177. Hammer

James

„James? Es tut mir leid." Was wollte sie denn jetzt damit? Was hatte sie denn gemacht, dass sie sich entschuldigen musste? Ich dachte alles wäre in Ordnung. Den gesamten Tag hatten wir Spaß, und das sogar beim wie versprochenen lernen! Naja, Aufsätze schreiben, aber war ja so gut wie das gleiche. Doch irgendwie bekam ich durch diese sich mir nicht erschließende Entschuldung Angst. Wollte sie sich trennen? Entschuldigte sie sich deswegen? War es vielleicht doch falsch ihr gestern gesagt zu haben, sie solle eine Pause machen?
„Was denn?", fragte ich verwundert und mit belegter Stimme. Ich hatte Angst. Angst, weil ich mir wieder nur das schlimmste einbildete? Ach keine Ahnung! Ich hatte einfach Angst sie zu verlieren. Zum Glück hatten wir noch keinen Riddikulus-Zauber wiederholt. Das wäre sonst auch irgendwie peinlich geworden. Denn mir ist sehr bewusst, dass ich wenn dann Lily dort sehen würde.

„Naja alles irgendwie. Ich mein, jahrelang habe ich dich verabscheut, irgendwie gehasst. Und am Ende bemerke ich dann, dass du der beste Mensch auf Erden bist und du bist nicht mal sauer! Ich mein, es wäre total verständlich gewesen, wenn du mich abgeschrieben hättest und genauso wie ich all die Jahre reagier hättest. Es tut mir total leid. Ich hab so ein scheiß gemacht. Und...", begann sie schon wieder. Einerseits fiel mir ein Stein vom Herzen, weil sie sich nicht von mir trennen wollte, aber andererseits war ich total überfordert. Sie lag in meinen Armen und entschuldigte sich dafür, dass ich die letzten Jahre wie ein Vollidiot mit ihr geredet hatte.
„Hey, bleib mal ruhig. Es ist alles gut. Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen. Ich war auch nicht gerade unbeteiligt daran, dass du mich nicht mochtest. Ich mein, so im Nachhinein waren deine Reaktionen voll verständlich.", meinte ich lächelnd, ihr beruhigend den Arm entlang streichend. Augenblicklich bildete sich auf ihrer Haut eine Gänsehaut ab, was mich total fröhlich stimmte. Auch, wenn die Erinnerungen an damals irgendwie noch immer schmerzten.
„Das mag ja irgendwo stimmen. Aber immer als du versucht hast normal mit mir über irgendwas zu reden, habe ich dich angekeift. Ich hab dich total abgestempelt! Selbst als du mir damals bei Snape hinterherlaufen wolltest, habe ich dir alles in die Schuhe geschoben. Das war nicht fair! Ich war die ganzen Jahr nicht fair dir gegenüber und nun bin ich es, die sich über jegliche Kleinigkeiten beschwert. Das ist nicht fair!", meinte siehst Nachdruck und schaute mich aus traurigen Augen an. Eigentlich hatte ich sogar gehofft, dass dieses Thema nicht mehr aufkommen würde. Auch wenn sie jetzt meine Freundin war und ich der glücklichste Mensch überhaupt, stimmten mich die Erinnerungen an all die Ablehnungen und Körbe an damals noch immer traurig. Ich nahm es ihr nicht übel. Aber es löste etwas aus, was mir noch mehr Angst bereitete sie endgültig zu verlieren.

Unbewusst zog ich sie näher zu mir und kuschelte mich an ihre Halsbeuge. Wenn sie irgendwann komplett gehen würde, wüsste ich nicht, was ich tun sollte. Es würde keinen Sinn mehr machen. Ich liebte sie, und das wusste jeder. Aber sagen konnte ich es ihr noch nicht. Viel zu viel Angst hatte ich, dass es sie verschrecken würde und sie dächte, ich wollte sonst was von ihr. Es war ja eigentlich auch nicht normal, nach zwei Wochen Beziehung schon diese drei Worte zu sagen. Aber was war schon normal?
„Es tut mir leid James. Ich weiß, dass das wahrscheinlich total bescheuert klingt und jetzt auch nicht hilft, aber ich werde nie wieder bezüglich einer Date Frage absagen. Ich verspreche es dir. Nicht weil ich mich dazu verpflichtet fühle, einfach weil ich möchte, dass du weißt, dass ich es mir leid tut und das mich für all das schäme.", murmelte sie und versuchte mich aus liebevollen Augen anzuschauen. Auch wenn es mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte, wusste ich, dass sie irgendwie versuchte es wieder gut zu machen. Doch konnte sie das nicht. Ich hatte ihr längst vergeben, hatte meine eigenen Fehler längst erkannt. Sie musste nichts wieder gut machen. Rein gar nichts.
„Du brauchst doch nicht zu schämen Kleine. Vielleicht war es richtig so, dass du mir immer Körbe gegeben hast. Vielleicht wären wir sonst jetzt gar nicht zusammen, weil ich der arroganteste Arsch ganz Hogwarts' wäre.", nuschelte ich trübe in ihr Haar. Am liebsten hätte ich dieses Thema jetzt beendet, aber ich wusste, dass es ihr wichtig war darüber zu sprechen. Und um ehrlich zu sein, habe ich mir ewig gewünscht zu wissen, wie es damals für sie gewesen war.
Verunsichert und fragend blickte sie mich an. Sie wusste nicht genau was ich damit meinte. Dabei war sie doch so schlau. So klug und schön und einfühlsam.

