174. Umbringen

Lily

Noch immer lag ich lächelnd auf der Couch und ließ die letzten Monate Revue passieren. Es war unglaublich viel passiert. Aber im Endeffekt kann ich schon sagen, dass alles was ich durchgestanden habe, meist mit James Hilfe, irgendwo etwas positives mit sich gebracht hatte. Es war schon seltsam, wie sich alles innerhalb eines halben Jahres auf den Kopf stellen konnte. Dabei bedeutete es nicht einmal, dass es alles schlecht war.
„Hey. Na? Über was denkt der kluge Kopf wieder nach?", holte mich eine sanfte Stimme aus meinen Gedanken. Interessiert, aber eigentlich schon wissend wer es war, blickte ich hinauf. Direkt in das Gesicht meines Freundes. Augenblicklich begann ich zu lächeln und verspürte wieder dieses Kribbeln im Bauch. Dieser Junge machte mich echt verrückt.

„Über die letzten Monate. Wie war's fliegen? Ist noch alles dran?", fragte ich und stützte mich etwas mit den Oberarmen auf. Grinsend musterte ich James, wie er sich direkt auf die eben frei gewordene Stelle setzte und meinen Kopf wieder nach unten zog. Lächeln darüber, dass er mir durch die Haare fuhr, kam ich nicht umhin in seinen so schönen Augen zu versinken. Noch immer spürte ich, selbst wenn nur mein Kopf auf seinem Schoß lag, wie er noch immer schwer atmete. Jedoch schaute er glücklich. Ihm bereitete das Fliegen einfach Freude. Auch, wenn ich das wahrscheinlich nie ganz nachvollziehen werden kann, bedeutete es mir schon etwas, das er etwas hatte, wo er seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte.

„Du müsstest langsam wissen, dass mich nichts so schnell vom Besen reißt.", lachte er und streichelte sanft meine Wange. Lächelnd betrachtete ich ihn von unten. Auch wenn ich vielleicht jedes Mal, wenn er auf dem Besen saß, Angstzustände bekam, und ja, schon seitdem ich mich in ihn verliebt hatte war das so, musste ich zugeben, dass er nach dem Fliegen unglaublich gut aussah.
„Man weiß ja nie. Hauptsache ich muss dir nicht wieder Bettruhe verordnen.", lächelte ich ihm amüsiert entgegen. An die Erinnerung begann er nun auch zu lachen. Es war ein raues, tiefes, aber trotzdem schönes Lachen. Und jedes Mal wurde mein Herz dabei warm.

„Ach so schlecht fände ich das gar nicht.", kommentiere er falsch grinsend, was mich zwar zum Lachen, aber auch zum erröten brachte. Ich wusste, dass er es nicht so krass meinte, wie beispielsweise Sirius, wenn er solche Kommentare abgab, aber trotzdem war mir das noch immer etwas unangenehm. Auch, wenn wir nun zusammen waren.

„Die anderen wollen heute Nachmittag irgendwas allein machen. Was hältst du davon, wenn wir Hagrid mal wieder besuchen?", fragte ich in die angenehme Stille hinein. Ich erkannte in James Augen wieder diesen verträumten Gesichtsausdruck, als ich wieder zu ihm hinauf sah und musste unwillkürlich grinsen. Irgendwie empfand ich es schon als Kompliment, wenn er mich anstarrte und dann eine Weile brauchte, ehe er antworten konnte. Das verstärkte bei mir immer das Kribbeln. Ich liebte diese Dinge, die er mit normalen Gesetzen in mir auslöste.
„Klar, gute Idee. Ich war schon lange nicht mehr bei ihm.", lächelte er einverstanden. Ich nickte ebenso fröhlich und hatte meinen Blick schon wieder fast abgewandt. Fast, denn auf einmal beugte James sich zu mir runter und legte seine Lippen auf meine.

Schon etwas überrascht darüber begann ich zu lächeln. Keine Ahnung wieso er mich jetzt küsste, aber die Gefühle die er dabei in mir auslöste waren allemal super. Erwidernd nahm ich das Feuerwerk in meiner Bauchregion auf und genoss meinen beschleunigten Herzschlag. So langsam empfand ich all diese Eindrücke nicht mehr als nervig oder lästig. Ich nahm sie viel eher dankend an und genoss es. Jetzt musste ich meine Gefühle ihm gegenüber auch nicht mehr verstecken. Da konnte es mir eigentlich recht egal sein, ob er nun meine Gänsehaut oder meinen schnellen Herzschlag wahrnahm.

