184. Inoffizielle Patentante

James

Still liefen wir Hand in Hand nebeneinander durch die stillen Korridore und genossen die Stille zwischen uns. Keine Ahnung, ob es nur mir so ging, doch war es eine elektrisierende Stimmung zwischen uns. Es war eine angenehme Stille, doch war es so angespannt. Ich kam einfach nicht umhin ständig auf ihre Lippen zu blicken. Um ehrlich zu sein war ich sogar einige Zeit etwas böse auf Dumbledore gewesen. Er hat mich im Grunde von einer tollen Knutscherei abgehalten. Wir konnten ja noch nicht mal den einen Kuss genießen. Ich fragte mich manchmal echt was das Universum gegen uns hatte. Bisher konnten wir im Grunde nur einmal ungestört knutschen. Ja, irgendwie bescheuert über was ich mich hier aufregte, oder? Aber Lily machte einfach süchtig. Das das auch irgendwie eine blöde Erklärung. Aber es war so.

„Alles gut?", sprachen die geschwungenen Lippen auf einmal. Schon fast erschrocken hatte ich mich, als sich ihr Mund bewegte. Sie hatte ein schiefes Grinsen im Gesicht und musterte mich fragend. Irgendwie konnte ich nicht mehr widerstehen.
Ohne zu antworten beugte ich mich herunter und drückte meine Lippen auf ihre. Überrascht machte sie einige Schritte zurück. Bis es nicht mehr ging. Nach einem Moment erwiderte sie den schon recht stürmischen Kuss. Begierig drückte ich sie näher an die Wand hinter hier und bahnte mir den Weg zu ihrer Zunge. Ich spürte wie sie amüsiert in den Kuss hineinlachte, ehe sie ihre Arme hinter meinem Nacken verschränkte. Lächelnd genoss ich den leidenschaftlichen Kuss und begegnete den daraus resultierenden Gefühlen herzlich. Das Kribbeln wurde stärker und das Brennen ebenso. Mein Herz klopfte wie verrückt und drohte aus meiner Brust zu entfliehen.

Und das besonders, als ich auf einmal ein räuspern vernahm. Augenblicklich blieb mein Herz stehen. Nein, warum?! Wieso hasste mich das Universum so sehr?! Schnell löste ich mich von Lily und versteckte sie schon fast hinter mir. Ich hasste es ihr entgegen zu blicken. Besonders wenn ich dran dachte, dass meine Eltern sie als meine Patentante ernennen wollten.
„Guten Abend.", sagte sie höflich. Ich erkannte ein verkniffenes schmunzeln in ihrem missbilligend blickenden Gesicht, was die ganze Situation nicht gerade angenehmer machte. Ich wusste, dass ich garantiert Farbe im Gesicht hatte. Und bei Lily brauchte ich erst gar nicht zu gucken. Sie stellte sich neben mich, meine Hand noch immer mit ihrer verschränkt, und erwiderte den Gruß.
„Ich hoffe sie haben eine gute Erklärung.", sagte sie mit neutraler Stimme. Ich wusste, dass sie und meine Eltern sich gut kannten. Zwar würde diese peinliche Situation dann nicht vor ihnen verborgen bleiben, doch hätte ich auch somit ein paar Pluspunkte.

Ich spürte wie sich Lily neben mir anspannte. Glaubt mir, mir war dieser Moment ebenso unangenehm wie ihr. Nur war es wahrscheinlich ein unterschied, ob ich hier stand oder Lily. Das wir beide hier standen, als Schülersprecher, war jetzt nicht gerade optimal. Das sollte nicht heißen, dass ich es jemals akzeptieren würde, wenn ihre Lippen andere als meine berührten, nur war es gerade mehr als peinlich.
„Ja. Also, ich habe gerade das Mädchen geküsst, welches später hoffentlich sowohl meine Frau, als auch die Mutter meine Kinder wird.", versuchte ich es charmant. Und ich war der Meinung, dass sich sogar ein leicht entzücktes Lächeln auf ihr Gesicht schlich. Es war riskant sowas zu sagen, zumal sie die Lehrerin war, die ich am wenigsten einschätzen konnte. Doch war es ein Versuch wert.
Die verblüffte Reaktion von Lily neben mir bemerkte ich nur am Rande. Denn ich war gerade dabei meine Hauslehrerin durchdringend anzuschauen. Lediglich einen leichten Händedruck zur Beruhigung schenkte ich meiner Freundin. Zum Glück erwiderte sie diesen, denn sonst wäre ich wahrscheinlich durchgedreht so lang wie Professor McGonagall still war.

