148. Was hat er geplant?

Lily

Wir bogen in die nächste Straße ein und ich hielt mich gleich irgendwie näher an James. Dieses ganze pass-bloß-auf-Ding weil mein Vater zugeschaut hat war echt nervig. Ich fragte mich echt was sein Problem war. James war mindestens genauso die Aufpasserperson wie er. Wenn nicht sogar mehr.
„Was auch immer mein Vater mal wieder gelabert hat: Es tut mir leid. Vergiss es einfach.", meinte ich peinlich berührt, an die Erinnerungen, was er wohl alles erzählt hatte. Neben mir vernahm ich ein leichtes amüsiertes auflachen. Scheu schaute ich auf und begegnete dem lächelndem Blick von James. Seinem so warmen und liebevollen Blick.

„Alles gut Lily. Er ist dein Vater.", erwiderte er schmunzelnd, kurz meine Hand drückend. Leicht lächelte ich zurück, konnte mir aber kein Augen verdrehen verkneifen. Trotzdem hatte er nicht das Recht sowas zu machen. Also meiner Verabredung irgendein scheiß einzureden oder so.
„Er sollte mal mit dem ganzen Zeug aufhören. Als wär ich ein kleines Kind.", beschwerte ich mich und bekam wieder sein raues lachen zu hören. Wir bogen in eine abgelegenere Straße ein und James löste seine Hand aus meiner. Anfangs stimmte es mich traurig, doch dann merkte ich, wie er seinen Arm sofort um meine Hüfte legte. Ein Kribbeln durchfuhr mich und das Lächeln auf meinen Lippen wurde breiter. Es war schön in seiner Nähe. Sehr schön.

„So, und was machen wir heute?", fragte ich neugierig. Seit Tagen fragte ich mich die gleiche Frage und heute würde ich wohl bestimmt eine Antwort drauf bekommen. Ich blickte zu James auf, welcher amüsiert lächelte und wieder den Handschuh vom letzten Mal hervorzog.
„Lass dich überraschen.", erwiderte er darauf und hielt mir den Handschuh entgegen. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Wieso musste aus allem denn immer solch ein Geheimnis gemacht werden?

James blieb stehen, drehte sich mehr zu mir und umarmte mich mit einem Arm. Lächelnd verlor ich mich wieder in seinen Augen. Wärmeschauer überkamen mich und mein Herz begann wieder schneller zu klopfen. Sein Duft bahnte sich ihren Weg in meine Nase. Genießend zog ich ihn ein. Wie ein Droge. James war fast wie eine Droge. Bei diesem Gedanken und nur in James Haselnuss braune Augen blickend, spürte ich das unangenehme Gefühl des Apparierens. Doch war es nur halb so schlimm, denn das Einzige was sich nicht zu ändern schien, waren seine warmen Augen. Seine Augen, die so herzerwärmend und behutsam waren. Jedes Mal wenn ich in seine Augen blickte, bekam ich Angst, dass meine Beine nachgaben.

Und genau das passierte auch, als wir wieder hart auf dem Boden aufkamen. Zu vertieft war ich in den Augen James' gewesen, als das ich mich auf einen festen Stand vorbereiten konnte. Plötzlich landeten wir wieder in der Realität und ich verlor das Gleichgewicht. Zum Glück spürte ich kurz darauf den starken Arm von James, welcher mich sofort wieder an sich drückte. Dankend blickte ich wieder in seine Augen und die kurzzeitig verschwundene Seifenblase war wieder da.

„Du solltest dein Gleichgewicht mal unter Kontrolle bekommen, meinst du nicht?", zwinkerte er spaßig. Haha, wirklich witzig. Ich musste grinsen, löste mich etwas aus der Umarmung und schlug ihm gegen die Schulter. Was nicht besonders viel brachte, aber trotzdem!
„Hahaha, sehr witzig Potter.", erwiderte ich ebenso munter wie er. Gemeinsam mussten wir wieder kurz lachen, ehe ich mich vollkommen aus seiner Umarmung drehte. Mein Blick schweifte durch die Umgebung und ich konnte kein Staunen verhindern. Wir waren mitten auf einen kleinen Trampelpfad im Wald, neben einem Fluss appariert. Erstaunlicher Weise war dieser noch nicht zugefroren, doch glänzte alles weiß.

„Das ist echt schön hier.", lächelte ich ihn breit an. Ich hatte mit vielem gerechnet, nur nicht mit dem. Das er wusste, dass ich die Natur so liebte, war mir bisher noch nicht allzu klar gewesen. Deswegen hätte ich eben damit überhaupt nicht gerechnet.
„Ja, fand ich auch. Komm mit. Wir müssen da lang.", deutete er den Trampelpfad entlang. Seine Hand fand wieder meine und seine markante Wärme durchströmte mich wieder. Langsam schlenderten wir am Fluss entlang und lauschten dem Rauschen dessen. Vereinzelt waren Vögelgesänge zu vernehmen, ebenso wie das leise Rascheln im Wald von den Tieren. Normalerweise hätte ich vor letzterem Angst gehabt, doch durch James genoss ich dieses Geräusch sogar irgendwie. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich mich bei ihm sicher fühlte, oder das ich wusste, dass er sich auch in eines dieser Tiere verwandeln konnte.