„Ich meine, ich hab mich dadurch verändert. Bin reifer geworden und hab verstanden, dass ich durch Hochnäsigkeit nicht immer und überall durch die Welt komme. Ich hab plötzlich verstanden was du meintest. Und ich finde nicht, dass die Veränderung schlecht war. Ich fühle mich so auch irgendwo selbstsicherer.", sprach ich ihr meine Gefühle entgegen. Sie sollte wissen, dass ich irgendwo sogar froh darüber war. Es ist wie meine Mutter immer gesagt hatte. Lily hatte mich immer geerdet. Früh wusste ich, dass ich gut aussah und viele vieles für mich tun würden. Das sollte jetzt nicht arrogant rüber kommen, aber wenn man das weiß, dann nutze man das doch auch. Nur brachte einen das nur dann nicht weiter, wenn es Menschen gab, denen nur das Innere wichtig war. Und das war auch gut so. Ich habe zwar vor vielen immer angegeben und sonst was, aber vor Lily war ich immer unsicher. Ständig. Einfach weil sie auf innere Werte schaute. Und das hatte mir immer imponiert.

„Aber du solltest nie deine Persönlichkeit für irgendjemanden ändern. Wenn du vor mir nicht du selbst sein kannst, dann wird das nichts.", vernahm ich die traurige Stimme meiner Freundin. Sie hatte mich nicht ganz verstanden. Ja, ich hatte mich für sie verändert, aber nicht, damit sie mich mochte. Sondern damit ich ein besserer Mensch wurde. Sie war mein Vorbild. In allem.
„Aber das stimmt doch nicht. Vor dir bin ich ich. Das Einzige was sich verändert hat, ist meine Sichtweise. Du hast mir gezeigt, dass es auf die inneren Werte ankommt. Du hast mir gezeigt, dass man nicht durch Arroganz und Hochnäsigkeit durch die Welt kommt. Du hast mir gezeigt, dass existieren nicht alles ist. Was sollte ich mit meinem Leben denn anfangen, wenn es nichts zum lieben gäbe? Wo wäre denn dann dort der Sinn? Ja, ich habe mich etwas verändert, aber nicht grundlegend. Ich bin einfach erwachsener geworden. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich erwachsen und vernünftig bin. Das ist etwas zu hoch gegriffen. Aber ich bin reifer geworden. Und du weißt ja, bei Männern dauert das immer etwas länger.", meinte ich zum Ende hin schmunzelnd. Auch auf ihren Lippen zeichnete sich nun ein Grinsen ab. Näher zog ich sie zu mir. Sie war mir wichtig. Und irgendwo mochte es stimmen, dass man sein Leben nicht an einer Person festmachen sollte. Aber sie war mein Leben. Ich war frei, konnte machen was ich wollte, doch irgendwo wartete mein zu Hause. Und das war sie. Sie ließ mir meinen Freiraum und war trotzdem immer da. Sie war es, die ich mir zum Vorbild nahm. Auch wenn das jetzt alles nervig klingen mochte. Es war einfach so. Sie, mit all ihrer Freude, Liebe und Sorgsamkeit. Sie, mit all ihrer Vollkommenheit. Und ändern, würde an dieser Sicht niemand etwas.

„Es tut mir trotzdem leid. All die Absagen waren so schrecklich und gefühllos und auch irgendwie arrogant rüber gekommen. Dabei hat mich sonst niemand gefragt.", murmelte sie in meine Arme. Lächelnd drückte ich sie fest an mich. Ich würde es wohl nie schaffen, dass sie sich nicht dafür entschuldigte.
„Dafür habe ich ja auch gesorgt.", grinste ich heimtückisch in ihr Haar, gespannt auf ihre Reaktion. Doch diese ließ ein paar Sekunden auf sich warten. Bis sie sich dann lachend etwas aus meiner Umarmung löste, um mir auf die Brust haute.
„Wie bitte?!", fragte sie entgeistert und blickte meinem, nun belustigtem Gesicht, entgegen. Ihre Liebe war trotz des Entsetzens doch noch vorhanden. Und das ließ mich schmunzeln.
„Ich hab zu verhindern gewusst, dass du mit irgendwem, vor mir, auf ein Date gehst. Naja, fast. Abgesehen von diesem einen Treffen bei Slughorn mit diesem Typen, von dem mir Hest und An erzählt haben. Du hast keine Ahnung wie mich das genervt hatte. Naja jedenfalls habe ich mir gesagt, dass wenn ich auf kein Date mit dir gehen darf, darf das auch niemand anderes.", meinte ich sie süß anlächelnd. Ich wusste, dass sie es mir nicht allzu übel nimmt. Noch vor einem halben Jahr hätte sie mich zusammengeschrieen. Aber jetzt kannten wir uns und ich wusste, das sie es im Inneren sogar niedlich fand. Auch, wenn sie gerade dabei war mir zum zweiten Mal empört gegen die Brust zu hauen.
„Du bist solch ein Egoist Potter!", rief sie, konnte sich jedoch kein schmunzeln, während des aufgebrachten Einschlagens, was meines Erachtens nur ein streicheln war, verkneifen. Lachend drücke ich sie nach hinten, sodass sie nun unter mir lag. Grinsend über ihre überraschte Reaktion und die Liebe in ihren Augen strich ich ihr sanft über die Wange.
„Ach komm schon. Du findest das insgeheim total süß!", meinte ich schmunzelnd, über ihren versucht bösen Blick. „Außerdem musst du schon sagen, dass das Date super war! Nicht das du am Ende, wegen eines grottenschlechten Dates eines anderen, nicht irgendwann mit mir auf eines gegangen wärst, weil du sowas dann total blöd gefunden hättest.", flüsterte ich dann wieder, nur verträumt in ihre Augen schauend. Diese Grün war aber auch schön. Und dann dieses kräftige Grün. Ach man, ich liebte ihre Augen.
„Du hast wunderschöne Augen.", murmelte ich. Nicht im Klaren darüber, dass ich das laut ausgesprochen hatte, blickte ich die lächelnde Lily kurz darauf fragend an.

