153. Zur Not hab ich dich als Kuscheltier
Lily
Fragend blickte ich James noch immer an, als er mich hinter sich herzog. Wo wollte er denn bitte hin? Er steuerte die Wand neben der Küche an. Zunächst war das für mich eine einfache Wand. Zunächst. Denn sobald wir davor standen erkannte ich, dass es sich hier nicht nur um eine einfache Wand handelte. Es war sowas wie eine Leiter eingelassen, welche hinauf zu einer Falltür führte. Und jetzt hatte er meine Neugierde geweckt. Interessiert blickte ich nach oben und blickte danach in das schmunzelnde Gesicht James'. Lächelnd blickte der eineinhalb Köpfe größere hinab. Seine Hand sendete im Sekundentakt Wärmewellen, welche meinen Körper geradezu verrückt machten. Und allein unter seinem Blick hüpfte mein Herz hin und her. Konnte ich nicht einmal normal unter seinem Blick bleiben? So vertrödeln wir doch immer nur Zeit! Doch irgendwie fand ich seine Augen einfach schöner...
Nach einer gefühlten Ewigkeit des Verlierens in seinen Augen räusperte ich mich etwas und blickte neugierig hinauf. James brachte es zum kurzen auflachen, ehe er kurzerhand ein paar Stufen nahm und die Klappe öffnete und wieder runter kam. Ja, irgendwann wollte ich dann doch gern wissen, was dort oben war...
„Darf ich bitten?", fragte er galant und deutete seine Hand als erste Stütze an. Hahaha, als würde ich darauf reinfallen! Also wirklich!
„Oh vergiss es Potter. Du kannst schön voran. Kaum das du mir auf den Hintern schaust!", entgegnete ich trocken, was James zum Lachen brachte, ehe er schlussendlich doch als Erster die Leiter hinauf kletterte. Und mal wieder war dieses Lachen so, so, ich weiß nicht. Jedenfalls machte es mich jedes Mal verrückt!
„Komm rauf.", vernahm ich James Stimme, als er aus meinem Sichtfeld verschwand. Mit einem mulmigen Gefühl griff ich nach der ersten Sprosse. Ich hasste die Höhe. Der einzige Grund weshalb ich das ganze mitmachte, war meine Neugierde. Schrecklich, wieso musste ich immer so neugierig sein?! Argh!
Bloß nicht nach unten schauen. Immer geradeaus oder nach oben. Nie nach unten. Und zum Glück hörte ich mal auf mich selbst. Ein Wunder!
Als ich den Kopf schon durch die Luke schieben konnte, erkannte ich eine große Halbkugel als Dach. Nur war das kein gewöhnliches Dach. Das Dach war aus Glas, wodurch man den Sternenhimmel wunderbar sehen konnte. Ein fettes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus, ehe ich James anstrahlte. Es war echt wunderschön hier oben. Wie oft hatte ich mir auch solch ein Zimmer vorgestellt? Abends im Bett liegen und den Sternen zu schauen. Lächelnd schaute ich wieder zu James. Er blickte eben so erfreut, wahrscheinlich weil es mir gefiel, und hatte schon die Hand helfend zu mir gewandt. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch immer auf dieser verfluchenswürdigen Leiter stand. Ich sollte seine Hand annehmen, sonst würd ich hier wahrscheinlich noch runterfallen. Und da war mein stolz von wegen, ich bräuchte keine Hilfe, wie weggeblasen. Dankend ergriff ich sie und nahm die letzten Sprossen der Leiter, ehe ich auch auf den Boden des Raumes trat.
Erst jetzt hatte ich auch einen Blick für den kleinen Raum unterhalb des Daches, welcher lediglich vom Mond beleuchtet wurde. Zwei große Betten standen in dem Zimmer und vereinzelte, meines Augenscheins selbstgebaute Regale waren am Rande des Daches angebracht. Bis auf Schulterhöhe, also bei mir, bei James war es Bauchhöhe, bestand der Raum aus dem selben Material wie unten. Darüber war die Glaswand. Und es war noch so schön. Alles wurde von einem heimlichen Licht erfüllt. Dem Licht des Mondes und der Sterne.
„So, und damit du keine Nackenstarre bekommst...", begann der Wuschelkopf neben mir lächelnd und schob mich Richtung des ersten Bettes. Er setzte sich als Erster und klopfte kurz darauf lächelnd neben sich. Sofort verstand ich und tat es ihm gleich. Früher hätte ich bei solchen Gesten gedacht, er wäre ein perverser oder so. Doch jetzt wusste ich, dass es nicht ansatzweise so gemeint war. Deshalb legte ich mich kurz drauf auch lächelnd auf den Rücken und genoss den Anblick über mir. Die Sterne strahlten so vor sich hin und waren prachtvoll wie eh und je.
James legte sich direkt neben mich und zog mich unerwarteter Weise mit seinen Armen zu sich, sodass ich mit meinem Kopf auf seiner Brust lag. Die nebenbei bemerkt unglaublich bequem war. Bei dieser Geste war mir rein gar nichts unangenehm. Ich fand es viel eher süß. Deshalb musste ich auch breit grinsen. Ich liebte es wie auch er meine Nähe zu suchen schien. Vor einem Jahr hätte ich jeden zusammengeschrien, wenn man mir von dieser Situation erzählt hätte. Doch nun wünschte ich mir nichts anderes.