„Ist es hier nicht so kalt gewesen, oder warum ist der Fluss nicht zugefroren?", fragte ich in die angenehme Stille hinein. Als ich zu ihm aufschaute merkte ich erst, dass er mich die ganze Zeit gemustert zu haben schien.  Ein breites Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich den verträumten Blick seitens James erkannte. Langsam klärten sich seine Augen wieder und er schien verstanden zu haben was ich gefragt hatte.
„Ja, eigentlich hatte ich gedacht hier wäre es sogar kälter gewesen. So hätten wir, beziehungsweise du, auf dem Fluss rüber fahren können. Aber so ist es ja auch in Ordnung oder?", meinte er verunsichert. Mal wieder kratzte er sich am Hinterkopf und lächelte mich schief an. Es war einfach zu schön ihn verlegen und verunsichert zu sehen.
„Sehr schön. Ich mag es hier. Alles kommt so mystisch und märchenhaft rüber.", meinte ich lächelnd. Eigentlich auch irgendwo romantisch, aber das traute ich mich nicht zuzugeben. Sein verunsichertes Lächeln wandelte sich wieder und nahm nun ein zufriedenes an. Und da war es wieder, dieser glückliche Ausdruck in seinen Augen. Wie ich diesen Ausdruck doch liebte. So vertraut und nah.
„Außerdem kommen wir so viel schneller voran als auf Schlittschuhen, meinst du nicht?", hing ich gehässig ran und begegnete dem gespielt eingeschnappten Blick von James. Jedoch musste auch er leicht grinsen.
„Ich kann ja nicht in allem perfekt sein. Sonst hättest du ja gar nichts mehr worin du glänzen könntest.", konterte er ebenso frech. Ich musste amüsiert lachen und beließ es diesmal jedoch dabei.

Die Natur betrachtend kuschelte ich mich beim Gehen näher an ihn heran und er legte sofort seinen Arm um mich. Wenn man uns so sähe würde man meinen, wir wären ein Pärchen. Dabei war es nicht einmal so. Doch die Vorstellung war schon schön. Abends in irgendeinem Park so rumlaufen, wäre doch wunderschön.
James lehnte seinen Kopf an meinen und flüsterte mit seiner rauen Stimme: „Ist da etwa jemandem kalt?" Lächelnd überlegte ich was ich antworten sollte. Eigentlich war mir ja nicht kalt, aber ihm sagen, dass ich nur seine Nähe suchte, würde ich auch nicht. Also nickte ich leicht, was dem Größeren ein leichtes Lachen entlockte. Das vibrieren seiner Brust spürte ich zwar nur leicht, doch löste es in mir wieder Freude aus. Lächelnd blickte ich zu ihm auf und begegnete dem warmen Blick von James. Seine Augen glänzten und ich begegnete den liebevollen, aber auch sorgenvollen Ausdruck in seinen Augen.
„Wir sind ja gleich da.", erklärte er lächelnd, mir an der Wange entlang streichelnd. Wieder hinterließ es ein angenehmes und wohliges brennen auf den Stellen wo er seine Hand hatte. Was machte er bloß mit mir?

„Wo denn?", fragte ich interessiert und brachte James zum schmunzeln.
„Wirst du schon noch sehen.", erwiderte er. Meine Güte! Man konnte es auch übertreiben! Ich verdrehte die Augen und blickte wieder nach vorn. Aber gut, ich würde es ja schon noch gesagt bekommen.

Nach weiteren Minuten, in denen wir ausgelassen geredet hatten, lichtete sich der Wald und ich erkennte am Ende, dass der Fluss in etwas großem mündete. Interessiert musterte ich es weiter und erkannte nach einiger Zeit einen großen See. Er war nicht so groß wie der in der Nähe von James Haus, doch war es ebenso schön hier. Der See war von einer dünnen Eisschicht belegt und glänzte in der leichten Wintersonne wunderschön. Als wir ganz aus dem Wald traten, erblickte ich das schneebedeckte Ufer, welches im Sonnenschein zauberhaft schimmerte. Mein Blick schweifte staunend weiter und ich erkannte rund zweihundert Meter weiter ein kleines Häuschen. Aus dem Schornstein stieg leichter Rauch heraus und verschönerte das Bild nur noch mehr.
Staunend war ich stehen geblieben und musterte das Bild vor mir begeistert. Das hier gab wirklich ein romantisches Bild ab. Der glänzende See im Vordergrund, umgeben von schimmerndem Schnee, der angehende Sonnenuntergang und das kleine Häuschen am Rande. Wie eine winterliche Schneelandschaft auf einem Bild.

„Komm. Es sieht zwar wunderschön aus, aber du willst doch bestimmt kein Eisklotz werden.", scherzte er und zog mich mit sich Richtung des kleinen Häuschens. Widerwillig löste ich mich von dem schönen Bild der Natur und erblickte sogleich ein viel schöneres. Das des Junges vor mir. James Gesicht lächelte mich liebevoll an und lief mit leuchtenden Augen vor mir her.
„Außerdem ist der Sonnenuntergang viel schöner, wenn man ihn im warmen auf einer Couch genießen kann.", hing er an und brachte mich zum Lachen. Ich lief ihm hinterher und ließ seine Hand nicht einmal los, als er die Tür aufschloss. Und nun stieg meine Vorfreude nur noch mehr. Was er wohl geplant hatte?

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