„Nun denn, ich hoffe Sie verstehen, wenn ich Sie darum bitte, das nicht während ihrer Patrouillenzeit zu machen.", erwiderte die hochgewachsene Frau höflich und vornehm. Lily neben mir nickte bedächtig, den Blick noch immer zu Boden gerichtet.
„Ja natürlich Professor.", sagte ich und erwartete eigentlich, dass sie uns nun Hauspunkte abziehen würde, doch stattdessen ging sie schmunzelnd an uns vorbei.
„Nun denn. Beenden sie ihren Rundgang. Und dann eine gute Nacht. Ich hoffe sie haben ihren Verwandlungsaufsatz schon fertig.", meinte sie, als sie an uns vorbei spazierte und im nächsten Korridor verschwand. Erleichtert atmete ich aus. Was war das denn jetzt bitte? Wieso hatte ich nicht einmal mitten in der Nacht meine Ruhe mit Lily?!

Auf einmal spürte ich einen empörten Schlag an meiner Brust. Wie aus einer Trance erwacht blickte ich auf das kleine Mädchen vor mir, welche mich anklagend ansah.
„Du kannst froh sein, dass du manchmal so charmant und süß bist, dass selbst die Professoren ein Auge zudrücken und uns keine Hauspunkte abziehen!", zischte sie mit diesem vertrauten funkeln in den Augen. Irgendwie liebe ich dieses lodern darin, wenn sie so aufgebracht war und jemanden zurecht wies. Also im Grunde hatte sie ja gesagt, dass sie es schon niedlich fand, was ich gesagt hatte... und irgendwie brachte mich dieser Punkt zum grinsen. Was mir zwar wieder einen empörten Schlag einhandelte, mich jedoch nicht besonders störte.
„Du fandest es also süß?", fragte ich ebenso mit gedämmter Stimme, ehe ich sie bei der Hand nahm und weiter durch das Schloss führte. Schelmisch grinste ich zu ihr herunter, und begegnete dort dem verärgerten aber auch lieblichen Blick meiner Freundin. Ach ja, ich liebte es sie so zu necken.

„Natürlich fand ich das süß. Trotzdem mildert das nicht den Umstand, dass McGonagall uns gerade beim knutschen in einem Korridor, während unserer Patrouille erwischt hat! Jetzt denkt die wahrscheinlich sonst was!", meinte sie, noch immer mit einem Hauch Verärgerung in der Stimme. Irgendwie war sie ja schon niedlich, wenn sie sich über sowas den Kopf zerbrach.
„Nein, nein. Keine Sorge. Sie wird schon wissen, dass du das alles sehr ernst nimmst und mich zurechtweisen wirst.", grinste ich sie noch immer an. Ich wusste nicht woher meine plötzliche gute Laune kam, aber irgendwie hatte sich das schon wie ein Sieg angefühlt, nicht größeren Ärger bekommen zu haben. „Außerdem liegt ihre Güte gerade auch vielleicht einfach daran, dass sie sowas wie meine inoffizielle Patentane ist.", fügte ich hinzu. Prompt blieb Lily neben mir stehen und hatte wieder diesen entgeisterten Blick aufgesetzt. Der sollte wahrscheinlich irgendwas wie Dein-scheiß-Ernst?! bedeuten, nur fand ich, dass sie damit irgendwie total süß aussah. Keine Ahnung warum sie mich so anschaute, aber es war schon witzig.