„Das hast du schon öfter gesagt. Nur noch nie so romantisch. Meist war dann eine Kröte oder sowas dabei.", lachte sie herzlich. Ihr Lachen strich meine Lippen und hinterließ ein warmen Kribbeln. Wenn sie wüsste, wie sehr sie mich mit ihrem Duft betören konnte, ich glaube ich hatte irgendwann keine Sinne mehr. Lächelnd beobachtete ich ihre Amüsants und konnte nur über mein jüngeres ich schmunzeln. Lauter Schauer der Gänsehaut überkamen mich, bei ihrem Lachen. Sogar romantisch hatte sie mich genannt. Irgendwie löste das bei mir wieder dieses kräftige Kribbeln aus. Sie machte mich noch verrückt.
Noch länger hielt ich es nicht mehr aus und legte meine Lippen wieder auf ihre so zarten. In den Kuss hinein lächelnd spürte ich, wie ihre Hand mal wieder meine Haare fand. Von mir aus konnte sie das auch machen, wenn wir uns nicht küssten. Ein Gefühlsausbruch löste sie damit auch aus.

Grinsend löste ich mich nach einem wunderschönen Kuss wieder von ihr und legte mich glücklich neben, halb auf sie. Ganz so breit war die Couch dann doch nicht. Aber so weit wollte ich sowieso nicht von ihr entfernt sein.
Sie löste ihre Hand aus meinen Haaren und innerlich rollte ich mit den Augen. Ständig war ich dabei sie zu streicheln, aber sie konnte ihre Hand nicht in meinen Haaren lassen.
Entschieden hielt ich ihre Hand fest und legte sie wieder in meine Haare.
„Nicht aufhören!", meinte ich und bekam ich amüsiertes Lachen zurück. Und schon genoss ich das kraulen. Mhhh, wie sehr ich das doch liebte. Verträumt schloss ich meine Augen und genoss ihre Nähe komplett. Kaum zu glauben sie süchtig eine Person machen konnte. Noch immer hob und senkte sich mein Brustkorb mit klopfendem Herzen, auf Grund des süßen Kusses. Und irgendwie war es himmlisch, wie sie durch das Kraulen eine angenehme Gänsehaut bei mir verursachte.

„Darf ich dich was fragen?", vernahm ich die süße Stimme meiner Freundin. Lächelnd darüber nickte ich, meinen Kopf noch immer auf ihrem Brustkorb liegend. Wehe sie ging hier weg. Heute war ich die kuscheledürftigere Person von uns beiden.
„Was hättest du eigentlich bei einer Zusage zu einem Date gemacht, wenn wir in Hogwarts gewesen wären?", fragte sie. Noch immer genoss ich ihr streicheln in meinen Haaren und brauchte etwas, ehe ich zum antworten kam. Ja, was hätte ich gemacht? So oft hatte ich mir das vorgestellt und einen perfekten Plan dafür gehabt. Nur war es nie so weit gekommen.
„Würde ich dir nicht sagen. Aber wenn du morgen mit mir auf ein Date gehst, würdest du es erfahren.", lächelte ich sie warm, aber auch schelmisch an. Grinsend über meine Antwort gab sie mir kurz einen Kuss auf die Stirn. Mal wieder brannte meine Haut darunter und verstärkte meinen Herzschlag mal wieder um einiges. Oh man, wie ich sowas doch liebte.
„Ich würde nur zu gern mit dir morgen ausgehen, Potter.", meinte sie ebenso frech grinsend. Glücklich über ihre Zusage, ja, das wird sich nie ändern, strahlte ich über beide Ohren und verwickelte sie kurz darauf in einen gefühlvollen Kuss. Oh man, morgen würde ich sie endlich, auf das längst erträumte Date ausführen. Dieses Mädchen war echt der Hammer!

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