150. Warum sollte man also damit aufhören?

James

Eine ganze Weile hatten wir hier gesessen und uns den Sonnenuntergang angeschaut. Ich jedoch nur zur Hälfte. Ihr glückliches Lächeln war viel zu schön, als das man dem weniger Beachtung schenken konnte, als dem Sonnenuntergang.
Bis das Sonnenlicht komplett verschwunden war und der Mond nun geheimnisvoll die Baumwipfel beleuchtete, saßen wir schweigend nebeneinander. Auch wenn es vielleicht nicht den Vorstellung eines romantischen Sonnenuntergangs Lily's entsprach, wirkte sie glücklich. Glücklich und zufrieden. Ebenso wie ich. Nie hätte ich es mir erträumen lassen, dass sie einmal in meinen Armen einen so schönes Sonnenuntergang genießen würde. Noch jetzt schien es mir wie ein Traum zu sein. Wie Lily mit all ihrer Vollkommenheit ihren Kopf auf meiner Brust abgelegt hatte und freudig lächelte. Ein Traum, der kein Traum mehr zu sein schien.

„Hast du Hunger?", war das erste was ich in die Stille hinein fragte. In die Stille, die vollkommen von ihr selbst eingenommen wurde. Eine Frage, die so normal und gewöhnlich war, doch ganz anders in dem von ihr erfüllten Moment rüber kam. Auch wenn ich total entspannt und fröhlich war, ließ das Kribbeln in meinem Bauch nicht eine Sekunde nach. Das kribbeln, welches eigentlich schon normal geworden sein musste. Doch so war es nicht. Es war alles andere als normal und monoton. Noch immer war es besonders und aufregend. Und ich wusste, dass es niemals monoton werden konnte. Denn dieses bestimmte Kribbeln, wurde nur von einer Person ausgelöst. Nämlich von dem Mädchen vor mir. Von Lily Evans.

„Ein wenig.", gab die Schönheit vor mir zu und drehte ihr außergewöhnlich hübsches Gesicht zu mir. Wiedermal verzauberte mich ihr Lächeln und das glänzen in ihren Augen war unbeschreiblich verblüffend. Noch immer wusste ich nicht, was sie mit mir anstellte. Doch war es mir so langsam egal, was sie mit mir anstellte. Das einzige was ich wollte war, dass sie niemals damit aufhören würde.

Lächelnd blickte ich ihre bildhübsches Gesicht zurück und löste meine Hand von ihrem Oberarm, um sie kurz darauf sachte auf ihre Wange zu legen. Ihrer so weichen und warmen Wange, welche perfekt in meine Hand zu passen schien. Ihr Lächeln wurde breiter. Genauso wie meines. Meines, weil es immer noch surreal war, dass sie meine Hand nicht wegschob oder sich davon entfernte. Weil sie es zuließ.
„Wenn du möchtest können wir was kochen.", lächelte ich sie an und hoffte, dass ich mit diesem Punkt richtig lag. Ich wusste, dass sie das kochen liebte. Und genau deswegen hoffte ich, dass es ihr nichts ausmachen würde, wenn wir gemeinsam kochen würden. Wie gesagt, sie war etwas besonderes. Ein bestelltes Essen wäre bei einem Date nicht ihr Stil. Jedenfalls glaubte ich das.

Das Strahlen in ihren Augen wurde stärker und wurde von ihrem überdachten, aber auch überzeugten Nicken nur noch verstärkt. Fast vor Glück Lachen musste ich nach dieser freudigen Reaktion. Bei ihrem breiten Lächeln machte mein Herz wieder einen Hüpfer und meine Nackenhaare stellten sich wieder auf. Dieses Mädchen war einfach unglaublich.

Langsam löste sie sich aus meinem Arm. Auch wenn ihre Wärme mich, durch das vermeintliche abwenden, verließ, wurde das kribbeln in meinem Körper nur noch stärker.
„Was hatte denn der Herr vor zu kochen?", fragte sie mit einem Hauch Frechheit in der Stimme. Amüsiert begann ich zu lachen und bewegte mich nun auch von der Couch. Dafür liebte ich sie. Für ihre unbeschwerte und fröhliche Art. Ihre Art jedem ein Lächeln zu entlocken. Ihre neugierige und sogleich interessante Art.

