müsste Black sein, er schleifte die Person hinter sich am meisten. Aber warte...Black? Pot...äh James, wollte heute doch zu den Jungs. Weshalb war Black dann nun im Wald gewesen? Egal, keine Ahnung. Jedenfalls würde der nichts ohne seinen ‚Bruder' machen. Eine der beiden nicht erkennbaren Personen musste also Pot...James sein. Bei Merlin was war denn daran so schwer?
In der Hoffnung, dass sie hierher kommen würden und nicht zu Madame Pomfrey, war ich hellwach und suchte nun nach einem Buch für Heilzauber. Wenn die solch einen Blödsinn anstellten, würden sie garantiert nicht zur Krankenschein gehen. Auch wenn mir das ganz und gar nicht paste.
Kurz bevor das Porträt aufschwang hatte ich ein großes Laken auf unserer Couch ausgebreitet.
„Evans!", rief Black überrascht und blieb urplötzlich stehen, wodurch der nun erkennbare Peter in ihn hinein lief. Black sah verschwitzt aus und mehr als geschafft. Doch momentan hatte ich eher Sorge um den Jungen den sie trugen. Denn das war James.
„Hör auf jetzt da rumzustehen und bring ihn auf die Couch!", beorderte ich und deutete auf die notdürftige Liege auf der Couch und hoffte, dass diese danach nicht blutgetränkt ist.
„Wie..?", stotterte Black verwirrt, blieb jedoch noch immer an Ort und stelle. Das Porträt konnte sich noch nicht einmal schließen.
„Ich konnte nicht schlafen und hab aus dem Fenster geguckt. Könnt ihr denn nicht vorsichtiger sein?! Ihr wisst das Remus als Werwolf unberechenbar ist!", entfuhr es mir schließlich. Shit! Bei Merlin, wieso musste ich das jetzt ausplappern? Mein Gehirn war viel zu schnell im Denken. Das war nicht positiv! Ich sollte vorher überlegen was ich sagte.
„Woher...?", erhöhte sich Blacks stimme in eine sehr hohe Tonlage und klang mehr als unmännlich. Doch die standen noch immer im Türrahmen.
„Ist jetzt egal. Bringst du ihn jetzt auf die Couch oder muss ich ihn selbst dahin tragen?!", gestikuliere ich wild und bezweckte so glücklicherweise, dass er aus seiner Starte freikam. Urplötzlich kam Bewegung in die beiden, ehe sie Pot...James auf der Couch ablegten. Er sah erschöpft aus. Seine Ahnung ging flach und er sah alles andere als gesund aus.
„Wo hat er überall Schnittwunden?", fragte ich jetzt an Black und Peter gewandt. Beide schauten mich teils besorgt, teils auffordernd an. Ich fragte mich wirklich was die ohne mich machen würden.
„Am Oberschenkel und am Rücken.", kam es quietschend von Peter. Nickend blickte ich wieder zu dem kränklichen Jungen auf der Couch und musste ernsthaft zugeben, dass ich mich schon etwas sorgte.
„Ok, ich behandle erst den Oberschenkel und dann dreht ihr ihn um.", erklärte ich und begann ihm den Gürtel aufzumachen. Nur war mir das mehr als unangenehm. Mal ganz abgesehen davon, dass das vor mir Potter war und hinter mir seine Freunde standen, hatte ich das nämlich noch nie getan.
„Wollt ihr mich jetzt noch ewig anstarren oder könnt ihr das machen? Mir ist das unangenehm und ich muss mich ja um die Heilung der Wunden kümmern. Ich glaube kaum, dass ihr vernünftige Heilzauber könnt!", forderte ich und hatte gerade den Knopf seiner Jeans geöffnet. Das meine Stimme etwas dünn war vor Nervosität musste ich sicher nicht erwähnen. Das war einfach eine skurrile Situation.
„Ist schon gut. Wir machen das.", nickte mir Black nun zu und übernahm meinen Part. Das war gerade alles unglaublich peinlich. Vielleicht war ich doch etwas verklemmt, wie Hestia es immer sagte.
„Danke.", murmelte ich und suchte als Attrappe einen anderen Heilungszauber in meinem Buch, obwohl ich schon längst alle hatte.
Als sie ihm die Hose ausgezogen hatten griff ich gleich meinen Zauberstab und fing an die Heilzauber zu sprechen. Und dieses eine mal konnte ich sogar die unangenehme Situation vergessen. Denn nun waren nur die Wunden von Bedeutung. Schließlich legte ich noch einen Verband um und genehmigte dem anderen dann, ihn umzudrehen.
„Habt ihr auch was abbekommen?", hinterfragte ich und bekam für meinen Geschmack eine viel zu schnelle Antwort von Black. Mir war das alles sowieso subtil. Für gewöhnlich passten sie ja wohl auf. Remus wird sich dafür hassen.