Grinsend lösten wir uns wieder und ich erkannte die Liebe in seinen Augen. Dieser Ausdruck war doch das beste Geschenk auf Erden. Nie hätte ich gedacht, dass mich jemals jemand so ansehen würde. War es doch bisher immer nur Wunschdenken, aus all diesen, von Frauen geschrieben Büchern, welche ihre Traummänner in ihren Werken beschrieben.
„Wofür was der denn?", fragte ich amüsiert in seine glänzenden Augen. Seine goldenen Sprenkel traten geradezu hervor und lösten bei mir wieder eine Welle der Gänsehaut aus. Wie schön seine Augen doch waren.
„Brauche ich etwa einen besonderen Grund, um mein Mädchen zu küssen?", fragte er daraufhin ebenso breit grinsend. Amüsiert darüber lachte ich kurz auf, ehe ich es mir nicht nahm, seinen Kopf nochmal zu mir hinunter zu ziehen und nun diejenige war, die ihn in einen fesselnden Kuss zu verwickelte.

Und ohne das ich mich versah, lag ich nicht mehr auf dem Schoß meines Freundes. Denn diesem schien das ganze zu unbequem gewesen zu sein. Ohne den Kuss zu unterbrechen, lag er nun wiedermal über mir, die Arme neben mir abstützend und in den Kuss hinein lächelnd. Meine Hand hatte wie selbstverständlich seine weichen Haare gefunden, weshalb nun auch ich über diese Selbstverständlichkeit grinsen musste. Alles kribbelte, meine Haut brannte und mein Magen feierte mal wieder ein Fest. Wie ich diese Gefühle doch liebte. Er konnte einfach zu gut küssen. Aber gut, was erwartete ich auch sonst? Es war James Potter. Mein Freund. Oh man, allein bei dem Gedanken überkam mich wieder ein seliges grinsen während des Kusses.

Doch zu schön schien dieser Moment zu sein. Zu sehr genoss ich seine Lippen auf meinen und zu sehr hatte ich meine Hand in seinen Haaren vergruben.
„Chrchrm. Also ich störe ja nur ungern, aaaaber...", vernahm ich das Räuspern und erschrak mich unglaublich. James, welcher ebenso wie ich sofort mitbekommen hatte, wer dort im Raum stand, hob fuchsteufelswild den Kopf und funkelte seinen besten Freund aus engen Augen an. Wieso musste dieser Idiot denn immer in den ungünstigsten Momenten auftauchen?! 
„...es gibt Mittagessen.", beendete der nun wirklich unsichere Sirius unter dem Blick meines Freundes. Und schon vernahm ich, wie das Portrait zuschlug und Sirius wohl geflüchtet war.
„Ich bringe diesen Typen irgendwann um.", grummelte James mies gelaunt und schaute entschuldigend auf mich hinunter. Dieser bedauernde Blick brachte mich zum grinsen. Als wäre ich jetzt sauer auf ihn. Lächelnd strich ich ihm nochmals durch seine weichen Haare, ehe ich ihm einen Kuss auf die Wange gab.
„Du solltest ihn nicht umbringen. Denn dann hast du erstens wahrscheinlich niemanden mehr, mit dem du fliegen gehen kannst und zweitens hast du ein Problem mit Hestia. Zumal ich dann leider zu meiner besten Freundin stehen muss.", erklärte ich ihm und zauberte so ein belustigtes Lächeln auf seine weichen Lippen. Nochmals strich er mir durchs Haar, ehe er mir einen innigen Kuss auf die Stirn gab.

„Überzeugt. Komm, dann sollten wir essen gehen. Bevor nachher noch alle im Raum stehen.", lächelte er, was auch mich breit grinsen ließ. Lächelnd nickte ich, ehe James schon neben der Couch stand und mich auf die Beine zog.
„Vielleicht wäre es auch mal schlau das Passwort zu wechseln.", gab ich von mir, als wir aus dem Portrait traten. James neben mir drückte mich näher an sich, als er amüsiert lachte.
„Ja, die Idee ist nicht mal schlecht. Nur diesmal sagen wir das nicht unseren Freunden. Geschweige denn Tatze.", meinte er grinsend, als wir auch schon die große Halle betraten. Und um ehrlich zu sein, kam ich mir in seinem Arm nicht einmal beobachtet vor.