Lächelnd griff ich wieder nach ihrer Hand, welche ich nie loslassen wollte. Zog sie mit mir zu der kleinen Küchenzeile und drehte mich vor dem Kühlschrank grinsend um. Noch immer lag ihr neugieriger Blick auf mir und verursachte vereinzelte Schauer, welche mir vertraut über den Rücken liefen.
„Rate.", meinte ich schlicht und neigte den Kopf interessiert etwas zur Seite. Wie gern ich jetzt wüsste was sie dachte. Was in ihrem ausgeklügelten und wunderschönen Kopf vorging.
Ein belustigtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Ein Lächeln, welches von Freude und wohltun zeugte.
„Ok. So schwer sollte das ja nicht sein.", grinste sie hämisch. Das dachte sie jedenfalls. Als würde ich etwas 0815 mäßiges mit ihr kochen wollen. Lang hatte ich überlegt gehabt, was wohl einfach, jedoch auch spaßig sein würde. Was ihr gefallen würde.
„Bestimmt Kartoffelbrei.", grinste sie wissend. Doch das stimmte nicht. Gewinnend schüttelte ich den Kopf. Und ihre Überraschung in den Augen war es alle mal wert etwas länger über das Gericht nachgedacht zu haben.
„Nein?", fragte sie überrascht. Belustigt schüttelte ich den Kopf und bekam ein verwundertes lachen zu hören, ehe sie weiter überlegte. Und wie ich dieses Lachen liebte!
„Dann aber bestimmt Schnitzel.", meinte sie lächelnd. Ja, gut ok, ganz konnte ich nicht darauf verzichten...

„Jap. Schnitzelinis mit Schwarzwurzeln, Tomaten-Basilikum-Soße und Spaghetti.", grinste ich. Hauptsächlich hatte ich nach einem Gericht mit Basilikum gesucht. Ich wusste, dass es ihr Lieblingkraut war. Also warum sollte ich es dann nicht auch beim kochen verwenden?
Lily begann amüsierte zu lachen und ließ mich wieder ihr glockenhelles Lachen hören. Jedes Mal wenn sie so schön lachte ging mir das Herz auf und das kribbeln in meinem Bauch wurde stärker. Nur sie hatte solch eine Wirkung auf mich. Und es war jedes Mal schön, wenn sie sowas in mir auslöste.
„Ganz kannst du eben doch nicht aus deiner Haut.", kommentierte Lily lächelnd und mit strahlenden Augen. Am liebsten würde ich mich wieder in ihren verlieren, doch würden wir dann garantiert nicht mehr zum Essen kommen.

„Hey, die sind in dem Rezept ja nicht mal paniert!", verteidigte ich mich schmollend und öffnete den Kühlschrank, um die gekauften Zutaten rausnehmen zu können. Wieder erklang das helle Lachen der Rothaarigen hinter mir und bescherte mir mal wieder eine angenehme Gänsehaut. Wenn sie doch nur wüsste, wie sehr ich es liebte sie lachen zu hören. Ihr helles und fröhliches Lachen, welches immer wieder den gesamten Raum erhellte und das Leben lebenswert machte.

„Also, was ist denn zu tun Chefkoch Potter?", fragte sie voller Tatendrang und stellte sich neben mich an die Arbeitsplatte. Lächelnd blickte ich auf und musterte sie von der Seite, wie sie das Rezept und die Zutaten durchging. Ihr konzentrierter Blick war nur zu süß. Wie ihre Augen über die Zeilen des Rezepts huschten und sie ihre Lippen verstehende aufeinander presste. Wie oft hatte ich sie schon so beobachtet? In wie vielen Stunden, Arbeiten und Prüfungen? Doch nie war es langweilig gewesen. Immer wieder war mir etwas Neues aufgefallen. Wie sie bei Prüfungen immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen trug, wenn sie die Antwort auf eine der Fragen wusste. Wie sie die Stirn krauste, wenn sie etwas nochmals lesen musste, um es zu verstehen. All diese kleinen Dinge verzauberten mich immer wieder aufs neue und waren alles andere als langweilig.

„Lässt der Chefkoch etwa wieder alles die anderen machen?", fragte die Schönheit gerade lächelnd neben mir, als sie schon dabei war, den ersten Schritt auszuführen. Etwas erschrocken darüber, dass sie schon fertig war mit lesen, fing ich mich kurz darauf wieder und erwidere ihr lächeln.
„Na das kannst du aber vergessen. Am Ende sind die Schwarzwurzeln noch versalzen.", neckte ich die neben mir stehende grinsend und griff noch vor ihr, nach dem Gemüse. Lachend verschränkte sie die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen in die Höhe. Und das war auch so typisch Lily. Immer wenn sie etwas skeptisch gegenüber war oder man sie für Unfähig gegenüber etwas hielt, hatte auch sie einen arroganten Blick drauf. Doch war das keines Wegs schlimm, viel eher amüsierte es mich. Damals hatte ich immer so viel dafür gegen, sie so blicken zu sehen. Wie oft ich sie doch geärgert hatte, nur um ihren so konterlustigen Ausdruck im Gesicht zu sehen.
„Dann solltest du die Schwarzwurzeln garantiert nicht salzen.", erwiderte Lily kurz darauf, ließ mich aber machen. Ja, vielleicht sollte ich die wirklich nicht salzen, aber nun konnte ich schlecht einen Rückzieher machen.

Lächelnd redeten wir amüsiert über alles mögliche. Hier und da war auch mal ein gehässiger Spruch dabei, doch war es von beiden Seiten nie böse gemeint. Auch wenn wir uns nun super verstanden, konnten wir nun mal diese eine Gewohnheit nicht ablegen. Viel zu schön waren doch die ganzen Wortgefechte, haben sie doch den Großteil unseres Lebens eingenommen. Warum sollte man also damit aufhören?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top