Während ich das strahlende Himmelszelt über uns lachend beobachtete, strich James durch meine Haare. Jedes Mal durchfuhr mich ein Schauer, wenn er mit seinen Fingern durch sie fuhr. Ich liebte seine Nähe. Das zarte streicheln, der Arm, welcher noch immer um meinen Bauch geschlungen war. Mein Oberkörper, welcher auf seiner Brust lag. Sein regelmäßiges Atmen, welches seine Brust zum heben und senken brachte. Ich genoss das alles so sehr. Wie sehr ich mir das für immer wünschte. Wie sehr ich jetzt einfach hier bleiben wollen würde. Wie sehr ich wollte, dass die Zeit stehen blieb. Stehen blieb in diesem Moment. Diesem romantischen, zärtlichen und so schönen Moment. Doch wie oft hatte ich mir das schon gewünscht? Wie oft hatte ich eben dies gewollt? Im Endeffekt wusste ich nie, was als Nächstes kommt. Wusste nicht ob es jemals so bleiben würde. So schön und süß. Wusste nicht, ob es auch das war, was er sich wünschte.
„Darf ich dich was fragen?", vernahm ich die raue Stimme über mir. Beim sprechen vibrierte seine Brust so ungewohnt, doch irgendwie vertraut. Wiedermal durchfuhr mich ein Schauer. Diese Stimme war so anziehend.
„Etwa noch etwas?", fragte ich schmunzelnd und spürte das ungleichmäßige vibrieren seiner Brust. Wiedermal strich seine Hand durch mein Haar. Dies kleine Geste schien so normal, doch fühlte es sich nicht so an. Jedes Mal aufs neue war es anders. Schön anders.
„Hm.", vernahm ich sein leises Brummen. Lächelnd versuchte ich zu Nicken und wartete, in den Sternenhimmel schauend, auf seine Frage. In diesem Moment wäre jede Frage in Ordnung. Jede.
„Was wäre ich denn deines Erachtens für ein Quidditch-Jäger, wenn Hestia Kapitänin geworden wäre?", fragte er mit rauer Stimme leis. Augenblicklich begann ich herzlich zu lachen an. Als ob ihn diese Frage noch immer beschäftigen würde! Um ehrlich zu sein hatte ich über die Antwort auf diese Frage sogar schon nachgedacht gehabt. An die Erinnerung, wann dieses Gespräch entstanden war, bekam ich wieder Gänsehaut. Genauso wie damals im Schnee. Als wir uns so nahe wie noch nie gewesen waren. So nahe und doch so fern. Wie er Sirius mit seinen Blicken ermordet hatte. Dieses Bild würde wohl nie verschwinden. Viel zu amüsant, aber auch ärgerlich, war diese Szene doch irgendwie.
Anscheinend hatte James meine Gänsehaut bemerkt, denn sofort schien er wieder besorgt zu sein.
„Ist dir kalt?", fragte er mit fürsorglicher Stimme. Ja was sollte ich darauf wohl antworten? Wie hatte er das eigentlich mitbekommen? Ich trug doch einen Pulli. Wobei...ich hatte vorhin meine Ärmel hochgekrempelt. Super Lily! Schalt langsam doch mal dein Hirn ein!
Peinlich berührt zog ich diese runter und nickte beschämt. Ich hasste sowas. Wirklich. Wenn andere mitbekamen das mir beispielsweise kalt war. Genauso schlimm war es, wenn man mitbekam das ich Hunger hatte. Das war zwar jetzt nicht der Fall, aber trotzdem war mir das alles total unangenehm.
Ich spürte wie mich James leicht hochdrücke. Schnell erhob ich mich. Kaum das er unter meinem Gewicht keine Luft bekam. Das wäre ja noch schlimmer. James beim ersten Date sofort zu töten, war eigentlich nicht mein Plan.
Doch stattdessen zog er sich den Pulli aus. Und jetzt weiß ich nicht ob ich das gut oder schlecht finden sollte, dass er ein Shirt darunter trug...
Mein Blick von seinem etwas hochgerutschten Shirt abwenden schaute ich in James Gesicht. Er hatte sich auch erhoben und hielt mir seinen Pulli nun hin. Sollte ich den anziehen? Aber ich sollte doch nicht immer Sachen von ihm schnorren. Wobei ich auch deswegen einen dünneren Pullover angezogen hatte... Unbehaglich schaute ich zu James auf, welcher mich noch immer auffordernd ansah.
„Bei Merlin jetzt zieh ihn dir über. Ich hab genügend Pullover.", meinte er ohne Widerspruch in der Stimme. Noch immer unbehaglich griff ich etwas nach ihm und zog ihn mir kurz darauf über. Jedoch konnte ich mir ein fettes Grinsen während des überziehens, wo mein Gesicht nicht zu sehen war, nicht verkneifen. Viel zu schön war sein Duft. Der andere Pulli hat schon den Geruch von ihm verloren. Deswegen fand ich es umso schöner diesen jetzt zu tragen.
Sobald ich ihn angezogen hatte blickte ich jedoch wieder fragend zu James. Auch wenn ich mich bezüglich des Pullis freute, weckte es auch wieder das schlechte Gewissen in mir. Verflucht!
„Sicher? Du frierst doch jetzt bestimmt.", meinte ich und bekam das eigene Unbehagen nicht aus der Stimme. Lächelnd blickte er mich an und nickte entschieden. Wieso musste er immer so süß lächeln? Da konnte man doch nie widersprechen!
„Zur Not hab ich dich doch als Kuscheltier.", grinste er, was mir ein amüsierte Lachen entlockte. Dagegen hatte ich sogar nichts. Fürs kuscheln war ich immer zu haben. Da konnte ich seinem Herzschlag immer so gut hören und seinen Duft genießen.
„Danke.", meinte ich leicht lächelnd. Er winkte ab und zog mich wieder auf seine Brust, nachdem er sich aufs Bett hat fallen lassen. Lachend ließ ich es geschehen und genoss nun seine beiden starken Arme um mich, welche mich fest an ihn drückten. Wie sehr ich diesen Moment doch genoss.
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