„Nein.", entgegnete Black zügig. Fragend wandte ich meinen Blick sogleich zu Peter, welcher geradezu unter diesem zu schrumpfen schien. Wenn man mir nicht sagte was einem fehlte, konnte ich auch niemandem helfen.
„Ich nicht. Aber Tatze hat was am Oberarm abbekommen.", nuschelte der pummelige Junge und ließ mich Black einem bösen Blick schenken. Dieser Blödmann. Wenn ich schon einmal helfen wollte, sollten die das nicht ignorieren.
„Wurmschwanz!", empörte sich Black mit bösem Blick an Peter, welcher tatsächlich zusammenzuckte bei der Härte in Blacks Stimme. Kopfschüttelnd hob ich die Augenbraue und wandte mich wieder dem bewusstlosen Jungen zu.
„Danke Peter. Ich kann nur den Leuten helfen, wo ich weiß das sie was haben. Ich mach das dann auch gleich.", erklärte ich schnell und versorgte nun die äußerst komplizierten Wunden von James. Ich war selbst erstaunt, als ich alles weitestgehend sauber heilen konnte. Sicherheitshalber legte ich auch hier noch einen Verband, ehe ich mich Blacks Oberarm widmete.
„Black! Pulli aus oder ich verhex dich.", beorderte ich und guckte ihn anklagend an, als er sich tatsächlich weigerte mich ihn versorgen zu lassen. Ich konnte sowas nicht leiden. Er hatte Verletzungen und ich konnte sie heilen. Dann sollte der aufhören wie ein Kleinkind zu bocken.
„Ist ja schon gut Evans. Hast wohl heute noch nicht genügend nackte Haut gesehen was?", kommentierte er mit einem spöttischem Lächeln im Gesicht, wo er einsah, dass er verloren hatte. Augenverdrehend wartete ich darauf das sein Pulli seine Verletzungen freigab, ehe ich diese gründlich inspizierte.
„Halt die Klappe, oder willst du zu Madam Pomfrey?", entgegnete ich ihm genauso anklagend und tastete die Schwellung seiner Verletzung ab.
„Nein, ist ja schon gut Evans.", ließ er wehleidig verlauten. Also einen auf armes Schwein konnte er echt gut machen. Und das kurz nachdem er sich geweigert hatte die Wunde versorgen zu lassen. Also manchmal fragte ich kochecht was in den Köpfen von Typen jeglicher Art vorgeht.
„Wie gehts Remus?", fragte ich die beiden etwas versöhnlicher, während ich Blackˋs Oberarm versorgte. Ich hoffte echt das es Remus gut geht. Er ist solch ein herzensguter Mensch. Dieses leid hat er echt nicht verdient.
„Er hat ein paar Schläge von Krone und mir einstecken müssen, aber es müsste ihm soweit gut gehen.", erwiderte Black ernst und betrachtete mein Tun. Kaum war die Wunde versorgt, zog er seinen Arm auch schon wieder zurück, um seine Haut zu betrachten. Wahrscheinlich hoffte er auf die größte Narbe überhaupt. Darauf würden Mädchen ja sowas von abfahren. Manchmal fragte ich mich echt was aus dieser Gesellschaft geworden ist.
Stattdessen drehte ich mich nochmals zu James um und legte meine Hand auf seine Stirn. Es war wichtig, dass sich die Wunden, auch wenn sie zum Teil geheilt waren, nicht entzündeten.
„Er hat kein Fieber, das ist ein gutes Zeichen.", erklärte ich am Rande und holte eine Fließdecke aus meinem Zimmer. Kurz nachdem ich James zugedeckt hatte, machte ich Feuer an und setzte mich schließlich in den Sessel vorm Kamin. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die anderen beiden sich auf den Rest der Couch setzten. Es herrschte eine angenehme Stille. Nur das knistern des Feuers durchbrach unsere kreisenden Gedanken.
„Woher weißt du von Remus und uns?", hinterfragte Black schließlich. Sogleich spürte ich seinen interessierten Blick auf mir. Kaum zu glauben wie sehr sich James und er glichen. In vielen Dingen jedenfalls.Doch danke konnte Black nicht sagen.
„Das mit Remus hatte ich in der fünften mitbekommen. Und das mit euch heute. Es ist nicht besonders schwer zu erkennen, wenn einer der besten Freunde immer vor Vollmond Kreide bleich und launisch wird. Und das ihr einen Tag später auch immer müde wart, konnte nur Bände sprechen. Mich ärgert es nur etwas, dass ich es erst heute bestätigt bekommen habe.", erklärte ich milde lächelnd,schaute jedoch unverwandt weiter in das züngeln der Flammen. Sie spendeten Licht, tauchten alles in eine geheimnisvolle Stille.