„Na ihr? Wo ist denn Padfoot?", fragte mein Freund interessiert, als wir uns zu ihnen setzten. Ich schenkte ihm einen belustigten Blick. Eigentlich war das von ihm doch nur eine rhetorische Frage oder?
„Er ist in die Küche geflüchtet. Weil er, wie meinte er? Achso, er würde sonst nicht mehr lange leben.", antwortete ihm Remus, wodurch wir alle begannen zu lachen. Ja, vielleicht konnte man den Blick von James vorhin so beurteilen.
„Was habt ihr denn so verbotenes gemacht, das Sirius wegrennt, weil er euch bei was erwischt hat, und somit Angst vor James hat?", fragte Hest und blickte mal wieder so anzüglich. Augenblicklich wurde ich wieder rot. Also wirklich, wenn von Sirius auf sie nichts abgefärbt hatte, wusste ich auch nicht. Aber mal ganz abgesehen davon, war das viel zu viel Aufmerksamkeit bezüglich etwas, was niemanden anging.
„Ich habe lediglich meine Freundin geküsst! Und nur weil mein bester Freund seit Wochen das Talent hat dazwischen zu funken, war ich schon fast dabei ihn umzubringen.", rechtfertigte sich James gerade wie ein kleines Mädchen. Aber irgendwie brachte mich das schon zum Grinsen. Ebenso wie die anderen unseres Freundeskreises.

„Was?! Das ist nicht lustig! Ich steh doch auch nicht plötzlich neben ihm und Hestia, wenn die gerade knutschen!", regte er sich immer weiter auf. Er war wirklich süß, wenn er irgendwie dabei war seine Ehre zu verteidigen.
„Ach das habt ihr also gemacht! Geknutscht!", mischte sich nun An ein. Und sie wusste hundertprozentig, dass mir das total peinlich war. Wie sehr ich meine Freundinnen doch manchmal liebte!
„Tja, schön wärs gewesen! Aber da Sirius es für nötig hielt uns mitzuteilen, dass es Mittagessen gab, ist es wohl nicht dazu gekommen!", beschwerte sich mein Freund weiter. Und bei mir weiteten sich die Augen. Er wollte knutschen? Also nicht das ich das nicht nicht toll fand. Aber irgendwie kam das überraschend. Total überraschend. Schließlich waren wir erst einen Tag zusammen. Natürlich sind wir dadurch, dass wir wahrscheinlich länger als die meisten Paare heutzutage, warteten, recht weit. Doch verursachte es trotzdem, dass meine Wangen knallrot wurden.

Und alle am Tisch lachten. Naja, abgesehen von James und mir. James, weil er sich noch immer über seinen besten Freund ärgerte und ich, weil mir das ganze irgendwie peinlich war. Und ob unsere Freunde nun lachten, weil James sich so aufregte, oder weil ich knallrot war, war mir auch nicht ganz klar.

„Und? Was habt ihr heute noch so vor?", versuchte Remus ein möglichst normales Gespräch, nach dieser unglaublich peinlichen Situation anzufangen. Glücklicherweise. Doch da hatte er wohl nicht mit Hestia gerechnet. Denn obwohl ich mich gerade dazu äußern wollte, kam sie mir hämisch grinsend zuvor.
„Naja was wohl, die nicht erreichte Knutscherei beenden.", lächelte sie mich gehässig an. Jap, und sie hatte erreicht, was sie wollte. Ich wurde wieder mal rot. Und die anderen lachten wiedermal. Naja, abgesehen von James und mir mal wieder. Denn James war es gerade, der Hestia mit Blicken tötete und mir einen Arm um die Hüfte legte. Schon allein bei seiner Berührung und dem Beschützerinstinkt, welcher sich bei ihm gezeigt hatte, begann mein Herz wieder wie wild zu pochen.
„Also wir wollten Hagrid einen Besuch abstatten.", erwiderte ich, den Kommentar von Hestia möglichst ignorierend. Neben mir merkte ich, wie James es mir einem Nicken bekräftigte.
„Genau. Und ihr?", fragte er weiter in die Runde. Zum Glück entfernten wir uns so von dem unglaublich unangenehmen Thema Knutschen. Ja, irgendwo war ich nun mal verklemmt.

„Ich werde Sirius suchen. Und versuchen, dass er aus seinem Versteck hervorkommt. Mal schauen was dann.", zuckte Hestia nun mit den Schultern. Auch, wenn ich jetzt ebenso gehässig etwas darauf erwidern konnte, ließ ich es lieber. Am Ende kam es wieder zu James und mir.
„Ich werd mich in die Bibo setzten und schon mal mit dem Aufsätzen anfangen. Dann kann ich morgen endlich mal wieder ausschlafen.", meinte An selig lächelnd. Oh ja, gerade bei ihr kam der Schlaf in letzter Zeit viel zu kurz. Bei sich zu Hause war sie mit ihrem Cousin beschäftigt gewesen, welcher es liebte früh aufzustehen. Und dann war diese Woche ja Schule gewesen. Ich gönnte es ihr ungemein mal ausschlafen zu können. Sie sah schon die ganze Woche unglaublich fertig aus.
„Cool. Peter und ich wollten nach Wintergewächsen schauen gehen. Das Projekt in Kräuterkunde, welches uns beiden aufgehalst wurde, auf Grund von einer super Zusammenarbeit, musste auch fertig werden. Manchmal frag ich mich echt ob die Lehrer denken wir hätten zu viel Freizeit.", meckerte Remus und erinnerte so alle an die amüsante Szene im Kräuterkundeunterricht letztens. Verständlich nickten wir, ehe wir uns anderen Themen widmeten. Hauptsache das Thema kam nicht wieder zum Knutschen oder so. So lang ich da nicht drüber reden musste, war alles super.