„Wie bitte?!", fragte sie und blickte mich abwartend von unten an. Mal wieder erkannte ich dieses funkeln in ihren Augen aufblitzen und erinnerte mich an all die Jahre zuvor zurückversetzt. Doch tauschen wollen würde ich damit niemals mehr. Das hier, war so viel besser, als alles andere.
„McGonagall wäre fast meine Patentante geworden. Nur hatten sich meine Eltern und sie später geeinigt, das nicht zu machen, weil sie Lehrerin an Hogwarts war/ist, du weißt was ich meine. Sie kennt meine Eltern gut und sie waren immer recht gute Freunde. Ich würde sie ja beim Vornamen nennen, weil sie ständig bei irgendwelchen Events bei uns zu Hause eingeladen ist, nur ist das vor allen anderen etwas komisch, meinst du nicht?", erklärte ich und blickte in ihr entsetztes Gesicht. Wieso war sie jetzt so entsetzt? Was war schon dabei? Es war halt eine gute Freundin der Familie und meine Hauslehrerin. So viel war da ja jetzt nicht.
„Und das sagst du mir jetzt erst?! Bei Merlin ich habe vor deiner Patentante gerade mit dir geknutscht!", empörte sie sich. Und wo war da jetzt das Problem? Ich verstand das zwar nicht ganz, aber gut?
„Naja besser gesagt ich habe dich geküsst. Und meine Patentante ist sie ja nun auch irgendwo nicht richtig.", erinnerte ich sie abwägend. Noch immer lag der entgeisterte Ausdruck in ihren Augen. Keine Ahnung wie sie das interpretierte. Wahrscheinlich kam es für sie so rüber, als würde ich vor ihrer Tante mit ihr knutschen? Ok, bei dem Gedanken wurde mir auch mulmig zumute. Aber McGonagall war ja jetzt nicht mit mir verwandt.
„Das kommt doch aufs Selbe drauf raus! Punkt ist, dass mich meine Hauslehrerin und fast Patin meines Freundes, gerade in einem nicht sehr angenehmen Augenblick gesehen hat.", meinte sie und fuhr sich schon fast verzweifelt durch die roten Haare. Ich wusste echt nicht, warum sie das nun so sehr beschäftigte. Klar war es peinlich, aber sie war doch auch nur ein Mensch.
„Also ist es für dich nicht angenehm mich zu küssen...?", schlussfolgerte ich mit ernstem Gesicht. Verzweifelt blickte sie auf. Ich erkannte den missverständlichen Ausdruck in ihren Augen, versuchte mich jedoch zu beherrschen. Wie sie doch aussah. Zu witzig. Dabei war das doch nur ein Spaß.

„Nein James. So war das nicht gemeint. Es ist nicht unangenehm dich zu küssen. Es...es ist schön, Okay? Es ging viel eher darum...", begann sie verzweifelt zu erklären, wurde jedoch dann durch mein Lachen unterbrochen. Sie dachte echt, ich würde im Ernst beleidigt sein. Aber gut, war schön zu hören, dass sie mich gern küsste. Auch wenn ich nichts anderes erwartet hatte.
Sofort war auf Lily's Gesicht der bediente Ausdruck zu erkennen. Lächelnd legte ich einen Arm um meine Freundin und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Wenn sie doch nicht immer alles so ernst sehen würde. Aber naja, nun konnte auch sie wieder lächeln.
„Ist alles halb so wild. Morgen ist es nur noch Nebensache. Sie ist Lehrerin, sowas sieht sie bestimmt öfter. Mach dir da keinen Kopf drüber. Denn in deinem schönen Köpfchen sollte nur Platz für mich sein.", grinste ich sie an und bekam eine rausgestreckte Zunge entgegen. Lächelnd darüber kuschelte sie sich noch näher an mich, ehe wir auch schon wieder in unseren Räumen ankamen. Oh man, wie gern ich sie doch hatte.

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Danke für 100 Tausend Reads!!! 😆

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