„Ist das echt so offensichtlich?", erhob Black erneut die Stimme. Unglauben und Verwunderung war eindeutig daraus zu hören. So kannte ich ihn gar nicht. Nie war Black jemand gewesen, der alles hinterfragte. Der so interessiert schien.
„Ich denke ich bin die einzige die es weiß.", erklärte ich ruhig. Es ist ein Risiko. Ein sehr großes Risiko. Nicht nur, dass es jemand heraus finden könnte oder das sie schlimmere Schäden durch Rem erleiden. Nein auch die Verwandlung an sich war eine riesengroße Gefahr. Ich wüsste nicht, ob ich mich so etwas trauen würde.
„Wieso seid ihr eine so große Gefahr eingegangen? Die Verwandlung zum Animagus ist irre schwer! Wisst ihr eigentlich was da alles hätte passieren können?!", war ich es nun, die sie mit einem Vorwurf in der Stimme anklagend fragte. Ich war nun nicht mehr so ruhig und gelassen. Und auch meine Stimme bebte wiedermal ein wenig. Es war nicht so, dass ich mich so unglaublich um die Rumtreiber sorgte. Doch die Gefahr war da, und wenn sie da war, dann für alle Schüler des Schlosses.
„Und Evans ist wieder zurück.", bemerkte Black nur mit einem amüsierten Lächeln im Gesicht. Er wusste genau was er mit diesem Satz anstellte. Und ich ging leider Gottes auch darauf ein.
„Wie Evans ist zurück?! Ich hab dir Fragen gestellt!", sagte ich nun vorwurfsvoll und blickte Black bitterböse an. Ich hasste es, wenn man meine Fragen nicht beantwortete. Wenn man sich über mich lustig machte. Mich nicht ernst nahm.
„Ich meine mit Evans ist zurück, dass du jetzt wieder die alte bist. Die die jeden anschreit, wenn etwas unverantwortlich ist. Gerade eben beim verarzten warst du eher wie ne Fürsorgliche Mutter und nicht wie eine die jemanden erzieht.", bemerkte er und schaute mich durchdringend an. Manchmal hasste ich Black einfach. Manchmal aus einem nicht beschreibbaren Grund. So wie jetzt. Er hätte sich glücklich schätzen können, dass ich ihnen geholfen hatte. Doch stattdessen machte er sich wiedermal über mich lustig.
„Anders scheint man euch ja nicht im Griff zu haben, wenn ihr euch wie kleine Kinder verhaltet.", erwiderte ich lediglich und blickte wieder ins Feuer. Ich wollte antworten. Richtige Antworten. Wahre Antworten. Mit reichte es mit dem ständigen Drumherumgerede und dem lächerlich machen. Denn wenn es eines war, dann nicht lächerlich. Das was sie getan haben, war mutig. Mehr als das.
„Wieso habt ihr das gemacht? Wusstet ihr nicht was da alles hätte schief gehen können?", hinterfragte ich nochmals, nun jedoch etwas ruhiger. Wenn ich mir nur vorstellte, was aus ihrem Versuch hätte resultieren können, wurde mir schon schlecht. Es war einfach unverantwortlich. In meinen Augen jedenfalls.
„Klar wussten wir das. Aber hättest du gern nen Freund leiden sehen? Wir wollten was für ihn tun, wo wir ihm helfen können die schreckliche Zeit zu überstehen. Ist es nicht zu verständlich seinem Freund helfen zu wollen und dafür alle Gefahren auf sich zu nehmen?", entgegnete er und ließ mich tatsächlich anders von ihm denken. Wenn ich ehrlich war, hätte ich nie damit gerechnet, dass er auch nur ansatzweise so denkt. Das er es aus diesen Beweggründen getan hatte. Ich dachte immer, es wäre für ihn nur ein Spiel gewesen. Für die gesamten Rumtreiber.Eine aberwitzige Gefahr, bei einem kleinen Fehler. Das dieser Adrenalinstoß ihnen Spaß machte.
„Wir werden jetzt schlafen gehen. Sag Bescheid wenn irgendwas ist.", durchbrach Black nach einiger Stille wieder die Ruhe. Leicht nickte ich, ehe beide auch schon aus dem Schülersprecher-Turm verschwanden.
Nach einiger Zeit überkam auch mich die Müdigkeit. Nur wollte ich nicht in mein Zimmer. Wenn irgendwas mit James war, konnte ich ihm schlecht helfen. Somit entschied ich mich, mich nach dem auflegen meiner Hand auf seiner Stirn und dem Gucken nach seinen Wunden hier zu schlafen. Alles schien gut zu sein und so setzte ich mich wieder in den Sessel und schloss die Augen. Und nun, konnte ich auch bedenkenlos schlafen.
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