„Oh, hallöchen. Die Werten Schülersprecher. Womit habe ich denn diese Ehre verdient?", begrüßte uns Hagrid wie immer fröhlicher Laune. Grinsend traten wir ein und setzten uns auf die angebotenen Plätze. Lächelnd und ohne Nachfrage reichte er uns jeweils einen Tee, ehe auch er auch zu uns setzte.
„Wir wollten dich einfach mal wieder sehen.", meinte ich lächelnd und bekam den glücklichen Ausdruck in Hagrid's Augen zurück. Dabei glänzten seine dunklen Augen immer so, wodurch ich mich irgendwie auch immer gleich viel mehr freute.
„Schön. Bei euch gibts was neues, wie man so hört?", fragte er schmunzelnd. Ich tat mal so, als wäre ich unglaublich durstig und überließ das Sprechen mal meinem Freund.
„Joa. Könnte man so sagen.", vernahm ich, hörte jedoch schon irgendwo stolz aus seiner Stimme. Glaube ich jedenfalls. Hagrid blickte uns zufrieden an. Mit dieser Antwort schien er glücklich zu sein.
„Dann ist ein Glückwunsch fällig oder?", grinste er und zog mich ohne Vorwarnung als Erste in eine feste Umarmung. Lachend versuchte ich diese irgendwie zu erwidern, was jedoch wahrscheinlich scheiterte, da zwischen uns eben doch noch ein Tisch stand.

„Seit wann denn wenn ich fragen darf?", fragte er neugierig weiter, als er auch James wieder freigegeben hatte. Lächelnd beobachtete ich wie nun James derjenige war, der sich vorm Reden drückte und von seinem Tee trank. Doch trotzdem fand seine Hand den Weg zu meinem Oberschenkel. Diese Berührung löste wiedermal ein Brennen auf meiner Haut aus, doch verlieh es mir irgendwie auch Mut. Bisher hatten wir noch nicht wirklich darüber gesprochen, weswegen ich immer etwas verunsichert war.
„Seit gestern. Draußen vorm See.", erklärte ich kurz, konnte mir aber kein überglückliches Lächeln an die Erinnerung verkneifen. Viele zu schön war dieser eine Moment.
„Ach! Dann wart doch ihr das gestern!", meinte er fröhlich, weshalb sich James gerade herzlich verschluckte. Schon irgendwie belustigt, aber auch besorgt blickte ich ihn an, als er die Tasse auf den Tisch stellte und hustete. Um wenigstens so zu tun, als würde ich helfen, versuchte ich auf seinen Rücken zu klopfen. Das bisschen wozu ich im Stande war half zwar bestimmt nicht, aber man konnte ja so tun oder?
„Das hast du bei dem Schneesturm gesehen?!", fragte James noch immer hustend und entsetzt. Bei diesem Schock in seinem Gesicht musste zum Glück nicht nur ich lachen. Klar war es mir unangenehm, wenn ich daran dachte, dass Hagrid das vielleicht alles gesehen haben könnte, aber war die entsetzte Miene meines Freundes noch viel besser.

„Nein, nein, keine Sorge, ich habe nicht gesehen was ihr da so gemacht habt. Nur wie ihr zurück zum Schloss seid.", meinte Hagrid. Und irgendwie verschlug es mir bei seinem Gesichtsausdruck die Sprache. Nie hatte ich gedacht, dass er anzüglich schauen könnte. Doch schnell war diese Verwunderung dem Scham gewichen. Jap, und ich war schon wieder rot. Die Taten ja alle so, als würden wir sofort miteinander schlafen! Und ich wurde verrückt, weil ich bei jedem scheiß rot wurde!

„Achso, ja, naja, war ja dann doch recht kalt gestern.", versuchte nun auch James die unangenehme Stille zu umgehen. Und glücklicherweise stieg Hagrid auch bald darauf ein. So führten wir lachend das Gespräch fort, ehe es doch recht spät wurde und wir wieder in unsere Schulsprecherräume gingen.

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